Die faszinierende Geschichte der ersten Tafel Schokolade
Ob weiße Schokolade, Milchschokolade oder Zartbitterschokolade - Schokolade ist aus unserem Leben kaum mehr wegzudenken. Wer sich ein Leben ohne Schokolade nicht vorstellen kann, sollte dankbar sein, nicht vor dem 16. Jahrhundert geboren zu sein. Denn bis dahin gab es Schokolade nur in Mittelamerika, und zwar in einer ganz anderen Form als heute.
Die Ursprünge in Mittelamerika
Die Geschichte der Schokolade beginnt vermutlich um 1500 v. Chr. bei den Olmeken, einer frühen Hochkultur im Tiefland der mexikanischen Golfküste. Sie waren wahrscheinlich die Ersten, die den Kakaobaum (Theobroma cacao) kultivierten und daraus ein bitteres, energiereiches Getränk herstellten. Für die Olmeken war Kakao ein kostbares Gut, das sowohl als Nahrung als auch als Teil religiöser Rituale genutzt wurde. Diese Tradition übernahmen die Maya um etwa 600 n. Chr. und entwickelten sie weiter: Die Maya bereiteten aus den Kakaobohnen ein kaltes Getränk zu, das sie häufig mit Chili, Vanille und anderen Gewürzen verfeinerten. Traditionell wurde der Kakao geröstet, gemahlen, mit Wasser vermischt und schließlich geschlagen, um ein Getränk zu erhalten: Xocolatl, eine bittere und belebende schaumige Mischung. Die Maya verzierten Gefäße mit Aufschriften und Ornamenten und kennzeichneten so die Verwendung des Kakaogetränkes. In einem Gefäß, beschriftet mit der Glyphe "kakaw", fanden Archäolog*innen an der Innenseite einen dunklen Belag, der Theobromin enthielt, ein Inhaltsstoff von Kakao. Dieser Kakao wurde zwischen 460 und 480 n.Ch. hergestellt. Die Maya kultivierten den Kakaobaum, bauten ihn auf großen Feldern an und entwickelten Bewässerungssysteme, um möglichst ertragreiche Ernten zu erhalten. Um Kakao für Schokolade anbauen zu können, war ein Stamm ganz besonders erfindungsreich: In der Region Yucatán war es eigentlich für den Kakaobaum zu trocken. Also gruben die dort lebenden Maya Furchen in den Boden, bewässerten diese und füllten sie mit Dung, damit der Kakaobaum wachsen konnte.
Die Azteken übernahmen die Kultur des Kakao von den Maya und gaben sowohl dem Kakao als auch dem Kakaogetränk den Namen „cacahuatl“. Sie schätzten Kakao so sehr, dass sie ihn als göttliches Geschenk ansahen und als Nahrung der Götter (Theobroma cacao) bezeichneten. Die Azteken verwendeten Kakaobohnen als Währung und tranken Schokolade bei königlichen Festessen, gaben sie Soldaten als Belohnung für einen gewonnenen Kampf und verwendeten sie in Ritualen.
Die Ankunft in Europa
Der Kontakt Europas mit der Schokolade begann im Jahr 1502, als Christoph Kolumbus auf seiner vierten Reise Kakaobohnen entdeckte und einige Exemplare nach Spanien brachte. Er begegnete einem Handelsschiff der Maya, das mit Kakaobohnen beladen war. Doch das Potenzial des bitteren Getränks blieb zunächst unentdeckt.
Erst im Jahr 1528 führte der spanische Eroberer Hernán Cortés den Kakao in Spanien ein, wo er rasch an Beliebtheit gewann. Zunächst wurde er wegen seines bitteren Geschmacks als Medizin gegen einige Beschwerden verwendet, aber später begannen einige Jesuitenbrüder, die ursprünglichen Zutaten (Mais, Honig, Chili und Pfeffer) durch Rohrzucker und Vanille zu ersetzen und so ein süßes und köstliches Getränk zu erhalten, von dem die heutige heiße Schokolade abstammt. Die Spanier süßten das ursprünglich bittere Getränk mit Honig und Zucker und servierten es mit Zimt und anderen Gewürzen, um den Geschmack zu verfeinern. Innerhalb der spanischen Oberschicht avancierte Schokolade bald zum exklusiven Luxusgetränk und verbreitete sich über Spanien hinaus in weiteren Teilen Europas.
