Alkohol in Schokolade: Halal-Alternativen und worauf Muslime achten müssen

Viele Lebensmittel, darunter auch Schokolade, können geringe Mengen Ethylalkohol (Ethanol) enthalten. Die Frage, ob solche Produkte für Muslime erlaubt (halal) oder verboten (haram) sind, ist nicht immer einfach zu beantworten und hängt von verschiedenen Faktoren ab. Dieser Artikel beleuchtet die Problematik und zeigt halal-konforme Alternativen auf.

Alkohol in Lebensmitteln: Ein Überblick

Im Islam gilt grundsätzlich, dass alles erlaubt ist, was nicht explizit verboten ist. Allerdings sind berauschende Substanzen wie Alkohol (Ethanol) haram. Lebensmittel, die durch den Einsatz von Trinkalkohol hergestellt werden und eine Trunkenheit hervorrufen können, sind daher für Muslime nicht erlaubt.

Geringe Mengen Alkohol: Was ist erlaubt?

Die Lebensmittel-Kennzeichnungsverordnung (LMKV) regelt, wie Lebensmittel zu kennzeichnen sind, die Alkohol enthalten. Getränke mit einem Alkoholgehalt von bis zu 1,2 Volumenprozent (% V/V) dürfen beispielsweise als "alkoholfrei" gekennzeichnet werden. Das bedeutet, dass auch alkoholfreies Bier bis zu 1,2 % Alkohol enthalten kann. Auch Fruchtsäfte können von Natur aus Alkohol enthalten, da Glucose durch alkoholische Gärung zu Ethanol umgewandelt wird. Reife Bananen können sogar bis zu 0,6 % Alkohol aufweisen.

Die Leitsätze für Fruchtsaft und Fruchtnektar tolerieren einen Alkoholgehalt von drei Gramm pro Liter Fruchtsaft (0,38 % m/V). Diese Menge gilt angesichts der üblichen Trinkmengen von Saft selbst für Kinder als unbedenklich. Um die gleiche Menge Alkohol wie in einem halben Liter Bier aufzunehmen, müsste man etwa neun Liter Fruchtsaft trinken, wenn dieser den tolerierten Höchstwert erreicht.

Wo sich Alkohol verstecken kann

Alkohol kann in vielen Lebensmitteln vorkommen, ohne dass dies auf den ersten Blick erkennbar ist. Hersteller führen den Zusatz von Alkohol oft nur in der Zutatenliste auf. Die Kennzeichnung von Alkohol ist rechtlich nicht für alle Lebensmittel vorgeschrieben. Während bei Weinbrandbohnen oder Eierlikörtorte der Alkoholgehalt offensichtlich ist, kann er sich auch in Fertigsuppen, Crèmetörtchen oder Aufback-Croissants verstecken.

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Halal-Alternativen in der Süßwarenherstellung

Für Muslime stellt sich oft die Frage, ob Süßigkeiten halal sind oder nicht. Neben Alkohol gibt es weitere Inhaltsstoffe, die problematisch sein können:

Gelatine

Gelatine wird in Süßigkeiten als Geliermittel, zur Texturverbesserung und als Bindemittel verwendet. Sie wird durch das Auskochen von Knochen, Häuten, Sehnen, Knorpeln und Bändern von Tieren gewonnen. Da in Europa 80 % der Speisegelatine vom Schwein stammen, ist sie für Muslime, denen der Verzehr von Schwein durch den Koran verboten ist, problematisch. Alternativen sind Rindergelatine oder Süßigkeiten, die komplett ohne Gelatine hergestellt werden.

Karmin

Karmin ist ein roter Farbstoff, der aus getrockneten und gekochten Läusen (Cochenille-Schildläusen) gewonnen wird. Es ist der einzige Farbstoff tierischen Ursprungs. Ob Karmin halal oder haram ist, ist unter Gelehrten umstritten.

