Käsekuchen bei Morbus Crohn Ernährung: Genuss ohne Reue
Morbus Crohn ist eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung (CED), die sich bei Betroffenen sehr unterschiedlich äußern kann. Neben medikamentösen Therapien spielt die Ernährung eine entscheidende Rolle, um die Symptome zu lindern, Schübe zu vermeiden und die Lebensqualität zu verbessern. Dabei ist es wichtig, die individuellen Bedürfnisse des Körpers zu berücksichtigen und eine ausgewogene Ernährung zu finden, die sowohl gut schmeckt als auch gut tut. Käsekuchen, ein beliebter Klassiker, muss dabei nicht tabu sein. Mit einigen Anpassungen und den richtigen Zutaten kann er auch bei Morbus Crohn eine willkommene Abwechslung auf dem Speiseplan sein.
Morbus Crohn und Ernährung: Eine sensible Angelegenheit
Die Ernährung bei Morbus Crohn ist ein komplexes Thema, da die Verträglichkeit von Lebensmitteln individuell sehr unterschiedlich sein kann. Generell lassen sich zwei Phasen unterscheiden:
- Akutphase (Schub): In dieser Phase ist der Darm entzündet und gereizt. Ziel ist es, den Darm zu entlasten und die Entzündung zu reduzieren. Daher sollten ballaststoffreiche, schwer verdauliche und potenziell reizende Lebensmittel gemieden werden.
- Remissionsphase (Ruhephase): In dieser Phase ist die Entzündung abgeklungen und der Darm erholt sich. Ziel ist es, das Darmimmunsystem zu stärken, neuen Schüben vorzubeugen und eventuelle Nährstoffmängel auszugleichen. Eine entzündungshemmende Ernährung mit ausreichend Ballaststoffen und Probiotika kann dabei helfen.
Die spezielle Auslassdiät CDED
Eine relativ neue Ernährungsstrategie ist die spezielle Auslassdiät CDED (Crohn’s Disease Exclusion Diet). Sie zielt darauf ab, den Darm durch den gezielten Ausschluss bestimmter Nahrungsmittel zu schonen und die Häufigkeit und Schwere von Schüben zu minimieren. Die CDED gliedert sich in drei Phasen:
- Phase 1 (Einleitungsphase, Woche 1-6): Entlastung des Darms durch Meiden potenziell darmbarrierestörender Nahrungsmittel wie verarbeitetes Fleisch, glutenhaltiges Getreide, stark verarbeitete, gewürzte oder frittierte Lebensmittel, künstliche Süß- und Zusatzstoffe, Milchprodukte, Nüsse, Samen, Kaffee und Alkohol. Erlaubt sind leicht verdauliche Lebensmittel wie ausgewählte Obst- und Gemüsesorten, Eier, Hühnerbrust, Kartoffeln, Reis, Oliven- oder Rapsöl und gelegentlich Magerfisch.
- Phase 2 (Übergangsphase, Woche 7-12): Allmähliche Erweiterung der Lebensmittelauswahl mit gut verträglichen, ballaststoffreicheren Lebensmitteln wie Hafer, Quinoa und Hülsenfrüchten, um die Darmgesundheit zu stabilisieren und individuelle Verträglichkeiten zu testen.
- Phase 3 (Erhaltungsphase): Dauerernährung in Remission mit darmgesunden und entzündungshemmenden Lebensmitteln, wie fast allen Gemüsesorten (außer Lauch und Sellerie), schwarzem Kaffee und Naturjoghurt.
Käsekuchen-Variationen für Morbus Crohn
Käsekuchen muss bei Morbus Crohn nicht grundsätzlich vermieden werden, solange er in Maßen genossen wird und die Zutaten sorgfältig ausgewählt werden. Hier sind einige Tipps und Variationen, um den Käsekuchen darmfreundlicher zu gestalten:
Klassischer Käsekuchen mit alternativen Zutaten
Ein klassischer Käsekuchen kann mit einigen einfachen Änderungen an die Bedürfnisse von Menschen mit Morbus Crohn angepasst werden:
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- Zucker: Verwenden Sie anstelle von raffiniertem Zucker Kokosblütenzucker. Dieser enthält zwar ähnlich viele Kalorien, liefert aber zusätzlich Mineralstoffe und Spurenelemente wie Magnesium, Zink und Eisen. Alternativ können auch andere natürliche Süßungsmittel wie Ahornsirup oder Honig (in Maßen) verwendet werden.
- Mehl: Ersetzen Sie Weizenmehl durch Mandelmehl oder eine glutenfreie Mehlmischung. Mandelmehl hat im Durchschnitt 93 Prozent weniger Kohlenhydrate als herkömmliches Mehl und liefert reichlich Eiweiß.
- Fett: Verwenden Sie hochwertige Butter oder Kokosöl anstelle von Margarine oder anderen gehärteten Fetten.
- Aromen: Verwenden Sie natürliche Aromen wie Vanillemark oder Zitronenschale anstelle von künstlichen Aromastoffen.
Rezept-Beispiel:
- Boden:
- 125g Mandelmehl
- 50g Kokosblütenzucker
- 1 Prise Salz
- 1 Ei
- 60g gewürfelte Butter
- Füllung:
- 500g Magerquark (gut abgetropft)
- 100g Kokosblütenzucker
- 3 Eier (getrennt)
- 1 TL Zitronenschale
- 1 EL Zitronensaft
- 1 Vanilleschote (Mark)
- 20g Speisestärke
- Zubereitung:
- Für den Boden alle Zutaten zügig zu einem Mürbeteig verkneten und in Frischhaltefolie gewickelt ca. 30 Minuten kalt stellen.
