Bienenhaltung ohne Honigernte: Ist das möglich und sinnvoll?
Die Frage, ob man Bienen halten kann, ohne Honig zu ernten, beschäftigt zunehmend Imker und Tierfreunde. Theoretisch ist es möglich, den Bienen ihren Honig zu lassen, doch die praktische Umsetzung und die Auswirkungen auf die Bienengesundheit sind komplex und umstritten. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Aspekte der Bienenhaltung ohne Honiggewinnung und zeigt Vor- und Nachteile auf.
Die theoretische Möglichkeit der Honig-freien Bienenhaltung
Grundsätzlich ist es denkbar, Bienen zu halten, ohne ihnen den Honig zu nehmen. Ein Bienenvolk sammelt Nektar und Honigtau, um daraus Honig zu produzieren, der als Nahrungsgrundlage und Energiereserve für den Winter dient. Würde man den Bienen den gesamten Honig belassen, stellt sich die Frage, was mit den überschüssigen Vorräten geschieht.
Was passiert, wenn der Honig nicht entnommen wird?
Ein Bienenvolk sammelt Nektar, solange es welchen findet, und würde Vorräte für mehrere Jahre anlegen, unabhängig davon, ob diese benötigt werden. Sie lagern außerdem ein, solange sie Platz haben. Haben sie keinen Platz mehr, könnte das sogar zu Lasten der Brut gehen, was zu einer zu geringen Volksstärke führen könnte, um über den Winter zu kommen. Um wieder mehr Platz zu erhalten, wird das Volk schwärmen, also sich teilen wollen. Ein ausgeschwärmtes, verwildertes Volk ohne imkerliche Pflege gegen die Varroamilbe und andere Bienenkrankheiten überlebt nicht lange. Außerdem muss eine Re-Invasion von Milben an gepflegten Völkern verhindert werden. Es fehlt ganz abgesehen davon an natürlichen Rückzugsgebieten.
Es besteht die Gefahr, dass die Bienen die Beute "vollknallen", noch bevor die Linde blüht, was zu Schwärmen führen kann. Schwärmen ist zwar ein natürlicher Vermehrungsprozess, kann aber auch das Restvolk schwächen und anfälliger für Krankheiten machen oder sogar zum Verhungern führen, wenn die Trachtquellen im Laufe des Jahres nicht ausreichen.
Die "degenerierte" Honigbiene?
Es stellt sich die Frage, ob die Bienen den "imkerlichen Honigklau" brauchen, wie die Milchkuh die Melkmaschine. Es mag sonderbar erscheinen, dass man das Gefühl hat, die Bienen würden den imkerlichen Honigklau brauchen, wie die Milchkuh die Melkmaschine. Wahrscheinlich ist es so, aber da kann man doch mal sehen, wie "degeneriert" die Viehcher sind, dass sie nicht mehr alleine klarkämen; von wegen Wildtier und so.
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Naturbau und Raummanagement
Um eine Honig-freie Bienenhaltung zu simulieren, könnte man den Bienen zunächst Naturbau ermöglichen, damit sie mehr Tracht verbauen können. Den Massentracht-Ansturm müsste der Imker durch Raumgabe abfangen bzw sie sammeln lassen, ohne das Brutnest zu stark zu beeinträchtigen.
Die Herausforderungen der modernen Bienenhaltung
Die heutige Honigbiene ist durch Züchtung auf hohen Honigertrag geprägt. Lässt man sie sich selbst überlassen, kann dies zu Problemen führen.
Varroamilbe und andere Krankheiten
Ein wesentliches Problem ist die Varroamilbe. Ein Bienenvolk in einer natürlichen Umgebung ist oft nicht in der Lage, sich gegen die Varroamilbe zu wehren. Ein bekannter von mir hat 2 Bienenvölker in ein abgelegenes Bienenhaus gebracht und sie sich selbst überlassen. Sie haben es nicht mal einen Winter geschafft…Vielleicht Varroa? Stellt sich die frage: Varroabehandlung ja, Honigentnahme nein, was kommt bei raus?
Ohne Imker, der die Milbenpopulation kontrolliert, kann das Volk eingehen. Die Frage ist also: Varroabehandlung ja, Honigentnahme nein, was kommt dabei raus?