Schellack

Schellack ist ein Exkrement der Lackschildlaus. Die Laus scheidet einen Lack aus, der von den Bäumen gekratzt, aufgekocht und als Lebensmittelzusatzstoff E904 Schellack verarbeitet wird. Auch die Einstufung von Schellack als haram oder halal ist unter Gelehrten umstritten.

Cystein

Cystein, auch Cystin, L-Cystein oder L-Cystin genannt, kann synthetisch oder aus Keratin gewonnen werden. Das Keratin kann aus Hörnern, Federn, Haaren oder Schweineborsten stammen. Cystein wird verwendet, um das Gluten im Mehl aufzubrechen, wodurch der Teig leichter zu kneten ist und nicht an den Maschinen klebt. Es kann in Brot, Brötchen und verschiedenen Teigwaren vorkommen.

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Aromen

Aromen werden verwendet, um Lebensmitteln einen bestimmten Duft oder Geschmack zu verleihen. Häufig enthalten diese Aromen Ethanol.

Kreuzkontamination

Auch wenn Süßigkeiten keine der genannten Inhaltsstoffe aufweisen, können sie durch Kreuzkontamination in Industrieanlagen, in denen auch nicht-halal Produkte hergestellt werden, als nicht-halal gelten.

Was bedeutet "halal"?

"Halal" bedeutet im Arabischen "erlaubt" oder "zulässig". Im Islam bezieht sich der Begriff auf alle Dinge und Handlungen, die nach islamischem Recht erlaubt sind. Im Bezug auf Lebensmittel bedeutet halal, dass diese den islamischen Speisegeboten entsprechen. Das Gegenteil von halal ist "haram", was "verboten" bedeutet.

Halal-Lebensmittel: Was ist erlaubt?

Eine Ernährung, die nach den Regeln des Islams halal zusammengestellt wird, kann ohne weiteres die Kriterien einer ausgewogenen Ernährung erfüllen. Wer sich halal ernähren möchte, greift auf Lebensmittel und Produkte zurück, die:

  • pflanzlichen Ursprungs sind
  • nicht berauschend wirken (etwa Alkohol enthalten)
  • streng getrennt von nicht erlaubten Lebensmitteln hergestellt, gelagert oder zubereitet wurden
  • keine Zutaten oder Zusatzstoffe enthalten, deren Rohstoff oder bei denen die Technologie der Rohstoffgewinnung verboten ist
  • aus islam-konformer Schlachtung stammen

Eine grobe Übersicht über Halal-Lebensmittel, Lebensmittelgruppen und Getränke umfasst:

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  • frisches Gemüse und Obst
  • Getreide und Getreideprodukte ohne Zusätze
  • Hülsenfrüchte
  • Eier
  • frische Milch und Milchprodukte
  • frischer Fisch mit Schuppen, zum Beispiel Lachs oder Forelle
  • Fleisch von Rind, Schaf, Ziege, Lamm und Huhn, das nach Halal-Richtlinien geschlachtet wurde
  • Fette und Öle aus Pflanzen
  • Honig und Zucker
  • Gewürze
  • Halal-Essig ohne alkoholische Zusätze
  • Wasser, naturtrüber Fruchtsaft, Tee
  • Kaffee

Halal-Fleisch

Gläubige Muslime verzehren nur Fleisch von halal-konform geschlachteten Pflanzenfressern wie Rind, Schaf, Ziege oder Lamm sowie Hühnern. Mit einer Ausnahmegenehmigung der örtlich zuständigen Behörde oder mit spezieller Kurzzeitbetäubung für die Tiere können in manchen Fällen Halal-Schlachtungen durchgeführt werden. Aus Tierschutzgründen sind viele islamische Rechtsgelehrte mit der Betäubung einverstanden. Es ist außerdem erlaubt, Fleisch von geschächteten Tieren nach Deutschland einzuführen.

Halal-Siegel: Was bringen sie?

