Wein ohne Zucker: Genuss ohne Reue? Was Experten sagen!
Für viele gehört ein Glas Wein zu einem guten Essen dazu. Übermäßiger Konsum kann jedoch zu Übergewicht führen. Ist zuckerfreier Wein die Lösung? Dieser Artikel beleuchtet den Hype um zuckerfreien Wein, erklärt, warum zu viel Alkohol dick macht und was es mit dem Zuckergehalt im Wein auf sich hat.
Warum zu viel Alkohol dick macht
Ob Geburtstag, Hochzeit oder Firmenfeier: Alkohol gehört für viele zu einer Party dazu. Der Genuss von Bier, Wein oder Sekt kann jedoch unerwünschte Folgen haben. Wer regelmäßig Alkohol trinkt, nimmt oft zu, es sei denn, man steuert gezielt durch Sport oder eine Anpassung der Kalorienzufuhr entgegen.
Alkohol liefert fast so viele Kalorien wie Fett. Ein Gramm Alkohol hat acht Kilokalorien. Wein und Sekt enthalten oft viel Zucker, was die Kalorienbilanz zusätzlich erhöht. Zuckerarme oder zuckerfreie Weine versprechen hier Abhilfe.
Der Zuckergehalt von Wein variiert
Jeder Wein enthält von Natur aus Kohlenhydrate wie Zucker, da er aus Traubenmost hergestellt wird. Bei der Weinherstellung wird der Zucker vergoren und grösstenteils in Alkohol umgewandelt. Deshalb schmeckt Wein anders als Traubensaft nicht oder kaum süß.
Ein geringer Zuckeranteil bleibt jedoch im Wein enthalten. Die Restzuckermenge hängt von der Rebsorte, dem Reifegrad der verwendeten Trauben und der Dauer des Gärungsprozesses ab. Durch spezielle Fermentierungstechniken kann der Restzuckergehalt weiter reduziert oder der Zucker sogar vollständig vergoren werden. Solche Weine enthalten dann keinen oder weniger als ein Gramm Zucker.
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Das wirkt sich auch auf den Kaloriengehalt aus: Kohlenhydratfreie Weine enthalten etwa 30 Prozent weniger Kalorien als herkömmlicher Wein. Bei der maximal empfohlenen Menge von einem Glas Wein pro Tag macht das keinen großen Unterschied. Es kann aber helfen, Kalorien zu sparen. Wer abnehmen möchte, sollte jedoch so oft wie möglich ganz auf Alkohol verzichten, da er auch den Fettabbau bremst.
Lieblicher Wein macht schneller dick und verursacht eher einen Kater
Trockener Wein ist die bessere Wahl, um Zucker und Kalorien zu sparen. Trockene Weine enthalten maximal neun Gramm Restzucker pro Liter, während süße Weine einen Restzuckergehalt von etwa 13 bis 45 Gramm pro Liter aufweisen dürfen.
Der Zuckergehalt beeinflusst nicht nur die Kalorienbilanz, sondern auch die Verträglichkeit des Alkohols. Die Kombination aus Alkohol und Zucker begünstigt einen Kater. Zucker beschleunigt die Alkoholaufnahme und bremst den Abbau von Alkohol in der Leber. Alkohol und Zucker wirken zudem dehydrierend und entziehen dem Körper Wasser. Das erklärt, warum Biermischgetränke oder süße Cocktails oft einen Brummschädel verursachen.
Regelmäßiger Alkoholkonsum ist gefährlich
Wie bei vielem ist auch bei Wein die Menge entscheidend. Frauen sollten nicht mehr als zehn Gramm Alkohol pro Tag trinken, Männer maximal 20 Gramm. Das entspricht beispielsweise einem Glas (0,25 Liter) Wein oder Sekt für Frauen und einem halben Liter Bier für Männer.
Diese Mengen sollten jedoch als Richtwert und nicht als Aufforderung zum Alkoholkonsum verstanden werden. Sie werden daher auch als maximal tolerierbare Menge bezeichnet. Wer dauerhaft mehr als empfohlen trinkt, schadet nicht nur seinem Körpergewicht. Alkohol ist ein Zellgift, das jedes Organ angreifen und schädigen kann.
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Übermäßiger Alkoholkonsum über Wochen und Monate fördert Lebererkrankungen, Krebs (Darm-, Leber- und Speiseröhrenkrebs) sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Nach Angaben des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) war Alkoholkonsum allein im Jahr 2020 für mehr als 22.000 Krebsneuerkrankungen in Deutschland verantwortlich.
Wer regelmäßig zu viel Alkohol zu sich nimmt, kann alkoholabhängig werden. Daher empfehlen Ärzte auch zwei bis drei abstinente Tage pro Woche. Grundsätzlich gilt: Je weniger Alkohol man trinkt, desto besser für die Gesundheit.
Alkoholfreie Weine als Alternative
Mittlerweile gibt es eine große Auswahl an alkoholfreien Weinen. Es handelt sich dabei um entalkoholisierte Weine, bei denen der Zucker bereits in Alkohol umgewandelt wurde. Diese Weine werden dann in einem weiteren Prozess entalkoholisiert. Es gibt auch Produkte auf Saftbasis, die jedoch keine weintypischen Aromen haben und oft viel Zucker enthalten.
