Wie viel Zucker steckt wirklich in Capri-Sonne? Eine kritische Betrachtung

Capri-Sonne, ein Getränk, das viele mit ihrer Kindheit verbinden, ist seit rund 40 Jahren im Supermarktregal präsent. Doch wie viel Zucker verbirgt sich tatsächlich in den kleinen, bunten Trinkpäckchen, die besonders bei Kindern beliebt sind? Dieser Frage geht der folgende Artikel auf den Grund, beleuchtet die Kritik von Verbraucherorganisationen und wirft einen Blick auf die gesundheitlichen Folgen des hohen Zuckerkonsums.

Capri-Sonne im Visier: Kritik von Foodwatch

Die Verbraucherorganisation Foodwatch hat Capri-Sonne wiederholt kritisiert. Ein Hauptkritikpunkt ist der hohe Zuckergehalt. So befinden sich in einer 200-Milliliter-Tüte Capri-Sonne laut Foodwatch 6,5 Stück Würfelzucker. Das Getränk wirbt mit großen Früchten auf dem Etikett, enthält aber tatsächlich nur wenig davon. In der beliebtesten Sorte, Capri-Sonne Orange, sind lediglich sieben Prozent Orangensaft enthalten - das entspricht etwas mehr als zwei Esslöffeln pro Tüte. Für den typischen Geschmack sorgen Aromastoffe, wobei der Hersteller Wild ein weltweit führender Aromen-Produzent ist. Die Verwendung von Aromen wird auf der Verpackung nur klein vermerkt, und auch der hohe Zuckergehalt ist für Verbraucher schwer zu erkennen, da der Hersteller keine Nährwertangaben macht.

Foodwatch kritisiert zudem, dass Capri-Sonne trotz der ungesunden Zusammensetzung als Förderer von Kinder- und Jugendsport auftritt. Anne Markwardt von Foodwatch betont: "Eltern sollten wissen: Im Schulranzen ist Capri-Sonne fehl am Platze."

Zuckergehalt im Vergleich: Capri-Sonne und andere Getränke

Um den Zuckergehalt von Capri-Sonne besser einordnen zu können, lohnt sich ein Vergleich mit anderen Getränken. Die folgende Tabelle zeigt den Zuckergehalt verschiedener Produkte pro 100 Milliliter oder 100 Gramm:

ProduktMenge/PortionZucker (g)Würfelzucker (Stück)
ACE-Drink Gut und günstig100 ml11,14
Active O2 Kirsch100 ml3,31
Capri-Sonne Orange100 ml8,63
Coca Cola100 ml10,64
Eistee Lipton100 ml6,12
Extaler Apfelschorle100 ml6,12
Fanta100 ml7,63
Fassbrause Krombacher Zitrone100 ml6,72
Monster Energy Drink Assault100 ml114
Rockstar Energy Drink Blueberry100 ml145
Smoothie Innocent Brombeere100 ml114
Vita Malz100 ml7,93
Actimel Drink Classic100 ml10,84
Almighurt Quetschie Erdbeere100 g134
Ehrmann Robby Monsterbacke Pudding100 g124
Fruchtzwerge Banane / Erdbeere / Aprikose100 g10,43
McDonalds Milchshake Vanille100 ml134
Monsterbacke Fruchtquarkzum Quetschen / Banane100 g11,54
Müller Froop Kirsch-Banane100 g15,65
Müllermilch Erdbeere100 ml10,64
Nestle Vanillejoghurt + Smarties100 g14,85
Paula Vanille mit Schokoflecken100 g114
Zott Monte Drink100 ml10,23

Diese Übersicht zeigt, dass Capri-Sonne im Vergleich zu anderen Erfrischungsgetränken und Milchprodukten einen relativ hohen Zuckergehalt aufweist.

