Fairtrade-Schokolade: Inhaltsstoffe und worauf Sie beim Kauf achten sollten

Fairtrade-Schokolade ist mehr als nur eine süße Köstlichkeit. Sie ist ein Statement für fairen Handel, soziale Gerechtigkeit und nachhaltige Landwirtschaft. Dieser Artikel beleuchtet die Inhaltsstoffe von Fairtrade-Schokolade, die Bedeutung verschiedener Fairtrade-Siegel und gibt Ihnen wichtige Hinweise, worauf Sie beim Kauf achten sollten, um sicherzustellen, dass Ihre Schokolade nicht nur gut schmeckt, sondern auch Gutes bewirkt.

Was bedeutet Fairtrade bei Schokolade?

Fairtrade ist eine Handelspartnerschaft, die auf Dialog, Transparenz und Respekt beruht und nach mehr Gerechtigkeit im internationalen Handel strebt. Durch bessere Handelsbedingungen und die Sicherung sozialer Rechte für benachteiligte Produzenten und Arbeiter, insbesondere in den Ländern des Südens, leistet der Faire Handel einen Beitrag zu nachhaltiger Entwicklung. Fair-Handels-Organisationen engagieren sich gemeinsam mit den Verbrauchern für die Unterstützung der Produzenten, die Bewusstseinsbildung sowie die Kampagnenarbeit zur Veränderung der Regeln und der Praxis des konventionellen Welthandels.

Die Problematik des konventionellen Kakaoanbaus

Im konventionellen Schokoladen-Business läuft einiges falsch. Am Anfang der Lieferkette stehen oft Menschen, die den Kakao produzieren, aber kaum von ihrer Arbeit leben können. Laut Bundesentwicklungsministerium BMZ hat etwa rund ein Drittel der Menschen in den kleinbäuerlichen Betrieben in Elfenbeinküste nicht genügend zu essen. Damit Schokolade bei uns günstig zu haben ist, werden am Anfang der Lieferkette die Preise gedrückt - bei Menschen, die sich wirtschaftlich nicht wehren können. Die Gewinne landen bei den großen Lebensmittelkonzernen, bei den Kakaobauern aber bleibt wenig bis gar nichts hängen. Laut BMZ erhalten die Kakaofarmer in Elfenbeinküste von einer 89 Cent teuren Schokolade 6 Cent. Und auch insgesamt ist es für die Anbauländer ein schlechter Deal: Laut Fairtrade Foundation produzieren Elfenbeinküste und Ghana rund 60 % des Kakaos, doch fließen nur 6 % der Gesamteinnahmen zurück. Das meiste Geld verdienen der Handel und die Schokoladenhersteller, also internationale Konzerne.

Eine der bittersten Auswirkungen dieser Ungerechtigkeit ist Kinderarbeit auf den Kakaoplantagen. Kinder sind die billigsten Arbeitskräfte, die ihre Rechte nicht geltend machen können. Laut Bundesentwicklungsministerium (BMZ) arbeiten allein in Elfenbeinküste und Ghana mehr als 1,5 Millionen Kinder auf den Plantagen und dies meist unter den schlimmsten Bedingungen. Die Kinder verätzen sich die Haut an giftigen Pestiziden, verletzten sich an Macheten und machen sich bei der Schufterei Rücken und Knochen kaputt. Schwerstarbeit statt Schule. Das bisschen Lohn reicht am Ende noch nicht mal für eine Tafel Schokolade. Es gibt sogar Berichte über Sklaverei, bei der Kinder aus Mali oder Burkina Faso teils verkauft oder verschleppt werden, um auf den Kakaoplantagen in Elfenbeinküste zu arbeiten.

Fairtrade als Lösung?

Fairtrade-Schokolade ist jetzt wichtiger denn je, denn es geht in der Industrie schon ausbeuterisch genug zu. Unternehmen zeigen, dass die Produktion auch ohne Kinderarbeit geht. Zum Beispiel der niederländische Hersteller Tony's Chocoloney, der beim Schoko-Check von INKOTA das Rennen machte. Von ihm wurde auch Tony’s Open Chain ins Leben gerufen - eine Initiative, der sich Schokoladen-Unternehmen anschließen können. Ziel der Tony’s Open Chain ist, dass 100 % der weltweit produzierten Schokolade sklavenfrei ist.

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Gerade jetzt hat fair gehandelte Schokolade einen schweren Stand. Aufgrund einer weltweit steigenden Nachfrage nach Schokolade, Spekulationen und gleichzeitigen Missernten aufgrund von Extremwettereignissen und Pilzbefall der Kakaobäume in Ghana und Elfenbeinküste kletterte der Weltmarktpreis für eine Tonne Kakao laut Hersteller Fairafric von rund $2.200 im März 23 auf über $10.600 im April 2024. Das macht sich auch bei den Verbraucherpreisen bemerkbar. Laut Statistischem Bundesamt kostete eine Tafel Schokolade im Dezember 2024 über alle Marken hinweg 14,6 % mehr als im Jahr zuvor.