Lesen Sie auch: Hype, Inhaltsstoffe und Qualität: Dubai-Schokolade im Vergleich
Schokolade erobert Europa
Als Schokolade sich zum ersten Mal in Europa verbreitete, war sie ein Luxus, den nur die Reichen genießen konnten. Am Ende des 1500er-Zeitalters war sie ein beliebter Straferlass am spanischen Hof und im Jahr 1585 begann Spanien mit dem Kakaoimport. Es genügt daran zu denken, dass der französische König Ludwig XIII. im Jahr 1615 Anna von Österreich, die Tochter des spanischen Königs Philipp III. heiratete und zur Feier der Vereinigung einige Schokoladenproben an die königlichen Höfe Frankreichs brachte. Dem Beispiel Frankreichs folgend, kam die Schokolade bald auch in Großbritannien in speziellen „Schokoladenhäusern“ an. Als sich der Trend nach Europa ausbreitete, gründeten viele Nationen in den Ländern entlang des Äquators eigene Kakaoplantagen.
Im Laufe der Zeit änderte sich auch das Wort des Getränks und wurde zu „chocolatl“ und später zu „chocolate“. Ab dem 17. Jahrhundert war Kakao innerhalb des europäischen Adels der Alten Welt fest etabliert. Durch regelmäßige Kakaolieferungen um 1700 und die Auflösung des spanischen Kakaomonopols durch den Anbau in anderen europäischen Kolonien verbreitete sich der Kakao von Spanien aus in den Adelsschichten der anderen europäischen Länder. Der europäische Adel zelebrierte das Trinken von Schokolade durch die Zugabe von Zucker und bekannten Gewürzen wie Zimt und Anis vor allem im familiären Kreis. Darüber hinaus entwickelten sich diverse Gefäße und Service, die speziell dem Konsum des Kakaogetränks dienten.
Die industrielle Revolution und die Geburt der Tafel Schokolade
Im 19. Jahrhundert revolutionierte die industrielle Revolution die Herstellung von Schokolade. Schokolade wurde noch von Hand hergestellt, was ein langsamer und aufwendiger Prozess bedeutete. 1828 entdeckte der niederländische Chemiker Coenraad Johannes van Houten eine Möglichkeit, Kakaobohnen mit alkalischen Salzen zu behandeln, um ein Kakaopulver zu erhalten, das sich leichter mit Wasser mischen ließ. Das Verfahren wurde als „holländische Verarbeitung“ bekannt und die produzierte Schokolade wurde als Kakaopulver oder „Holländischer Kakao“ bezeichnet. Van Houten entwickelte auch eine Kakaopresse, die es ermöglichte, Kakaobutter aus der Kakaomasse zu extrahieren. Dieser Durchbruch legte den Grundstein für die Herstellung von fester Schokolade und trug dazu bei, Schokolade für jedermann erschwinglich zu machen.
Die erste feste Tafelschokolade wurde 1847 von der britischen Firma J.S. Fry & Sons vorgestellt. Joseph Fry entdeckte, dass er eine formbare Schokoladenmasse herstellen konnte, indem er geschmolzene Kakaobutter zu Kakaopulver gab. Später, 1875, entwickelte der Schweizer Chocolatier Daniel Peter Milchschokolade, indem er gezuckerte Kondensmilch zur Schokoladenmasse hinzufügte. Die Herstellung von Milchschokolade wurde 1875 durch den Schweizer Daniel Peter revolutioniert, der das von Henri Nestlé entwickelte Milchpulver verwendete. Diese Innovation verlieh der Milchschokolade ihren unverwechselbaren Geschmack.
Mit diesen technologischen Fortschritten gelang es, Schokolade für eine breitere Gesellschaftsschicht zugänglich zu machen. Die Schweiz und Belgien entwickelten sich zu Zentren der Schokoladenproduktion und exportierten ihre Tafeln und Pralinen in alle Welt.
