Honig hart wie Zement: Ursachen und Lösungen für Imker

Imker stehen manchmal vor dem Problem, dass ihr Honig in den Waben oder im Glas hart wie Zement wird. Dieses Phänomen, bekannt als "Zementhonig", wird hauptsächlich durch einen hohen Gehalt an Melezitose verursacht, einem Dreifachzucker, der besonders in Waldhonig vorkommt. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen für Zementhonig, seine Auswirkungen auf Bienen und Imker sowie mögliche Lösungen zur Bewältigung dieses Problems.

Was ist Melezitose-Honig?

Melezitose ist ein Dreifachzucker, der aus zwei Molekülen Glukose und einem Molekül Fruktose besteht. Er entsteht, wenn bestimmte Insekten, insbesondere Blattläuse, Honigtau ausscheiden. Honigtau ist eine zuckerhaltige Substanz, die von Pflanzenläusen produziert wird, die den Siebröhrensaft von Bäumen absaugen. Bestimmte Blattlausarten, wie die Große Schwarze Fichtenrindenlaus, produzieren besonders viel Melezitose. Waldhonig entsteht nicht aus Blütennektar wie normaler Blütenhonig, sondern aus diesem Honigtau.

Ab einem Melezitose-Gehalt von 10-12% kristallisiert der Honig aufgrund seiner speziellen molekularen Struktur aus und wird noch in den Waben hart. Bei einem Anteil von 20 Prozent oder mehr kristallisiert der Honig bereits in den Waben und lässt sich nicht mehr schleudern.

Ursachen für die Entstehung von Zementhonig

Mehrere Faktoren tragen zur Entstehung von Zementhonig bei:

  • Hoher Melezitose-Gehalt: Der Hauptgrund ist ein hoher Anteil an Melezitose im Honigtau. Die unterschiedlichen Lausarten produzieren unterschiedlich viel Melezitose: Bei Tannenhonig enthält der Honigtau etwa 15 Prozent, die Bienen drücken den Wert beim Trocknen aber auf etwa fünf Prozent. Honigtau von den Fichten enthält meist mehr Melezitose. Besonders die Große Schwarze Fichtenrindenlaus produziert Honigtau mit bis zu 70 Prozent Melezitose-Anteil.
  • Blattlausarten: Bestimmte Blattlausarten, insbesondere die Große Schwarze Fichtenrindenlaus (Cinara piceae), scheiden vermehrt Melezitose aus. Auch die Stark Bemehlte Fichtenrindenlaus kommt häufiger vor, wenn Fichten unter Trockenheit und Hitzestress leiden.
  • Baumart: Zementhonig kommt hauptsächlich von Fichten und Lärchen vor.
  • Witterungsbedingungen: Ein trockenes, heißes Frühjahr begünstigt das Auftreten von Melezitose. Steigende Temperaturen und häufigere Trockenperioden durch den Klimawandel werden zukünftig zu häufigeren Melizitosehonig-Trachten führen. Besonders Fichten mit flachen Wurzeln reagieren in trockenen, warmen Sommern mit einer höheren Produktion osmotisch aktiver Stoffe in ihrem Saft.
  • Geografische Lage und Bodenbeschaffenheit: Höher gelegene Standorte sowie kalkhaltige, wasserdurchlässige Böden können die Melezitoseproduktion fördern.
  • Niedriger Wassergehalt: Rapshonige mit relativ niedrigen Wassergehalten wurden im vergangenen Frühjahr z. T. in Deutschland geerntet. Je niedriger der Wassergehalt, umso schneller setzt die Kristallisation ein.

Auswirkungen auf Bienen und Imker

Für die Bienen

Es steht sehr schlecht um Bienen, wenn sie rein oder primär auf Melezitosehonig überwintern. Wie Studien zeigen konnten, sind die Winterverluste bei diesen Völkern um etliches höher. Die Bienen verhungern zwar nicht, aber weisen fast immer nach einer Überwinterung auf Melizitose Krankheiten auf, insbesondere die Ruhr.

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  • Verdauungsprobleme: Die Zuckerkristalle des Melezitosehonigs sind zu groß für die Speiseröhre der Bienen.
  • Erhöhter Wasserbedarf: Um mit stark kristallisiertem Honig zu überwintern, nehmen Bienen mehr Wasser als gewöhnlich zu sich, was gefährlich sein kann.
  • Toxische Wirkung: Der Mineraliengehalt von Melezitosehonig weicht stark von der Zusammensetzung für Zuckerwasser ab. Die Kalium- und Magnesiumwerte sind sechs- bis zwanzigmal höher, die Natriumwerte geringer. Dies hat eine toxische Wirkung auf die Bienen, denn wichtige Darmzellen werden zerstört.
  • Krankheiten: Die Bienen werden schwach und erkranken an Bienenkrankheiten, wie zum Beispiel Nosemose und Ruhr.
  • Überlastung des Darms: Der hohe Kohlenstoffanteil des Waldhonigs kann im Winter zu Ausscheidungen im Stock führen, was Bienen eigentlich vermeiden, Bakterien könnten dem Volk gefährlich werden.

