Honig oder Ahornsirup: Ein Vergleich der gesundheitlichen Vorteile und Zuckeralternativen
Zucker ist in den letzten Jahren zunehmend in Verruf geraten, während gleichzeitig die Auswahl an Zuckeralternativen im Supermarktregal enorm zugenommen hat. Doch sind Agavendicksaft, Süßstoffe und Co. wirklich besser für den Körper? Dieser Artikel beleuchtet die gesundheitlichen Vorteile und Nachteile von Honig und Ahornsirup im Vergleich zu anderen Zuckeralternativen und gibt Empfehlungen für einen bewussten Umgang mit Süßungsmitteln.
Zucker und seine Alternativen: Eine Übersicht
Es gibt nicht nur den einen Zucker, sondern viele verschiedene Arten, zum Beispiel Lactose (Milchzucker), Glucose (Traubenzucker) oder Fructose (Fruchtzucker). Sie zählen zu den Kohlenhydraten und haben alle den gleichen Kaloriengehalt. Glucose und Fructose sind sogenannte Einfachzucker. Verbinden sich zwei Einfachzucker, entsteht ein sogenannter Zweifachzucker. Dazu gehört beispielsweise Saccharose, unser typischer weißer Haushaltszucker. Dieser setzt sich im Verhältnis 1:1 aus Glucose und Fructose zusammen.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt, nicht mehr als 10 % der täglichen Nahrungszufuhr in Form von Zucker aufzunehmen. Bei einem durchschnittlichen Erwachsenen entspricht dies maximal 50 g Zucker pro Tag. Ein Blick auf den durchschnittlichen Zuckergehalt verschiedener Produkte zeigt, wie schnell diese Menge überschritten werden kann:
- 1 Dose (0,33l) Cola: 36 g
- 1 Tüte (200g) Gummibärchen: 150 g
- 1 Portion (60g) Knuspermüsli: 16 g
- 1 Tafel (100g) Vollmilchschokolade: 48 g
- 1 Becher Fruchtjoghurt: 19 g
Die gesundheitlichen Risiken von übermäßigem Zuckerkonsum
Handelsüblicher Haushaltszucker ist mit rund 400 kcal pro 100 g nicht gerade kalorienarm. Zudem enthält er keine weiteren Nährstoffe als leicht verdauliche Kohlenhydrate. Was der Körper nicht für Muskeln braucht, wird in Form von Fett gespeichert. Entsprechend kann erhöhter Zuckerkonsum schnell zu Übergewicht führen. Das wiederum begünstigt gefährliche Erkrankungen, wie etwa Bluthochdruck.
„Bluthochdruck tritt bei gesteigertem Zuckerkonsum häufiger auf. Vor allem in Verbindung mit Übergewicht und mangelnder Bewegung werden Ablagerungen in den Blutgefäßen begünstigt. Das kann im schlimmsten Fall zu einem Schlaganfall oder Herzinfarkt führen“, erklärt Dr. Panagiota Zgoura, Chefärztin der Klinik für Innere Medizin des St. Anna Hospital Herne.
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Auch Typ-2-Diabetes kann eine Folge von erhöhtem Zuckerkonsum sein. „Bei Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse oder starkem Übergewicht kommt es zu einer gestörten Insulinausschüttung oder einer verminderten Insulinwirkung und der Blutzucker bleibt erhöht“, so Dr. med. univ. Branka Zoric, Oberärztin der Klinik für Innere Medizin, Gastroenterologie, Pneumologie des Marien Hospital Witten. Eine solche Situation wird als Diabetes mellitus bezeichnet.
Alternativen zu Haushaltszucker: Ein Überblick
Im Supermarkt lassen sich viele Alternativen zu herkömmlichem weißen Haushaltszucker finden. Wie wirken sich diese auf Gewicht und Blutzuckerspiegel aus?
Brauner Rohrzucker
Brauner Rohrzucker hat seine Farbe von noch enthaltenden Sirupresten der Zuckerrübe, er wird nicht gebleicht. Kalorientechnisch zeigt er keine Unterschiede zum weißen Zucker. Er enthält zwar etwas mehr Nährstoffe, allerdings ist der Anteil zu vernachlässigen, um positive Effekte zu zeigen. Den Blutzuckerspiegel lässt er ebenso ansteigen wie gewöhnlicher Haushaltszucker.
