Zuckergehalt im Glühwein: Was steckt wirklich drin?
Glühwein, ein beliebtes Getränk auf Weihnachtsmärkten und in der Adventszeit, erfreut sich großer Beliebtheit. Doch was steckt wirklich in dem süßen Heißgetränk? Eine Frage, die sich viele Verbraucher stellen, insbesondere im Hinblick auf den Zuckergehalt. Dank neuer Kennzeichnungspflichten für Glühwein, die ab Dezember 2023 in Kraft treten, sollen Verbraucher nun besser informiert werden. Allerdings zeigen erste Marktstichproben, dass die Umsetzung noch nicht flächendeckend erfolgt ist und die Transparenz weiterhin zu wünschen übrig lässt.
Neue Kennzeichnungspflichten für mehr Transparenz
Bisher waren Hersteller von Glühwein - wie die meisten alkoholischen Getränke - nicht verpflichtet, eine Zutatenliste oder Nährwerttabelle anzugeben. Das hat sich mit dem neuen Weinrecht geändert. Für Glühweine, die nach dem 8. Dezember 2023 hergestellt wurden, müssen Hersteller nun entsprechende Informationen bereitstellen. Lediglich der Energiegehalt und enthaltene Allergene müssen direkt auf dem Etikett angegeben werden. Die vollständigen Nährwertangaben und das Zutatenverzeichnis können Hersteller auf elektronischem Weg, beispielsweise über einen QR-Code, zur Verfügung stellen.
Eine aktuelle Marktstichprobe von Lebensmittelklarheit, bei der 22 Glühweine aus Supermärkten und Discountern überprüft wurden, zeigt jedoch, dass die neuen Vorgaben noch nicht vollständig umgesetzt sind. Bei sieben der getesteten Weine fehlten die Angaben zu Zutaten und Nährwerten. Bei 15 Weinen informierten die Hersteller über Zutaten und Nährwerte, wobei Energiegehalt und Allergene direkt auf dem Etikett gekennzeichnet waren und ein QR-Code zu weiteren Angaben führte.
Zuckergehalt im Fokus: Süße Überraschungen?
Ein besonders interessanter Aspekt der neuen Kennzeichnung ist der Zuckergehalt. Die Marktstichprobe zeigt, dass die Zuckergehalte der überprüften Glühweine zwischen 7,5 und 9,5 Gramm pro 100 Milliliter liegen. Das bedeutet, dass eine Tasse Glühwein (ca. 200 ml) etwa 15 bis 19 Gramm Zucker enthält. In einem Fall fehlte die Zuckerangabe komplett, bei einem anderen Wein war sie mit 0,8 Gramm pro 100 Milliliter wenig plausibel.
Eine Untersuchung des Vereins für Konsumenteninformation (VKI) in Wien kam zu ähnlichen Ergebnissen. Hier wurden Proben von 14 Glühweinständen auf Weihnachtsmärkten genommen. Im Durchschnitt enthielt eine Tasse Glühwein Zucker in der Menge von fünf bis sechs Stück Würfelzucker, was etwa 80 Gramm Zucker pro Liter entspricht. In einem Extremfall wurden sogar 111,4 Gramm Zucker pro Liter gefunden. Damit übertrafen einige Glühweine sogar den Zuckergehalt von Red Bull und Coca Cola.
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Diese Ergebnisse verdeutlichen, dass Glühwein ein zuckerreiches Getränk ist. Der hohe Zuckergehalt dient oft dazu, den Geschmack minderwertiger Weine zu überdecken und den Alkoholgeschmack zu mildern. Dies kann dazu verleiten, mehr Glühwein zu trinken, was sich negativ auf die Gesundheit und die Kalorienbilanz auswirken kann.
Weitere Inhaltsstoffe: Gewürze und Aromen
Neben dem Zuckergehalt sind auch die weiteren Inhaltsstoffe von Interesse. Hier zeigt sich, dass viele Hersteller bei den Zutatenlisten eher vage Angaben machen. Anstatt die einzelnen Gewürze aufzuführen, werden häufig Begriffe wie „Gewürzextrakt“, „Glühweingewürz“ oder „natürliches Aroma“ verwendet. Nur selten werden Gewürze wie Zimt, Kardamom, Nelken und Vanille explizit genannt.
Die Zeitschrift Öko-Test hat in einer Untersuchung von 24 Glühweinen festgestellt, dass in einigen Produkten ein "nicht authentisches Vanille-Aroma" nachgewiesen wurde. Dabei handelt es sich um Vanillin, ein Aroma, das synthetisch oder biotechnologisch erzeugt werden kann.
Qualitätsunterschiede und regionale Herkunft
Die Qualität des Glühweins kann stark variieren. Oft wird für die Herstellung günstiger Wein verwendet, der mit reichlich Zucker und Aromen aufgebessert wird. Die Herkunft der Weintrauben ist dabei nicht immer transparent.
Das Team von „ZDF Besseresser“ hat beispielsweise herausgefunden, dass die Weintrauben für den Christkindlesmarkt-Glühwein von Gerstacker nicht aus Deutschland, sondern aus Italien stammen. Der Wein wird in Rekordgeschwindigkeit hergestellt, wobei günstige Trauben verwendet und mit verschiedenen Sorten Zucker, Zitronensäure und natürlichen Aromen versetzt werden.
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Es gibt jedoch auch positive Beispiele. Winzerglühweine enthalten oft weniger Zucker und werden aus hochwertigeren Weinen hergestellt. Auch Bio-Glühweine weisen tendenziell kürzere Zutatenlisten auf und enthalten weniger Zusatzstoffe.
Kritik an der Kennzeichnungspflicht
Obwohl die neue Kennzeichnungspflicht grundsätzlich begrüßt wird, gibt es auch Kritikpunkte. Die Verbraucherzentrale Mecklenburg-Vorpommern bemängelt beispielsweise, dass die Ausnahmeregelung, die es Herstellern erlaubt, Zutaten- und Nährwertangaben über einen QR-Code anzugeben, die Transparenz für Verbraucher einschränkt. Um den QR-Code zu scannen, benötigt man ein Smartphone mit Internetverbindung und gegebenenfalls eine spezielle App. Dies erschwert den direkten Produktvergleich im Laden und schließt Menschen ohne Smartphone aus.
Die Verbraucherzentrale fordert daher eine vollständige Zutatenliste und Nährwertdeklaration direkt auf dem Etikett, wie sie für fast alle anderen Lebensmittel Pflicht ist. Dies würde einen schnelleren Vergleich der Glühweine beim Einkauf ermöglichen und bewusstere Kaufentscheidungen fördern.
Alternativen und Tipps für den bewussten Genuss
Wer auf den hohen Zuckergehalt im Glühwein verzichten möchte, hat verschiedene Alternativen. Eine Möglichkeit ist, Glühwein selber zu machen. So kann man die Zutaten selbst bestimmen und den Zuckergehalt reduzieren. Es gibt auch ökologische Glühweine, die weniger Zucker enthalten und aus hochwertigen Zutaten hergestellt werden. Der Rosé-Punsch Røsabel beispielsweise besteht aus bio-zertifizierten Zutaten, ist vegan und enthält weniger Zucker als herkömmlicher Punsch.
Beim Kauf von Glühwein sollte man auf die Zutatenliste und Nährwertangaben achten. Winzerglühweine und Bio-Glühweine sind oft eine gute Wahl. Wer Kalorien sparen möchte, kann auf Glühwein mit weniger Zucker zurückgreifen oder den Konsum reduzieren.
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