Für den Imker

  • Ernteausfall: Der Imker bekommt den harten Honig nicht aus den Zellen heraus. Normalerweise ist Waldhonig flüssig und der Imker kann ihn mit einer Honigschleuder leicht ernten. Der sogenannte Zementhonig bleibt jedoch in den Zellen stecken.
  • Erhöhter Arbeitsaufwand: Um Zementhonig doch ernten zu können, müssen Imker viel Zeit und Geld investieren. Sie können die Bienen den Honig umtragen lassen. Dabei geht jedoch etwa die Hälfte des Honigs verloren.
  • Qualitätsverlust: Durch die starke Erhitzung wird die Qualität des Honigs stark beschädigt. Außerdem entsteht bei der thermischen Zersetzung von Zucker Hydroxymethylfurfural (HMF). Wird der Honig aber stark erhitzt, steigt der Gehalt schnell an und verwandelt den süßen Honig in gefährliches Bienengift.
  • Finanzielle Einbußen: Der Imker erntet weniger Waldhonig und muss höhere Kosten für die Ernte kalkulieren.

Maßnahmen zur Vermeidung und Bewältigung von Zementhonig

Vorbeugende Maßnahmen

  • Standortwahl: Vermeiden Sie Standorte, die reich an Fichten und Lärchen sind.
  • Beobachtung der Tracht: Achten Sie auf hohe Tageszunahmen im Juli (über drei Kilogramm, bei Melezitose bis zu acht Kilogramm pro Tag).
  • Honigwaben-Check: Wer eine Honigwabe gegen die Sonne hält, sieht normal auch in Honigzellen den Zellboden, der aussieht wie ein Mercedes-Stern. Bei Zementhonig ist das nicht so: Hier ist der Honig so trüb, dass man den Zellboden nicht mehr erkennt. Der Melezitosehonig hat zudem eine Konsistenz wie Gelee und ist sandig, wenn man mit dem Finger durch die Wabe kratzt.
  • Abwandern: Wenn möglich, wandern Sie in Gebiete ab, in denen weniger Melezitose vorkommt.
  • Mittelwände geben: Wer nicht abwandert, sollte im Honigraum sofort Mittelwände geben. Denn die Bienen bauen nun (im Gegensatz zur klassischen Waldtracht) noch gerne. So baut man sich einen Vorrat an Waben auf, ein Großteil kann nämlich später mit Zementhonig blockiert sein.
  • Nicht unreif schleudern: Direkt nachdem die Bienen den Honig eingetragen haben, lässt er sich oft noch schleudern, bevor er in den Waben hart wird. Das ist zwar verlockend - man sollte aber keinesfalls Honig mit zu hohem Wassergehalt schleudern.
  • Regelmäßige Gewichtskontrolle: Es ist ratsam, regelmäßig das Gewicht ihrer Bienenstöcke zu kontrollieren.

Maßnahmen bei Zementhonigbefall

  • Honig entnehmen: Entnehmen Sie allen Melezitosehonig - auch wenn noch welcher im Brutnest lagert!
  • Umtragen lassen: Wer den Honig doch noch schleudern will, muss ihn einmal von den Bienen umtragen lassen. Denn diese lösen ihn nochmals und reichern ihn mit Enzymen an, die den Zucker spalten.
    • Warten Sie bis zum Trachtende.
    • Lagern Sie die Waben bienendicht und möglichst kühl.
    • Wässern Sie die Waben: Die Bienen brauchen viel Wasser, um den harten Honig zu lösen. Bevor man die Waben mit der Melezitose aufsetzt, sollte man sie in Wasser eintauchen.
    • Hängen Sie die Waben zurück in starke Völker. Oben sollte man die Zarge nicht ganz voll machen und die Waben eher luftig einhängen.
    • Bringen Sie die Bienen dazu, den Honig umzutragen, indem Sie die Honigwaben oben unter eine lichtdurchlässige Abdeckung hängen oder die Melezitose-Waben direkt über den Boden, unter das Brutnest stellen.
    • Besprühen Sie die Waben zwischendurch immer wieder mit Wasser und tauschen Sie leere Waben gegen volle Zementhonigwaben.
    • Ernten Sie den Honig erneut, nachdem er umgetragen wurde. Er ist in den Waben nun flüssig wie klassischer Waldhonig und kann normal geschleudert werden.
  • Schleudern mit Hilfsmitteln: Ist der Honig sulzig und noch nicht ganz hart, kann man ihn mit einer Nadelwalze bearbeiten und schleudern.
  • Waben pressen: Waben, die zuvor aus den Rahmen gelöst wurden, ausgepresst werden können. Hierfür gibt es eigene Pressen, mit denen man auch Olivenöl oder Apfelsaft pressen kann.
  • Ausschmelzen: Eine weitere Möglichkeit ist es, die Melezitose-Waben in einem Deckelwachsschmelzer auszuschmelzen. Der flüssige Honig setzt sich dann unten ab und das Wachs sammelt sich oben und wird fest. Hier kann es aber sein, dass der Honig später Wärmeschäden hat.
  • Füttern mit Zuckerwasser oder Bienentee: Statt Melezitosehonig muss den Bienen ausreichend Zuckerwasser - oder noch besser "Bienentee" - zur Verfügung gestellt werden.

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