Fairtrade Schokolade aus Afrika: Herstellung, Herausforderungen und Chancen

Schokolade ist aus unserem Alltag kaum wegzudenken. Im Durchschnitt verzehrt jeder Deutsche über 9 Kilogramm Schokolade pro Jahr. Doch hinter dem süßen Genuss verbergen sich oft bittere Realitäten. Kakaoanbau ist häufig mit Kinderarbeit, Ausbeutung und Umweltzerstörung verbunden, insbesondere in Westafrika, wo knapp drei Viertel des weltweiten Kakaos produziert werden. Fairtrade-Schokolade versucht, diesen Problemen entgegenzuwirken, doch es gibt noch viele Herausforderungen.

Die dunkle Seite des Kakaoanbaus

Der Kakaoanbau in Westafrika ist mit einer Reihe von Problemen behaftet:

  • Kinderarbeit: Zwischen einer und 1,5 Millionen Kinder arbeiten auf Kakaoplantagen, anstatt zur Schule zu gehen. Dies geschieht oft aus Not, da die Familien auf den zusätzlichen Verdienst angewiesen sind.
  • Ausbeutung: Kakaobauern erhalten oft nur einen sehr geringen Anteil des Preises, den wir für Schokolade bezahlen. Viele leben unterhalb der Armutsgrenze.
  • Umweltzerstörung: Für den Kakaoanbau werden Regenwälder gerodet, was zu einem Verlust der Artenvielfalt und zur Freisetzung von Treibhausgasen führt. Pro Kilo Kakaobohnen werden rund 27.000 Liter Wasser benötigt.

Fairtrade-Schokolade als Lösungsansatz?

Fairtrade-Schokolade soll dazu beitragen, die Lebensbedingungen der Kakaobauern zu verbessern und Kinderarbeit zu bekämpfen. Fairtrade-Standards umfassen:

  • Mindestpreis: Fairtrade garantiert den Kakaobauern einen Mindestpreis für ihre Kakaobohnen, unabhängig vom Weltmarktpreis.
  • Prämien: Zusätzlich zum Mindestpreis erhalten die Bauern eine Prämie, die in lokale Projekte wie Schulen oder Wasserleitungen investiert wird.
  • Verbot ausbeuterischer Kinderarbeit: Fairtrade verbietet ausbeuterische Kinderarbeit.
  • Langfristige Handelsbeziehungen: Fairtrade fördert langfristige Handelsbeziehungen zwischen Bauern und Unternehmen.
  • Umweltschutz: Fairtrade achtet auf Naturverträglichkeit und schränkt den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln ein.

Allerdings gibt es auch Kritik an Fairtrade:

  • Unzureichende Preise: Fairtrade-Preise sind oft nicht ausreichend, um den Kakaobauern ein existenzsicherndes Einkommen zu ermöglichen.
  • Mangelnde Transparenz: Die Umsetzung der Fairtrade-Standards ist nicht immer transparent.
  • Geringe Marktmacht: Fairtrade-Schokolade ist immer noch ein Nischenprodukt.

Staatliche Initiativen und Preisaufschläge

Die Kakao-Hauptanbauländer Côte d'Ivoire und Ghana versuchen, durch staatlich festgelegte Preise und einen Aufschlag von 400 US-Dollar pro Tonne Kakao für ein menschenwürdiges Einkommen zu sorgen. Die Umsetzung dieser Maßnahmen ist jedoch noch undurchsichtig und erfordert mehr Transparenz.

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Innovative Ansätze: Schokoladenproduktion in Afrika

Ein vielversprechender Ansatz ist die Verlagerung der Schokoladenproduktion in die Kakaoanbauländer selbst. Unternehmen wie fairafric und MIA produzieren Schokolade direkt in Ghana bzw. Madagaskar. Dies hat mehrere Vorteile:

  • Höhere Wertschöpfung im Ursprungsland: Durch die Verarbeitung des Kakaos im Ursprungsland bleibt ein größerer Teil des Gewinns dort.
  • Schaffung von Arbeitsplätzen: Die Schokoladenproduktion schafft qualifizierte Arbeitsplätze mit fairen Löhnen.
  • Stärkung der lokalen Wirtschaft: Die Produktion vor Ort kurbelt die Wirtschaft an und schafft neue Geschäftszweige.

fairafric beispielsweise bezieht Bio-Kakaobohnen von der Kooperative Yayra Glover in Ghana und zahlt den Bauern eine Bio-Prämie von 600 US-Dollar pro Tonne. Das Unternehmen betreibt eine solarbetriebene Fabrik in Ghana und beschäftigt ein rein ghanaisches Team.

MIA produziert Bean-to-Bar Schokoladen auf Madagaskar, vom Rösten bis zum Verpacken. Sie verwenden Edelkakao aus Madagaskar und schaffen bis zu fünfmal mehr Einkommen vor Ort als andere Hersteller.

Herausforderungen der Schokoladenproduktion in Afrika

Die Schokoladenproduktion in Afrika ist jedoch auch mit Herausforderungen verbunden:

  • Hohe Anfangsinvestitionen: Der Aufbau einer Schokoladenfabrik erfordert hohe Investitionen.
  • Mangelnde Infrastruktur: Die Infrastruktur in vielen Kakaoanbauländern ist schlecht.
  • Logistische Herausforderungen: Der Transport der Schokolade aus den Ursprungsländern ist aufwendig.
  • Marktzugang: Der Zugang zu den internationalen Märkten ist schwierig.

Verbraucherverhalten und Kaufentscheidungen

Wir als Verbraucher haben die Macht, etwas zu verändern. Durch bewusste Kaufentscheidungen können wir dazu beitragen, die Lebensbedingungen der Kakaobauern zu verbessern und die Umwelt zu schützen.

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  • Fairtrade-Schokolade kaufen: Achten Sie auf Fairtrade-Siegel wie Fairtrade, Rainforest Alliance oder UTZ.
  • Bio-Schokolade bevorzugen: Bio-Schokolade wird unter umweltfreundlichen Bedingungen angebaut.
  • Schokolade aus Afrika wählen: Unterstützen Sie Unternehmen, die Schokolade direkt in den Kakaoanbauländern produzieren.
  • Auf Qualität achten: Achten Sie auf hochwertige Schokolade mit einem hohen Kakaoanteil.
  • Informieren Sie sich: Informieren Sie sich über die Herkunft Ihrer Schokolade und die Produktionsbedingungen.

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