Die Geschichte der Nürnberger Lebkuchen von Otto Schmidt
Die Nürnberger Lebkuchen haben eine lange und reiche Tradition, die bis ins Mittelalter zurückreicht. Sie sind eng mit der Stadt Nürnberg verbunden und haben sich zu einem weltweit bekannten und geschätzten Produkt entwickelt. Dieser Artikel beleuchtet die Geschichte der Nürnberger Lebkuchen, von ihren bescheidenen Anfängen bis zu ihrer heutigen Bedeutung, wobei ein besonderer Fokus auf dem Unternehmen Lebkuchen-Schmidt liegt.
Die Ursprünge des Nürnberger Lebkuchens
Die ersten Spuren eines Nürnberger Lebküchners finden sich im Jahr 1395 in der Schmidgasse. Ein besonders bemerkenswertes Ereignis ereignete sich im Jahr 1487, als Kaiser Friedrich III., der sich zu dieser Zeit auf einem Reichstag in Nürnberg befand, alle Nürnberger Kinder, "die schon zu gehen vermögen…", zu einem großen Fest auf der Kaiserburg einlud. Fast 4000 Kinder wurden damals mit Lebkuchen beschenkt, auf dem das Bildnis des Kaisers abgedruckt war.
Offiziell wird das Handwerk der Lebküchnerei erst im 17. Jahrhundert erwähnt. Bereits 1441 führte Nürnberg eine Gewürzschau durch. Vereidigte Prüfer kontrollierten die Qualität der gelieferten Gewürze. Die zentrale Lage Nürnbergs, wo viele Handelsrouten zusammenliefen, sorgte dafür, dass immer genügend Gewürze vorhanden waren - eine Seltenheit im Mittelalter. Zudem war die Gegend bekannt für ihren Honigreichtum, und die Rezepte für Lebkuchen waren seit frühester Zeit von den Mönchen der Gegend bekannt. Diese aßen den haltbaren Honigkuchen vor allem zur Stärkung im Winter, wenn andere Vorräte knapp wurden.
Schwierige Zeiten und der Aufstieg zur industriellen Fertigung
Der Dreißigjährige Krieg brachte einen schweren Niedergang für die Nürnberger Lebküchner, da sie keine Gewürze mehr erhielten. Durch die jahrelange, zweimalige Belagerung Nürnbergs (Tilly und Wallenstein) war die Stadt von der Außenwelt so gut wie abgeschnitten.
Die Gewerbefreiheit im Jahr 1867 brachte dann eine glückliche Wende, auch wenn der Übergang von der handwerklichen zur industriellen Herstellung nicht von heute auf morgen vor sich ging. Die beiden Weltkriege brachten jedoch erneut harte Schläge für die Nürnberger Lebkuchenindustrie. Im Ersten Weltkrieg herrschte eine unvorstellbare Rohstoffknappheit. Im Dezember 1916 wurde das Backen feiner Lebkuchensorten als Luxus untersagt. Den Zweiten Weltkrieg überstand praktisch keine der Nürnberger Lebkuchenfabriken ohne Schaden.
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Nürnberger Lebkuchen in aller Welt
Die Nürnberger Lebküchner buken seit jeher nicht nur für den Bedarf der Nürnberger Einwohner, sondern auch für den Fernhandel. Auf den alten Handelsstraßen gingen Nürnberger Lebkuchen "in alle Land" und mit ihnen der gute Ruf dieses Nürnberger Erzeugnisses. Anders als viele andere Lebensmittelbezeichnungen wie beispielsweise Emmentaler Käse ist das Prädikat „Nürnberger Lebkuchen“ eine echte Ortsangabe. Nur Lebkuchen, die wirklich hier in Nürnberg gebacken wurden, dürfen sich auch Nürnberger Lebkuchen nennen.
Viele Menschen verbinden vor allem die klassischen runden Oblaten-Lebkuchen mit Schokoladen- oder Zuckerglasur mit dem Ausdruck Nürnberger Lebkuchen, auch der Begriff „Elisen-Lebkuchen“ wird eng mit der Franken-Metropole verbunden. Damit ein Lebkuchen eine Elise wird, muss er zu großen Teilen aus Haselnüssen, Walnüssen und Mandeln bestehen.
