Wer brachte die ersten Kakaobohnen von Amerika nach Europa? Eine Reise durch die Geschichte der Schokolade
Die Geschichte der Schokolade ist eine faszinierende Reise, die vor etwa 4.000 Jahren im alten Mittelamerika begann und sich über die Jahrhunderte bis in unsere heutige Zeit erstreckt. Von rituellen Getränken der Olmeken und Maya bis hin zum begehrten Luxusgut des europäischen Adels und schließlich zum Massenprodukt unserer Zeit hat die Kakaobohne einen bemerkenswerten Weg zurückgelegt.
Die Ursprünge in Mittelamerika
Die Geschichte der Schokolade beginnt in Mittelamerika, im Gebiet des heutigen Mexiko, Guatemala und Honduras. Hier bauten die Vorfahren der Azteken und Mayas bereits um das 4. Jahrhundert n. Chr. Kakao an. Die Olmeken, eine der ältesten Zivilisationen Lateinamerikas, waren die Ersten, die aus der Kakaopflanze Trinkschokolade herstellten. Sie nutzten diese Schokolade während Ritualen und als Medizin.
Die Maya verehrten die Schokolade als Trank der Götter. Ihre Maya-Schokolade war ein Getränk aus gerösteten und gemahlenen Kakaobohnen, vermischt mit Chilis, Wasser und Maismehl. Die Mayas gossen den Mix von einem Topf in einen anderen, um ein dickflüssiges, schaumiges Getränk namens „xocolatl“ herzustellen, was so viel wie „bitteres Wasser“ bedeutet.
Im 15. Jahrhundert nutzten die Azteken Kakaobohnen sogar als Währung. Sie glaubten, dass Schokolade ein Geschenk des Gottes Quetzalcoatl war, und tranken sie als erfrischendes Getränk, als Aphrodisiakum oder zur Vorbereitung auf den Krieg. Verfeinert mit Chili, Vanille und Honig bereiteten die Azteken daraus einen Powerdrink, die "Xocolatl", aus deren Namen sich später die Ableitung "Schokolade" entwickelte. Die Kakaobutter verwendeten sie als Medizin oder Kosmetik. Bereits zur damaligen Zeit war Kakao ein wertvolles Gut. Die Azteken mussten zum Beispiel einen Teil ihrer Steuern mit Kakaobohnen bezahlen.
Kolumbus und die erste Begegnung mit der Kakaobohne
Während in Mittelamerika die Schokolade als Kakaogetränk jahrhundertelang ein begehrtes Luxusgut war und Kakaobohnen wie Gold gehandelt wurden, kannte man in Europa Schokolade nicht. Zu Beginn der neuen Ära erhielt der italienische Seefahrer Christoph Kolumbus von der spanischen Königin Isabella Unterstützung für sein Abenteuer. Er sollte den Seeweg nach Indien erkunden, um neue Handelswege für Gewürze und Seide zu erschließen.
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Am 12. Oktober 1492 erreichte Christoph Kolumbus ein unbekanntes Land und landete auf der Karibikinsel Guanahani, die später San Salvador genannt wurde. Er entdeckte auch Kuba und Hispaniola, traf die Einheimischen und sah zum ersten Mal ihr Leben. Bis zu seinem Tod im Jahr 1506 besuchte Kolumbus die Karibik noch drei weitere Male und betrat auf seiner letzten Reise sogar den amerikanischen Kontinent, das heutige Honduras. Er betrachtete den amerikanischen Kontinent immer als die Inseln vor der Küste Indiens.
Auf seiner vierten Reise im August 1502 entdeckte Christoph Kolumbus als erster Europäer die Kakaobohne in Mittelamerika. Vor der Küste von Honduras stieß eine kleine Flotte auf eine voll beladene Maya-Handels-Piroge. Kolumbus ließ die Besatzung und die Fracht auf seine Karavelle umladen. Die Ladung umfasste Textilien, Waffen, Werkzeuge und große Mengen unbekannter Früchte. Fernando Colombus, der Sohn eines Seemanns, der seinen Vater auf dieser Reise begleitete, zeichnete diesen ersten Kontakt auf.
Die Seeleute waren jedoch nicht in der Lage, mit den Maya zu kommunizieren, um Informationen über die Kakaobohnen zu erhalten. Bald jedoch erkannten sie, dass die kleinen Samen für die Maya wahrscheinlich sehr wichtig waren. Wann immer eine der Früchte in der Übersetzung verloren zu gehen drohte, waren mehrere Maya zur Stelle, um sie zu stoppen.