Es ist sinnvoll, seinen Nachhaltigkeitsgedanken auch hier anzuwenden: Im Zweifel lieber ein bisschen weniger einkaufen, dafür aber für gute Schokolade ein bisschen mehr Geld ausgeben.

Inhaltsstoffe von Fairtrade-Schokolade

Fairtrade-Schokolade zeichnet sich durch hochwertige Inhaltsstoffe und faire Produktionsbedingungen aus. Ein wichtiger Aspekt ist die Herkunft des Kakaos. Dieser stammt idealerweise von Kleinbauernorganisationen, die fair behandelt werden und eine Prämie für ihre Ernte erhalten.

Kakao

Der Kakao ist die Hauptzutat von Schokolade und bestimmt maßgeblich den Geschmack. Bei Fairtrade-Schokolade wird darauf geachtet, dass der Kakao von Kleinbauernkooperativen stammt, die eine faire Entlohnung erhalten. Die Fair Trade Prämie gibt den Kleinbauern die Möglichkeit, die Qualität ihrer Ernte weiter zu verbessern.

Zucker

Auch bei der Zuckergewinnung ist es wichtig, auf faire Bedingungen zu achten. Denn in den beiden größten Exporteur-Ländern für Zuckerrohr, Brasilien und Indien, kommt es nach wie vor zu Kinderarbeit. In die Region Maharashtra, in Indien, migrieren ganze Familien und Dörfer zur Zuckerrohrernte. Laut Fairtrade Deutschland verspricht ein Fairtrade-Produkt-Siegel auf einer Tafel Schokolade, dass alle Zutaten, die fair gehandelt werden können, dies auch sind. Bei einem Fairtrade-Rohstoff-Siegel hingegen ist nur die neben dem Siegel vermerkte Zutat fair produziert worden.

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Weitere Zutaten

Je nach Sorte enthält Fairtrade-Schokolade weitere Zutaten wie Milchpulver, Nüsse, Vanille oder Gewürze. Auch hier ist es empfehlenswert, auf Bio-Qualität und fairen Handel zu achten.

Fairtrade-Siegel und ihre Bedeutung

Beim Kauf von Fairtrade-Schokolade begegnen Ihnen verschiedene Siegel und Labels. Diese geben Auskunft über die Einhaltung von Fairtrade-Standards und können Ihnen bei der Auswahl helfen.

Fairtrade-Siegel (FLO-Cert)

Das wohl bekannteste Label ist Fairtrade. Es verbietet Kinderarbeit und Abholzung, überprüft, dass Rechte von Arbeiter:innen eingehalten werden und zahlt wie die meisten Siegel den Bauern eine Prämie sowie einen Mindestpreis für eine Tonne Kakao. Der Mindestpreis liegt beim Fairtrade-Zertifikat derzeit bei 2.400 US-Dollar pro Tonne, die Prämie bei 240 Dollar. In Elfenbeinküste liegt der Mindestpreis bei 2.206 US-Dollar und die Prämie bei 221 US-Dollar pro Tonne. Der Mindestpreis schütz vor den schwankenden Preisen auf dem Weltmarkt, jedoch nicht vor Armut.

Ein Schokoladenprodukt besteht aus mehreren Zutaten. Das Fairtrade Cocoa Program zeigt, dass zumindest der Kakao fair gehandelt wurde. Andere Zutaten müssen hingegen nicht zertifiziert sein. Es mag zunächst enttäuschend sein, in ein halbfaires Produkt zu beißen. Für viele Marken ist aber ein Start in ein faires Programm, und es erhöht die Nachfrage nach fair gehandeltem Kakao. Hinzu kommt, dass sich bei Mischprodukten die Lieferketten ohnehin nicht eindeutig zurückverfolgen lassen. Fairtrade schreibt jedoch bei Mischprodukten vor, dass „Zutaten, die als Fairtrade-Rohstoffe verfügbar sind, aus Fairtrade-Quellen bezogen werden.“ Außerdem muss der Fair-Anteil eines Mischprodukts bei mindestens 20 % liegen. Auf der Verpackung eines Fairtrade-Produkts steht, wie hoch der Fair-Anteil letztlich ist.