In Europa gibt es einige Halal-Siegel, die muslimischen Konsumenten beim Lebensmitteleinkauf als Kompass dienen sollen. Es existieren jedoch viele Siegel, die auf unterschiedlichen Voraussetzungen und Standards beruhen, da der Islam in verschiedenen Ländern unterschiedlich praktiziert wird. Daraus haben sich zahlreiche Halal-Systeme gebildet, mit ihren jeweiligen Zertifizierungsstellen und voneinander unabhängigen Praxismethoden in Bezug auf Schlachtung, Futtermittel für die Tiere, die Verpackung der Lebensmittel sowie deren Lagerung und Transport.

Derzeit existieren etwa 100 verschiedene Halal-Zertifikate, zudem ist der Ausdruck „halal“ in Europa nicht durch das Lebensmittelrecht geschützt. Für die Käufer ist oft unklar, wie diese Zertifikate voneinander abweichen und welche genauen Kriterien sie zugrunde legen, da jedes Zertifikat seine eigenen Richtlinien festlegt. Es gibt keine verbindlichen Mindestanforderungen für die Halal-Kennzeichnung.

Tipps für den Einkauf von Halal-Lebensmitteln

Um mehr Sicherheit in Sachen Lebensmittel nach halal-konformer Zubereitung zu erhalten, können folgende Tipps helfen:

  • Frisch kochen und keine verarbeiteten Lebensmittel verwenden, die Zusatzstoffe enthalten.
  • Bei muslimischen Organisationen und Verbraucherverbänden Informationen zu Halal-Siegeln sowie Lebensmittellisten suchen.
  • Bei spezifischen Fragen zu einem Lebensmittel oder Produkt bei Lebensmittelherstellern und Händlern nachfragen. Dies kann bei Süßigkeiten sinnvoll sein, da diese in vielen Fällen Zusätze und Aromen enthalten.
  • Auf Süßigkeiten wie Fruchtgummi verzichten, die oft Gelatine enthalten.

Alkohol in Schokolade: Was tun?

Wenn auf der Rückseite einer Schokolade steht, dass sie 27 g Alkohol pro 100 g enthält, sollte man diese nicht verzehren, wenn man sich an die islamischen Speisegebote halten möchte. Auch wenn es sich um einen Zuckerersatzstoff handelt, der keine berauschende Wirkung hat, ist es ratsam, auf Nummer sicher zu gehen.

Alternativen für Muslime

  • Schokolade ohne Alkohol: Es gibt viele Schokoladensorten, die keinen Alkohol enthalten. Ein Blick auf die Zutatenliste gibt Aufschluss.
  • Vegane Schokolade: Vegane Schokolade ist oft eine gute Alternative, da sie keine tierischen Produkte wie Gelatine enthält.
  • Selbstgemachte Schokolade: Wer sichergehen möchte, kann Schokolade selbst herstellen und dabei auf halal-konforme Zutaten achten.

Was tun, wenn man versehentlich Schokolade mit Alkohol gegessen hat?

Wenn man als Muslim versehentlich Schokolade mit Alkohol gegessen hat, sollte man sich bewusst machen, dass Allah barmherzig ist und Fehler verzeiht, die unbeabsichtigt geschehen sind. Wichtig ist, daraus zu lernen und in Zukunft achtsamer zu sein.

Alkohol als Konservierungsmittel

Alkohol, auch Ethanol, Ethylalkohol oder Trinkalkohol genannt, hat sich seit langem als Konservierungsmittel bewährt. Er wird auch als Lösungsstoff für Aromen verwendet. Geringe Mengen Alkohol, die zum Lösen und Konservieren von Fruchtauszügen und Aromen gebraucht wurden, müssen nicht auf dem Etikett erscheinen.

Natürlicher Alkoholgehalt in Lebensmitteln

In Früchten, Fruchtsäften und Brot entsteht Alkohol durch den natürlichen Gärungsprozess. Der Kefirpilz produziert im Kefir Alkohol aus Milchzucker ähnlich wie im Kombucha. Essigsäurebakterien verwandeln Alkohol aus alkoholhaltigen Flüssigkeiten in Essigsäure. Dieser natürliche Alkoholgehalt wird als unbedenklich eingestuft, da er selten 0,3 Volumenprozente übersteigt und geschmacklich nicht an Alkohol erinnert.

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