Teststreifen für die Zuckerbestimmung im Urin: Anwendung und Interpretation

Die Überwachung des Blutzuckerspiegels ist ein wichtiger Bestandteil der Diabetesbehandlung. Neben der Blutzuckermessung im Blut kann auch der Urin auf Zucker untersucht werden. Hierbei kommen Teststreifen zum Einsatz, die eine einfache und schnelle Möglichkeit bieten, den Zuckergehalt im Urin zu bestimmen. Dieser Artikel erläutert die Anwendung von Teststreifen zur Zuckerbestimmung im Urin, die Interpretation der Ergebnisse und die Bedeutung dieser Tests im Rahmen der Diabeteskontrolle.

Was ist ein Urintest und warum wird er durchgeführt?

Ein Urintest ist eine medizinische Untersuchung, bei der eine Urinprobe analysiert wird, um verschiedene gesundheitliche Zustände zu erkennen. Der Urin kann wichtige Marker enthalten, die anzeigen, wenn etwas im Körper nicht stimmt. Bereits die Beschaffenheit des Urins kann Fachleuten einiges verraten: Wenn er zum Beispiel sehr dunkel ist oder nur wenig Harn kommt, ist das ein möglicher Hinweis darauf, dass eine Person zu wenig getrunken hat oder die Nieren nicht gut arbeiten. Eine „flockige“ Urinprobe kann hingegen auf eine Entzündung oder auch auf eine Nierenerkrankung hindeuten.

Urinproben werden jedoch in erster Linie dazu verwendet, um schnell und einfach erste Hinweise auf mögliche Erkrankungen zu erhalten. Es gibt verschiedene Testmethoden. Sie messen die Konzentration verschiedener Substanzen im Urin, zum Beispiel den pH-Wert, den Eiweißgehalt, Glukose, Nitrit, Keton sowie das Vorkommen roter und weißer Blutzellen.

Grundlagen der Zuckerbestimmung im Urin

Wie gelangt Zucker in den Urin?

Normalerweise wird der im Blut enthaltene Zucker (Glukose) in den Nieren vollständig wieder aufgenommen und gelangt nicht in den Urin. Bei einem erhöhten Blutzuckerspiegel, wie er bei Diabetes mellitus vorkommt, kann die Kapazität der Nieren zur Rückresorption von Glukose überschritten werden. In diesem Fall wird der überschüssige Zucker über den Urin ausgeschieden. Diese sogenannte "Nierenschwelle" wird bei Blutzuckerwerten von etwa 160-180 mg/dl (8,8-10 mmol/l) überschritten.

Das Blut wird in der Niere gefiltert. Größere Bestandteile wie Blutzellen oder Eiweiße hält das Organ zurück, der Zucker hingegen rutscht zunächst durch diese ersten Filter. In der übrigen Flüssigkeit ist daher noch viel Zucker enthalten - übrigens auch bei Gesunden. Bei Menschen mit Diabetes ist es aber noch einmal deutlich mehr. Diese grob gefilterte Flüssigkeit fließt dann weiter durch lange Kanälchen in der Niere. Auf diesem Weg holt sich das Organ normalerweise noch mehr Bestandteile heraus, die der Körper benötigt - darunter normalerweise auch den Zucker, aber auch Salze oder Wasser - und bringt diese zurück in den Blutkreislauf. Ab einer bestimmten Zuckermenge - etwa ab 10 Millimol pro Liter (180 Milligramm pro Deziliter) Blut - schaffen die Nieren es jedoch nicht mehr, den überschüssigen Zucker komplett herauszufiltern.

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Teststreifen: Funktionsweise und Bestandteile

Teststreifen zur Zuckerbestimmung im Urin sind mit speziellen chemischen Substanzen imprägniert, die mit Glukose reagieren. Die Reaktion führt zu einer Farbveränderung auf dem Teststreifen, deren Intensität proportional zur Zuckerkonzentration im Urin ist. Die meisten Teststreifen bestehen aus Plastik oder Filterpapier, sind etwa zehn Zentimeter lang und haben eine Farbskala. Im Prinzip gilt: Je kräftiger der Farbwechsel, desto mehr Zucker ist im Urin.