Süßstoffe
Süßstoffe wie Aspartam, Cyclamat, Saccharin oder Stevia haben keine Kalorien. Sie lassen den Blutzuckerspiegel nicht ansteigen, was vor allem für Diabetiker von Vorteil sein kann. Ob Süßstoffe den Appetit anregen, Heißhunger auf Süßes wecken oder langfristig sogar eine Gewichtszunahme begünstigen können, ist wissenschaftlich nicht eindeutig belegt und wird kontrovers diskutiert. Derzeit versucht man herauszufinden ob und in wieweit Süßstoffe die Darmflora verändern können und welche Auswirkungen dies haben kann.
Für Süßstoffe werden sogenannte ADI-Werte (englisch: acceptable daily intake) festgelegt, diese geben die tolerierbarbare Menge eines Stoffes an, die ein Mensch ein Leben lang täglich ohne negative Auswirkungen auf die Gesundheit aufnehmen kann. Für jeden Süßstoff gibt es einen solchen ADI-Wert. Aus diesen Werten wiederum resultieren Höchstmengen für die Herstellung von Lebensmitteln. Grundsätzlich sollte man auch Süßstoffe sparsam verwenden, schon um das eigene Geschmacksempfinden an weniger süß zu gewöhnen.
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Zuckeralkohole
Zuckeraustauschstoffe wie Xylit, Erythrit oder Sorbit zählen zu den Zuckeralkoholen und sind wegen ihrer zahnfreundlichen Eigenschaft zum Beispiel in Zahnpflegekaugummis oder zuckerfreien Bonbons enthalten. Sie lassen den Blutzuckerspiegel nicht ansteigen und haben weniger Kalorien als Haushaltszucker, Erythrit ist sogar kalorienfrei. Allerdings können Zuckeralkohole, außer Erythrit in größeren Mengen Bauchkrämpfe und Durchfall auslösen. Produkte, die über zehn Prozent Zuckeralkohole enthalten, müssen daher den Hinweis tragen: „Kann bei übermäßigem Verzehr abführend wirken.“ Xylit und Erythrit werden auch als Zuckeralternativen in Form von „Streusüße“ in zuckerähnlicher Konsistenz angeboten. Sie können statt Zucker auch zum Backen verwendet werden.
Fruktose
Fruchtzucker (Fructose) steckt natürlicher Weise zusammen mit Traubenzucker (Glucose) in Obst und Gemüse. Fruchtzucker ist aber auch für die Lebensmittelindustrie durch seine Süßkraft und seinen günstigen Preis sehr beliebt. Er wird besonders für die Herstellung von Getränken, Süßwaren, Gebäck und Fertigprodukten verwendet.
„Fruchtzucker wird direkt in der Leber abgebaut. Dort entstehen aus der Fructose Vorstufen von Molekülen, die der Speicherung von Fett dienen“, erklärt Prof. Timm Westhoff, Klinikdirektor der medizinischen Klinik I im Marien Hospital Herne - Universitätsklinikum der Ruhr Universität Bochum. Dieser vermeintliche Vorteil kann aber zugleich ein Nachteil sein: Fructose stimuliert in größeren Mengen die Fettspeicherung und kann somit zu Übergewicht führen, das wiederum Krankheiten, wie Diabetes oder Fettstoffwechselstörungen begünstigt.
Ist es deshalb schädlich Obst zu essen? „Obst enthält wie Gemüse neben Frucht- und Traubenzucker auch gesundheitsförderliche Inhaltsstoffe wie Vitamine, Mineralstoffe, sekundäre Pflanzenstoffe sowie Ballaststoffe“, klärt Dörthe Mühlenhardt, Ernährungsberaterin der St. Elisabeth Gruppe auf. Daher wird der tägliche Verzehr von Obst und Gemüse explizit empfohlen. Die empfohlenen Mengen liegen für Gemüse höher als für Obst, da Gemüse im Verhältnis noch mehr „gesunde Inhaltsstoffe“ und weniger Zucker und Kalorien liefert als Obst. Die DGE empfiehlt etwa 3 Portionen (ca.400g) Gemüse und 2 Portionen (ca. 250g) Obst täglich zu essen. Das Problem ist vielmehr, dass Lebensmitteln welche bereits keine gesundheitlichen Vorteile bieten noch Fructose oder Fructosesirup zugesetzt wird. Der regelmäßige Verzehr dieser Produkte erhöht dann entsprechend das Risiko für oben genannte Erkrankungen.