Lesen Sie auch: Schnelle Schokoladenhärtung
Moderne Schokoladenherstellung
Heute ist die Herstellung von Schokolade ein hochentwickelter und automatisierter Prozess. Die Kakaobohnen werden fermentiert, getrocknet, geröstet und gemahlen, um Kakaomasse und Kakaobutter zu gewinnen. Diese beiden Grundbestandteile werden dann mit Zucker und gegebenenfalls Milchprodukten vermischt und in Walzwerken fein vermahlen. Das Conchieren, ein längeres Rühren der Schokoladenmasse, verfeinert den Geschmack und verleiht der Schokolade ihren glatten, cremigen Schmelz. Rudolphe Lindts Erfindung sorgt noch heute für die Krönung der Schokolade und ihre geschmackliche Vollendung in der industriellen Produktion. Conchieren bedeutet, ob per Hand oder maschinell, die Schokoladenmasse meisterlich zu kneten und zu versalben. Dadurch entsteht wieder Reibungswärme, wieder schmilzt die Kakaobutter, die dann die nach dem Walzen winzigen Partikel der Schokoladenmasse, und je nach Rezeptur das Milchpulver, den Zucker und die weiteren Zutaten umhüllt. Der unvergleichliche Schmelz und das volle Aroma der Schokolade erreichen erst beim Conchieren Perfektion. Zum Schluss wird meist der Schokolade noch pflanzliches Lecithin hinzugegeben, damit die aufwendig in Kakaobutter gelösten Partikel nicht wieder verklumpen. Das Abkühlen, daher auch Temperieren genannt, muss kontrolliert einer ganz bestimmten Temperaturkurve folgen: erst von 45 auf 28 runter, dann noch mal kurz auf knapp über 30 Grad rauf.
Dubai-Schokolade: Eine moderne Innovation
In jüngster Zeit hat die Schokoladenwelt mit der sogenannten “Dubai-Schokolade” eine aufregende neue Kreation erlebt, die traditionell orientalische Zutaten mit hochwertiger Schokolade kombiniert. Diese luxuriöse Spezialität, die ihren Ursprung in den Vereinigten Arabischen Emiraten hat, besteht in der Regel aus einer Hülle aus feinster Schokolade, die mit einer cremigen Pistazienfüllung und Kadayif (knusprigen, feinen Teigfäden aus der türkischen Küche) gefüllt ist. Dubai-Schokolade repräsentiert den modernen Trend, Schokolade mit anderen internationalen Zutaten und Texturen zu kombinieren, um innovative Geschmacksprofile zu schaffen. Die Beliebtheit der Dubai Schokolade zeigt, wie sich der globale Geschmack und das Interesse an Luxusprodukten in den letzten Jahren verändert haben. Für viele Konsumenten steht Dubai-Schokolade für Exklusivität und Raffinesse.
Die dunkle Seite der Schokolade
Die Geschichte des Kakaoanbaus ist eng mit der Kolonialgeschichte verknüpft und zeigt die gewaltvolle Ausbeutung von Menschen und Ressourcen. Um den Arbeitskräftemangel auszugleichen, wurden innerhalb von 350 Jahren zwischen 15 und 20 Millionen Menschen vom westafrikanischen Kontinent nach Amerika gebracht und dort auf (Kakao-)Plantagen versklavt. Große internationale Konzerne dominieren den Markt und üben eine erhebliche Marktmacht aus, wodurch die Kleinbäuerinnen stark benachteiligt werden. Trotz ihrer essenziellen Funktion als Rohstofflieferanten, erhalten Kleinbäuerinnen nur einen Bruchteil der Profite, während der Großteil der Gewinne den Konzernen zugutekommt. Diese ungleiche Verteilung führt mitunter dazu, dass viele Kleinbäuerinnen unter prekären Bedingungen leben. Mittlerweile gibt es immer mehr Initiativen und Siegel, die darauf abzielen, die Arbeitsbedingungen im Kakaosektor zu verbessern und eine faire Entlohnung zu gewährleisten. Schokoladen in Bioqualität oder aus fairem Handel gewinnen zunehmend an Bedeutung und Beliebtheit.
Lesen Sie auch: Alles über Camondas Dubai Schokolade
tags: #erste #Tafel #Schokolade #Geschichte