Auf den Teststreifen befinden sich 5 quadratische Farbfelder, eines für jeden Parameter.

Anwendung von Teststreifen zur Zuckerbestimmung im Urin

Vorbereitung und Durchführung

  1. Urinprobe sammeln: Verwenden Sie einen sauberen, trockenen Behälter, um eine Urinprobe zu sammeln. Es ist ratsam, den Mittelstrahlurin zu verwenden, d.h. den ersten und letzten Teil des Urins zu verwerfen und nur den mittleren Teil aufzufangen.
  2. Teststreifen eintauchen: Tauchen Sie den Teststreifen kurz in den Urin ein und ziehen Sie ihn sofort wieder heraus. Achten Sie darauf, dass alle Testfelder benetzt werden.
  3. Überschüssigen Urin entfernen: Klopfen Sie den Teststreifen leicht ab, um überschüssigen Urin zu entfernen.
  4. Wartezeit beachten: Warten Sie die auf der Packungsbeilage angegebene Zeit (in der Regel 1-2 Minuten), bevor Sie das Ergebnis ablesen.
  5. Farbe vergleichen: Vergleichen Sie die Farbe der Testfelder mit der Farbskala auf der Verpackung. Notieren Sie das Ergebnis.

So einfach sind alle Diabetes-Teststreifen zu handhaben. Sie sind in der Apotheke erhältlich.

Zeitpunkt der Messung

Der Zeitpunkt der Messung kann die Ergebnisse beeinflussen. Es ist wichtig, mit der Ärztin oder dem Arzt zu besprechen, zu welcher Tageszeit der Test gemacht werden soll, und ob besser vor oder nach dem Essen. Für die Zucker-Selbstmessung wird Urin verwendet, der vorher noch nicht lange in der Blase war. Morgenurin, der sich über Nacht in der Blase angesammelt hat, eignet sich deshalb nicht. Üblich ist vielmehr, etwa eine Stunde nach dem letzten Toilettengang erneut Wasser zu lassen, um eine Urinprobe zu nehmen.

Wenn Sie ohne Insulin behandelt werden und wissen wollen, ob Sie richtig essen, sollten Sie Ihren Urin regelmäßig auf Zucker untersuchen. Verfärbt sich der Harnzuckerteststreifen ein bis zwei Stunden nach der Mahlzeit nicht, haben Sie alles richtig gemacht. Ist das Ergebnis jedoch positiv, sollten Sie Ihren Harn täglich überprüfen, bei sehr starken Verfärbungen sogar dreimal täglich etwa zwei Stunden nach den Hauptmahlzeiten.

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Interpretation der Ergebnisse

Farbskala und Glukosekonzentration

Die Farbskala auf der Verpackung des Teststreifens zeigt verschiedene Farben, die jeweils einer bestimmten Glukosekonzentration im Urin entsprechen. Je stärker die Farbveränderung, desto höher ist die Glukosekonzentration. Es ist wichtig zu beachten, dass die Farbskala je nach Hersteller variieren kann.

Mögliche Ergebnisse und ihre Bedeutung

  • Negativ: Keine Farbveränderung oder eine Farbe, die dem niedrigsten Wert auf der Farbskala entspricht. Dies deutet darauf hin, dass kein oder nur sehr wenig Zucker im Urin vorhanden ist.
  • Positiv: Eine Farbveränderung, die einem Wert auf der Farbskala entspricht. Dies deutet darauf hin, dass Zucker im Urin vorhanden ist. Die Höhe der Glukosekonzentration kann anhand der Farbskala abgeschätzt werden.