Christoph Kolumbus brachte die Kakaobohne schließlich nach Spanien, aber selbst dort kannte sie niemand. Man wusste auch nicht, dass man aus diesen unbedeutenden Bohnen ein köstliches Getränk herstellen konnte. Die Entdeckung der Kakaobohne durch Kolumbus war aus zwei Gründen eine große Enttäuschung: Zum einen handelte es sich nicht um eine wertvolle Entdeckung, auf die Christoph Kolumbus gewartet hatte, um die enormen Anstrengungen seiner Reise zu rechtfertigen. Und zum anderen hatten die Europäer viele Jahre lang keine Schokolade mehr probieren können.
Hernán Cortés und die Einführung der Kakaobohne in Europa
Im 16. Jahrhundert brachte der spanische Eroberer Hernán Cortés die Kakaobohne zum ersten Mal nach Europa. Er führte sie dem spanischen Königshof vor, wo sie zunächst wenig Anklang fand. Das lag an der fehlenden Süße der Kakaobohne. Letztlich begannen Sie am spanischen Hof mit Rohrzucker und Honig den Kakao zu verfeinern und kamen damit auf den Geschmack. Zu dieser Zeit galt die Kakaobohne jedoch noch als seltenes und damit teures Gut, sodass sich nur der Adel den Konsum leisten konnte. Dem Volk blieb Kakao zunächst vorenthalten.
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Die Spanier erkannten, welche große Bedeutung der Kakao für die Maya und Azteken hatte. Das bittere Kakaogetränk wirkte auf die Spanier zunächst abstoßend. Das Schokoladengetränk erlebte eine Reihe von Veränderungen durch die Annäherung zwischen Spanier und Einheimischer Völker. Die Spanier tranken die Schokolade heiß wie die Maya und nicht kalt oder lauwarm wie die Azteken. Viele der einheimischen Gewürze wurden durch andere ersetzt. Die wohl wichtigste Änderung, die notwendig war, um der Schokolade bei den Spaniern zum Durchbruch zu verhelfen, war die Idee das Getränk mit Zucker zu süßen, denn es war vor allem der bittere, herbe Geschmack der Maya- und Aztekenschokolade, der den Eroberern nicht gefiel.
Die Ausbreitung der Schokolade in Europa
Lange war die Schokolade ein süßes Geheimnis der Spanier. Erst nach der Hochzeit von Anna von Österreich, der Tochter des spanischen Königs Philllip III, und dem französischen König Louis XIII im Jahr 1615, hielt die Schokolade auch im Rest Europas Einzug. Um diese Union zu feiern, brachte sie etwas Schokolade zu den Königshöfen von Frankreich mit. Einer der Ersten in Frankreich, von dem wir wissen, dass er Schokolade zu sich nahm war Alphonse de Richelieu der Kardinal von Lyon. Im Jahre 1643 übernahm der Kardinal Mazarin als Minister im Namen der regierenden Königin Anne von Österreich die Macht am französischen Hofe.
Nachdem England im Jahr 1650 Jamaika eroberte, kam der Kakao nach Großbritannien. Die dort von den Spaniern errichteten Plantagen lieferten das süße Gut nach England, wo schon bald sogenannte „Schokoladenhäuser“ errichtet wurden. Die Schokolade erreichte England etwa um 1650. Im Unterschied zum monopolisierten Handel in Frankreich, wurde Schokolade in England von vielen kleinen Händlern verkauft und auch der Zugang zur Schokolade stand jedem frei der das nötige Kleingeld hatte. Die Schokolade wurde in England in allen Kaffeehäusern angeboten. Wer das nötige Kleingeld besaß, durfte neben Tee und Kaffee nun auch Schokolade genießen. Fun-Fact: Im Gegensatz zum Rest Europas wurde in Großbritannien der Kakao, wie auch der Kaffee, aus Tellern anstatt aus Tassen getrunken.
Auch andere europäische Länder ließen schon bald Kakaoplantagen rund um den Äquator errichten. In Deutschland bekam man Schokolade zunächst nur als Medizin zur Stärkung in Apotheken. Erst als Jan Jantz von Huesden, ein Niederländer, eine Kaffeestube in Bremen eröffnete, wurde Schokolade auch in Deutschland als Genussmittel bekannt. Auch hier war Kakao ein Luxusgut, auf das hohe Steuern erhoben wurden. Trotz dessen erfreute sich die Schokolade immer wachsenderer Beliebtheit. Zu den bekennenden Liebhabern der Zeit gehörten unter anderem Goethe und Schiller. Die süße Bohne wurde Trend!
Die industrielle Revolution und die Demokratisierung der Schokolade
Als gehobenes Genussmittel blieb Schokolade in der europäischen Aristokratie weiterhin sehr beliebt. Aufgrund der positiven Wirkung auf die Gesundheit und der einhergehenden Dekadenz konsumierten die oberen Schichten und Königshäuser Schokolade mit Vorliebe. Die Produktion erfolgte immer noch per Hand, wodurch sich der Prozess weiterhin als sehr langsam und arbeitsintensiv darbot. Mit der industriellen Revolution sollte sich dies jedoch ändern.
