Honigkosmetik: Die Wirkung von Bienenprodukten unter der Lupe
Bienenprodukte erfreuen sich in der Kosmetik- und Gesundheitsbranche großer Beliebtheit. Gelée Royale und Propolis werden als Stärkungsmittel für das Immunsystem angepriesen, während Manuka-Honig Entzündungen heilen soll. Doch was steckt wirklich hinter diesen Behauptungen?
Manuka-Honig: Ein teures Wundermittel?
Manuka-Honig stammt aus den Bergregionen Neuseelands, wo die Südseemyrthe wächst. Die Maori nutzten Blätter und Rinde dieser Pflanze traditionell zur Wundheilung. Bienen, die den Nektar der Südseemyrthe sammeln, produzieren den begehrten Manuka-Honig. Sein besonderes Merkmal ist der hohe Gehalt an Methylglyoxal (MGO), der bei der Umwandlung des Nektars im Darm der Biene entsteht.
Normaler Honig enthält ebenfalls Methylglyoxal, jedoch in deutlich geringeren Mengen. Während gewöhnlicher Honig etwa 5 Milligramm MGO pro Kilogramm aufweist, kann Manuka-Honig 650 Milligramm pro Kilogramm und mehr enthalten.
Wissenschaftliche Erkenntnisse zur Wirkung von Manuka-Honig
Ob Manuka-Honig bei innerlicher Anwendung tatsächlich Entzündungen oder andere Beschwerden lindern kann, ist wissenschaftlich nicht ausreichend belegt. Die antibakterielle Wirkung gegen bestimmte Keime konnte bisher nur in Zellkulturversuchen im Labor nachgewiesen werden.
Gut belegt ist jedoch die antibakterielle Wirkung von Manuka-Honig bei äußerlicher Anwendung zur Wundheilung. In Neuseeland hat die Entdeckung des Methylglyoxals einen regelrechten Boom ausgelöst, von dem die Hersteller profitieren. Allerdings lässt sich der Stoff auch künstlich herstellen, was zu Honigfälschungen führt.
Lesen Sie auch: Gesundheitliche Lage von Heinz Hoenig im Detail
Jährlich werden in Neuseeland etwa 2.000 Tonnen Manuka-Honig geerntet. Nicht alle Manipulationen können durch Labortests aufgedeckt werden.
Skepsis gegenüber Manuka-Honig als Allheilmittel
Georg Lauer, ein Hobbyimker aus Nunkirchen, steht dem Hype um Manuka-Honig skeptisch gegenüber. Er führt den Erfolg vor allem auf gute Werbung zurück, da der Honig aus der Südseemyrte als Alternative zu Antibiotika angepriesen wird. Lauer betont, dass jeder Honig eine gesundheitsfördernde Wirkung hat: Honig auf der Haut spendet Feuchtigkeit und macht sie geschmeidig, während er auf Wunden oder Entzündungen die Ausbreitung von Bakterien und Pilzen verhindert.
Gelée Royale: Nahrung für die Königin - auch für den Menschen?
Gelée Royale ist die spezielle Nahrung, mit der ausschließlich die Bienenkönigin gefüttert wird. Sie lebt dadurch etwa 40-mal länger als gewöhnliche Arbeitsbienen und legt am Tag bis zu 3.000 Eier. Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln versuchen, diese Wirkung auf den Menschen zu übertragen und bieten Gelée Royale in Trinkampullen oder Kapseln an.
Fehlende wissenschaftliche Grundlage für gesundheitsbezogene Aussagen
Behauptungen, der Verzehr von Gelée Royale könne das Immunsystem stärken, die Lebenserwartung verlängern oder die Fruchtbarkeit erhöhen, entbehren jeder wissenschaftlichen Grundlage. Hersteller greifen daher oft zu dem Trick, Vitamine hinzuzusetzen, für die bestimmte Gesundheitsaussagen auf der Verpackung erlaubt sind.
Die Gewinnung von Gelée Royale ist sehr arbeitsintensiv und lohnt sich in Europa kaum. Der Stoff wird hauptsächlich in Asien gewonnen, jedoch sind Bienenprodukte von dort immer wieder durch Rückstände von Arznei- oder Pflanzenschutzmitteln aufgefallen. Hinzu kommt, dass die Gewinnung von Gelée Royale das Bienenvolk in eine extreme Stresssituation versetzt.
