Schoko Laden Theater Geschichte: Eine Reise durch die Welt der Schokolade

Hamburg, Riegersburg, Köln - die Welt der Schokolade ist vielfältig und erlebnisreich. Von multimedialen Theaterstücken bis hin zu interaktiven Schokoladenmanufakturen gibt es zahlreiche Möglichkeiten, Schokolade mit allen Sinnen zu erfahren. Dieser Artikel beleuchtet einige dieser besonderen Orte und Initiativen, die Schokolade nicht nur als Genussmittel, sondern auch als Kulturgut und Wirtschaftsfaktor präsentieren.

Schokolade als Theatererlebnis

In Hamburg kann man Schokolade auf eine ganz besondere Art und Weise im Pantheater erleben. Das multimediale Stück „Kakao - Auf den Wegen der Schokolade“ entführt kleine und große Besucher ab 10 Jahren auf eine Reise durch Mexiko, Brasilien und Ghana. Die Zuschauer wandeln auf den Spuren der Menschen, die ihre Fußabdrücke im Kakao hinterlassen haben. Kakao und Schokolade bedeuten für viele Sinnlichkeit, Geheimnis, puren Genuss, Luxus, aber auch Alltag. Doch für viele Menschen sieht dieser Alltag rund um das braune Gold weniger süß aus. Wie bei jedem westlichen Luxusgut ist auch der Weg der Schokolade mit bitteren Tränen gepflastert. Das Theaterstück nimmt die Zuschauer mit in die Vielfältigkeit dieses besonderen Guts und lehrt, das tägliche Naschen wieder zu schätzen und mit anderen Augen zu betrachten.

Auch das Hänneschen Theater in Köln widmet sich dem Thema Schokolade mit dem Stück „Ne Draum aus Schokolad“. Hierbei handelt es sich um eine Theaterwanderung in sieben Bildern durch die Ausstellung und die gläserne Schokoladenfabrik des Schokoladenmuseums. Die von der Imhoff-Stiftung geförderte Kooperation ist eine gelungene Kombination aus Puppenspiel und Schauspiel. Die Geschäftsführerin des Schokoladenmuseums, Annette Imhoff, zeigt sich begeistert von dieser einzigartigen Führung. Im Stück arbeitet der Traumtänzer Fabio als Museumsführer und ist von seinem Arbeitsumfeld angetan. Bärbelchen, ein kleiner Besucher, versteckt sich unbemerkt im Museum, um eine Nacht dort zu verbringen, und wird beim Naschen am Schokoladenbrunnen von einer Überwachungskamera entdeckt.

Zotter Schokolade: Von der Konditorei zum internationalen Erfolg

Ein weiteres faszinierendes Beispiel für die Verbindung von Schokolade und Erlebnis ist die Zotter Schokolade GmbH in Riegersburg, Österreich. Die Geschichte des Unternehmens begann 1987, als Josef Zotter zusammen mit seiner Frau Ulrike eine kleine Konditorei in Graz eröffnete. Hier kreierten sie außergewöhnliche Leckereien wie die „Hanfschnitte“ und die „Käferbohnenroulade mit Koriander“, die schnell die Aufmerksamkeit auf sich zogen.

1992 wagte der Schokoladenhersteller den Schritt in die Schokoladenproduktion und erfand die handgeschöpfte Schokolade. Trotz anfänglicher Erfolge ging das Unternehmen 1996 in Konkurs. Doch Josef Zotter gab nicht auf und gründete 1999 die Zotter Schokoladen Manufaktur auf dem elterlichen Hof in der damaligen Gemeinde Kornberg in der Steiermark.

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Ein entscheidender Wendepunkt kam 2004, als Zotter begann, ausschließlich fair gehandelte und biologische Zutaten zu verwenden. Diese Entscheidung legte den Grundstein für die spätere Expansion und den internationalen Erfolg. 2007 investierte das Unternehmen 18 Millionen Euro in eine Bean-to-Bar-Produktion, bei der der Kakao direkt in der eigenen Fabrik geröstet, gemahlen und verarbeitet wird. Diese Unabhängigkeit war Firmengründer Josef Zotter extrem wichtig.