Für die Entalkoholisierung werden spezielle Weine mit relativ niedriger Säure und einer breiten Aromapalette ausgewählt. Besonders gut geeignet sind Weine aus aromatischen Reben wie Riesling oder Muskat.
Es gibt drei Haupttechnologien zur Entalkoholisierung:
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- Umkehrosmose: Der Alkohol wird durch eine Membran-Technik vom Wein getrennt. Der Wein und der Alkohol werden durch eine halbdurchlässige Membran voneinander getrennt, der Alkohol fließt über diesen Filter in Wasser. Dieser Prozess muss mehrmals durchgeführt werden, um den Wein auf < 0.5 % Restalkohol zu entalkoholisieren. Diese Technologie erhält die Aromen gut, ist aber teuer und wenig skalierbar.
- Vakuum-Verdampfung: Der Wein wird unter geringen Druck gesetzt, wodurch die Verdampfungstemperatur des Alkohols von 78 Grad auf 28-32 Grad sinkt. In diesem Vakuum-Zustand wird der Wein dann auf diese 28-32 Grad erwärmt und die Destillation startet: Der Alkohol verdampft und wird vom Wein getrennt. Diese Technologie ist gut skalierbar und liefert gute Ergebnisse.
- SCC (Spinning Cone Column): In einer Kolonne werden Verbindungen unter Vakuum bei einer Temperatur um die 35 Grad abgetrennt. Der Wein fließt als dünner Film in der Kolonne und wird durch von unten kommendem Dampf erwärmt.
Die Entscheidung, Wein zu entalkoholisieren, basiert auf dem Wunsch, den vollen Geschmack eines Qualitätsweines ohne die Wirkung von Alkohol zu genießen. Alkoholfreie Weine sind eine gesündere Alternative, die weniger Kalorien enthält und dennoch die Vielfalt der Weinaromen bewahrt.
Aromarückgewinnung
Bei der Entalkoholisierung können Aromen verloren gehen. Eine neue Technologie ermöglicht es, die Aromen aus dem Destillat zurückzugewinnen. Das Destillat hat 30 Stunden lang Kontakt zu einem besonderen Harz aus der Lebensmittelindustrie. Der Harz nimmt die Aromen auf und wird nach einer weiteren Behandlung, auch hier chemiefrei, in den entalkoholisierten Wein zurückgebracht.
Naturwein: Eine Alternative?
Naturwein spaltet die Gemüter. Für die einen ist er der einzig wahre Wein, für die anderen ungenießbar und überteuert. Naturwein entsteht komplett ohne Zusatz- und Hilfsstoffe. Im Gegensatz zu konventionell hergestellten Weinen, die diverse Zusätze wie beispielsweise Sulfite enthalten dürfen, wird Naturwein mit natürlichen Hefen auf der Schale der Weintrauben vergoren.
Was genau unter Naturwein zu verstehen ist, ist im deutschen Weingesetz nicht festgelegt. Es handelt sich bei der Bezeichnung nicht um einen geschützten Begriff. Naturwein findet man eher in Fachgeschäften, Weinbars und direkt bei Winzer:innen.
Naturwein ist nicht das gleiche wie Bio-Wein oder biodynamischer Wein, auch wenn die Kriterien für Anbau und Herstellung zum Teil gleich sind. Naturwein-Winzer:innen verzichten nicht nur auf Zusatz- und Hilfsstoffe, sondern verwenden auch wesentlich weniger Dünger als konventionelle Winzer:innen. Oft bewirtschaften sie ihre Rebstöcke biodynamisch nach Demeter-Kriterien. Eine vielfältige Tier- und Pflanzenwelt spielt eine besondere Rolle, da sie für besonders viele verschiedene Hefestämme auf den Trauben sorgt.
Weine mit wenig Restzucker erkennen und finden
Grundsätzlich ist es bei der Suche nach zuckerarmen Weinen ratsam, nur zu trockenen Sorten zu greifen. Diese enthalten immer weniger Restzucker als liebliche Weine, nämlich höchstens 4 Gramm pro Liter. Zum Vergleich: Dessertweine wie Portwein können 45 Gramm oder mehr Restzucker pro Liter haben. Diese Angabe findet man auf jedem Etikett im Supermarkt, der exakte Zuckergehalt ist aber nie angegeben.
Auch trockene Weine können immer noch relativ viel Zucker enthalten - vor allem, wenn man mehr als nur ein Gläschen gönnt. In den USA gibt es mit Dry Farm Wines einen speziellen Lieferdienst, der seine Kunden ausschließlich mit zuckerarmen Weinen versorgt. Hier wird als Messwert ein Restzuckergehalt von nur 1 Gramm oder weniger pro Liter herangezogen. In Deutschland gibt es einen solchen Service leider aktuell nicht, es gibt aber Wege, selbst Weine mit wenig Restzucker ausfindig zu machen: Onlineshops bieten die Möglichkeit, nach Restzuckergehalt zu filtern.
Zuckerarme Weine mit wenig Alkohol
Auf der Suche nach Weinen ohne, bzw. kaum Zucker wird man vor allem bei deutschen und österreichischen Winzern fündig. Wer nach Drinks sucht, die wirklich keinen Kater verursachen, sollte auch zu Weinen greifen, die einen Alkoholgehalt von höchstens etwa 12 % haben. In der Regel geht allerdings ohnehin ein hoher Alkoholgehalt auch mit einem hohen Zuckergehalt einher.