Lesen Sie auch: Herstellungsprozess von Blaue Biene Honig detailliert erklärt
Vorsicht bei Allergien
Empfindliche Menschen, die an Atopie oder Asthma bronchiale leiden, sollten bei Produkten mit Gelée Royale extrem vorsichtig sein, da es zu schweren allergischen Reaktionen führen kann.
Propolis: Das Kittharz der Bienen - ein Alleskönner?
Um zugige Ritzen und Spalten im Bienenstock abzudichten, stellen Bienen Propolis her, eine Substanz aus verschiedenen Baumharzen, Pollen, Wachs und ätherischen Ölen. Propolis wird auch zum Auskleiden der Waben verwendet. Aufgrund dieser Eigenschaften hat die Alternativmedizin Propolis für sich entdeckt. Auch Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln, Arzneimitteln, Sprays oder Salben sind auf den Zug aufgesprungen.
Mangelnde wissenschaftliche Belege für die Wirksamkeit
Bislang gibt es keine wissenschaftlich anerkannten Studien, die Hinweise darauf geben würden, dass Propolis in Nasensalben oder -sprays gegen Infekte bei Menschen hilft. Genauso wenig ist belegt, dass Propolis als Tinktur oder in Kapseln gegen Grippe- oder Darminfekte wirkt.
Mögliche Risiken und Nebenwirkungen
Es ist möglich, dass Bienenprodukte wie Propolis oder auch Gelée Royale giftige Pyrrolizidinalkaloide enthalten. Das sind natürliche Inhaltsstoffe verschiedener Pflanzen, die beim Menschen das Erbgut schädigen und Krebs hervorrufen können. Noch ist zu wenig über mögliche Risiken von Propolis bekannt, daher sollten Schwangere und Stillende das Bienenprodukt besser ganz vermeiden. Hinzu kommt, dass Propolis ein hohes allergisches Potenzial besitzt.
Honig in der Kosmetik: Mehr als nur ein süßer Zusatz
Honig und andere Bienenprodukte sind beliebte Inhaltsstoffe in Kosmetika, da sie gegen Zeichen der Hautalterung und gegen Krankheiten helfen sollen. Naturprodukte in der Kosmetik boomen, und Honig und seine Nebenprodukte gehören zu den Ingredienzen, auf die viele Hersteller von Pflegeprodukten nicht verzichten möchten.
Lesen Sie auch: Natürliches Heilmittel bei Erkältung
Traditionelle Anwendung von Honig in der Körperpflege
Honig ist aufgrund seiner beruhigenden und teilweise heilenden Wirkung schon lange als wohltuender Zusatz in der Körperpflege bekannt. Er wird seit längerem als wertvoller Inhaltsstoff in kosmetischen Produkten wie Körperlotionen, Badezusätzen, Gesichtspflege oder Shampoos verwendet.
Schon die Menschen in der Antike wussten um die heilende Wirkung von Honig. Hippokrates verwendete ihn zur Behandlung verschiedener Krankheiten, und der arabische Arzt Avicenna riet zu einer Speise aus Nüssen und Honig, um die Jugendlichkeit zu bewahren. Legendär sind auch die Milch-Honig-Bäder der ägyptischen Königin Kleopatra.
Die Wirkung von Honig auf die Haut
Die antibakterielle und heilende Wirkung von Honig macht ihn für Kosmetikprofis so interessant. Honig enthält neben unterschiedlichen Zuckerarten viele Vitamine, Mineralien, Aminosäuren und Spurenelemente wie Zink, das die Wundheilung fördert.
Die Vitamine C, E und Niacinamid sind als Antioxidantien in der Dermokosmetik nachweislich wirksam. Antioxidantien bekämpfen freie Radikale, die für die Hautalterung verantwortlich sind. Darüber hinaus hat Honig einen leicht sauren pH-Wert, der den hauteigenen Säureschutz stärkt. Honig wirkt besonders bei Entzündungen der Haut und bei Neurodermitis, da er eine Art desinfizierenden Stoff produziert, der reinigend und entzündungshemmend wirkt.
Ein Peeling aus Joghurt und Honig klärt den Teint und pflegt ihn gleichzeitig.