Waldhonig und Winterfütterung
Besonders der eingesammelte Honigtau („Waldhonig“, also die Ausscheidungen von Blattläusen) enthält sehr viele Mineralstoffe. Der nährstoffreiche Honig kann den Bienen in vor allem lange andauernden Wintern ebenfalls zum Verhängnis werden, denn er sorgt für Durchfall. Da Bienen jedoch unter 10 Grad nicht ausfliegen und die Kotblase irgendwann mal prall gefüllt ist, koten die Bienen den Stock ein. Nun, den Honig kann man natürlich entfernen.
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Im Bienenstock belassener Waldhonig kann als Winterfutter fast schon den sicheren Tod des Volkes bedeuten, da er für die Bienen schwer verdaulich ist und zu Durchfall führen kann. Die Winterfütterung mit Zuckerwasser hat einen schlechten Ruf. Dabei muss man schon etwas genauer hinschauen, bevor man hier energisch mit dem Kopf schüttelt und dies verteufelt. Bienen müssen den ganzen Winter einhalten, sie entleeren den Darm den ganzen Winter über nicht. Blatthonige taugen nicht zur Überwinterung, da der Ballaststoffanteil zu einer großen Belastung für den Darm werden könnte. Wird der Winter lang und hart, steht die Existenz des Volkes auf dem Spiel, wenn die Tiere gezwungen werden, in den Bienenstock zu koten. Deswegen sind sich die meisten Experten darin einig, dass mit Zuckerfütterungshonig den Tieren nicht geschadet wird - eher im Gegenteil. Natürlich ist die Qualität des zuckrigen Futters ein Kriterium, billige Zuckerlösungen werden von naturnah arbeitenden Imkern abgelehnt.
Die meisten Experten sind sich einig, dass eine gezielte Zuckerfütterung im Winter, insbesondere bei ungünstigen Honigsorten, den Bienen eher hilft als schadet.
Tierschutz und die Rolle des Imkers
Einige Tierschutzorganisationen sehen die Honiggewinnung kritisch, da sie einen Eingriff in die natürlichen Lebensgrundlagen der Bienen darstellt. Honig wird von den etwas “radikaleren” Tierschützern als nicht vegan bezeichnet. Damit haben sie im Grunde recht, denn Veganismus bedeutet den Verzicht auf alles, was mit Tieren zu tun hat oder von ihnen stammt. Einschließlich Milch, Eier, Lederschuhe und eben Honig. Sind Imker somit Ausbeuter? Ist es rechtens, den Bienen ihren Honig wegzunehmen? Denn eines ist klar: wir Menschen brauchen keinen Honig, um zu überleben, Bienen sehr wohl. Wir wollen ihn nur deswegen gerne haben, weil er lecker schmeckt. Und Imker möchten ihn gerne verkaufen, weil er ihnen Geld einbringt.
Es ist unbestritten, dass der Imker den Bienen ihren Honig - also ihren Futtervorrat - wegnimmt. Aber hier gilt es zu differenzieren: In einer wesensgerechten Haltung dürfen Bienen dahin fliegen, wo es ihnen beliebt. Sie werden nicht isoliert, sie werden nicht innerhalb künstlicher Trachtenquellen “gefangen” gehalten. Der Königin werden die Flügel nicht gestutzt und altes Wachs wird entnommen. So findet die Imkerei hauptsächlich hierzulande statt. Die meisten Imker haben Bienen als Hobby, sie kümmern sich verantwortungsbewusst und vernünftig um die Tiere.
Nachhaltige Imkerei als Tierschutz
Nachhaltige Imkerei ist Tierschutz! Die meisten Imker betrachten ihre Bienen als Hobby und die Honiggewinnung als nettes Zubrot. Ohne Imker gäbe es keine Honigbienen mehr, denn es fehlt ihnen an natürlichen Nistplätzen. Zudem liegt es am Verbraucher selbst, ob er eine artgerechte Bienenhaltung unterstützt oder auf ein Produkt aus einem Massenbetrieb setzt. Honig von einem naturnah arbeitenden Imker mag etwas teurer sein als das günstige Produkt im Supermarkt, doch dafür befindet sich in dem Glas auch ausschließlich Honig.
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Viele Imker betrachten ihre Bienen als Hobby und die Honiggewinnung als Nebeneinkommen. Ohne die Pflege durch den Imker könnten viele Bienenvölker nicht überleben.
