Die Ursprünge der Waffel: Eine Reise durch die Geschichte eines beliebten Gebäcks
Der Duft von frisch gebackenen Waffeln weckt bei vielen Menschen Kindheitserinnerungen und ist einfach unwiderstehlich. Ob in einem kleinen Café oder bei geselligen Zusammenkünften, sie sind ein Synonym für Gemütlichkeit und Genuss. Doch woher stammt dieses traditionsreiche Gebäck eigentlich?
Vielfalt der Namen und Formen
Das Gebäck, um das es hier geht, trägt viele, regional unterschiedliche Namen. Ob Neujährchen, Neujahrskuchen oder -hörnchen, Eiserwaffeln, Eiserkuchen, Röllekes oder Piepkuchen - gemeint ist oft ein als Hörnchen oder Rolle geformtes Gebäck, das aus ähnlicher Masse besteht und auf die gleiche Art gebacken wird. Der recht flüssige Teig heißt im Fachjargon „Hippenmasse“ und besteht aus wenigen Zutaten wie Eiweiß, Mehl, Zucker und Fett. Je nach regionaler Tradition kommen Gewürze wie Kardamom, Zimt, Anis usw. hinzu. In der Regel wird die Masse in speziellen Waffeleisen sehr dünn ausgebacken. Noch heiß werden die Hippen (mittelhochdeutsch vermutlich „dünnes Gebäck“) in Form gerollt. Für Hörnchen kann dazu ein sogenanntes Waffelhorn aus Holz verwendet werden. Die Hippen erkalten schnell und erstarren in der gewählten Form. Bei richtiger Lagerung, z. B. in einer Blechdose, bleiben sie für viele Wochen fest und knusprig.
Der Ursprung in mittelalterlichen Klöstern
Wie so oft gibt es wohl nicht die eine Urvariante der Waffel. Aber sicher ist ihr Ursprung in mittelalterlichen Klöstern Frankreichs, Belgiens und der Niederlande. Es gibt Hinweise darauf, dass sich die ursprüngliche Tradition der Hippen bereits im 9. Jahrhundert nach Christus in den klostereigenen Hostienbäckereien entwickelte. Oblaten, die als Urform aller Waffeln gelten, haben ihren Ursprung in Europas Klöstern. Schnell sprach sich jedoch herum, dass das geschmacksneutrale Gebäck mit ein wenig Zimt und Zucker Anlass zum Halleluja gibt. Die Waffel-Geschichte begann.
Die Entwicklung der Waffeleisen
In früheren Jahrhunderten wurden die „wafeln“, wie sie 1854 im Deutschen Wörterbuch der Gebrüder Grimm bezeichnet werden, in speziellen Eisen direkt über dem Feuer gebacken. Diese mehrere Kilogramm schweren Eisen mussten zunächst mit einer Zange zusammengehalten werden, was ein wahrer Kraftakt war. Die verwendeten Eisen waren filigran verziert und hatten als Grundstruktur ein Wabenmuster. Daraus könnte sich der Name Waffel abgeleitet haben. Aufgrund der hohen Wertigkeit wurden diese Eisen lange auch als individualisierte Geschenke für besondere Feste und als typischer Teil der Aussteuer genutzt.
Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts kamen Waffeleisen auf, die sich in den Herd einsetzen und drehen ließen, was die Herstellung der Hippen deutlich erleichterte. Mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert vollzog sich ein Wandel hinsichtlich der Herstellungstechnik der Waffeleisen. Immer häufiger gab es seriell gefertigte Waffeleisen aus Gusseisen. Es waren dies also keine handgeschmiedeten Einzelanfertigungen mehr, und so trugen sie meist nur einfache Rauten- oder Wabenmuster.
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Traditionen und Bräuche
In vielen Familien, vor allem im Norden Deutschlands, ist es seit Generationen Tradition, um den Jahreswechsel Hippen in Form von Neujahrsgebäck zu backen und zu verzehren. Diese Traditionen gehen vermutlich darauf zurück, dass in den bäuerlichen Betrieben der Vergangenheit in den Wintermonaten wenig bewirtschaftet werden konnte. Es stand mehr Zeit für das leibliche Wohl zur Verfügung und auch die Zahl der Gäste häufte sich in der ruhigeren und festreichen Wintersaison. Hierzu war ein Gebäck, dass bei seiner Feinheit dennoch sehr lange haltbar war, ideal für spontane Besuche. Wenn auch ihr vielleicht zu Silvester oder Neujahr Gäste erwartet - die Freude über frischgebackene Hippen ist sicherlich groß.
