Die Geschichte und Herstellung von Nougat in Schmalkalden: Viba's süße Erfolgsgeschichte
Schmalkalden, eine Stadt reich an Geschichte und Tradition, bekannt für ihr Renaissanceschloss, die Spuren von Luther und Melanchthon sowie ihre Fachwerkarchitektur, birgt auch ein süßes Geheimnis: die Geschichte der Nougat-Herstellung. Seit mehr als einem Jahrhundert ist die Stadt eng mit der Produktion von Nougat verbunden, insbesondere durch das Unternehmen Viba, das hier seinen Ursprung hat. Dieser Artikel beleuchtet die Geschichte der Nougat-Herstellung in Schmalkalden, die Entwicklung von Viba und die Besonderheiten der Nougat-Welt.
Die Anfänge: Willi Viebahn und die Gründung des Cafés
Die Geschichte des Nougats in Schmalkalden beginnt im Jahr 1893, als der Konditormeister Willy Viebahn zusammen mit seiner Schwester Anna Reim ein kleines Café übernahm. Viebahn, geboren am 26. und gestorben am 15. April 1943, legte den Grundstein für das, was später zu einem bedeutenden Süßwarenhersteller werden sollte. Das Café Viebahn erfreute sich großer Beliebtheit, und bald begannen die Geschwister, eigene Süßwaren herzustellen, darunter auch Nougat.
Der Erste Weltkrieg und die Fabrikgründung
Die Jahre des Ersten Weltkriegs waren schwierig, doch nach der Rückkehr von Sohn Paul aus dem Krieg im Jahr 1918 konnte das Geschäft wieder aufleben. Gemeinsam mit seiner inzwischen verheirateten Schwester und deren Mann Adolf Erbe beschloss Paul, eine Fabrik in Schmalkalden zu bauen. Dies markierte einen wichtigen Schritt in der Entwicklung des Unternehmens, da nun eine eigene Nougatmasse-Fertigung angeschafft werden konnte.
Die Zigarrenpackmaschine und die Nougatstange
Ein entscheidender Moment in der Geschichte von Viba war die Einführung der Nougatstange. Inspiriert von einer Zigarrenpackmaschine in einem befreundeten Unternehmen im Nachbarort Kleinschmalkalden, entwickelte die Familie Reim die Idee, den Nougat in Stangenform zu bringen und maschinell zu verpacken. Diese Innovation ermöglichte es, 30 Nougatstangen pro Minute in Stanniol zu verpacken und somit die rasant ansteigende Nachfrage zu bedienen. Die Nougatstange wurde zu einem Markenzeichen des Unternehmens und erfreut sich bis heute großer Beliebtheit.
Die Weltwirtschaftskrise und der Zweite Weltkrieg
Die Weltwirtschaftskrise Ende der 1920er- und im Verlauf der 1930er-Jahre stellte auch Viebahn vor große Herausforderungen. Der Rückgang der Industrieproduktion, des Welthandels und die massenhafte Arbeitslosigkeit wirkten sich negativ auf das Geschäft aus. Es kam zu internen Diskussionen über die Weiterentwicklung des Unternehmens, was schließlich zur Trennung des Produktionsbereichs vom „Café Viebahn“ führte.
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Trotz der Schwierigkeiten erlebte die Viebahn Süßwaren KG in der Mitte der 1930er-Jahre eine gewisse Blütezeit. Im Mittelpunkt der Vermarktung stand jedoch nicht der Nougat, sondern ein umfangreiches Sortiment an Marzipanfiguren, die in ganz Deutschland erfolgreich abgesetzt werden konnten. Der Umsatz betrug über zwei Millionen Reichsmark, was heute nach Kaufkraft fast 20 Millionen Euro entsprechen würde.
Der Beginn des Zweiten Weltkriegs im Jahr 1939 brachte erneut deutliche Rückgänge, da die wichtigen Rohstoffe wie Kakao, Mandeln und Nüsse nur noch begrenzt beschafft werden konnten. 1943 arbeiteten nur noch 59 von ursprünglich 350 Beschäftigten im Unternehmen.
Nachkriegszeit und DDR-Zeit
Nach dem Krieg begann man 1945 schrittweise, die Produktion von Marzipan und Nougat wieder aufzunehmen. Im Jahr 1972 erfolgte die Enteignung und Verstaatlichung aller Betriebe mit einer gewissen Größe. Der Hersteller der Nougatstange hieß nunmehr „VEB Nougat- und Marzipanfabrik Schmalkalden“.
Der Import von Rohstoffen wurde fortan staatlich reguliert, was die Beschaffung der überwiegend aus dem Ausland erhältlichen Rohstoffe begrenzte. Für die Nougatfertigung konnten in der Regel nur ca. 100 Tonnen Haselnüsse beschafft werden, woraus ca. 250 Tonnen Nougat gefertigt werden konnten.
