Schellack in Schokolade: Verwendung, Herkunft und Kontroversen

Süßigkeiten sind beliebt. In Deutschland wurden im Jahr 2024 durchschnittlich 25,94 Kilogramm Süßwaren und Desserts pro Kopf verkauft. Viele Verbraucher sind sich jedoch nicht bewusst, welche Inhaltsstoffe in diesen Produkten enthalten sind. Ein Beispiel dafür ist Schellack, ein Produkt tierischen Ursprungs, das in der Lebensmittelindustrie als Überzugsmittel verwendet wird, um Süßwaren Glanz zu verleihen.

Was ist Schellack?

Schellack, auch Plattlack oder Lackharz genannt, ist ein Harz, das von Lackschildläusen abgesondert wird. Die Lackschildläuse ernähren sich von den Pflanzensäften bestimmter Bäume, beispielsweise der Pappelfeigen. Sie stechen den Baum an, nehmen seinen Saft auf und scheiden diese Substanz wieder aus, welche als Schutzblase für das Wachstum der Läuse dient. Nachdem sich die Läuse nach einiger Zeit wieder aus dieser Harzblase ausbohren, bleibt die Harzabscheidung zurück und wird von den Ästen und Zweigen abgekratzt. Dieses Harz wird von den Bäumen geerntet, erhitzt, gesäubert und geformt, um anschließend zermalmt und weiterverarbeitet zu werden. Die Industrie verwendet Schellack zur Herstellung von Lacken, aber auch in Lebensmitteln, Kosmetika, Farben, Möbeln, Medikamenten und Zigaretten.

Verwendung von Schellack in der Lebensmittelindustrie

In der Lebensmittelindustrie wird Schellack häufig als Überzugsmittel bei Süßwaren, Schokolade, Kaffeebohnen, Nüssen und einigen Nahrungsergänzungsmitteln eingesetzt. Des Weiteren können Früchte, beispielsweise frische Zitrusfrüchte, Äpfel, Birnen und Melonen mit Schellack zur Speicherung der Feuchtigkeit behandelt werden. Es sorgt für Glanz und verhindert das Zusammenkleben der Produkte. Auf der Zutatenliste ist Schellack unter der E-Nummer E 904 oder dem Klarnamen "Schellack" zu finden.

Einige Beispiele für Produkte, die Schellack enthalten können, sind:

  • Schokoladendragees
  • Schoko-Ostereier
  • Kinder Schoko-Bons (bis 2023)
  • Milka-Schokoladensorte „Bunte Kakaolinsen“
  • Schoko-Bon-Nachmache „Milchknirpse“ von Lidl

Schellack in Schoko-Bons: Ein Beispiel

Ferrero verwendete bis 2023 Schellack als Überzugsmittel für seine Kinder Schoko-Bons, um den Bonbons ihren typischen Glanz zu verleihen. Inzwischen setzt der Süßigkeitenkonzern für seine Schoko-Bons nur noch auf „Gummi Arabicum“, ein pflanzliches Harz, das für einen ähnlichen Glanzeffekt sorgt wie Schellack, aber vegan ist. Bei der Schoko-Bon-Nachmache von Lidl, die unter dem Namen „Milchknirpse“ verkauft wird, wird jedoch weiterhin Schellack für den Überzug eingesetzt.

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Ist Schellack bedenklich?

Schellack gilt laut Öko-Test als unbedenklich. Es gibt keine Höchstmengen, die festgesetzt worden sind. Der Lack ist ein Naturprodukt, bei dessen Verarbeitung keine giftigen Dämpfe entstehen. Auch in der Schwangerschaft ist der Verzehr von Schellack unbedenklich. Allerdings ist Schellack ein tierisches Produkt, in dem nicht nur die Ausscheidungen der Schildläuse enthalten sind, sondern auch Rückstände der Tiere. Für Veganer ist Schellack deshalb nicht geeignet.

Kontroverse um Schellack

Die Verwendung von Schellack in Lebensmitteln ist nicht unumstritten. Einige Verbraucher stören sich an dem Gedanken, dass sie ein Produkt tierischen Ursprungs konsumieren, das aus den Ausscheidungen von Insekten gewonnen wird. Tierschutzorganisationen wie Peta kritisieren, dass bei der Produktion von Schellack zahlreiche lebende Läuse weiterverarbeitet werden.

Halal-Status von Schellack

Der Zusatzstoff wird durch Gelehrte unterschiedlich bewertet. Diejenigen, die seinen Verzehr als erlaubt ansehen, nehmen die Schellackgewinnung als eine Art Umwandlung mit Hilfe eines Insektes an und stellen eine Analogie zur Honigproduktion die Bienen her. Denn auch beim Honig wird der Nektar von der Biene zu Honig umgewandelt. Die ägyptische Al-Azhar Universität und die Zertifizierungsstellen MUI (Indonesien) und JAKIM (Malaysia) stufen den Verzehr von Schellack als halal ein. Der Fatawa-Rat der Diyanet hält Schellack für unbedenklich, solange der Verzehr keine negativen gesundheitlichen Auswirkungen hat.

Alternativen zu Schellack

Es gibt verschiedene Alternativen zu Schellack, die in der Lebensmittelindustrie eingesetzt werden können. Eine Möglichkeit ist Gummi Arabicum, ein pflanzliches Harz, das ebenfalls für einen glänzenden Überzug sorgt. Auch pflanzliches Pektin kann als Alternative verwendet werden.

Neue EU-Regelungen zu Insekten in Lebensmitteln

Seit Anfang des Jahres dürfen in Deutschland Insekten in Lebensmitteln verarbeitet werden - solange sie in der Zutatenliste klar und verständlich gekennzeichnet sind. So können Verbraucher entscheiden, ob sie Insekten zu sich nehmen wollen oder nicht. Zu den zugelassenen Insekten gehören beispielsweise Larven des Getreideschimmelkäfers, Mehlwurmpulver, Hausgrillen und Wanderheuschrecken. Diese Insekten können in Brot, Kuchen, Chips, Flips, Nudeln, Müsli-Riegeln, Backmischungen, Fleisch- und Milchersatz und vielen weiteren Lebensmitteln vorkommen. Sind Insekten enthalten, dürfen Lebensmittel nicht als vegetarisch oder vegan deklariert werden.

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