Wenn sich das Stäbchen dunkelgrün oder violett verfärbt hat, liegt etwas im Argen. Ein wirklich eindeutiges Ergebnis ist jedoch nicht immer zu erwarten.

Einflussfaktoren auf das Ergebnis

Verschiedene Faktoren können das Ergebnis der Zuckerbestimmung im Urin beeinflussen:

  • Flüssigkeitsaufnahme: Eine hohe Flüssigkeitsaufnahme kann den Urin verdünnen und die Glukosekonzentration verringern, was zu einem falsch-negativen Ergebnis führen kann.
  • Medikamente: Einige Medikamente können die Ergebnisse beeinflussen. Es ist wichtig, den Arzt über alle eingenommenen Medikamente zu informieren.
  • Vitamin C: Hohe Dosen von Vitamin C können die Ergebnisse verfälschen.
  • Nierenschwelle: Die individuelle Nierenschwelle kann variieren. Bei manchen Menschen wird Zucker erst bei höheren Blutzuckerwerten im Urin ausgeschieden.

Nagel D, Seiler D, Hohenberger EF, Ziegler M. Investigations of ascorbic acid interference in urine test strips. Clin Lab 2006; 52:149-153.

Bedeutung der Zuckerbestimmung im Urin für Diabetiker

Ergänzung zur Blutzuckermessung

Die Zuckerbestimmung im Urin kann eine nützliche Ergänzung zur Blutzuckermessung sein, insbesondere für Diabetiker, die ihren Blutzucker nicht regelmäßig messen können oder wollen. Sie ermöglicht eine grobe Abschätzung des Blutzuckerspiegels und kann helfen, Hyperglykämien (Überzuckerungen) zu erkennen.

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Mit solchen Teststäbchen lassen sich zwar Glukose oder andere Stoffwechselprodukte nachweisen. Sie messen aber nicht so genau wie Bluttests. Hat sich der Harn-Teststreifen bei Ihnen auch nur leicht verfärbt, sollten Sie das Ergebnis von einem Facharzt überprüfen lassen. Denn in einem solchen Fall enthält Ihr Blut bereits doppelt so viel Zucker wie normal.

Überwachung der Therapie

Die regelmäßige Zuckerbestimmung im Urin kann Diabetikern helfen, die Wirksamkeit ihrer Therapie zu überwachen. Wenn trotz Behandlung regelmäßig Zucker im Urin nachweisbar ist, kann dies ein Zeichen dafür sein, dass die Therapie angepasst werden muss.

Um die Diagnose abzusichern, macht der Arzt einen Bluttest. Damit kann er die Zuckermenge im Blut genau bestimmen. Wenn Sie ohne Insulin behandelt werden und wissen wollen, ob Sie richtig essen, sollten Sie Ihren Urin regelmäßig auf Zucker untersuchen. Verfärbt sich der Harnzuckerteststreifen ein bis zwei Stunden nach der Mahlzeit nicht, haben Sie alles richtig gemacht. Ist das Ergebnis jedoch positiv, sollten Sie Ihren Harn täglich überprüfen, bei sehr starken Verfärbungen sogar dreimal täglich etwa zwei Stunden nach den Hauptmahlzeiten.

Früherkennung von Diabetes

Ob Sie Diabetes haben, können Sie selbst herausfinden - mit einem Teststreifen aus der Apotheke. Verfärbt sich dieser, haben Sie zu viel Zucker im Urin. Den Harn in einem Becher auffangen, einen Teststreifen hineinhalten, zwei Minuten warten, dann wieder herausziehen und die Farbe beurteilen: So einfach sind alle Diabetes-Teststreifen zu handhaben.

In einigen Fällen kann die Zuckerbestimmung im Urin auch zur Früherkennung von Diabetes beitragen. Wenn bei einer Routineuntersuchung Zucker im Urin gefunden wird, kann dies ein Hinweis auf einen unentdeckten Diabetes sein.