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Stellungnahme des Herstellers und Alternativen

Der Hersteller von Capri-Sonne argumentiert, dass die klassische Capri-Sonne zehn Prozent Zucker enthält, was der gleichen Menge Zucker in Säften entspricht. So enthalte beispielsweise Traubensaft sogar deutlich mehr Zucker. Allerdings schmecken Fruchtsaftgetränke süßer als Säfte, da sie weniger Säure enthalten, was sie besonders bei Kindern beliebt macht. Wer auf den Kaloriengehalt achten möchte, kann auf zuckerreduzierte Varianten zurückgreifen, die seit einigen Jahren erhältlich sind. Seit der Markteinführung 1969 arbeite man stetig daran, den Zuckergehalt zu reduzieren. Die meisten Trinkpäckchen (200 Milliliter) enthielten weniger als 8,8 Gramm Zucker pro 100 Milliliter, was weniger wäre als in einem gleichwertigen Fruchtsaft. Wie viel Zucker in dem Fall in einem ganzen Päckchen steckt, rechnet der Hersteller den Verbrauchern leider nicht vor.

Allerdings gibt es auch Kritik an den Zero-Varianten, da diese Süßstoffe wie Sucralose, Cyclamat und Saccharin enthalten, deren gesundheitliche Auswirkungen insbesondere bei Kindern umstritten sind.

Marketingstrategien und ihre Kritik

Capri-Sonne wird als Fruchtsaftgetränk vertrieben, das aus Wasser, Fruchtsaft oder -mark, Zucker und Aromen besteht. Lebensmittelrechtlich gibt es Vorgaben, wie hoch der Anteil an Fruchtsaft sein muss. Im Fall von Zitrusfrüchten (Capri-Sonne Orange) sind das mindestens sechs Prozent. Die Hersteller dürfen freiwillig aber auch mehr Fruchtsaft hinzugeben. Fruchtsaftgetränke unterscheiden sich von Fruchtsäften, die zu 100 Prozent aus Frucht bestehen, sowie Fruchtnektar, welcher je nach Fruchtart zu 25 bis 50 Prozent aus Frucht besteht.

Im Jahr 2013 erhielt das Familienunternehmen den Negativpreis „Goldener Windbeutel“ für die dreisteste Werbemasche. Die damaligen Marketingaktivitäten richteten sich direkt an Kinder und suchten dabei gezielt die Nähe zum Sport. Auch Unterrichtsmaterial für Grundschullehrer war auf der Homepage zu finden.

Zucker und Gesundheit: Die Folgen hohen Zuckerkonsums

Die gute Nachricht ist, dass die mittlere Aufnahme von freiem Zucker bei Kindern und Jugendlichen von 2010 bis 2023 von knapp 17 Prozent der Tagesenergieaufnahme auf knapp zwölf Prozent gesunken ist. Die schlechte Nachricht ist, dass die Werte nach wie vor höher sind als die Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation und der Deutschen Gesellschaft für Ernährung von maximal zehn Prozent. Zudem könnten die tatsächlichen Zahlen noch höher liegen.

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Die Folgen eines hohen Zuckerkonsums sind weitreichend für die Gesundheit. In Deutschland nimmt der Anteil übergewichtiger und adipöser Kinder laufend zu. Das Bundesministerium für Gesundheit berichtet, dass 9,5 Prozent der Kinder und Jugendlichen im Alter zwischen drei und 17 Jahren übergewichtig und 5,9 Prozent adipös sind. Dies stellt einen Risikofaktor für spätere Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Gelenkprobleme oder Depressionen dar.

Umweltaspekte: Verpackung und Nachhaltigkeit

Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die Verpackung von Capri-Sonne. Die Beutel bestehen aus mehreren Schichten Plastik (Polyester und Polyethylen) und Aluminium und sind schwer bis gar nicht recycelbar. Das Unternehmen behauptet, die Verpackungen seien umweltfreundlich, beruft sich auf Ökobilanzen und vergleicht das Gewicht der Plastikbeutel mit Glas. Viele halten diese Angaben für irreführend.

Zwar arbeitet das Unternehmen auf Druck der EU-Plastikverordnung nun an einem Trinkhalm aus Papier und schöpft die zeitliche Übergangsfrist maximal aus. Die Standbeutel von Capri-Sonne sind vom Pfand ausgenommen, genauso wie Getränkekartons (bspw. TetraPak).

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