Lebkuchen-Schmidt: Eine Erfolgsgeschichte
Eine revolutionäre Geschäftsidee bildete den Anfang dieser einzigartigen Erfolgsgeschichte: Als E. Otto Schmidt eine Wagenladung voller Lebkuchen verkaufen sollte, die sein Bruder von einem Kunden in Zahlung genommen hatte, stellte er die einzelnen Produkte zu vielseitigen Sortimenten zusammen, die man sich nach Hause bestellen konnte. Mithilfe professioneller Annoncen wurden die Pakete beworben - der erste Lebkuchen-Versand der Welt war geboren. Der Erfolg überrannte Schmidt förmlich. Also begann er selbst in einer kleinen Nürnberger Backstube mit der Lebkuchen-Produktion. Heute ist aus Lebkuchen-Schmidt der erfolgreichste Lebkuchen-Versandhändler überhaupt geworden.
1926 fing alles an: Da hatte Emil Otto Schmidt die Idee seines Lebens. Eine Waggonladung Lebkuchen teilte der Nürnberger Kaufmann in einzelne Sortimente auf und inserierte diese in Zeitungen. Der Clou: Schmidt verschickte die Pakete direkt nach Hause. Das kam so gut an, dass er im kommenden Jahr selbst eine kleine Backstube übernahm - die Geburtsstunde von Lebkuchen-Schmidt. Seitdem steht dieser Name für außergewöhnliche Genussmomente und leuchtende Augen bei Groß und Klein. Denn für viele Generationen war und ist es etwas ganz Besonderes, eines der unverwechselbaren Pakete in den Händen zu halten und schon beim Auspacken Vorfreude auf den Inhalt zu bekommen.
Der Name Schmidt steht aber auch für eine besondere Firmenkultur, die bis heute stets mit vollem Herzen und großem Respekt gegenüber den Menschen und den Ressourcen agiert: Hauptgesellschafter ist eine gemeinnützige Stiftung, weshalb sich die Schmidt-Gruppe für zahlreiche soziale, gesellschaftliche und kulturelle Projekte ihrer Heimatregion einsetzt. Durch den globalen Versand der Produkte versteht sich Schmidt zudem als Botschafter Nürnbergs in aller Welt.
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Bei einem Nürnberg-Besuch begegnen Ihnen die Läden von Lebkuchen-Schmidt in der Winterzeit im gesamten Stadtgebiet. Ganzjährig stehen Ihnen die beiden sympathischen Geschäfte im Herzen der Altstadt am Hauptmarkt sowie der große Werksverkauf am Firmensitz in der Zollhausstraße zur Verfügung. Auf den Internet-Seiten von Lebkuchen-Schmidt können Sie die süßen Köstlichkeiten aber natürlich zu jeder Jahreszeit direkt nach Hause bestellen - so, wie es sich E. Otto Schmidt ausgedacht hat.
Jubiläum und Expansion
Im Jahr 2002 feierte Lebkuchen-Schmidt sein 75-jähriges Jubiläum. In der Saison verlassen täglich drei Millionen Lebkuchen die Fabrikationshalle. Das Unternehmen, das zugleich einer der größten deutschen Lebkuchen-Hersteller ist, denkt aber nicht an große Jubiläums-Feierlichkeiten.
Längst hat sich das auf Privatkunden spezialisierte Unternehmen ein zweites Standbein zugelegt: 1988 erwarb Schmidt die Firma Wicklein. Das seit 1615 bestehende Unternehmen beliefert Einzelhandelsketten und Discounter mit Lebkuchen. Heute beschäftigt Schmidt rund 250 Stammkräfte, die während der Lebkuchensaison von Ende August bis Ende Dezember von 500 bis 600 Saisonkräften unterstützt werden. Viele von ihnen kommen aus der Landwirtschaft.
Im Jahr 2025 eröffnete Lebkuchen-Schmidt eine neue Filiale in Bad Kissingen, als Teil einer bundesweiten Strategie mit insgesamt 13 zeitlich begrenzten Läden. In Nürnberg verwirklicht Lebkuchen-Schmidt gegenwärtig das größte Einzelprojekt seiner Firmengeschichte: den Bau eines kostspieligen Zentrallogistikzentrums. Nach Eigenaussage belaufen sich die Baukosten auf 60 Millionen Euro.