Einschränkungen und Alternativen

Ungenauigkeit

Die Zuckerbestimmung im Urin ist weniger genau als die Blutzuckermessung. Sie liefert nur eine grobe Abschätzung des Blutzuckerspiegels und kann durch verschiedene Faktoren beeinflusst werden. Ein exakten Blutzuckerwert erhält man durch die Messung im Urin nicht. Zudem lassen sich nur stark erhöhte Blutzuckerwerte ablesen.

Alternative Messmethoden

Für eine genauere Überwachung des Blutzuckerspiegels stehen verschiedene alternative Messmethoden zur Verfügung:

  • Blutzuckermessung: Die Blutzuckermessung mit einem Blutzuckermessgerät ist die Standardmethode zur Überwachung des Blutzuckerspiegels. Dazu gewinnt man mit einer kleinen Lanze einen Tropfen Blut aus der Fingerspitze und trägt ihn auf einen Teststreifen auf. Zur Messung wird der Teststreifen in das Blutzuckermessgerät eingeführt. Das Display zeigt nach kurzer Zeit die Höhe des Blutzuckers an.
  • Kontinuierliche Glukosemessung (CGM): CGM-Systeme messen den Glukosespiegel im Unterhautfettgewebe kontinuierlich über einen Zeitraum von mehreren Tagen.
  • HbA1c-Wert: Der HbA1c-Wert gibt den durchschnittlichen Blutzuckerspiegel der letzten 2-3 Monate an.

Anhand einer Blutprobe, die aus einer Vene entnommen wird, kann der Blutzucker im Labor genauer gemessen werden. Der Blutzucker wird oft im Rahmen von routinemäßigen Blutuntersuchungen im Krankenhaus oder in der Arztpraxis mitgemessen. Auch bei einem Glukosetoleranztest wird Blut zur Zuckermessung abgenommen, um zu sehen, wie der Körper größere Zuckermengen verarbeitet. Dabei wird vor der Blutabnahme eine konzentrierte Zuckerlösung getrunken. Bei den meisten Menschen mit Diabetes mellitus wird in regelmäßigen Abständen auch der HbA1c-Wert im Blut bestimmt. Der HbA1c-Wert gibt an, wie hoch der Blutzucker in den letzten 2 bis 3 Monaten im Durchschnitt war. Eine zusätzliche Möglichkeit zur Kontrolle bieten Geräte, die den Zuckergehalt im Unterhautfettgewebe messen. Dies wird kontinuierliche Glukosemessung (CGM) genannt. Ein CGM-Gerät misst den Zuckerwert im Gewebe alle paar Minuten und gibt bei zu hohen oder zu niedrigen Werten Alarm. CGM-Geräte sind auch in Kombination mit einer Insulinpumpe erhältlich.

Weitere Urintests und ihre Bedeutung

Neben der Zuckerbestimmung können mit Urintests auch andere Parameter bestimmt werden, die wichtige Informationen über den Gesundheitszustand liefern:

  • pH-Wert: Der pH-Wert des Urins gibt Auskunft über den Säuregrad. Abweichungen vom Normalbereich können auf verschiedene Erkrankungen hindeuten.
  • Eiweiß: Erhöhte Eiweißwerte im Urin können ein Zeichen für Nierenerkrankungen sein.
  • Ketonkörper: Ketonkörper entstehen beim Fettabbau und können bei Diabetes mellitus oderFasten vermehrt im Urin auftreten.
  • Nitrit und Leukozyten: Das Vorhandensein von Nitrit und Leukozyten im Urin deutet auf eine bakterielle Infektion der Harnwege hin.

Wichtiger Hinweis

Die Informationen in diesem Artikel dienen nur zu Informationszwecken und ersetzen nicht die Beratung durch einen Arzt oder Apotheker. Bei gesundheitlichen Problemen oder Fragen zur Diabetesbehandlung sollte immer ein Arzt konsultiert werden.

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