Gelée Royale in Anti-Aging-Produkten
Gelée Royale, der Futtersaft für Bienenköniginnen, findet sich vor allem in luxuriösen Anti-Aging-Produkten. Er ist reich an Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen und regt bei der Verwendung auf der Haut den Zellstoffwechsel und die Durchblutung an.
Bienengift in der Kosmetik: Ein kritischer Blick
Bienengift wird als Anti-Aging-Wirkstoff vermarktet, wobei die Moleküle, insbesondere das Peptid Melittin, zu groß sind, um in tiefere Hautschichten einzudringen. Viele Produkte nutzen Menthol oder Kampfer, um kurzfristig ein Gefühl von Wirkung zu erzeugen. Belastbare wissenschaftliche Nachweise fehlen bislang.
Melittin besitzt zwar entzündungshemmende und antioxidative Eigenschaften, kann aber nicht durch die intakte Hautbarriere dringen. Der behauptete Effekt, die Kollagenproduktion anzuregen und Falten zu glätten, bleibt reine Wunschvorstellung. Aussagen wie „Botox-Alternative“ oder „straffende Wirkung“ sind irreführend, zumal oft reizende Zusatzstoffe wie Kampfer oder Menthol lediglich ein oberflächliches Wärmegefühl erzeugen. Für Effekte auf Besenreiser oder Krampfadern gibt es bislang keine stichhaltige Studienlage.
Eine Studie von Erkoc et al. (2022) zeigt, dass Bienengift der Honigbiene - verglichen mit Wildbienen - sogar zellschädigender wirkt, wenn es denn überhaupt in die Zellen gelangt. Das gelingt nur über Injektion oder spezielle Technologien - keinesfalls durch gewöhnliche Cremes.
Die Anwendung von Bienengift in der Apitherapie
In der Apitherapie wird Bienengift gezielt injiziert, entweder durch gezielte Bienenstiche oder durch Injektion gereinigten Bienengifts mittels Spritze. Nur wenn die Haut aktiv durchstochen wird, gelangt Melittin ins Gewebe und kann dort entzündungshemmend oder schmerzlindernd wirken, etwa bei Rheuma oder Neuralgien.
Forschende arbeiten an Nanocarriern, winzigen Trägersystemen, die Melittin durch die Haut schleusen sollen, z. B. in Form von Liposomen oder Nanogelen. Solche Ansätze könnten die Wirkung tatsächlich verstärken, wären aber dann pharmazeutisch wirksam und damit zulassungspflichtig. Für kosmetische Produkte sind solche Technologien bisher nicht zugelassen. Zudem ist Melittin zelltoxisch und muss exakt dosiert werden, um unerwünschte Nebenwirkungen zu vermeiden.
Ethische Bedenken bei der Bienengift-Gewinnung
Bienengift wird im hier erforderlichen Maßstab ausschließlich durch elektrische Reize gewonnen. Dabei wird eine mit Mikrodrähten unter Spannung gebrachte Glasplatte verwendet. Bienen, die darüber krabbeln, werden unter elektrische Spannung gebracht, die sie zum Abgeben des Giftes reizt. Das Bienengift wird getrocknet und dann abgeschabt. Eine ethisch vertretbare Alternative gibt es nicht.
Studien zeigen, dass die wiederholte Bienengiftgewinnung durch Elektrostimulation zu verminderter Brutentwicklung, verkürzter Lebensdauer von Arbeiterinnen und gestörter Arbeitsteilung im Volk führen kann. Die Völker reagieren mit Stressverhalten, und die Vitalität nimmt messbar ab.
Kritik an irreführenden Aussagen zur Bienengift-Gewinnung
Einige Unternehmen behaupten, die Tiere würden ihr Gift „freiwillig“ abgeben, gleichzeitig aber zugibt, dass pro Saison nur ein Volk beansprucht werden kann. Dies widerspricht der Realität, dass Bienen durch elektrische Reize gezielt zur Giftabgabe provoziert werden. Dieses Verfahren ist weder „bio“ noch harmlos, sondern ein gezielter Eingriff, der Stress für das ganze Volk bedeutet.
Begriffe wie „nachhaltig“ oder „Bienenwohl“ werden hier inflationär gebraucht, ohne tatsächliche Substanz. Nachhaltig ist, was auf langfristige Schonung ausgerichtet ist - nicht auf Profit mit minimalem Kollateralschaden.
tags: #Honig #Kosmetik #Bienenprodukte #Wirkung