GEPA

Gepa legt die Messlatte höher. Der Kakao wird von Fairtrade zertifiziert, gleichzeitig wirtschaftet GEPA nach den Richtlinien der World Fair Trade Organisation (WFTO). Dabei werden nicht einzelne Produkte als fair zertifiziert, sondern Unternehmen. Dazu müssen sie ihr ganzes unternehmerisches Handeln nach den 10 Prinzipien der WFTO ausrichten. Dazu zählen etwa die Sicherstellung von guten Arbeitsbedingungen, Arbeitnehmer:innenrechte, faire Preise und Transparenz. Bei 70 % der Mischprodukte von GEPA liegt der Anteil an fair gehandelten Zutaten bei über 75 %. Monoprodukte sind immer zu 100 % fair gehandelt. Das angestrebte Ziel von Gepa ist, Mischprodukte mit einem hundertprozentigen Fair-Anteil anzubieten. Gepa zahlt für eine Tonne Kakao plus Prämie mindestens 3.500 Dollar, also deutlich mehr als bei einer Fairtrade-Zertifizierung nötig. Der Preis soll sich dabei an den wahren Produktionskosten orientieren. Ein weiteres Unternehmen, das nach den Kriterien der World Fair Trade Organization zertifiziert ist, ist El Puente. Inzwischen haben auch alle GEPA-Schokoladen Bio-Qualität.

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Naturland Fair

Zertifizierungen wie das Naturland-Fair-Siegel oder Hand in Hand von Rapunzel kennzeichnen Schokolade, die sowohl ökologische Kriterien erfüllt als auch fair gehandelt wurde. Die Öko-Kriterien sind meist stärker, als es die EU-Öko-Verordnung für das EU-Bio-Siegel vorgibt. Der ökologische Anbau ist auch bei der Kakaoproduktion von höchster Bedeutung. Denn an der Umwelt gehen die Folgen des Schokoladenkonsums auch nicht spurlos vorbei. Der Einsatz von Pestiziden und chemischen Düngemitteln laugt die Böden aus und verschmutzt das Trinkwasser. Weil Preise und Erträge so niedrig sind, müssen Bauern neue Anbauflächen schaffen, was wiederum Wald und Lebensraum vernichtet.

Rainforest Alliance

Das Rainforest Alliance-Logo ist auf Produkten besonders häufig zu sehen. Laut Selbstauskunft arbeitet Rainforest Alliance weltweit mit rund einer Million Kakaobauern zusammen. Das Programm verfolgt dabei einen anderen Ansatz als Fairtrade. Bäuer:innen werden vor allem darin geschult, ihre Erträge durch nachhaltige Anbautechniken zu steigern. Mindestpreise für den Kakao gibt es jedoch nicht, eine Mindestprämie wurde erst 2022 eingeführt. Sie ist mit 70 Dollar pro Tonne jedoch weit unter Fairtrade- oder GEPA-Standards.

Fairchain

Der Fairchain-Ansatz sieht vor, den gesamten Produktionsprozess im Herkunftsland der Rohstoffe zu belassen und so die Kontrolle in die Anbauländer zu bringen. Ein Fairchain-Unternehmen in Deutschland ist etwa Fairafric. Statt Kakao zu importieren und ihn erst in Deutschland zu verarbeiten, wird die Schokolade komplett in einer biozertifizierten Kooperative in Ghana produziert. Das schafft neue und langfristige Arbeitsplätze vor Ort und sorgt für mehr Kontrolle bei der Preispolitik. Fairafric hat vor Ort 115 Arbeitsplätze geschaffen, produziert wird mit Solarenergie. Für eine Tonne Bio-Kakao zahlt Fairafric eine Prämie von 692 Dollar. Stammen die Bohnen aus dem Dynamischen Agroforst-Anbau liegt die Prämie bei 842 Dollar pro Tonne. Fairafric nennt ihren Ansatz Fairchain (zu deutsch etwa faire Lieferkette).

Fairchain ist wichtig und innovativ, weil die gesamte Wertschöpfung in der Produktion im Anbauland verbleibt und so die Wirtschaft vor Ort stärkt. Durch die Verarbeitung vor Ort werden Arbeitsplätze außerhalb des landwirtschaftlichen Sektors geschaffen. Diese sind sehr wertvoll, da laut einer Weltbank-Studie durch jeden neuen Job, etwa in der Lebensmittelverarbeitung 2,8 weitere Arbeitsplätze im Umfeld geschaffen werden. Die Preise von Endprodukten wie zum Beispiel von Schokolade oder Röstkaffee schwanken deutlich weniger als die Weltmarktpreise für Rohkaffee. Dadurch entsteht Planungssicherheit vor Ort. Die meisten Kaffeebäuer:innen haben noch nie in ihrem Leben Kaffee getrunken und die Landwirt:innen keine Schokolade probiert. Daher fehlt ein entscheidender Bezug zum eigenen Produkt. Durch die Röstung in der Kooperative können die Bäuer:innen ihren Kaffee verköstigen. Das kommt wiederum der Qualität des Kaffees zugute.