Tradition und Innovation
Wir kombinieren bei der Kreation neuer Sorten gerne Tradition mit neuen Rezepturen - so wie bei unseren Lebkuchen des Jahres, eine sorgfältig ausgewählte Zusammenstellung verschiedener Lebkuchen-Kreationen. Durch diese hervorragenden Voraussetzungen hat sich die Handwerkskunst des Lebküchners in Nürnberg über die Jahrhunderte weiterentwickelt, ohne dabei jemals die Tradition aus den Augen zu verlieren. Und deshalb sind Nürnberger Lebkuchen auch im 21. Jahrhundert noch so beliebt. Auf dem Christkindlesmarkt gehört das „Hexenhäuschen“ von Lebkuchen-Schmidt zu den bekanntesten und meistfotografierten Ständen. Die bekannten Produkthighlights und Klassiker werden auch heute noch mit viel Leidenschaft nach überlieferten Rezepten aus hochwertigsten Zutaten hergestellt.
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Die Gründerfamilie und ihre Nachfolger
Die Firmengründung des Unternehmens war Zufall und Wagnis zugleich. Es gab zwei Brüder: E. Otto Schmidt in Nürnberg und seinen Bruder Franz in Thüringen. Vor die Aufgabe gestellt, diesen Waggon voller Lebkuchen nun schnell an den Mann zu bringen, kam E. Otto Schmidt die Idee mit dem Lebkuchenversand.
In einer kleinen Backstube in einem Hinterhaus in Nürnberg, Voltastraße 91, wurden auf einer Fläche von 50 Quadratmetern die Lebkuchen von 10 Arbeitskräften her- und zu Sortimenten zusammengestellt. Vertrieben wurde weiterhin über den Versandweg an Endverbraucher. In den folgenden Jahren wurde die „Keimzelle“ in der Voltastraße zu klein, so dass der Unternehmer ein Grundstück in der Gyulaer Straße erwarb und dort ein kleines Fabrikgebäude errichtete.
Die folgenden Jahre von 1938 bis 1947 waren auch für das Unternehmen schwere Jahre. 1938 schied E. Otto Schmidt nach der Enteignung aus dem Unternehmen aus und nach schweren Bombenschäden am Firmengebäude musste 1943 die Lebkuchenproduktion eingestellt werden. Nach Kriegsende wurde von den Alliierten zunächst ein Treuhänder eingesetzt. 1949 erfolgte der Wiederaufbau der zerstörten Gebäude und 1950 arbeiteten bereits wieder 300 Beschäftigte bei Lebkuchen-Schmidt.
1950 - es begann die Wirtschaftswunder-Zeit. Martin Burkhardt trat in die Firma ein und übernahm den Bereich Werbung und Gestaltung. 1955 wurde sein Bruder, Dipl.-Ing. Rudolf Burkhardt, als Leiter des technischen Betriebes eingesetzt. Emil Otto Schmidt erlebte die Einweihung des neuen Firmengebäudes nicht mehr, er verstarb als 69-Jähriger am 31. Dezember 1961. Nachdem ihr Ehegatte Rudolf Schmidt-Burkhardt 1980 verstarb, gefolgt vom Tod ihres Schwagers 1983, führte Frau Henriette Schmidt-Burkhardt von 1983 bis zu ihrem Tod 2014 das Unternehmen.
Lebkuchen-Schmidt heute
2017 blickte die ganze Lebkuchen-Welt auf Lebkuchen-Schmidt und gratulierte zum 90-jährigen Jubiläum. Zu diesem Anlass veröffentlichte das Unternehmen ein besonderes Sortiment und feierte mit vielen Aktionen seinen Geburtstag. Diese Liebe zu Lebkuchen verlangt jedoch einer vollautomatisierten Produktion absolute Höchstleistungen ab: Im 3-Schicht-Betrieb werden so rund um die 60 Tonnen Rohstoffe verarbeitet und bis zu 3 Millionen Lebkuchen hergestellt.
Nürnberg ist die Lebkuchen-Stadt. Und kein anderes Unternehmen hat den Ruf der berühmten Spezialität so sehr geprägt wie Lebkuchen-Schmidt. Lebkuchen-Schmidt ist der weltweit größte Lebkuchen-Versender und der letzte konzernunabhängige industrielle Produzent der Branche.
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