Honig und Ahornsirup: Natürliche Alternativen im Detail
Natürliche Alternativen wie Honig oder Ahornsirup haben mehr Vitamine und Nährstoffe als gewöhnlicher Haushaltszucker. Wirklich gesünder sind sie trotzdem nicht, denn sie sind zwar mit durchschnittlich 300 Kalorien pro 100g etwas kalorienärmer als Haushaltszucker. Allerdings haben sie auch eine geringere Süßkraft als Zucker und erhöhen ebenso den Blutzuckerspiegel. Daher sollten sie ebenfalls nur in geringen Mengen verzehrt werden.
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Honig
Honig ist eines der wenigen natürlichen Süßungsmittel, das regional hergestellt wird. Er enthält etwas weniger Kalorien als Haushaltszucker und hat eine höhere Süßkraft. Deswegen kann von Honig etwa ein Drittel weniger verwendet werden, um die gleiche Süße wie beim Haushaltszucker zu erzielen.
Honig hat von Natur aus einen hohen Zuckeranteil (Fruktose und Glukose) von etwa 80 Prozent und ist damit nicht gesünder als Haushaltszucker. Wie dieser kann er zu Übergewicht und Karies führen. Das Bienenprodukt enthält zwar im Vergleich zu normalem Zucker Mineralstoffe, Vitamine und Aminosäuren, um davon zu profitieren, müsste man aber so große Mengen Honig essen, dass die negativen Auswirkungen überwiegen würden.
Wer Honig in Maßen dosiert, trifft mit der natürlichen, regionalen Zuckeralternative eine gute Wahl. Von ihm kann etwa ein Viertel weniger verwendet werden, um die gleiche Süße zu erzielen. Im Kaloriengehalt ist der Zuckerersatz mit Honig vergleichbar.
Wichtiger Hinweis: Honig sollte nicht über 40°C erhitzt werden, da sonst wertvolle Inhaltsstoffe zerstört werden.
Ahornsirup
Ahornsirup ist weniger süß als Haushaltszucker und hat etwas weniger Kalorien als Honig und Agavendicksaft. Der Sirup, der vorwiegend aus Kanada stammt, ist eine natürliche Zuckeralternative. Um den Zuckerersatz zu produzieren, wird der Saft des Ahornbaums eingekocht.
Ahornsirup lässt aufgrund seines hohen natürlichen Zuckergehalts den Blutzuckerspiegel ansteigen und fördert Karies. Der Sirup enthält pro 100 Gramm 60 Gramm Saccharose (Haushaltszucker). Außerdem enthält er große Mengen Fruktose, die die Entstehung einer Fettleber fördern können. Oft wird behauptet, Ahornsirup sei gesünder als Haushaltszucker. Da er jedoch Mineralien nur in äußerst geringen Mengen enthält, müssten große Mengen aufgenommen werden. Aus ökologischer Perspektive lässt sich der Sirup nicht empfehlen: Um einen Liter zu erhalten, werden 40 Liter Ahornbaumsaft benötigt. Außerdem legt er lange Transportwege zurück.
Auch Ahornsirup ist keine gesunde Alternative zu Haushaltszucker. Vor allem wegen seines hohen Fruchtzuckeranteils sollte er nur sparsam eingesetzt werden. Für Menschen mit Gewichtsproblemen und Diabetes stellt er keinen sinnvollen Zuckerersatz dar. Zudem ist er keine nachhaltige Alternative.
Agavendicksaft: Eine beliebte, aber problematische Alternative
Agavendicksaft ist als Alternative zu Zucker und Honig in aller Munde. Er süßt Tee, peppt Obstsalat auf, kann beim Backen zum Einsatz kommen oder verfeinert Pfannkuchen, Desserts und Waffeln. Neben Honig, Ahornsirup, Stevia und Birkenzucker ist er ein beliebter Zuckerersatz. Seine Süßkraft ist stärker als die von Haushaltszucker. Doch ist es wirklich besser, statt Zucker einen Löffel Agavensirup in den Tee zu rühren oder den klebrigen Saft auf Pfannkuchen zu träufeln? Weil der Sirup aus Pflanzen stammt, meinen viele, er müsste natürlich und gesund sein. Wer Agavendicksaft als Alternative zu Zucker einsetzt, ernährt sich jedoch nicht unbedingt gesünder - und schadet sogar der Umwelt.
