Naturtrüber Apfelsaft ohne Zuckerzusatz: Gesund oder ungesund? Ein umfassender Überblick
Apfelsaft ist ein beliebtes Getränk in Deutschland, sowohl pur als auch als Schorle. Besonders naturtrüber Apfelsaft erfreut sich großer Beliebtheit, da er oft als gesündere Alternative zu klarem Apfelsaft wahrgenommen wird. Doch was steckt wirklich drin im naturtrüben Apfelsaft, und ist er tatsächlich so gesund, wie viele denken? Dieser Artikel beleuchtet die Vor- und Nachteile von naturtrübem Apfelsaft ohne Zuckerzusatz und gibt Ihnen einen umfassenden Überblick, um eine informierte Entscheidung treffen zu können.
Was ist naturtrüber Apfelsaft?
Um Apfelsaft herzustellen, werden die geernteten Äpfel zunächst zu einer sogenannten Maische zermahlen. Dabei handelt es sich um den Brei aus Fruchtfleisch, Schale, Kernen und Stielen, der entsteht, wenn Äpfel gemahlen werden. Anschließend wird dieser Brei ausgepresst.
Naturtrüber Apfelsaft unterscheidet sich von klarem Apfelsaft durch den Herstellungsprozess. Klarer Apfelsaft durchläuft zusätzliche Verarbeitungsschritte: Der Saft wird gefiltert, um Fruchtfleisch und Schwebstoffe zu entfernen. Naturtrüber Apfelsaft hingegen wird weniger stark erhitzt und gefiltert, wodurch er seine natürliche Trübung behält.
Für einen Liter Apfelsaft braucht es etwa 1,5 Kilogramm Äpfel. Apfelsaft besteht immer aus 100 Prozent Frucht. Angeboten wird er als Direktsaft oder als Saft aus Konzentrat - trüb oder klar. Reiner Apfelsaft wird in zwei Formen angeboten, als Direktsaft und als Konzentrat. Apfelsaft als Direktsaft ist ein hundertprozentiger Fruchtsaft, der direkt nach dem Entsaften abgefüllt wird. Bei dessen Herstellung sind nur physikalische Verfahren wie Pressen, Zentrifugieren, Filtrieren und Pasteurisieren zur Entkeimung zugelassen. Auch Apfelsaft aus Konzentrat ist ein hundertprozentiger Fruchtsaft.
Auch Apfelsaft der aus Konzentrat hergestellt wurde, muss gekennzeichnet werden. Der Hinweis "hergestellt aus Apfelsaftkonzentrat" genügt hier.
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Vorteile von naturtrübem Apfelsaft
Naturtrüber Apfelsaft hat gegenüber klarem Apfelsaft einige Vorteile:
- Mehr Nährstoffe: Da naturtrüber Apfelsaft nicht so stark verarbeitet wird, enthält er mehr wertvolle Inhaltsstoffe. Laut ÖkoTest sind im trüben Saft insbesondere mehr Polyphenole enthalten. Auch enthält naturtrüber Apfelsaft mehr Vitamin C. Einige wertvolle Nährstoffe überleben die Pressung der Frucht zumindest teilweise. Allen voran die Polyphenole, von denen ein trüber Apfelsaft mehr enthält als ein klarer. Diese zeigten in Studien eine vorbeugende Wirkung gegen zahlreiche Zivilisationskrankheiten, von Diabetes über Krebs bis Bluthochdruck. Und auch ein wenig Vitamin C bleibt im Saft zurück.
- Mehr sekundäre Pflanzenstoffe: Naturtrüber Apfelsaft enthält mehr sekundäre Pflanzenstoffe als klarer Apfelsaft, da diese beim Filtern verloren gehen. Utopia meint: Naturtrüber Apfelsaft ist grundsätzlich gesund - und enthält sogar mehr sekundäre Pflanzenstoffe als klarer Apfelsaft.
- Besserer Geschmack: Viele Menschen empfinden naturtrüben Apfelsaft als geschmackvoller und aromatischer als klaren Apfelsaft.
- Oft aus regionalen Äpfeln: 20 Apfelsäfte im Test enthalten auch Äpfel aus ökologisch wertvollen Streuobstwiesen. Auf Streuobstwiesen wachsen oft alte Apfelsorten, die die Sortenvielfalt bewahren.
Nachteile von Apfelsaft
Trotz seiner Vorteile sollte man Apfelsaft nicht unbegrenzt konsumieren. Hier sind einige Nachteile:
- Hoher Zuckergehalt: Apfelsaft ist der beliebteste Saft der Deutschen mit einem Verbrauch von über 7.0 Liter (2018) pro Kopf und Jahr. Er ist eine sinnvolle Ergänzung der gesunden Ernährung, denn er enthält fast so viele wichtige Inhaltsstoffe wie der unverarbeitete Apfel. Apfelsaft enthält Kalium, Calcium und Magnesium. Apfelsaft hat soviel Zucker wie Cola, darum lieber als Schorle trinken. Apfelsaft enthält einen hohen fruchteigenen Zuckergehalt - etwa 100 Gramm pro Liter. Somit liefert er reichlich Energie. Die aktuellen Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sehen vor, dass ein durchschnittlicher Erwachsener am besten nicht mehr als 25 Gramm freien Zucker pro Tag zu sich nehmen sollte. Zum Vergleich: Laut ÖkoTest bringt es ein Glas Apfelsaft bereits auf 25 Gramm Zucker.