Die Bedeutung der Bestäubung
Bienen sind “blütenstet” und das seit rund 50 Millionen Jahren. Die Honigbienen bestäuben rund 80 Prozent aller Pflanzen. Ohne Bienen wird es schwer, Obstpflanzen zu erhalten. Deswegen ist jeder Imker, jeder Bienenstock ein Gewinn für die Natur und ihren Kreislauf. Der Mensch und die Bienen haben sich zusammengerauft. Heute würde ein Bienenvolk vermutlich sterben, wenn der Imker es nicht pflegt. Entweder würde die Varroamilbe für den Untergang des Volkes sorgen oder die Tiere würden sich die Brutflächen mit Honig verstopfen.
Bienen bestäuben rund 80 Prozent aller Pflanzen. Ohne Bienen wird es schwer, Obstpflanzen zu erhalten. Deswegen ist jeder Imker, jeder Bienenstock ein Gewinn für die Natur und ihren Kreislauf.
Alternativen zur konventionellen Honiggewinnung
Es gibt verschiedene Ansätze, die eine bienenfreundlichere Bienenhaltung ermöglichen, ohne auf Honig verzichten zu müssen.
Wesensgemäße Bienenhaltung
Wesensgemäße Bienenhaltung berücksichtigt die natürlichen Bedürfnisse der Bienen und verzichtet auf Eingriffe, die das Wohlbefinden der Tiere beeinträchtigen. Dazu gehört beispielsweise der Verzicht auf das Beschneiden der Flügel der Königin, die Verwendung von Naturbau und die Förderung des natürlichen Schwarmverhaltens.
Die Bienenkiste
Die Bienenhaltung in der "Bienenkiste" ist sehr viel weniger arbeits- und materialaufwändig als die (intensive) Magazinimkerei. Mit etwas handwerklichem Geschick kann man die "Bienenkiste" auch selbst bauen. Diese Haltungsform gilt als besonders tiergerecht, weil sie die Honigbienen so wenig wie möglich in ihrem natürlichen Verhalten einschränkt. So stellt man den Tieren hier zum Bau der Waben nur so viel technische Hilfsmittel zur Verfügung wie unbedingt nötig und die Vermehrung findet meist auf natürliche Weise über das Schwärmen statt. Weil der Honigertrag nicht im Vordergrund steht, wird beim Imkern mit der Bienenkiste in der Regel auch nicht zugefüttert. Im Bedarfsfall gibt es aber auch in der Bienenkiste die Möglichkeit, mit Zuckerlösung zuzufüttern.
Die Bienenkiste ist eine extensive Form der Bienenhaltung, bei der Bienen möglichst artgerecht und mit wenig Aufwand für den Imkernden gehalten werden. Diese Haltungsform gilt als besonders tiergerecht, weil sie die Honigbienen so wenig wie möglich in ihrem natürlichen Verhalten einschränkt.
Der Bienenkorb
Auf der Suche nach bienengerechten Bienenwohnungen haben wir für uns den Bienenkorb als menschengemachte Bienenbehausung mit einigen Vorteilen wiederentdeckt. Vorteile für die Bienen, wohlgemerkt! Ohne Honigernte, versteht sich! Nur die Bedürfnisse der Honigbienen betrachtend! Unserer Erfahrung nach können wir den Honigbienen mit einem Strohkorb als Unterkunft schon recht viele ihrer Bedürfnisse erfüllen. Und je weniger wir die Bienen durch menschliche Eingriffe stören umso mehr können wir darüber hinaus ihre natürlichen Eigenschaften und Verhaltensweisen fördern - und beobachten. Es muss ja nicht immer direkt das wilde Honigbienenvolk in seiner Baumhöhle im Wald sein um sich den Bedürfnissen der Honigbienen anzunähern - viel zu hoch und auch noch weit weg! Das geht auch in menschlicher Obhut, direkt nebenan, zum Beispiel mit einem Bienenkorb im Garten.
Baumhöhlensimulation
Für eine besonders naturnahe Bienenhaltung besorgst du dir am besten eine Baumhöhlensimulation. Kosten sparen kannst du zudem, indem du selbst eine solche Simulation baust.
Für eine besonders naturnahe Bienenhaltung besorgst du dir am besten eine Baumhöhlensimulation.
Die Rolle des Konsumenten
Letztendlich liegt es am Verbraucher, ob er eine artgerechte Bienenhaltung unterstützt oder auf ein Produkt aus einem Massenbetrieb setzt. Honig von einem naturnah arbeitenden Imker mag etwas teurer sein als das günstige Produkt im Supermarkt, doch dafür befindet sich in dem Glas auch ausschließlich Honig.
Der Konsument hat die Wahl: Billig-Honig aus Massenproduktion oder Honig von Imkern, die Wert auf Tierwohl legen.
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