Agaven sind hierzulande als Zierpflanze bekannt. Die Sukkulenten mit ihren dicken, stacheligen Blättern lieben Wärme und Trockenheit. In Mexiko und den USA wachsen etwa 200 bis 300 verschiedene Arten wild. Aus Agaven lässt sich Tequila brennen, aber auch Sirup gewinnen.
Schon die Azteken sollen vor Jahrhunderten ihre Speisen mit Agavendicksaft gesüßt haben. Bei dessen Herstellung entfernten sie das Innere der Agave, bevor die Pflanze zu blühen begann. Für mehrere Wochen lief dann süßer Saft in die ausgehöhlte Mitte. Wird dieser gefiltert und eingekocht, entsteht ein klebriger, zähflüssiger, bernsteinfarbener Dicksaft, dessen Geschmack dem von Karamell nahekommt, aber dennoch relativ neutral ist.
Für die industrielle Herstellung werden heute die sogenannten Agavenherzen, die einer Ananas ähneln und bis zu 68 Kilogramm schwer sind, nach fünf bis sieben Jahren Pflanzenwachstum geerntet. Durch Zerkleinern erhält man die saftigen Fasern, aus denen durch Waschen und Filtern der Saft gewonnen wird.
Wer also Haushaltszucker 1:1 durch Agavendicksaft ersetzt, spart je 100 Gramm etwa 100 Kilokalorien.
Anders als Haushaltszucker besteht Agavendicksaft hauptsächlich aus Fruktose (beziehungsweise Fructose), also Fruchtzucker. Für Personen mit einer Fruktose-Unverträglichkeit kommt Agavendicksaft deshalb nicht als Zuckerersatz infrage. Diese Menschen reagieren auf zu große Mengen Fruktose in der Nahrung oder in Getränken mit Blähungen, Bauchkrämpfen und Durchfall, weil der Darm den Fruchtzucker nicht richtig aufnehmen kann. Ungeeignet ist Agavendicksaft auch für Personen mit einer sogenannten Fruktose-Intoleranz, einem angeborenen Enzymdefekt, durch den die Leber den Fruchtzucker nicht vollständig abbauen kann.
Generell ist Fruktose nicht gesünder als Saccharose aus Haushaltszucker. Jede Art von Zucker ist in größeren Mengen ungesund. Ein übermäßiger und regelmäßiger Verzehr von Fruktose, etwa in Form von Agavendicksaft, kann zu einer Fettleber führen, da Fruktose die Fettproduktion in der Leber ankurbelt. Ebenso können Stoffwechselerkrankungen wie Gicht entstehen, weil der Abbau von Fruktose Harnsäure im Körper entstehen lässt. Wer gern mal ein frisches Stück Obst genießt, braucht aber keine Angst vor einem übermäßigen Fruktose-Konsum zu haben. Es ist eher die zugesetzte und extrahierte Form des Fruchtzuckers, der negative gesundheitliche Folgen haben kann.
Auch bei Menschen, die keine diagnostizierte Fruktose-Unverträglichkeit haben, kann ein übermäßiger Verzehr von Fruchtzucker zu Blähungen und Durchfall führen. Mit Agavendicksaft, der zum Großteil aus Fruchtzucker besteht, sollte man also immer sparsam umgehen.
Die Mengen der im Agavendicksaft enthaltenen Mineralstoffe und sekundären Pflanzenstoffe, die Befürworter anpreisen, sind sehr gering und damit nicht relevant. Auch die Vitamine, die zwar zum Teil in größeren Mengen vorkommen als etwa in Honig, sind aufgrund der geringen Verzehrmengen vernachlässigbar - zumal viele der enthaltenen Nährstoffe beim Einkochen zerstört werden.
Professor Hans Hauner, Ernährungsmediziner an der TU München, bescheinigt Zuckeralternativen wie Agavendicksaft „gegenüber raffiniertem Zucker keine gesundheitlichen Vorteile, da sie auf dieselbe Weise verstoffwechselt werden“, wie einer Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung zu entnehmen ist. Hinzu kommt, dass Agavendicksaft im Vergleich zu Industriezucker deutlich teurer ist.