Worauf Sie beim Kauf von Fairtrade-Schokolade achten sollten

Bessere Schokolade erkennen Sie zum Beispiel an Fairhandels-Siegeln wie etwa Fairtrade. Die Siegel stehen zunächst einmal für etwas Gutes: eine Zertifizierung soll die Löhne und Produktionsbedingungen verbessern und die strukturelle Entwicklung vor Ort fördern. Der Einsatz bestimmter Chemikalien ist untersagt und Kinderarbeit verboten.

Was man über die Siegel auch wissen sollte: Sie lindern die Probleme etwas, sie lösen sie aber nicht. Sie sind keine Garantie dafür, dass die Bäuer:innen von ihrer Arbeit leben und sich aus der Armut befreien können. Laut INKOTA müssten sich dazu die Einkünfte in Ghana verdoppeln, in Elfenbeinküste verdreifachen. Ein weiteres Problem ist, dass Prüfer:innen oftmals nur einen kleinen Ausschnitt von Kakaoplantagen sehen, Prüfungen häufig angekündigt, Verbesserungen vornehmlich auf dem Papier stattfinden und die Zertifizierungen Geld kosten. Trotz der bekannten Probleme sind Fairhandels-Programme ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung - auch wenn es unter den Zertifizierungen erhebliche Unterschiede gibt.

Bio-Qualität

Beim Kauf einer Fairtrade-Schokolade ist Bio eine weitere Möglichkeit, verantwortungsvoller Schokolade zu genießen. Ein Biosiegel steht für einen schonungsvolleren Umgang mit der Natur und ihren Ressourcen. So verbietet Bio etwa den Einsatz von giftigen Pflanzenschutz- und Düngemitteln. Zertifizierungen wie das Naturland-Fair-Siegel oder Hand in Hand von Rapunzel kennzeichnen Schokolade, die sowohl ökologische Kriterien erfüllt als auch fair gehandelt wurde. Die Öko-Kriterien sind meist stärker, als es die EU-Öko-Verordnung für das EU-Bio-Siegel vorgibt.

Zutatenliste

Faire Schokolade braucht gute Zutaten. Häufig ist schon eine ellenlange Zutatenliste kein gutes Zeichen. Man muss kein:e Ernährungsexpert:in sein, um zu wissen, dass Zutaten, die sich kaum aussprechen lassen und die man nicht gerade mit Schokolade assoziiert, in der Schokolade nichts zu suchen haben.

Weitere Siegel

Darüber hinaus gibt es Siegel, die den Anbieter insgesamt auszeichnen. Zum Beispiel ist EMAS ein Hinweis für ein gutes Umweltmanagement im Unternehmen. Zertifizierungen durch die Gemeinwohl-Ökonomie oder durch B Corp garantieren, dass der Anbieter in seinem wirtschaftlichen Handeln hohe soziale und ökologische Standards erfüllt.

Mengenausgleich

Wichtig ist dabei zunächst auf die Art des Siegels zu achten. Fairtrade Deutschland unterscheidet bei ihren Siegeln zwischen dem Fairtrade-Produkt- Siegel, auf schwarzem Hintergrund, und dem Fairtrade-Rohstoff-Siegel, auf weißem Hintergrund. Unterschiede finden sich hier nicht nur bei der Farbe, auch das „Level“ der Fairness, also die Menge an enthaltenen fairen Rohstoffen, variiert. So verspricht ein Fairtrade-Produkt-Siegel auf einer Tafel Schokolade, dass alle Zutaten, die fair gehandelt werden können, dies auch sind. Bei einem Fairtrade-Rohstoff-Siegel hingegen ist nur die neben dem Siegel vermerkte Zutat fair produziert worden.

Hat meine Tafel also entweder ein Fairtrade-Produkt-Siegel oder ein Fairtrade-Rohstoff-Siegel für Zucker sollte auch Zucker ohne Kinderarbeit im Produkt stecken, oder? Falsch, das ist dann nicht der Fall, wenn bei der Produktion ein sogenannter Mengenausgleich stattfindet. Dabei darf fair gehandelter Zucker mit handelsüblichem in der Produktion vermischt werden. Wichtig ist dabei nur, dass der prozentuale Anteil an verkauftem Fairtrade-Produkt mit der Menge an eingekauftem fairem Zucker übereinstimmen muss. In welches Produkt am Ende jedoch die tatsächlich unter fairen Bedingungen produzierten Kristalle landen, wird in den Fabriken nicht gesteuert, da für alle Produkte die gleiche Zuckermischung verwendet wird.

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