- Für die Füllung Quark gut abtropfen lassen. Zitrone heiß abspülen, trocken tupfen und Schale fein abreiben. Zitrone halbieren und Saft auspressen.
- Eier trennen. Eiweiß mit 1 Prise Salz zu Eischnee steif schlagen. Eigelbe und restlichen Kokosblütenzucker mit den Quirlen des Handmixers cremig schlagen.
- Quark, Zitronenschale, Zitronensaft, Vanillemark und Speisestärke unterrühren. Eischnee vorsichtig unterheben.
- Teig ausrollen und in eine Springform (20 cm Durchmesser) geben. Boden mit einer Gabel mehrmals einstechen.
- Quarkmasse in die Form geben und glatt streichen.
- Kuchen im vorgeheizten Backofen bei 180 °C (Umluft 160 °C) ca. 50 Minuten backen.
- Herausnehmen, abkühlen lassen und aus der Springform lösen.
No-Bake Cheesecake im Glas
Für eine noch schonendere Variante kann ein No-Bake Cheesecake im Glas zubereitet werden. Dieser kommt ohne Backen aus und ist daher leichter verdaulich.
Rezept-Beispiel:
- Boden:
- 50g Datteln (entsteint)
- 30g Kokosraspeln
- 10g Hanfsamen
- Creme:
- 150g Cashewnüsse (12-24 Stunden eingeweicht)
- 100g Erdbeeren
- 30g Kokosmus
- 2 EL Agavendicksaft
- 1 EL Zitronensaft
- 50g Heidelbeeren
- Zubereitung:
- Für den Boden Datteln grob hacken und mit Kokosraspeln und Hanfsamen in einem Blitzhacker zu einer klebrigen Masse verarbeiten.
- Jeweils die Hälfte der Masse in ein Schraubglas mit weiter Öffnung (à ca. 250ml Inhalt) geben und mit einem Löffel zu einem Boden andrücken.
- Für die Creme Cashewnüsse abgießen und abtropfen lassen. Erdbeeren putzen und halbieren.
- Cashewnüsse mit Erdbeeren, Kokosmus, Agavendicksaft und Zitronensaft in einem Mixer fein pürieren.
- Die Creme gleichmäßig auf den Dattelboden füllen.
- Heidelbeeren auf der Creme verteilen.
- Die Gläser verschließen und die Cheesecakes mindestens 2 Stunden kalt stellen.
SCD-Käsekuchen
Der SCD-Käsekuchen (Specific Carbohydrate Diet) ist eine weitere Option für Menschen mit Morbus Crohn. Elaine Gottschall empfiehlt in ihrem Buch "Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa" eine Variante ohne Teig, die bereits für die Intro-Diät geeignet ist.
Rezept-Beispiel:
- Füllung:
- SCD-Quark (selbstgemacht oder Dry Curd Cottage Cheese)
- Eier
- Honig
- Vanillemark
- Optional: Ananasstückchen oder Mandarinen
- Zubereitung:
- Alle Zutaten vermischen und mit dem Mixer gut verrühren.
- Die Füllung in eine geeignete Form geben und im vorgeheizten Ofen bei 180 °C ca. 30-60 Minuten backen, bis sie fest ist.
Allgemeine Ernährungstipps bei Morbus Crohn
Unabhängig vom Käsekuchen-Rezept sollten Menschen mit Morbus Crohn folgende allgemeine Ernährungstipps beachten:
- Führen Sie ein Ernährungstagebuch: Notieren Sie, welche Lebensmittel Sie essen und wie Sie darauf reagieren. So können Sie individuelle Unverträglichkeiten erkennen und vermeiden.
- Essen Sie in Ruhe und bewusst: Nehmen Sie sich Zeit für Ihre Mahlzeiten und kauen Sie gründlich.
- Vermeiden Sie stark verarbeitete Lebensmittel: Diese enthalten oft unnötige Zusatzstoffe, die den Darm reizen können.
- Achten Sie auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr: Trinken Sie ausreichend Wasser oder ungesüßten Tee.
- Integrieren Sie entzündungshemmende Lebensmittel in Ihre Ernährung: Dazu gehören beispielsweise fetter Fisch (Lachs, Makrele), Olivenöl, Kurkuma, Ingwer und grünes Blattgemüse.
- Sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Ernährungsberater: Lassen Sie sich individuell beraten und erstellen Sie einen auf Ihre Bedürfnisse abgestimmten Ernährungsplan.
Die Bedeutung der persönlichen Erfahrung
Natascha, eine Grundschullehrerin, erhielt im September 2019 unerwartet die Diagnose Morbus Crohn. Sie nutzte die "Quarantäne" während der Corona-Pandemie als Chance, sich intensiv mit ihrer Krankheit und ihrer Ernährung auseinanderzusetzen. Durch Yoga, Meditation und eine bewusste Ernährungsumstellung konnte sie ihren Alltag positiv beeinflussen und ihre Schmerzen reduzieren. Ihr improvisiertes Käsekuchenrezept entstand aus dem Wunsch heraus, gesunde Zutaten auf smarte Weise zu kombinieren und einen Klassiker darmfreundlicher zu gestalten.
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