Wie entsteht Honig? Eine Reise von der Blüte zum Glas
Im Sommer, wenn die Wiesen summen und brummen, sind die Bienen fleißig am Werk. Doch wie entsteht eigentlich der Honig, den wir so gerne auf unser Brot streichen oder zum Süßen von Tee verwenden? Dieser Artikel nimmt Sie mit auf eine Reise von der Blüte bis ins Honigglas und erklärt auf verständliche Weise, wie dieser faszinierende Naturstoff entsteht.
Die Zutaten: Nektar und Honigtau
Bienen benötigen für die Honigherstellung hauptsächlich zwei Zutaten: Nektar und Honigtau. Nektar ist ein zuckerhaltiger Saft, den Blütenpflanzen produzieren, um Insekten anzulocken und die Bestäubung zu fördern. Honigtau hingegen ist eine zuckerhaltige Ausscheidung von Insekten wie Blattläusen, die den Saft von Blättern und Nadeln saugen.
Sammeln die Bienen ausschließlich Nektar, spricht man von Blütenhonig. Verwenden sie sowohl Nektar als auch Honigtau, entsteht Waldhonig.
Der Sammelflug: Ein Marathon für die Biene
Die fleißigen Bienen fliegen von Blüte zu Blüte und saugen den Nektar mit ihrem Rüssel auf. Dabei bleiben sie solange bei der gleichen Pflanzenart und am gleichen Ort, wie sie dort Nektar finden. Für eine einzige Honigladung, die etwa 25 mg Nektar oder 35 mg Honigtau fasst, muss eine Biene rund 200 Blüten besuchen. Die Entfernung zwischen Bienenstock und Nektarquelle kann dabei bis zu 10 Kilometer betragen, durchschnittlich liegt sie jedoch bei 2 bis 3 Kilometern.
Während des Sammelflugs wird der Nektar in der Honigblase der Biene gespeichert. Hier beginnt bereits die Umwandlung des Nektars in Honig. Enzyme, die der Biene in ihrer Honigblase hinzufügt, spalten den Rohrzucker (Saccharose) in seine Bestandteile Fructose (Fruchtzucker) und Glucose (Traubenzucker) auf.
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Auf ihrem Weg nehmen die Bienen auch Pollen auf, die an ihren Körpern haften bleiben und so von Blüte zu Blüte transportiert werden. Diese Bestäubungsleistung ist von entscheidender Bedeutung für die Vermehrung vieler Pflanzen und den Erhalt unserer Ökosysteme.
Die Verarbeitung im Bienenstock: Ein Gemeinschaftswerk
Zurück im Bienenstock übergibt die Sammelbiene den Nektar an die Stockbienen. Im Bienenstock wird der Pflanzensaft mehrfach eingesaugt und wieder abgegeben. Rüssel an Rüssel geben die Bienen den Nektar von einer Biene zur anderen weiter. Diesen Vorgang nennt man „Futterkette“.
Bei jedem Vorgang wird der Saft mit Enzymen, Proteinen, Säuren und anderen bieneneigenen Substanzen angereichert. Diese Stoffe sind entscheidend für die Haltbarkeit und die gesundheitsfördernden Eigenschaften des Honigs. Die beigefügten Enzyme verändern auch den Zucker im Blütensaft. Es entstehen besondere Zuckerarten, die nur im Honig vorkommen. Gleichzeitig wird der Blütensaft getrocknet, damit die besondere Konsistenz von Honig entsteht. Dazu presst die Biene den Nektar tropfenweise nach außen und saugt ihn wieder auf. Dabei wird schon ein erster Teil Wasser entzogen.
Die Bienen wissen instinktiv, wann der Wassergehalt bei rund 30 bis 40 Prozent liegt. Dann wird der verdickte Saft in leere Wabenzellen gefüllt, aber nicht bis zum Rand. Immerhin muss der Wassergehalt noch weiter reduziert werden, ergo muss eine Verdunstungsfläche geschaffen werden.
