Tatort: Türkischer Honig – Ein Krimi zwischen Familiendrama und kulturellen Klischees
Der "Tatort: Türkischer Honig", die 893. Folge der ARD-Krimireihe, entführt die Zuschauer in die Leipziger Unterwelt, wo sich zwischen Shisha-Bars und türkischen Cafés ein Netz aus Familienbanden, kriminellen Machenschaften und kulturellen Missverständnissen entspinnt. Im Zentrum der Geschichte steht Hauptkommissarin Eva Saalfeld, die nicht nur einen Mordfall aufklären, sondern auch mit ihrer eigenen Vergangenheit und einer neu entdeckten Halbschwester konfrontiert wird.
Handlung: Entführung, Mord und familiäre Verwicklungen
Aus heiterem Himmel erhält Hauptkommissarin Eva Saalfeld einen Anruf, der ihr Leben durcheinanderwirbelt. Am Telefon ist ihre Halbschwester Julia, die seit zweieinhalb Jahren in Leipzig lebt und die sie noch nie gesehen hat. Bevor sich die beiden treffen können, wird Julia vor Evas Augen entführt. Saalfeld leitet eine Großfahndung ein.
Gemeinsam mit ihrem Kollegen Andreas Keppler und Kriminaltechniker Wolfgang Menzel macht sich Saalfeld auf die Suche nach den Entführern. Doch weder Julias Freund Leon, mit dem sie gemeinsam das Café „Türkischer Honig“ betreibt, noch ihr Onkel Hamid Özer können sich erklären, wer Saalfelds Halbschwester gekidnappt haben könnte. In der Nacht von Julias Entführung wird auch Abdul Günes, bei dem Özer in der Kreide stand, ermordet. Saalfeld und Keppler suchen nach einer Verbindung zwischen den beiden Fällen und geraten dabei mit dem polizeibekannten Barbesitzer Ersoy Günes, dem Sohn des Opfers, aneinander.
Im Laufe der Ermittlungen stellt sich heraus, dass es eine Verbindung zwischen dem Ermordeten und Horst Saalfeld gibt, Evas Vater, der im Gefängnis sitzt. Um die Hintergründe herauszufinden, sieht sich Saalfeld gezwungen, ihrem Vater, den sie vor Jahren ins Gefängnis gebracht hat, einen Besuch abzustatten. Was weiß er?
Schauspieler und ihre Rollen
- Simone Thomalla als Hauptkommissarin Eva Saalfeld
- Martin Wuttke als Hauptkommissar Andreas Keppler
- Josefine Preuß als Julia, Saalfelds Halbschwester
- Denis Moschitto als Ersoy Günes, Barbesitzer und Sohn des Mordopfers
- Maxim Mehmet als Kriminaltechniker Wolfgang Menzel
- Tayfun Bademsoy als Hamid Özer, Julias Onkel
- Marek Harloff als Leon, Julias Freund
- Mohammad-Ali Behboudi als Abdul Günes, Mordopfer
- Günther Junghans als Horst Saalfeld, Evas Vater
Kulturelle Klischees und fragwürdige Dialoge
Ein Kritikpunkt an "Türkischer Honig" ist der unbeholfene Versuch, sich mit der türkischen Kultur auseinanderzusetzen. So werden in der Eingangssequenz Klischees bedient: türkische Männer sitzen in Cafés, trinken Tee und lassen dabei die Gebetskette durch ihre Hände laufen. Auch die Charaktere des Cafébesitzers Özer und des Kredithais Abdul Günes bedienen stereotype Bilder der traditionell verwurzelten Einwanderergeneration.
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Der arrogante Kleinkriminelle Ersoy Günes, ein Nachkomme, der mit Islam wenig am Hut hat und mit illegalen Machenschaften sechsstellige Jahresgehälter einfährt, komplettiert das Bild. Selbst Kriminaltechniker Menzel dichtet Drehbuchautor Andreas Pflüger einen türkischen Vater an. Das ist Kulturannäherung mit dem Holzhammer und fällt ähnlich peinlich aus wie die vorurteilsschwangere Spritztour seiner Vorgesetzten, die zu orientalischen Klängen mit Günes‘ Zuhälterkarre durch Leipzig brausen.
Auch die Dialoge bewegen sich oft auf Soap-Niveau. Saalfeld und Halbschwester Julia beten immer wieder Drehbuchzeilen herunter.
Lichtblicke und Kritik
Trotz der genannten Schwächen gibt es auch positive Aspekte. Martin Wuttke überzeugt als Kommissar Keppler, und Denis Moschitto verleiht seiner Figur des Ersoy Günes mehr Tiefe als erwartet. Josefine Preuß glänzt in der Rolle der Ermittler-Schwester.
Die Suche nach dem Mörder gestaltet sich bis in die Schlussminuten knifflig, denn es gibt drei bis vier gleichsam ernst zu nehmende Verdächtige, und in Bezug auf Julias Entführung wartet das Drehbuch mit einen gelungenen, wenn auch für den krimierprobten Zuschauer ziemlich vorhersehbaren Twist auf.
Insgesamt ist "Türkischer Honig" jedoch eine Enttäuschung. Die Handlung ist überfrachtet, die Dialoge sind hölzern, und die Auseinandersetzung mit der türkischen Kultur wirkt unbeholfen.
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