Trotz der Einschränkungen war der Nougat in der DDR sehr beliebt. Aus Parteikreisen der SED wurde mehrfach das Ansinnen an die Unternehmensleitung herangetragen, die teuren Haselnüsse mit Erdnüssen zu strecken, um so eine höhere Produktionsmenge zu erreichen. Die Unternehmensleitung lehnte dies jedoch ab und behielt die Rezeptur und Qualität der Nougatstange bei.
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Die Produktionsmengen konnten die Nachfrage nicht decken, und die Nougatstangen wurden oft „unterm Ladentisch“ für 1,44 Mark verkauft, was bei einem durchschnittlichen Monatslohn von ca. 600 Mark nicht gerade preiswert war.
Die Wiedervereinigung und die Viba sweets GmbH
Mit der deutschen Wiedervereinigung trat die Treuhandanstalt in den Betrieb ein. Der Unternehmensberater Karl Heinz Einhäuser wurde beauftragt, den ehemaligen VEB zu verkaufen oder abzuwickeln. Einhäuser erkannte das Potenzial des Unternehmens und führte es erfolgreich in die Marktwirtschaft.
Im Zuge der Neuausrichtung erfolgte die Umbenennung von Viebahn Süßwaren in Viba sweets GmbH. Das Unternehmen führte zahlreiche Produktneueinführungen und Filialgründungen durch. Seit 2016 gehört auch die Confiserie Heilemann zu Viba sweets.
Die Viba Nougat-Welt: Ein süßes Ausflugsziel
Ein besonderes Highlight in der Geschichte von Viba ist die Eröffnung der Viba Nougat-Welt in Schmalkalden am 5. Februar 2012. Nach 18 Monaten Bauzeit entstand eine der meistbesuchten touristischen Attraktionen in Thüringen. Jedes Jahr besuchen rund 130.000 Gäste die Viba Nougat-Welt und nutzen das vielfältige Angebot.
Die Viba Nougat-Welt bietet den Besuchern eine unterhaltsame und genussvolle Entdeckungstour in die faszinierende Welt des Nougats. Die Besucher begleiten die Haselnuss auf ihrer spannenden Reise vom Anbau bis zur Herstellung der zart schmelzenden Köstlichkeit. Zudem zeigt die Viba Ausstellung Wissenswertes über Herstellungsverfahren, Firmentradition, Anbau und Herstellung von Schokoladen und vieles mehr.
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Ein absoluter Höhepunkt der Viba Ausstellung ist die gläserne Confiserie-Manufaktur. Sie gibt Einblick in die Herstellung, Verzierung und Verpackung feinster Schokoladen sowie Marzipan- und Nougatartikel, die von den Viba Confiseurinnen in aufwendigen Arbeitsschritten und filigraner Handarbeit gefertigt werden.
In der neu gestalteten Genusswerkstatt können die Besucher ihre eigene Lieblings-Schokolade kreieren und Schokoladen-Lollis fertigen. Das Café Viebahn wurde in Anlehnung an die Ursprünge von Viba nachgebaut und lädt zum Entspannen und Genießen von Nougatkreationen ein. Das Highlight der Genuss-Etage ist der neu inszenierte Nougat-Brunnen, wo zart schmelzender Viba Nougat in Strömen fließt.
Viba heute: Vielfalt und Tradition
Heute steht Viba für zart schmelzenden Nougat-Genuss. Mit Tradition und Leidenschaft fertigt das Thüringer Familienunternehmen seit mehr als 100 Jahren Nougat-Spezialitäten. Das Produktportfolio umfasst heute neben Nougat auch Edel-Marzipan, Pralinen- und Confiserie-Spezialitäten sowie Genussriegel und Schokoladen.
Viba bietet die größte Nougatvielfalt Deutschlands. Das Sortiment umfasst mehr als 30 Nougat-Produkte und attraktive Saisonartikel. 15 verschiedene Nougatsorten sowie Neukreationen in Trendsorten machen Viba zur prägenden Marke im Nougatriegelmarkt und mit mehr als 60 % Marktanteil zum führenden Nougathersteller in Deutschland.
Die Grundlage für den Erfolg von Viba ist die ausgezeichnete Produktqualität und die jahrzehntelange Erfahrung. In der eigenen Produktion in Floh-Seligenthal bei Schmalkalden stellt Viba seinen Nougat bis heute von der ganzen Haselnuss an und nach traditionellem Röstverfahren selbst her - immer ohne Zusatz von Konservierungsstoffen oder künstlichen Farb- und Aromastoffen.
Die Übernahme von Arko, Hussel und Eilles
Im Jahr 2021 übernahm Viba Sweets die insolvente Markengruppe Arko, Hussel und Eilles. Durch diese Übernahme sicherte sich Viba neue, eigene Vertriebswege und konnte das gesamte eigene Sortiment in den 160 neuen Filialen anbieten. Viba-Nougat ist seither in ganz Deutschland erhältlich und nicht nur in den bisherigen Filialen im ostdeutschen Stammgebiet.
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