Augen aus Zucker: Bedeutung und Auswirkungen von Diabetes auf die Augengesundheit
Diabetes mellitus, im Volksmund als Zuckerkrankheit bekannt, ist eine Stoffwechselerkrankung, die durch einen erhöhten Blutzuckerspiegel gekennzeichnet ist. Während viele Menschen bei Diabetes an Insulinspritzen und zuckerfreie Süßigkeiten denken, sind sich die Wenigsten der schwerwiegenden Schäden bewusst, die ein dauerhaft erhöhter Blutzuckerspiegel im Körper, insbesondere in den Augen, verursachen kann. Dieser Artikel beleuchtet die Bedeutung der Blutzuckereinstellung zur Vermeidung von Komplikationen, die Auswirkungen von Diabetes auf die Augen und die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten zur Erhaltung der Sehkraft.
Diabetes und seine Auswirkungen auf die Gefäße
Ein schlecht eingestellter Diabetes kann langfristig zu Schädigungen der Blutgefäße führen, insbesondere der kleinen Gefäße, wie sie in den Augen vorkommen. Dr. Rolf Meyer-Schwickerath von der Augenklinik Ahaus erklärt: „Es kommt nur zu Schädigungen, wenn über einen langen Zeitraum zu viel Zucker im Blut ist.“ Der Zucker lagert sich an den Zellen der Gefäße ab und schädigt diese. Dies kann man sich wie Sirup auf einem Teppich vorstellen, der in das Gewebe eindringt und langfristig zu Störungen und Narbenbildung führt.
Die diabetische Retinopathie: Eine Gefahr für die Netzhaut
Die Netzhaut ist eine dünne Schicht im Auge, die für das Sehen unerlässlich ist. Bei Diabetikern können die geschädigten Gefäße in der Netzhaut ihre Struktur verändern, was zu einer Netzhautablösung und einem Verlust der Sehkraft führen kann. Ein rechtzeitiger Eingriff kann die Netzhaut möglicherweise wieder glätten und die Sehkraft erhalten, aber in vielen Fällen ist es zu spät, sobald sich die Netzhaut abgelöst hat.
Dr. Ludger Rose, Facharzt für Diabetes und Gefäßerkrankungen, betont die Bedeutung regelmäßiger Augenarztbesuche für Diabetiker: „Erste Netzhautveränderungen machen keine Symptome. Deshalb sollte ein Diabetiker einmal im Jahr zum Augenarzt gehen.“
Welche Veränderungen bewirkt der Diabetes?
Die Zuckererkrankung schädigt im Laufe der Zeit die Blutgefäße der Netzhaut. Besonders gefährdet sind Patienten mit schlechter Blutzuckereinstellung. Einige Gefäße werden enger, andere erweitern sich und es entstehen gewebeartige Gebilde, die den Blutstrom stören. Die erkrankten Gefäße sind undicht und bluten leichter, was zu Schwellungen der Netzhaut und zu Ablagerungen führt.
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Nicht-proliferative diabetische Retinopathie
Patienten bemerken häufig erst spät eine Beeinträchtigung Ihrer Sehkraft. Deshalb sind regelmäßige Vorsorge-Untersuchungen bei Ihrem Augenarzt sehr wichtig. Bei milden Formen erkennen wir bei der Untersuchung des Augenhintergrundes Aussackungen (Mikroaneurysmen) der feinen Haargefäße (Kapillaren). Bei mäßigen Formen sind neben den Mikroaneurysmen einzelne Einblutungen erkennbar, die Venen nehmen oft eine perlschnurartige Form an. Bei schweren Formen werden diese Veränderungen ausgeprägter. Hier lassen sich zahlreiche Einblutungen und Ablagerungen in die Netzhaut nachweisen. Oft ist eine mäßige oder eine schwere Form schon mit einer Sehverschlechterung verbunden. In den meisten Fällen ist eine Laserbehandlung sinnvoll.