- Weniger Ballaststoffe: Ballaststoffe und Pektine sind im Apfelsaft jedoch in geringeren Mengen vorhanden als bei dem Genuss eines frischen Apfels. Außerdem bieten Früchte ein Kauerlebnis und Sättigungsgefühl.
- Pestizidrückstände: Viele konventionelle Säfte haben Pestizid-Rückstände, was ein wenig den Geschmack verdirbt.Vor allem das Insektizid Acetamiprid fand sich in mehreren Produkten. Es ist zwar zugelassen, aber in größeren Mengen bedenklich, da es das Nervensystem von Bienen schädigt. Da in 14 der Säfte gleich mehrere Pestizide stecken, wertete Öko-Test die Säfte ab. Was die Verbraucherschützer:innen besonders ärgert: Auch das Insektizid Acetamiprid wurde gefunden.
- Schimmelpilzgift Patulin: Öko-Test hat die Apfelsäfte erstmalig für die Ausgabe 10/2024 prüfen lassen. Drei Bio-Apfelsäfte sowie vier konventionelle Säfte fallen allerdings negativ auf: Öko-Test wies das Schimmelpilzgift Patulin nach. Der Stoff gilt als Nervengift und ist laut den Tester:innen als erbgutverändernd eingestuft. Patulin kann unter anderem Verdauungsstörungen hervorrufen. In sechs Säften wurde das Mykotoxin Patulin nachgewiesen. Es wird den Testern zufolge als erbgutverändernd eingestuft und kann zu Verdauungsstörungen, Erbrechen und Magenschleimhautentzündungen mit Blutungen führen. Zudem soll es leberschädigend sein.
Testergebnisse von Öko-Test und Stiftung Warentest
Öko-Test und Stiftung Warentest haben in der Vergangenheit verschiedene Apfelsäfte getestet. Die Ergebnisse zeigen, dass es große Unterschiede in Qualität und Schadstoffbelastung gibt.
Öko-Test
Öko-Test hat 32 naturtrübe Apfelsäfte im Labor prüfen lassen. Fast neun Liter Apfelsaft oder -schorle tranken die Menschen 2023 in Deutschland. Damit ist Apfelsaft der meistgetrunkene Fruchtsaft in der Bundesrepublik. Öko-Test hat sich 32 naturtrübe Apfelsäfte genauer angesehen - und kann wie schon im Test 2022 viele Säfte mit Bestnote empfehlen. Eine so grüne Testtabelle gibt es bei Öko-Test eher selten: Von 32 überprüften naturtrüben Apfelsäften schneiden 15 mit der Bestnote „sehr gut“ ab, elf weitere sind „gut“.
Zuletzt hatte Öko-Test naturtrüben Apfelsaft 2022 geprüft, damals konnten gut drei Viertel der 33 Produkte überzeugen. Zwar handelte es sich dabei nur um geringe Mengen, doch zum Teil steckten zwei verschiedene Pestizide in einer Flasche; so zum Beispiel im „Amecke Sanfte Säfte Apfel naturtrüb“. Auch im “Edeka Apfel Direktsaft naturtrüb“ und im “Rio D‘Oro Apfelsaft naturtrüb“ von Aldi steckten Pestizidrückstände. Im „Albi Heimischer Apfel naturtrüb“ und „Lieblings Premium Direktsaft Apfel naturtrüb“ waren die Mepiquat-Werte sogar stark erhöht. Nicht mehr als 0,02 Milligramm Mepiquat dürfen in einem Kilo Äpfel messbar sein.
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Saftige Abzüge für Rückstände14 konventionelle Apfelsäfte waren mit Rückständen von 2 bis 6 Pestiziden belastet. Besonders bedenkliche Mengen des Insektizids Acetamiprid fanden sich in drei Säften. Im Gegensatz dazu die Bio-Produkte: In nur einem Saft mit Bio-Label hat das Labor einen geringen Pestizidgehalt nachgewiesen, berichten die Tester.
Auch die Verpackung floss in die Bewertung ein: So führte etwa eine Glas-Einwegflasche zu Abwertungen. Produkte wurden auch abgewertet, weil sie mit «Selbstverständlichkeiten», etwa Eigenschaften wie «ohne Zuckerzusatz», werben.
