Das Risiko des Fuchsbandwurms bei Brombeeren und Marmelade

Wildfrüchte erfreuen sich großer Beliebtheit, besonders wenn sie zu köstlichen Marmeladen, Kompotts, Chutneys oder Säften verarbeitet werden. Doch mit dem Genuss wild wachsender Beeren, insbesondere Brombeeren, verbindet sich oft die Sorge vor einer Infektion mit dem Fuchsbandwurm. Dieser Artikel beleuchtet das tatsächliche Risiko und gibt Empfehlungen für einen unbeschwerten Genuss von Wildfrüchten.

Wildfrüchte: Wertvolle Inhaltsstoffe und vielfältige Verwendung

Wildobstarten zeichnen sich durch ihre Widerstandsfähigkeit und Anspruchslosigkeit aus. Sie wachsen auf kargen Böden und sind resistent gegen viele Krankheiten und Schädlinge. Im Vergleich zu Kulturobst weisen sie oft einen höheren Gehalt an Vitaminen, Farbstoffen und organischen Säuren auf. Aus ernährungsphysiologischer Sicht sind Wildfrüchte besonders wertvoll, da sie einen geringen Energiewert haben und gleichzeitig reich an Vitaminen, Mineralstoffen und sekundären Pflanzenstoffen sind. Einige Wildfrüchte, wie Holunderbeeren, Vogelbeeren, Himbeeren, Brombeeren und Heidelbeeren, sind reich an Eisen. Hagebutten und Sanddornbeeren zeichnen sich durch einen besonders hohen Vitamin-C-Gehalt aus.

Das Risiko des Fuchsbandwurms: Eine realistische Einschätzung

Das ungeschriebene Gesetz, keine tiefhängenden Früchte zu pflücken, weil diese mit dem gefürchteten Fuchsbandwurm infiziert sein könnten, hält sich hartnäckig. Tatsächlich ist der Fuchsbandwurm ein gefährlicher Parasit. Im fortpflanzungsfähigen Stadium lebt er meist im Dünndarm von Füchsen, seltener auch in anderen Tieren wie Wolf oder Marderhund, die dessen Eier mit dem Kot ausscheiden. Der Mensch kann sich infizieren, wenn er Wurmeier aufnimmt, die an bodennah wachsenden Pflanzen und Beeren haften.

Der nur wenige Millimeter lange Echinococcus multilocularis setzt sich in 99 Prozent der Fälle in der Leber fest und bildet dort über Jahre hinweg tumorartige Wucherungen, welche das Organ Stück für Stück zerstören. Manchmal werden aber auch Herz, Lunge oder das Gehirn angegriffen. Spürbare, aber recht unspezifische Symptome, zum Beispiel Fieber, Gewichtsverlust sowie ein Druckgefühl oder Schmerzen im Bauchraum, merken Betroffene oft erst nach zehn oder mehr Jahren.

Übertragungswege und Risikogruppen

Aus medizinischen Studien und Statistiken geht hervor, dass die Möglichkeit einer Infektion mit dem Fuchsbandwurm über die Nahrung bisher nicht individuell zurückverfolgt werden konnte. Pilz- und Beerensammler haben demnach kein sichtlich erhöhtes Ansteckungsrisiko. Vielmehr geht man heute davon aus, dass nicht Wildpflanzen die größte Infektionsquelle für den Fuchsbandwurm sind, sondern der Kontakt mit infizierten Wildtieren, eingeatmeter Staub in der Landwirtschaft sowie Haustiere, die nicht regelmäßig entwurmt werden. Jagen und fressen beispielsweise Hunde oder Katzen mit den Eiern des Fuchsbandwurms infizierte Kleinnager und tragen die Eier anschließend im eigenen Fell mit sich herum, so laufen Haustierbesitzer Gefahr, sich anzustecken. Die Befallsraten bei Haustieren sind allerdings selbst in stark betroffenen Gebieten sehr niedrig. Lediglich regelmäßige "Mäusefänger" unter den Hunden seien häufiger befallen, meldet das Landesgesundheitsamt in Baden-Württemberg.

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Ein internationales Forschungsteam analysierte von 1997 bis 2023 gemeldete Fuchsbandwurm-Erkrankungen in Europa. Demnach wurden in dieser Zeit in insgesamt 28 Ländern 4.207 Infektionen registriert, vor allem im Alpenraum und Baltikum. In Österreich, Deutschland, Frankreich und der Schweiz wurden etwa 68 Prozent der Fälle verzeichnet.

