Die Geschichte der Schwarzwälder Kirschtorte: Mehr als nur ein Dessert
Die Schwarzwälder Kirschtorte ist weit mehr als nur eine Süßspeise; sie ist ein Stück deutscher Kulturgeschichte. Ihre Popularität hat sie über die Grenzen des Schwarzwaldes hinaus in die ganze Welt getragen. Doch woher stammt diese berühmte Torte, und was macht sie so besonders?
Ursprünge und Namensgebung
Der Name „Schwarzwälder Kirschtorte“ suggeriert eine klare Herkunft aus dem Schwarzwald, doch die Wahrheit ist etwas komplexer. Um den Namen der gehaltvollen Sahnetorte ranken sich Legenden. Eine Theorie besagt, dass das in der Torte verwendete Kirschwasser, traditionell im Schwarzwald hergestellt, namensgebend war. Andere sehen eine Verbindung zu den dunklen Schokoladenraspeln, die an die dichten Wälder des Schwarzwaldes erinnern, oder gar zu den roten Bollenhüten der Trachten aus dem Gutachtal. Eine weitere Hypothese verweist auf eine Schwarzwaldtorte aus der benachbarten Schweiz als Vorläufer, die jedoch ohne Kirschwasser hergestellt wurde. Schon lange vor der Erfindung des eigentlichen Tortenrezepts gab es in der Region Desserts, bei denen Kirschen und Kirschwasser zu Rahm serviert wurden, was in einer für ihre Kirschwasserproduktion bekannten Gegend wenig verwunderlich ist.
Wer hat die Schwarzwälder Kirschtorte erfunden?
Die Frage nach dem Erfinder des Originalrezepts ist umstritten. Lange Zeit galt Josef Keller (1887-1981) aus Riedlingen als der Schöpfer des Urrezepts von 1915. Während seines Militärdienstes in Bad Godesberg soll er in einem Café gearbeitet haben, um sich auf seine Meisterprüfung vorzubereiten. Allerdings wurde Kellers Rolle als Erfinder infrage gestellt, als ein Tübinger Stadtarchivar den Konditormeister Erwin Hildenbrand ins Spiel brachte, der das Rezept 1930 in einem Tübinger Café erfunden haben soll. Obwohl Tübingen heute nicht mehr direkt mit dem Schwarzwald in Verbindung gebracht wird, gehörte es bis 1924 zum Schwarzwaldkreis, was diese Theorie zumindest denkbar macht.
Die Schwarzwälder Kirschtorte heute
Die Schwarzwälder Kirschtorte ist markenrechtlich geschützt und muss bestimmte Anforderungen erfüllen, um diesen Namen tragen zu dürfen. Die „Leitsätze für feine Backwaren“ schreiben vor, dass die Torte aus mehreren Böden heller und/oder dunkler Wiener Masse oder Biskuit besteht, die mit Sahne- oder Buttercreme und Kirschen gefüllt sind. Ein deutlicher Schuss Kirschwasser in der Sahne (oder Buttercreme) ist obligatorisch, ebenso wie Schokospäne auf der Oberseite. Ein Sahnetupfer mit frischer Kirsche oder Belegkirsche ist zwar nicht vorgeschrieben, gehört aber in der Regel zum Gesamtbild.
Freddy Boch, Chefkoch des Hotels Engel in Todtnauberg im Südschwarzwald, ist ein ausgewiesener Experte für Schwarzwälder Kirschtorten. Er benötigt kein Rezeptbuch, da er täglich mehrere Sahnetorten mit Biskuitboden und Kirschen zubereitet, wobei ein kräftiger Schuss Kirschwasser nicht fehlen darf.
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Variationen und moderne Interpretationen
Neben der klassischen Variante gibt es zahlreiche moderne Interpretationen der Schwarzwälder Kirschtorte. Dazu gehören Torten im Rollenformat, vegane Varianten und Cupcakes. Diese Abwandlungen sollen den Geschmack der Konsumenten treffen und den aktuellen Ernährungstrends entsprechen.
Schwarzwälder Kirschtorte weltweit
Die Schwarzwälder Kirschtorte hat sich zu einem globalen Botschafter des Schwarzwaldes entwickelt. Christopher Krull, Geschäftsführer der Schwarzwald-Tourismus-Gesellschaft in Freiburg, betont, dass die Torte die bekannteste und beliebteste Torte Deutschlands ist und auch in Ländern wie Australien, Asien und Südafrika bekannt ist.
Qualitätskontrolle und Kennzeichnung
Das Lebensmittel- und Veterinärinstitut Braunschweig/Hannover hat 2018 verschiedene Proben von Schwarzwälder Kirschtorten untersucht. Dabei wurde festgestellt, dass die meisten Proben den Anforderungen der Leitsätze entsprachen. Allerdings gab es auch Abweichungen, beispielsweise bei der Kennzeichnung von Farbstoffen oder Allergenen. Produkte, die von den Vorgaben abweichen, müssen entsprechend gekennzeichnet sein, beispielsweise mit der Angabe "nach Schwarzwälder Art".
Die Schwarzwälder Kirschtorte als Erlebnis
In Todtnauberg findet alle zwei Jahre ein Kirschtortenfestival statt, bei dem sich alles um die berühmte Torte dreht. Zudem bieten Konditoren Kurse und Seminare an, in denen sie Interessierten zeigen, wie man aus Kirschen, Sahne und Kirschwasser eine perfekte Schwarzwälder Kirschtorte zubereitet.
Ein Besuch in einem Backkurs kann ein unvergessliches Erlebnis sein. Im Café am Eck in Baiersbronn konnten Teilnehmer beim Konditormeister persönlich alles über die traditionelle Schwarzwälder Kirschtorte erfahren und sogar bei der Herstellung mitwirken. Vom Formen der Spritztüte bis zum Verzieren der Torte mit Sahnecreme konnten die Teilnehmer jeden Schritt selbst ausprobieren.
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