Heute veredelt Zotter rund 200 Tonnen biologischer Kakaobohnen und 150 Tonnen Kakaobutter mit ca. 400 weiteren Bio-Zutaten jährlich zu über 500 Sorten Schokolade, Pralinen, Trinkschokolade und weiteren Schokoladenprodukten.

Die Besonderheiten der Zotter Schokolade

Josef Zotter zeigt große Kreativität in der Gestaltung seiner Schokoladen. Dies zeigt sich sowohl in den liebevoll entworfenen Verpackungen von Andreas H. Gratze als auch in den einzigartigen Schokoladenkreationen. Diese enthalten viel mehr als man in herkömmlichen Schokoladen erwartet. Man findet Schweineschmalz, Chili, Bohnen oder sogar Brokkolisamen in der Angabe der Zutaten. Faszinierend ist die „Bacon Bits in dunkler Schokolade“, die knusprige Speckstücke in dunkler Schokolade vereint und so eine ungewöhnliche, aber köstliche Kombination aus süß und salzig schafft. Zotters „Insekten-Schokolade“ mit essbaren Insekten wie Grillen und Mehlwürmern sorgt für einen überraschenden und proteinreichen Genuss.

Die Schokoladen-Manufaktur hat bisher rund 500 unterschiedliche Schokoladensorten hergestellt und forscht ständig weiter, um neue Geschmacksrichtungen zu entwickeln.

Das Schokoladen-Theater und die Erlebniswelt

Eine der genialsten Ideen von Josef Zotter war es, die Schokoladenproduktion öffentlich zugänglich zu machen. Im Schoko-Laden-Theater können die Besucher auf gläsernen Gängen durch die gesamte Bean-to-bar-Manufaktur wandern und den Entstehungsprozess von Schokolade miterleben - und natürlich ganz viel naschen. Das Schokoladen-Theater in Riegersburg zieht jährlich etwa 290.000 Besucher an, die die Produktion live miterleben und verschiedene Schokoladensorten probieren können.

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Ein Besuch in der Zotter Erlebniswelt ist ein unvergessliches Erlebnis. Hier können Gäste die verschiedenen Schritte der Schokoladenherstellung live miterleben, von der Bohne bis zur fertigen Tafel. Verschiedene Verkostungsstationen laden dazu ein, die vielfältigen Geschmacksrichtungen der Schokoladen zu entdecken.

Seit 2011 betreibt Zotter den essbaren Tiergarten, eine Erlebnis-Bio-Landwirtschaft, wo Besucher Bio-Essen direkt von den eigenen Weiden und Gärten genießen können. Auf 27 Hektar können Besucher regionale Obst- und Gemüsesorten erkunden und heimische Tierrassen wie Schafe, Ziegen, Hochlandrinder, Schweine, Puten und Gänse beobachten, die das ganze Jahr im Freien leben. In der Öko-Essbar wird „Farm-to-Table“ gekocht, indem die Speisen direkt von den eigenen Weiden und Gärten serviert werden.

Am 30. April 2024 wurde bekannt gegeben, dass die Erlebniswelt mit 266.000 Besuchern im Jahr erneut zu den beliebtesten Ausflugszielen der Steiermark zählt. Sie liegt hinter dem Grazer Schlossberg auf Platz 2 und vor dem Park Schloss Eggenberg und der Tierwelt Herberstein. In der Kategorie der Ausflugsziele mit Kulinarik-Schwerpunkt ist die Zotter Erlebniswelt die klare Nummer 1 im Land.

Nachhaltigkeit und Verantwortung bei Zotter

Zotter ist ein Familienbetrieb, der von Josef Zotter zusammen mit seiner Frau Ulrike und ihren drei Kindern geführt wird. Julia leitet die Produktentwicklung und hat das Schokoladen-Theater in Shanghai aufgebaut, während Michael für die IT zuständig ist. Valerie studiert derzeit an der Tourismusfachschule.