Regionale Unterschiede und steigende Fallzahlen

Auch wenn die Fallzahlen im Vergleich zu anderen Krankheiten gering sind: In Deutschland steigt die Zahl der Fälle von Menschen, die an der alveolären Echinokokkose erkranken, seit Jahren an. Dabei verzeichnet das RKI ein Nordost-Südwest-Gefälle, sowohl hinsichtlich der Anzahl der Fälle beim Menschen als auch der befallenen Füchse. Im Epidemiologischen Bulletin verortet das RKI zudem die Hauptinfektionsgebiete in Baden-Württemberg und Bayern. Zudem führt eine generelle Zunahme von Populationen wildlebender Karnivoren wie Fuchs, Wolf oder Marderhund in Deutschland zu steigenden Infektionszahlen bei Tieren und Menschen. Das sei unter anderem auch auf die erfolgreiche Bekämpfung der Tollwut zurückzuführen. Hinzu kommt, dass Begegnungen zwischen Mensch und Wolf oder Fuchs immer häufiger werden. Viele Tiere fühlen sich im urbanen Raum wohl, das Nahrungsangebot ist gut und Fressfeinde gibt es wenige. Statistisch gesehen steige mit häufigeren Kontakten natürlich die Wahrscheinlichkeit, sich im urbanen Raum mit den Eiern des Fuchsbandwurms zu infizieren, weil auch Hunde den Erreger übertragen können.

Vorsichtsmaßnahmen und Empfehlungen für Sammler

Solange die individuellen Auslöser einer Infektion mit dem Fuchsbandwurm nicht eindeutig identifiziert sind, lohnt es sich, Vorsicht walten zu lassen. Den gut gemeinten Ratschlag, keine Waldbeeren in Bodennähe zu pflücken, halten Experten für wenig sinnvoll. Viel sinnvoller sei es hingegen, immer auf eine gute Küchenhygiene zu achten und Obst sehr gründlich abzuwaschen oder zu erhitzen - zum Abtöten der Eier des Fuchsbandwurms auf 60 bis 80 Grad Celsius für fünf Minuten.

Küchenhygiene und Zubereitung

  • Gründliches Waschen: Waschen Sie Waldfrüchte, Gemüse und Salat gründlich unter fließendem Wasser.
  • Erhitzen: Erhitzen Sie Waldfrüchte und Pilze auf mindestens 60°C für einige Minuten, um eventuell vorhandene Bandwurmeier abzutöten. Das Einkochen zu Marmelade ist eine ideale Methode, um das Risiko zu minimieren.
  • Vermeiden Sie Kontamination: Vermeiden Sie den Kontakt von ungewaschenen Waldfrüchten mit anderen Lebensmitteln.

Tipps für das Sammeln von Wildfrüchten

  • Pflücken Sie höher gelegene Früchte: Je höher die Früchte hängen, desto geringer ist das Risiko einer Kontamination mit Fuchskot.
  • Meiden Sie Kothaufen: Lassen Sie die Finger von Pflanzen in der Nähe von Fuchskothaufen.
  • Schonen Sie die Natur: Achten Sie beim Sammeln darauf, die Pflanzen nicht zu schädigen. Entnehmen Sie nur geringe Mengen für den persönlichen Bedarf.

Die Herstellung von Brombeermarmelade: Ein Rezept

Wer auf Nummer sicher gehen möchte, kann die gesammelten Brombeeren zu köstlicher Marmelade verarbeiten. Hier ein einfaches Rezept:

Zutaten

  • 1 kg Brombeeren
  • 500 g Gelierzucker 2:1
  • Saft einer halben Zitrone (optional)

Zubereitung

  1. Brombeeren gründlich abspülen, trocken tupfen und verlesen.
  2. Beeren in einem großen Topf mit dem Gelierzucker vermischen.
  3. Unter Rühren langsam erhitzen und zum Kochen bringen.
  4. Mindestens 3 Minuten sprudelnd kochen lassen, dabei ständig rühren.
  5. Gelierprobe machen: Einen Löffel Marmelade auf einen kalten Teller geben. Wenn die Marmelade fest wird, ist sie fertig.
  6. Bei Bedarf Zitronensaft hinzufügen.
  7. Marmelade heiß in saubere Gläser füllen und sofort verschließen.
  8. Gläser für einige Minuten auf den Kopf stellen.

Weitere Risiken im Wald: Zecken und andere Erreger

Neben dem Fuchsbandwurm lauern im Wald noch andere Gefahren, wie Zecken, die Krankheiten wie Borreliose, FSME oder neuerdings auch eine Fleischallergie (Alpha-Gal-Syndrom) übertragen können. Auch Erreger der Leptospirose (Schlammfieber) können in Pfützen und Schlamm vorkommen. Daher ist es ratsam, sich vor Zeckenstichen zu schützen und gegebenenfalls eine FSME-Impfung in Betracht zu ziehen.

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