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Zu Beginn des 19. Jahrhunderts entwickelte der Holländer Van Houten ein neues Verfahren in seiner Fabrik in Amsterdam. Er presste und zermahlte die Kakaobohnen, wodurch sich die Kakaobutter vom Kakao trennte. Die sogenannte Schokoladenpresse war hiermit erfunden. Dank dieser Innovation verbreitete sich der Kakao in weiteren Regionen Europas und die ersten Schokoladenfabriken wurden in den Niederlanden und Deutschland gegründet. Da Kakao als Kräftigungsmittel galt, wurde er sogar in Apotheken verkauft.
Das 19. Jahrhundert revolutionierte die Schokolade. Zu Beginn des Jahrhunderts war sie noch ein Luxusgut das in Form von Trinkschokolade genossen wurde. Im Laufe des Jahrhunderts führte in vielen Ländern die Senkung oder der Wegfall von hohen Zöllen und Steuern auf Kakao zu einer Preissenkung. Gleichzeitig wurde der Kakaoanbau ausgedehnt und sorgte für ein zunehmend preiswerteres Angebot. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts löst zudem der Rübenzucker den teuren Import von Rohrzucker ab. Dazu kamen neue Maschinen die erstmals eine Massenproduktion ermöglichten und zugleich die Grundlage für neue Produkte wie Essschokolade, Milchschokolade und Kakaopulver waren.
Am Ende des Jahrhunderts hatte die Schokolade ihre Form geändert, sie kam nun als Essschokolade oder als leichtes Kakaogetränk zum Kunden. Neue Produkte wie Tafelschokoladen, Pralinen und Hohlfiguren eroberten den Markt.
Schokolade im 20. Jahrhundert und heute
Nach 1900 geht der Boom der Schokoladenindustrie zunächst ungebremst weiter. 1914 gibt es bereits 180 Schokoladenfabrikanten in Deutschland. Innerhalb weniger Jahre kommt es zur Verdopplung von Kakaoanbau und Konsum. Der Pro-Kopf-Verbrauch steigt in Deutschland von 300 g im Jahr 1901 auf 640 g im Jahr 1910. Auch die Form der Präsentation ändert sich. Um 1900 werden die Pralinen überwiegend noch unverpackt in großen Gläsern angeboten und stückweise verkauft. Nun kommen auch erste Pralinenschachteln auf den Markt. 1910 brachte Sarotti erstmals eine neuartige luftdichte Verpackung auf den Markt die S-i-Verpackung genannt wurde. Damit konnte die Ware bereits in der Fabrik verpackt und geschützt vor Staub und Luft bis zum Konsumenten gelangen. Ebenfalls 1910 errichtete der Schweizer Robert Victor Neher das erste Walzwerk zur Herstellung von Aluminiumfolie. Sein erster Kunde war 1911 der Schweizer Schokoladenhersteller Tobler. Im Laufe der folgenden Jahrzehnte setzte sich Alufolie wegen ihrer Undurchlässigkeit für Licht und Luft als Schokoladenverpackung auf der ganzen Welt durch.
Der erste Weltkrieg beginnt 1914 für die deutsche Schokoladenindustrie mit einem heftigen, aber kurzen Boom. Die Einkäufer der Proviant- und Lazarettverwaltungen sorgten zu Beginn des Krieges für volle Auftragsbücher und die Rohkakaolager waren gut gefüllt. Allerdings war der Boom schnell zu Ende, als das erwartete schnelle Kriegsende auf sich warten ließ. Keine Schokolade ohne Rohkakao und der kam nur noch sehr spärlich über Lieferungen aus neutralen Ländern. Ab 1916 fallen auch diese Lieferungen aus und im Dezember 1916 werden alle Vorräte für das Heer eingezogen. Rohkakao kommt jetzt nur noch durch Schmuggel, oder durch das Erbeuten im Feindesland nach Deutschland.
Heute ist Schokolade ein weltweit beliebtes Genussmittel, das in unzähligen Variationen erhältlich ist. Von der dunklen Bitterschokolade bis zur cremigen Milchschokolade, von Pralinen bis zu Schokoriegeln - für jeden Geschmack ist etwas dabei. Laut einer 2020 durchgeführten Befragung im Auftrag vom Schokoriegel-Hersteller Neoh essen 71% der Österreicher mindestens ein Mal die Woche Schokolade. Im Durchschnitt sind es 80 Tafeln pro Jahr.
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