Das Unternehmen legt großen Wert auf Nachhaltigkeit und fairen Handel. Seit 2004 ist Zotter fester Lizenzpartner von Fairtrade Österreich. Damit erhalten die Kakao-Bauern faire Preise für ihre Rohstoffe, unabhängig von den Weltmarktpreisen und können damit ihre Existenz weitgehend sichern und soziale Mindeststandards in puncto Gesundheit und Bildung erreichen. Für Spitzenqualität ist Zotter sogar bereit, bis zum Dreifachen des Weltmarktpreises zu zahlen. Da die Bauern den Kakao nicht selbst zu Schokolade verarbeiten, wissen sie oft nicht, worauf es ankommt. Deshalb arbeitet Zotter eng mit ihnen zusammen. Die Bauern sollen sehen, was aus ihrem Kakao entsteht und weshalb dieser und jener Verarbeitungsschritt wichtig ist.

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Mit drei Kakaokooperativen aus Nicaragua hat das Unternehmen in Zusammenarbeit mit der österreichischen Entwicklungshilfe und den NGOs „Horizont3000" und „Initiative Eine Welt Braunau" erfolgreich das Projekt „Kakao gegen Armut" gestartet. Neben dem Kakao verwendet Zotter viele Zutaten aus Österreich. So bezieht die Schokoladenmanufaktur zum Beispiel pro Jahr eine Million Liter Bio-Milch von den Zillertaler Bergbauern (Tirol). Dabei wird darauf geachtet, ambitionierte Kleinbauern zu unterstützen, die mit Liebe Regionales anbauen.

Das Unternehmen beschäftigt rund 220 Mitarbeiter - hauptsächlich Frauen aus der Region - für die Inhaber Josef Zotter umfassende soziale Verantwortung übernimmt. So ist das Kantinenessen frisch zubereitet, biologisch angebaut und im „Essbaren Tiergarten" selbst aufgezogen, denn auch die Mitarbeiter sollen die Bio-Philosophie mittragen. Gespeist wird an einer langen Tafel, an der jeder Mitarbeiter gleich ist, egal ob Chef oder Putzfrau. Seit die gesunde Ernährung Chefsache ist, sind die Krankenstände deutlich zurückgegangen. In den Ferien können auch die Kinder der Mitarbeiter in die Firma kommen und in der Bio-Kantine gemeinsam mit den Eltern zu Mittag essen.

Auch bei der Produktion achtet Zotter auf ökologische Nachhaltigkeit: Für die Produktion verwendet Zotter Öko-Strom; Kakaoschalen landen nicht auf dem Müll, sondern werden zu Wärmezwecken verheizt oder als Dünger im Garten verwendet. Darüber hinaus wurde auf dem Unternehmensgelände eine innovative Photovoltaik-Anlage gebaut mit Solarzellen, die sich wie Sonnenblumen der Sonne zuwenden. Eine weitere Dachfläche wurde ebenfalls mit Kollektoren ausgestattet. Der Chef höchstpersönlich ist mit seinem E-Mobil unterwegs und bietet allen Mitarbeitern eine Stromtankstelle an. 60 Prozent des Energiebedarfs werden selbst erzeugt, der restliche Bedarf wird aus erneuerbaren Energiequellen (Öko-Strom) zugekauft. Auch bei der Verpackung der Produkte achtet Zotter auf ökologische Nachhaltigkeit: Die Farben sind umweltfreundlich und ohne Glanzbeschichtung, die Folien aus nachhaltigen Rohstoffen. Seit 2015 ist das Unternehmen EMAS-zertifiziert.

Auszeichnungen und Anerkennungen

Das Unternehmen hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten, darunter den Umweltmanagement-Preis in Berlin und den Tierschutzpreis des Landes Steiermark. Die Schokoladensorte Erdbeer & Cashew wurde als „Bestes Bio Produkt 2023“ ausgezeichnet. In der „Brands Excellence“-Studie des Marktforschungsinstituts Pichler-Jessenko erreichte der Schokoladenhersteller Platz 2 der bekanntesten steirischen Marken und Platz 1 in der Kategorie „Nachhaltigste steirische Marke“. Mit seinem einzigartigen Unternehmenskonzept ist Zotter sogar der renommierten Harvard University aufgefallen. Als erstes österreichisches Unternehmen steht Zotter als Fallstudie auf dem Lehrplan der Studenten: Wie funktioniert ein Unternehmen, dessen Maxime nicht die Gewinnmaximierung ist? Weshalb verzichtet ein Unternehmen auf klassische Werbung? Wie arbeiten die unabhängigen Kontrollmechanismen im fairen Handel?

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