Proliferative Retinopathie
Die proliferative Retinopathie entwickelt sich, wenn aufgrund der Gefäßschäden die Minderdurchblutung der Netzhaut weiter zunimmt. Als Folge bilden sich neue, minderwertige Gefäße. Auf diese Weise versucht der Körper, die Durchblutung der Netzhaut zu verbessern - allerdings erfolglos. Zum einen haben die neu gebildeten Gefäße eine schwache Wand. Durch Blutdruckspitzen können die Gefäße bluten oder sich im Laufe der Zeit narbig verändern und zu einer Netzhautablösung führen, was in seltenen Fällen dazu führt, dass ein Patient erblindet. In den meisten Fällen ist eine Operation nötig.
Diabetische Makulopathie
Hauptursache einer Sehminderung bei Diabetes ist aber nicht die Retinopathie, sondern eine Schwellung in der Netzhautmitte (Makula). Durch chronische Wassereinlagerung kommt es zu einem sogenannten Makulaödem. Nimmt dieses zu, so verschlechtert sich die Sehkraft. Nimmt es ab, so bessert sich das Sehvermögen. In den meisten Fällen können wir die Sehkraft mit einer Laserbehandlung oder einer Medikamenteneingabe in den Glaskörperraum deutlich verbessern.
Behandlungsmöglichkeiten der diabetischen Retinopathie
Es gibt verschiedene Behandlungsmöglichkeiten, um die diabetische Retinopathie zu behandeln und das Sehvermögen zu erhalten:
- Laserbehandlung: Durch eine Laserbehandlung werden die schlecht durchbluteten Regionen der Netzhaut verödet. Damit werden die neu gebildeten Gefäße zurückgedrängt und die Ablagerungen verringert. Leckagen aus den Gefäßen lassen sich so reduzieren. Die Laserbehandlung ist unter Umständen mehrmals erforderlich.
- Medikamenteneingabe in den Glaskörper (IVOM): Die Neubildung von Gefäßen oder eine Flüssigkeitsansammlung an der Stelle des schärfsten Sehens (Diabetisches Makulaödem) lassen sich häufig durch eine Medikamenten-Einspritzung in das Auge gut behandeln. Damit gelingt es, ein Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern und die Sehkraft zu verbessern. Das Einbringen des jeweiligen Medikaments in das Auge erfolgt nach schmerzfreier Betäubung mit speziellen Augentropfen unter sterilen Bedingungen mit einer feinen Injektionskanüle. Der eigentliche operative Vorgang ist risikoarm und nahezu schmerzfrei.
- Operation (Vitrektomie): Bei proliferativen Erkrankungen ist eine konventionelle Behandlung nicht ausreichend. Mit einer Glaskörperentfernung und Lösen der Spannung entlasten wir die Netzhaut. Wichtig ist die anschließende Laserbehandlung, um die Blutversorgung der wichtigen zentralen Netzhautanteile zu sichern. Der Zugang erfolgt mit Mikro-Trokaren, über die feine Instrumente (0.6 mm) in das Auge einführen.
Erfolgsaussichten
Die Zuckererkrankung ist eine chronische Erkrankung des gesamten Körpers, die häufig auch die Augen betrifft. Die Netzhautveränderungen bei diabetischer Retinopathie sind ebenfalls chronisch und nehmen einen sehr unterschiedlichen Verlauf. In einigen Fällen kann sich die Erkrankung trotz der modernen Behandlungsmethoden weiter entwickeln. Durch eine frühzeitige Behandlung lässt sich in einer Vielzahl der Fälle mögliche Komplikationen (z. B. Glaskörperblutungen, Grüner Star, Netzhautablösung) verhindern und ein weiteres Fortschreiten der Erkrankung vermeiden.
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Die Bedeutung der Früherkennung und Prävention
Das Risiko, an Diabetes zu erkranken, steigt mit zunehmendem Alter, selbst bei gesunder Ernährung. Die Diagnose erfolgt jedoch oft erst nach durchschnittlich sieben Jahren. Daher ist es entscheidend, diabetische Netzhautschäden frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.
Wie kann einer Augenerkrankung bei Diabetes vorgebeugt werden?
Wichtig ist, dass die vereinbarten Untersuchungstermine bei einer Augenärztin oder einem Augenarzt eingehalten werden. Schäden an der Netzhaut und andere Folgeerkrankungen durch Diabetes lassen sich verringern oder sogar vermeiden, wenn der Blutzucker und der Blutdruck möglichst dauerhaft gut eingestellt sind. Auch ein gesunder Lebensstil kann dazu beitragen, Folgeerkrankungen des Diabetes zu verhindern.