Anschließend lagert sie den eingedickten Honig in den Wabenzellen ab. Dort verdunstet weiteres Wasser. Um diesen Prozess zu beschleunigen, fächeln die Bienen mit ihren Flügeln und erzeugen so einen Luftstrom, der feuchte Luft nach außen transportiert und trockene Luft hereinbringt.
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Die Reifung: Vom Nektar zum Honig
Der Honig ist fertig, wenn er einen Wassergehalt von 18 bis 20% aufweist. Jetzt wird der Honig noch einmal zur endgültigen Lagerung in eigens dafür vorgesehene Waben nahe den Brutwaben transportiert und mit einer luftdichten Wachsschicht verdeckelt. Dieser Vorgang wird von Imkern als "Verdeckeln" bezeichnet. Der Imker kann anhand der Verdeckelung erkennen, ob der Honig reif ist.
Durch das Verdeckeln wird der Honig vor äußeren Einflüssen geschützt und kann über lange Zeit gelagert werden. So produzieren die Bienen in ihrem kurzen Leben gerade mal 1 Löffel Honig. Im Winter überleben ca. 5000 Bienen zusammen in einer Traube oft Kälte bis -20°C, weil die Temperatur im Stock konstant hoch gehalten wird. Im Idealfall reicht der gelagerte Honig über die Wintermonate aus und die Bienen beginnen im Frühjahr sofort mit der neuen Ernte.
Die Ernte: Der Imker hilft mit
Der Imker entnimmt den Bienen einen Teil des Honigs, achtet aber darauf, dass genügend Vorrat für die Bienen selbst verbleibt. Der Imker entfernt die Wachsschicht von den Waben und stellt die einzelnen Waben in eine Honigschleuder. Diese Schleuder funktioniert wie eine große Waschmaschine. Statt Wasser schleudert dieses Gerät aber den Honig aus den einzelnen Kammern. Die zähe Flüssigkeit läuft anschließend durch ein Sieb und wird in einem Eimer gesammelt. Danach füllen Imker und Imkerinnen die süße Leckerei in einzelne Gläser.
Um den Bienen den Winter zu erleichtern, bekommen die fleißigen Tierchen Zuckerwasser als Ersatz.
Vielfalt und Qualität: Worauf man achten sollte
Honig ist nicht gleich Honig. Es gibt eine große Vielfalt an Honigsorten, die sich in Farbe, Konsistenz und Geschmack zum Teil ganz erheblich voneinander unterscheiden. Die Vielfalt der Honigsorten hängt von den Pflanzen ab, die die Bienen für die Nektar- und Honigtau-Gewinnung angeflogen haben.
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Zu den gängigsten Sorten gehören Blütenhonig, Waldhonig, Akazienhonig, Rapshonig, Lindenhonig und Heidehonig. Jede Sorte hat ihre eigenen charakteristischen Eigenschaften.
Beim Kauf von Honig sollte man auf regionale Produkte mit Angaben wie "Deutscher Honig" oder "Ursprungsland: Deutschland" achten. Honig unterliegt in Deutschland strengen gesetzlichen Vorgaben. Er muss naturbelassen sein, das heißt, ihm darf nichts entzogen oder hinzugefügt werden. So dürfen etwa honigeigene Bestandteile wie Pollen nicht herausgefiltert werden und der Honig darf nicht wärmebehandelt sein. Der Imker füllt ihn direkt aus den geschleuderten Waben ab. Industriell produzierter Honig wird dagegen meist aus verschiedenen Honigen gemischt. Importierter Honig ist oft gepanscht, etwa mit Sirup gestreckt oder mit Zusatzstoffen versetzt und kann Pestizide enthalten. Außerdem werden Pollen entfernt, um die Herkunft zu verschleiern. Zudem ist die Kennzeichnung häufig irreführend oder wenig konkret.