Es heißt, Agavendicksaft sei für Menschen mit Diabetes eine gute Alternative zu Zucker, weil der glykämische Index des enthaltenen Fruchtzuckers niedriger ist als der von Haushaltszucker. Dass Agavendicksaft den Blutzuckerspiegel langsamer ansteigen lässt als Haushaltszucker, stimmt. Er liefert auch weniger Kalorien. Die Fachgesellschaft für Ernährungstherapie und Prävention warnt jedoch, dass ein erhöhter Fruchtzuckerkonsum das Risiko für das metabolische Syndrom - also Typ-2-Diabetes, Fettstoffwechselstörungen, Bluthochdruck und Gicht - erhöhen kann. Es kommt aber immer auf die Menge an Agavendicksaft an.
Um Lebensmittelinfektionen vorzubeugen, sollten Frauen bei der Ernährung während der Schwangerschaft auf bestimmte Dinge verzichten. Agavendicksaft gehört nicht dazu. Während der Schwangerschaft ist gegen den Konsum des Sirups in geringen Mengen nichts einzuwenden.
Wer auf Diät ist und Zucker durch Agavendicksaft ersetzt, spart zwar Kalorien, wirklich entscheidend ist dies aber nicht. Durch den hohen Gehalt an Fruktose hat Agavendicksaft beim Abnehmen verglichen mit Haushaltszucker sogar einen Nachteil: Fruktose kann bei übermäßigem Verzehr das Sättigungsgefühl dämpfen, sodass im Zweifel noch mehr gegessen wird. Einen guten Einfluss hat es dennoch, über Alternativen zum Süßen nachzudenken: Ein bewussterer Umgang mit Zucker kann dabei helfen, überflüssige Pfunde loszuwerden.
Agavensirup stammt vor allem aus Pflanzen, die in Mittelamerika wachsen. Hinter einer Flasche Agavendicksaft im deutschen Supermarktregal steckt also ein langer Transportweg mit entsprechendem CO2-Ausstoß und Folgen für das Klima. Wem Nachhaltigkeit wichtig ist, der sollte besser keinen Agavendicksaft kaufen.
Birkenzucker (Xylit)
Birkenzucker (Xylit) enthält 40 Prozent weniger Kalorien als Haushaltszucker, ist aber genauso süß wie normaler Zucker. Außerdem hat er keinen Einfluss auf den Blutzuckerspiegel und kann zur Erhaltung der Zahnmineralisierung beitragen. Aus diesem Grund wird er häufig für Zahnpflege-Kaugummis verwendet.
Die Bezeichnung „Birkenzucker“ für die Zuckeralternative ist trügerisch. Denn Xylit ist lebensmittelrechtlich ein Zusatzstoff, der in der Regel nicht aus der Birke gewonnen wird. Er basiert zwar auf pflanzlichen Rohstoffen, das sind aber häufig landwirtschaftliche Reststoffe wie Stroh, Maiskolbenreste oder andere Holzarten. Um Xylit herzustellen, findet ein industrieller Prozess mit hohem Energiebedarf statt, dabei kommen Natronlauge und Schwefelsäure zum Einsatz. Von „natürlich“ kann bei diesem Zuckeraustauschstoff also keine Rede sein . Zudem kann Xylit bei hoher Dosierung zu Blähungen und Durchfall führen.
Birkenzucker ist kein natürlicher Zuckerersatz, er kann aber von Diabetikerinnen und Diabetikern sowie Menschen mit Übergewicht gelegentlich als Alternative für Haushaltszucker genutzt werden. Aus ökologischer Sicht ist von einer häufigen Nutzung abzuraten, da der Energieaufwand bei der Herstellung hoch ist.
Erythrit
Der Zuckeralkohol und Zusatzstoff Erythrit (E 968), der auch unter dem Markennamen „Xucker“ vertrieben wird, ist fast kalorienfrei und hat keinen Effekt auf den Blutzuckerspiegel. Außerdem trägt er zur Erhaltung der Zahnmineralisierung bei. Die Süßkraft der Zuckeralternative entspricht etwa 60 Prozent der von Haushaltszucker, außerdem schmeckt Erythrit sehr ähnlich wie Zucker. Er ist mit Bio-Siegel erhältlich: Dieses trägt er, wenn zur Herstellung regionaler, kontrolliert biologisch angebauter Traubenzucker und Mais verwendet wurde.