Hier die fünf "sehr guten" naturtrüben Bio-Apfelsäfte laut Öko-Test:
- Alnatura Apfelsaft naturtrüb (Bioland) - 2,69 €/Liter, sehr gut
- Bio Primo Apfelsaft naturtrüb (Müller) - 1,65 €/Liter, sehr gut
- Bio Sonne Apfel naturtrüb (Norma) - 1,35 €/Liter, sehr gut
- BioBio Apfel Direktsaft natur (Netto) - 1,35 €/Liter, sehr gut
- Bioladen Apfelsaft naturtrüb (Weiling) - 2,84 €/Liter, sehr gut
Wenns nicht unbedingt Bio sein muss, könnt ihr auch zu "Amecke Wilde Wiese Apfel" oder zu "Tegut Streuobst Apfelsaft" greifen. Beide haben ebenfalls ein "sehr gut" bekommen.
Stiftung Warentest
Stiftung Warentest untersuchte und verkostete ebenfalls zuletzt 2022 Apfelsäfte. Das Ergebnis: Nur sechs Säfte - alles naturtrübe Direktsäfte - schnitten mit der Note „gut“ ab. Auch die konventionellen naturtrüben Direktsäfte von Edeka und Lidl schnitten gut ab. Sowohl die Direktsäfte von Aldi Nord als auch beliebten Markensäfte - etwa von Amecke und Pfanner - waren im Test nur befriedigend. Mit „ausreichend“ schnitten unter anderem die naturtrüben Säfte von Dm Bio und Granini ab. Was man wissen sollte: Anders als Öko-Test wird bei Stiftung Warentest das „sensorische Urteil“ (sprich: der Geschmack) am stärksten gewertet. Ob Pestizidrückstände enthalten sind, hat das Labor offenbar gar nicht geprüft.
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Tipps für den Kauf von naturtrübem Apfelsaft
Beim Kauf von naturtrübem Apfelsaft sollten Sie folgende Punkte beachten:
- Bio-Qualität: Wählen Sie wenn möglich einen Apfelsaft in Bio-Qualität, da diese in der Regel weniger Pestizidrückstände enthalten. Bio-Säfte sind hier klar im Vorteil: Nur ein Bio-Produkt wies geringe Pestizidmengen auf.
- Direktsaft: Bevorzugen Sie Direktsaft gegenüber Saft aus Konzentrat. In der Regel gilt: Naturtrüber Apfelsaft ist besser als klarer. Direktsaft ist immer besser als Saft aus Konzentrat. Achte zudem beim Kauf darauf, Direktsaft zu kaufen.
- Ohne Zuckerzusatz: Achten Sie darauf, dass dem Saft kein Zucker zugesetzt wurde. Gemäß Gesetz ohne Zusatz von Zucker. Achten Sie darauf, dass einem Saft aus dem Laden nicht noch Extra-Zucker zugesetzt wurde.
- Verpackung: Apfelsäfte in Glas-Mehrwegflaschen schneiden besser ab als Säfte in Kartons. Weniger erfreulich: Die Deckel vieler Glasflaschen enthalten immer noch umweltschädliche Stoffe. So führte etwa eine Glas-Einwegflasche zu Abwertungen.
- Regionale Produkte: Kaufen Sie Apfelsaft aus regionalen Äpfeln, um Transportwege zu verkürzen und die heimische Landwirtschaft zu unterstützen.
Wie viel Apfelsaft ist gesund?
Auch wenn Apfelsaft nicht per se ungesund ist, ist es empfehlenswert, ihn nicht in zu großen Mengen zu trinken. Denn Apfelsaft enthält laut Foodwatch viel Fruchtzucker. Schließlich steckt hier der konzentrierte Zuckergehalt der Früchte drin. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt für Kinder und Erwachsene, dass täglich nicht mehr als zehn Prozent der aufgenommenen Kalorien von sogenanntem freien Zucker stammt. Für Erwachsene gilt im Durchschnitt: Täglich sollten sie möglichst nicht mehr als 25 Gramm Zucker verzehren. Die Obergrenze liegt bei 50 Gramm. Zum Vergleich: Laut ÖkoTest bringt es ein Glas Apfelsaft bereits auf 25 Gramm Zucker. Für Kinder schlägt ein Glas Apfelsaft entsprechend mehr ins Gewicht. Deshalb empfiehlt es sich Apfelsaft - egal ob klar oder naturtrüb - nur verdünnt zu sich zu nehmen.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt denn auch nur einen Teil Apfelsaft mit drei Teilen Wasser zu verdünnen. Besser, du trinkst eine stark verdünnte Apfelschorle. Als Saft oder Schorle: Apfelsaft ist der beliebteste Fruchtsaft in Deutschland.
Fazit
Naturtrüber Apfelsaft ohne Zuckerzusatz kann eine gesunde Ergänzung der Ernährung sein, wenn er in Maßen genossen wird. Er enthält wertvolle Nährstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe, die sich positiv auf die Gesundheit auswirken können. Achten Sie beim Kauf auf Bio-Qualität, Direktsaft und eine umweltfreundliche Verpackung. Trinken Sie Apfelsaft am besten verdünnt als Schorle, um den hohen Zuckergehalt zu reduzieren.
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