Honig kann kristallisieren und eine feste Konsistenz bekommen, was aber die Qualität nicht mindert. Soll der Honig wieder flüssig werden, kann man das Glas einfach in ein warmes Wasserbad stellen. Honig ist übrigens dank der Bienen und der Stoffe, die sie dem Honig beimischen, auf natürliche Weise konserviert.
Honig in Küche und Haushalt
Honig ist vielseitig verwendbar. Er schmeckt pur vom Löffel, auf dem Brot, im Müsli oder im Tee. Honig kann aber auch als Zutat für leckere Kekse, Kuchen oder andere Speisen verwendet werden.
Honig lässt sich gut als Glasur für Fleisch verwenden. Dunkle Sorten wie Wald- oder Tannenhonig passen gut zu Wild und anderen kräftigen Fleischarten. Sie dürfen aber erst ganz zum Schluss aufgetragen werden, da sie sonst verbrennen. Wer mit Honig backen will, sollte daran denken, dass Honig süßer schmeckt als normaler Zucker. Man braucht also weniger davon. Zudem bräunt Honig den Teig aufgrund seines Fruchtzuckeranteils.
Mit Honig lässt sich ganz einfach ein leckeres, gesundes Salatdressing zubereiten. Dafür in einem Becher etwas Senf und Honig mit gutem, möglichst kaltgepresstem Speiseöl und hochwertigem Essig verrühren, bis sich die Bestandteile gut vermischt haben.
Honig und Gesundheit
Viele glauben, dass Honig die gesündere Alternative zu Zucker ist. Manche sprechen Honig schon fast Superkräfte zu: Er soll bakterielles Wachstum verhindern, die Wundheilung fördern und gegen Erkältungen und Fieber helfen. Dabei besteht Honig zu fast 80 Prozent aus Frucht- und Traubenzucker sowie maximal 20 Prozent aus Wasser. Lediglich drei bis vier Prozent im Honig machen Aminosäuren, Eiweiße, Enzyme, Vitamine und Mineralstoffe aus.
Honig kann bei Erkältungen Linderung verschaffen und den Speichelfluss anregen. Besondere Vorsicht gilt jedoch für Allergiker und Kinder. Honig ist ein Naturprodukt, welches Pollen und Keime enthalten kann. Während diese per se nicht schädlich sind, könnte es in einigen Fällen trotzdem zu allergischen Reaktionen und Unverträglichkeiten durch Pollen kommen.
Fazit: Ein Geschenk der Natur
Honig ist ein faszinierendes Naturprodukt, das von fleißigen Bienen in einem komplexen Prozess hergestellt wird. Er ist nicht nur eine süße Köstlichkeit, sondern auch ein wichtiger Bestandteil unserer Ökosysteme. Indem wir Honig bewusst konsumieren und regionale Imker unterstützen, können wir dazu beitragen, die Bienenpopulation zu schützen und die Vielfalt dieser wertvollen Insekten zu erhalten.
Honig - mehr als nur ein Lebensmittel
Honig hat nicht nur einen hohen Stellenwert als Nahrungsmittel, sondern auch in anderen Bereichen des Lebens.
- Historische Bedeutung: Bereits in der Antike wurde Honig als Heilmittel und Konservierungsmittel eingesetzt. Auch in religiösen Zeremonien spielte Honig eine wichtige Rolle.
- Bienenprodukte: Neben Honig liefern Bienen auch andere wertvolle Produkte wie Wachs, Propolis, Gelée Royale und Bienengift, die in der Kosmetik, der Medizin und anderen Bereichen Verwendung finden.
- Bienensterben: Das Bienensterben ist ein ernstes Problem, das die Landwirtschaft und die Ökosysteme weltweit bedroht. Umso wichtiger ist es, sich für den Schutz der Bienen einzusetzen und bienenfreundliche Maßnahmen zu fördern.