Die Waffel im Laufe der Zeit
Die Waffel hat eine lange Geschichte, die von ihrer Entstehung in den Klöstern bis zu ihrer Vielfalt in der modernen Bäckerei reicht. Bereits im 9. Jahrhundert wird sie in Belgien und Frankreich erwähnt. Ihren Ursprung hat die Waffel in den Klöstern, wo Oblaten - die Vorläufer der modernen Waffel - gebacken wurden. Im 13. Jahrhundert entstand in Frankreich die erste Zunft der Waffelbäcker. Von Frankreich und Belgien aus verbreitete sich die Kunst des Waffelbackens in die Niederlande und nach Norddeutschland. Bereits im 15. Jahrhundert gehörte die Waffel in diesen Regionen zum alltäglichen Gebäck. Auch in Skandinavien wurde die Waffel populär.
Die Vielfalt der Waffelarten
Im Laufe der Zeit haben sich je nach Region unterschiedliche Waffelsorten und Teigrezepte entwickelt:
- Dicke, rechteckige Waffeln mit tiefem Muster, wie die Brüsseler Waffel. Sie werden häufig auf Festen, Jahrmärkten oder in Cafés angeboten, finden aber nur selten den Weg in die heimische Küche. In Belgien werden die frischen „Brüsseler Waffeln“ gebacken - dem Teig wird Hefe zugesetzt und die Waffel später mit Kristallzucker dekoriert.
- Flache, oft herzförmige oder runde Waffeln, die besonders in Privathaushalten beliebt sind.
- Knusprige Waffeln, die zu Hörnchen gerollt und mit Eis gefüllt werden. Als knusprigste aller Waffeln lässt sich die Eiswaffel oder Hippe feiern. Während ihr feines Wabenmuster optisch an die fluffigen Verwandten erinnert, steckt im Teig der feine Unterschied: Knusperwaffeln, egal ob flach oder aufgerollt, enthalten meist Marzipanrohmasse.
- In den Niederlanden gibt es sie als mit Sirup oder mit Honig befüllte „Stroopwafels“.
- Im Saarland und in der Pfalz beispielsweise sind Zimtwaffeln als traditionelles Gebäck in der Vorweihnachtszeit beliebt.
Die Waffel als Spiegel der Kultur
Die Waffel ist nicht nur ein Nahrungsmittel, sondern auch ein Spiegel der Kultur und Geschichte. Ihre Entwicklung von einfachen Oblaten in Klöstern zu den vielfältigen Variationen, die wir heute kennen, zeugt von der Kreativität und dem Erfindungsreichtum der Menschen. Die Waffel hat sich im Laufe der Jahrhunderte immer wieder neu erfunden und ist bis heute ein beliebtes Gebäck, das Jung und Alt gleichermaßen begeistert.
Das Rätsel um die Redewendung
Es stellt sich die Frage: Wie steht die Bedeutung der Redewendung "einen an der Waffel haben", nämlich "nicht ganz richtig im Kopf sein, nicht richtig ticken", mit dem Gebäck in Zusammenhang? Im "Deutschen Wörterbuch" der Brüder Grimm (Leipzig 1854 ff.) wird Waffel ("1. groszer mund mit herabhängenden lippen") auf das Verb waffeln zurückgeführt, das eine Weiterbildung des lautmalerischen Wortes waffen darstellt. Waffeln/waffen bedeutet so viel wie "schwätzen, Unsinn erzählen". Die Brüder Grimm geben als Ursprung "die bewegung der kinnbacken und das dadurch hervorgerufene schmatzende geräusch" an. Die Redensart "einen an der Waffel haben" hat sich somit wahrscheinlich aus der Bezeichnung für jemanden entwickelt, der undeutlich und schnell redet, die Wörter vielleicht durcheinander wirft, schwätzt, schwafelt und Unsinn verbreitet.
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