Dazu gehört beispielsweise:
- Rauchverzicht (Rauchen verschlechtert die Durchblutung, unter anderem auch in den Augen)
- Viel Bewegung (körperliche Aktivität fördert die Durchblutung der Augen und wirkt entzündungshemmend)
- Ausgewogene, gesunde Ernährung (damit die Augen mit ausreichend Vitaminen und anderen Nährstoffen versorgt werden)
Rauchverzicht, Bewegung und eine gesunde Ernährung wirken sich außerdem günstig auf die Risikofaktoren Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen aus.
Was untersucht die Augenärztin und der Augenarzt?
In der Regel beginnt die Untersuchung mit einer Befragung, zum Beispiel nach Medikamenten, die eingenommen werden, oder ob weitere Erkrankungen bekannt sind.
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Um anschließend den Augenhintergrund zu untersuchen, erweitert das ärztliche Fachpersonal mit Augentropfen die Pupille. So lässt sich die Netzhaut besser beurteilen. In einigen Fällen wird die Durchblutung des Augenhintergrundes mit einer speziellen Kamera untersucht. Hierfür spritzt die Augenärztin oder der Augenarzt vorher einen Farbstoff in eine Vene.
Den Augenhintergrund und die Makula (gelber Fleck) spiegelt die Augenärztin oder der Augenarzt mit einer Lupe an der sogenannten Spaltlampe, einem speziellen Mikroskop. Die Sehschärfe lässt sich mit Zeichen auf einer Lesetafel prüfen, die der oder die Getestete aus einer festgelegten Entfernung vorliest. Der vordere Abschnitt des Auges kann mit einem weiteren Mikroskop untersucht werden.
Risikofaktoren für diabetische Augenerkrankungen
Die bekanntesten Risikofaktoren für die Entwicklung einer diabetischen Augenerkrankung bei Menschen mit Diabetes sind:
- Rauchen
- Langfristig erhöhte Blutzuckerspiegel
- Erhöhter Blutdruck
- Fettstoffwechselstörungen
- Lange Diabetes-Dauer
- Nierenschädigung durch Diabetes (Diabetische Nephropathie)
Diabetes und Augendruck
Diabetes kann auch das Risiko für andere Augenerkrankungen wie Katarakte und Glaukom erhöhen. Glaukom ist eine Augenerkrankung, die durch einen erhöhten Augeninnendruck gekennzeichnet ist. Es besteht ein Zusammenhang zwischen Diabetes und erhöhtem Augeninnendruck.
Symptome und Anzeichen von Augenproblemen bei Diabetes
Personen mit Diabetes sollten auf folgende Symptome achten, die auf Augenprobleme hinweisen können:
- Verminderte Sehschärfe
- Verschwommenes Sehen
- Verminderte Kontrastempfindlichkeit
- Veränderte Farbwahrnehmung
- Dunkle Flecken oder „rote Schleier“ im Gesichtsfeld
- „Lichtblitze” oder „Rußregen”
- „Dunkler Vorhang” im Gesichtsfeld
Es ist wichtig zu beachten, dass verschwommenes Sehen allein kein eindeutiges Anzeichen für Diabetes ist, da es auch durch andere Augenprobleme verursacht werden kann.
Die Rolle von Zucker bei Augenerkrankungen
Ein erhöhter Zuckerkonsum kann verschiedene Auswirkungen auf die Augengesundheit haben, insbesondere bei Diabetikern. Diabetes kann die Blutgefäße der Netzhaut schädigen und eine diabetische Retinopathie verursachen, die zu Sehverlust führen kann.
Fazit
Diabetes kann schwerwiegende Auswirkungen auf die Augengesundheit haben. Eine gute Blutzuckereinstellung, regelmäßige Augenuntersuchungen und ein gesunder Lebensstil sind entscheidend, um Komplikationen wie diabetische Retinopathie, Katarakte und Glaukom vorzubeugen und das Sehvermögen langfristig zu erhalten. Frühzeitige Diagnose und Behandlung sind der Schlüssel, um das Fortschreiten von diabetesbedingten Augenerkrankungen zu verlangsamen oder zu verhindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.
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