Honig als potenzielles Mittel gegen Grauen Star: Was ist dran am Mythos?
Immer wieder tauchen Berichte über vermeintliche Wundermittel gegen Augenerkrankungen auf, oft in Form von Falschmeldungen in Illustrierten, Zeitschriften oder sozialen Medien. Auch Honig, insbesondere Manuka-Honig, wird in diesem Zusammenhang genannt. Dieser Artikel beleuchtet die Anwendung von Honig bei grauem Star und geht der Frage nach, ob Honig tatsächlich eine sinnvolle Therapieoption darstellt.
Manuka-Honig: Ein traditionelles Heilmittel
Manuka-Honig wird seit Jahrtausenden als Heilmittel eingesetzt. Die Manuka-Pflanze, auch Südseemyrte genannt, ist in Neuseeland heimisch. Bereits im 18. Jahrhundert beobachteten britische Botaniker, wie die Ureinwohner Neuseelands verschiedene Teile der Manuka-Pflanze zur Behandlung von Krankheiten nutzten und daraus Sud herstellten. Heute sind über 500 Rezepte für Manuka-Tinkturen, Salben und Honig bekannt.
Honig bei Augenentzündungen: Ein umstrittener Ansatz
Die Frage, ob Manuka-Honig bei Augenentzündungen helfen kann, wird immer wieder diskutiert. In einem Forum für Manuka-Honig fand sich folgendes Zitat eines Heilpraktikers: "Ich benutze den Honig für Behandlungen am Auge pur. Kleine Menge Honig mit dem Finger ins untere Lid, Auge schließen und durch Lid- und Augenbewegung schön verteilen. Das erfordert schon etwas Überwindung, es brennt kurz heftig, das Auge wird evtl. vorübergehend tiefrot und Tränen fließen reichlich, was dann für eine große Verdünnung sorgt."
Ob man sich bei Augenentzündungen Honig ins Auge schmieren möchte, ist Geschmackssache. Es ist verständlich, dass Betroffene sich an jeden Strohhalm klammern.
Honig bei degenerativen Netzhauterkrankungen: Keine wissenschaftliche Grundlage
Die Vorstellung, dass Honig bei degenerativen Netzhauterkrankungen eine heilende Wirkung haben könnte, ist aus anatomischer Sicht fragwürdig. Die Netzhaut ist die innerste Schicht des Auges. Damit der Honig die Netzhaut erreichen könnte, müsste er Hornhaut, Pupille und Linse durchdringen. Selbst wenn dies gelänge, ist es unwahrscheinlich, dass der Honig geschädigte Sehzellen reparieren könnte.
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Honig und seine potenziellen gesundheitlichen Vorteile
Honig statt Zucker könnte positive Auswirkungen auf die Gesundheit haben. Studien deuten darauf hin, dass Honig den Blutzuckerwert normalisieren und den Cholesterinspiegel positiv beeinflussen kann. Eine Forschergruppe aus Toronto analysierte 18 Studien mit insgesamt 1.105 Teilnehmern und fand heraus, dass Honig die Blutzucker- und Blutfettwerte senken kann. Ein weiterer interessanter Effekt war, dass in Laboruntersuchungen die Werte bestimmter Signalsubstanzen des Immunsystems erhöht waren, was darauf hindeutet, dass Bestandteile des Honigs die Immunantwort aktivieren und verbessern könnten.
Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass Honig nicht gleich Honig ist. Die beobachteten positiven Wirkungen auf die Gesundheit hängen von der Verarbeitungsmethode und der Blütenquelle des Honigs ab. Naturbelassener, ungefilterter Rohhonig und Kleehonig bewirkten die Senkung des Nüchtern-Blutzuckerspiegels, während Kleehonig und Robinienhonig das Gesamtcholesterin, das LDL-Cholesterin und die Nüchtern-Triglyceride senkten.
Honig hat eine komplexe Zusammensetzung und besteht zu etwa 80 Prozent aus Zucker, darunter seltene Einfachzucker. Er enthält auch organische Säuren, Mineralien, Vitamine, Enzyme, Eiweiße, Aminosäuren und bioaktive Substanzen.
Grauer Star (Katarakt): Ursachen, Symptome und Behandlung
Beim Grauen Star trübt sich die Augenlinse, was zu einer Verschlechterung des Sehvermögens führt. Die medizinische Bezeichnung für Grauen Star ist Katarakt. Meist sind beide Augen gleichzeitig oder nacheinander betroffen.