Der Stoff kommt zwar natürlich in Obst, Gemüse und Käse vor, aber in so geringen Mengen, dass im Einzelhandel nur Erythrit aus industrieller Produktion angeboten wird. In der Herstellung werden Glukose und Saccharose mit Hilfe von Pilzen und Hefen in Erythrit umgewandelt. Auch dieser Zuckerersatzstoff ist also nicht natürlich. Erythrit kann wie Xylit bei Überdosierung zu Durchfall und Blähungen führen, dafür ist aber eine höhere Dosierung als bei Xylit notwendig.
Erythrit wird aus bekannten Zuckerarten in einem aufwendigen Verfahren produziert. Er ist also kein natürlicher Zuckerersatz. Der Zuckeraustauschstoff kann aber von Diabetikern, Diabetikerinnen und Menschen mit Übergewicht wohldosiert verwendet werden, um Kalorien einzusparen. Idealerweise in Bio-Qualität.
Stevia
Steviolglykoside (E 960) haben keine Kalorien, keinen Einfluss auf den Blutzuckerspiegel und wirken nicht kariesfördernd. Im Vergleich zu Haushaltszucker sind sie etwa 200- bis 300-mal süßer.
Auch Stevia ist nur ein vermeintlich natürlicher Süßstoff. In dem Zuckerersatzstoff sind nicht die Blätter der Stevia-Pflanze enthalten, sondern die isolierten süßen Inhaltsstoffe der Blätter (Steviolglykoside). Die Süße wird in vielen chemischen Verarbeitungsschritten erzeugt, bei der auch umweltschädliche Aluminiumsalze zum Einsatz kommen. Das Ergebnis ist ein leicht bitterer, lakritzartiger Geschmack, der gewöhnungsbedürftig sein kann. Deswegen werden oft Produkte mit „Stevia“ beworben, obwohl sie äußerst geringe Mengen davon enthalten. Die Blätter stammen außerdem nicht aus Europa und hinterlassen wegen der langen Transportwege einen bedenklichen ökologischen Fußabdruck.
Steviolglykoside sind kein natürlicher Zuckerersatz, da sie stark verarbeitet sind. So wie Xylit und Erythrit ist Stevia vor allem für Diabetikerinnen, Diabetiker und Menschen mit Übergewicht interessant. Sie können üblichen Haushaltszucker gelegentlich durch Steviolglykoside ersetzen. Aus ökologischer Sicht ist die Zuckeralternative kaum zu empfehlen.
Kokosblütenzucker
Kokosblütenzucker ist eine natürliche Zuckeralternative, die nicht nach Kokos, sondern eher nach Karamell schmeckt. Gewonnen wird der Zuckerersatz aus dem Blütennektar der Kokospalme - und zwar ohne großen technologischen Aufwand. Die Blüten werden aufgeschnitten, der Nektar gekocht und getrocknet.
Kokosblütenzucker ist ähnlich zusammengesetzt wie Haushaltszucker und enthält fast genauso viele Kalorien. Oft wird ihm unterstellt, er hätte einen niedrigeren glykämischen Index, würde also den Blutzuckerspiegel nicht so stark ansteigen lassen. Außerdem soll er angeblich einen höheren Nährstoffgehalt als normaler Zucker aufweisen. Für beide Theorien gibt es jedoch keine wissenschaftlichen Belege. Kokosblütenzucker kann wie Haushaltszucker Karies fördern. Ein weiteres Problem ist sein ökologischer Fußabdruck: Auch er stammt wie die Stevia-Pflanze nicht aus Europa und hat lange Transportwege, zum Beispiel aus Indien oder den Philippinen, hinter sich.
Diese Alternative zu Haushaltszucker ist mit seinem hohen Kaloriengehalt weder für Menschen geeignet, die abnehmen wollen, noch für Diabetiker und Diabetikerinnen. Kokosblütenzucker ist zwar gering verarbeitet, aber nicht regional. Wer ein natürliches Süßungsmittel bevorzugt, entscheidet sich aus Gründen der Nachhaltigkeit besser für regionalen Bio-Honig.
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