Die Linsentrübung verursacht je nach Stadium unterschiedliche Symptome. Zu Beginn der Erkrankung verschlechtert sich das Sehen schleichend, und das Gesehene erscheint wie durch einen Nebel. Im Laufe der Zeit wird der Nebel dichter, Farben, Kontraste, Konturen und die räumliche Wahrnehmung lassen nach. Im Spätstadium kann der Graue Star das Sehen so stark beeinträchtigen, dass die Betroffenen in nahezu allen Lebensbereichen eingeschränkt sind.
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Die häufigste Form ist der Altersstar (Cataracta senilis), der in der Regel ab dem 60. Lebensjahr einsetzt. Es gibt aber auch angeborene Formen der Linsentrübung, die erblich bedingt sein oder durch Infektionen der Mutter während der Schwangerschaft verursacht werden können. Auch Allgemeinerkrankungen wie Diabetes mellitus, Medikamente oder Bestrahlung können zu einer Linsentrübung führen.
Bislang hilft gegen den Grauen Star nur eine Operation, bei der die getrübte Linse durch eine Kunstlinse ersetzt wird.
Medikamentöse Therapie des Grauen Stars: Hoffnung in der Forschung
Forscher haben jedoch einen Wirkstoff entdeckt, der die Trübung der Augenlinse im Labor und bei Mäusen verhindert und sogar nachträglich bessert. Die Schutzeiweiße cryAA und cryAB sorgen dafür, dass die Proteine in der Linse transparent bleiben. Die Forscher suchten nach Stoffen, die die Form von cryAB stabilisieren und damit eine Fehlfaltung verhindern. Ein Präparat namens Präparat 29 verhinderte im Labor die Bildung von Eiweißklumpen und löste darüber hinaus bereits bestehende Klumpen teilweise auf. Die Substanz besserte den Zustand der behandelten Linse binnen zwei Wochen deutlich. Zudem bestätigten die Forscher den Effekt auch an Mäusen mit einem cryAA-Defekt sowie auch an gewöhnlichen Mäusen, die den Katarakt altersbedingt entwickeln.
Schließlich testeten die Wissenschaftler den Stoff am Inhalt von Augenlinsen, die älteren Menschen entfernt worden waren. Ergebnis: Er steigerte darin die Menge aller löslichen Proteine um insgesamt 18 Prozent.
Diese Ergebnisse könnten die medikamentöse Therapie von Grauem Star vorantreiben, müssen aber in weiteren Studien bestätigt werden.
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Naturheilkundliche Ansätze bei Grauem Star
Eine bereits bestehende, weiter fortgeschrittene Eintrübung der Linse kann in der Regel auch durch naturheilkundliche Therapien nicht rückgängig gemacht werden. Deshalb kommt vor allem der Prävention und der Behandlung im frühen Stadium, bei der ein Fortschreiten der Erkrankung verhindert werden soll, Bedeutung zu.
Heilpraktiker setzen sich für Behandlungskonzepte auf ganzheitlicher Ebene ein. Je nachdem, wie der Heilpraktiker arbeitet, wird ein individuelles Therapiekonzept zusammengestellt. Ein Ansatzpunkt kann darin bestehen, die Zusammensetzung des Kammerwassers im Auge positiv zu beeinflussen, da dieses die Linse ernährt. Die Zusammensetzung und Qualität des Kammerwassers hängt aber auch vom Gesamtstoffwechsel ab. Um diesen positiv zu beeinflussen, kommen Therapien in Frage, die den Säure-Basen-Haushalt ausgleichen, den Fettstoffwechsel regulieren oder die Ausleitungsfunktionen des Körpers fördern. Auch eine Darmsymbiose-Therapie kann erwogen werden, um den Stoffwechsel des Körpers und somit auch indirekt den des Auges positiv zu beeinflussen.
Gesunde Ernährung und Lebensstil für die Augengesundheit
Eine gesunde Ernährung und ein gesunder Lebensstil sind für die Augengesundheit von großer Bedeutung. Besonders die Vitamine C und E sind relevant, da sie vorbeugend gegen Makuladegeneration und Grauen Star wirken. Mit Beta-Carotinen und Lutein, die in Süßkartoffeln, Grünkohl und Karotten enthalten sind, kann man zusätzlich die Gesundheit von Netzhaut und Linse unterstützen, während anthocyanreiche Lebensmittel wie Heidel-, Holunder- oder Aroniabeeren das Auge widerstandsfähiger gegen schädliche Umwelteinflüsse machen.
Auch spezielle Übungen für die Augen ("Augengymnastik") können helfen, angestrengte Augen zu entspannen.
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