Die süße Geschichte von Stoffel Schokolade aus Bobenheim am Berg
Schokolade, oft als Gottes Entschuldigung für Brokkoli bezeichnet, lockt selbst eingefleischte Liebhaber des grünen Gemüses in den kleinen Verkaufsraum der Confiserie Stoffel in Bobenheim am Berg. Zwischen Tafeln, Trüffeln und Schokoladenfiguren in allen Variationen läuft hier jedem das Wasser im Mund zusammen.
Ursprünge in der Schweiz und die Reise in die Pfalz
Die Geschichte von Stoffel Schokolade beginnt im Jahr 1893, als der Ururgroßvater von Jan Stoffel aus der Schweiz in die Pfalz kam. Die Umstände seiner Ankunft sind, wie Jan Stoffel lachend bemerkt, nicht ganz geklärt. Er deutet an, dass das Leben eines Chocolatiers in der Schweiz damals möglicherweise einfacher war als in der Pfalz. Ob es nun die Liebe war, die Walter Stoffel zunächst nach Bad Dürkheim und in die erste Produktionsstätte in der Nähe des heutigen Casinos verschlug, wie die offizielle Firmenversion besagt, oder nicht, die Pfalz profitiert bis heute von der süßen Handwerkskunst seiner Nachkommen.
Umzug nach Bobenheim am Berg und Expansion nach Mannheim
In den 1970er Jahren verlegte die Firma Stoffel ihre Produktionsstätten nach Bobenheim am Berg. Vor etwa 20 Jahren kam ein Geschäft in Mannheim hinzu. Zu diesem Zeitpunkt stieg Jan Stoffel, der nach seinem Betriebswirtschaftsstudium eigentlich andere Pläne hatte, in das Familienunternehmen ein.
Hinter dem Verkaufsraum und dem Hof befinden sich die Produktionsstätten. Hier arbeiten französische Chocolatiers an Trüffeln und Tafelschokolade, während auf der anderen Seite Hohlfiguren entstehen. Fische, Fahrräder, Fußbälle, Fotoapparate - rund 600 verschiedene Kunststoffformen stapeln sich in den Regalen.
Produktion und Sortenvielfalt
Derzeit wird hauptsächlich Milchschokolade produziert und verarbeitet, die mit 80 Prozent den Großteil der Produktion ausmacht. Weiße Schokolade macht fünf Prozent aus, während auf Bitterschokolade 15 Prozent entfallen. Jan Stoffel hat beobachtet, dass die Nachfrage nach dunkleren Schokoladensorten merklich nachgelassen hat.
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Die Produkte von Stoffel Schokolade werden fast ausschließlich innerhalb Deutschlands verkauft, wobei der Schwerpunkt deutlich auf dem Süden liegt. Zu den Kunden zählen neben Privatkunden auch Firmen, beispielsweise Winzergenossenschaften wie die in Herxheim, die ihre eigenen Weine in Trüffeln verarbeiten lassen, der Großhandel sowie Konditoren in der Region.
Handwerkskunst und Herausforderungen
Für die zehn Produktionsmitarbeiter von Stoffel steht viel Handarbeit auf dem Programm: das "Schminken" der Figuren mit andersfarbiger Schokolade, das Verpacken oder das Befüllen der Formen. Die Kosten für die Herstellung einer Form können vom ersten Entwurf bis zum fertigen Modell bis zu 15.000 Euro betragen. Das minutenlange Drehen der Formen, damit die fertigen Figuren später nur Schokoladenseiten haben, wird von Maschinen übernommen.
Jan Stoffel, der neben den Produktionsmitarbeitern drei weitere Angestellte im Verkauf beschäftigt, gibt keine genauen Einblicke in seine Geschäftszahlen. Er verrät jedoch, dass jährlich so viel Schokoladenmasse verarbeitet wird, wie in zwei Doppelgaragen passt. Für den Otto Normalverbraucher mag das viel erscheinen, ist es aber in der Branche nicht. Die Qualität und die schnelle Reaktion bei der Auftragsannahme von Saisonwaren seien entscheidende Vorteile auf dem Markt. Immerhin habe der überwiegende Teil der kleineren Schokoladenproduzenten in der Region in den vergangenen Jahren aufgegeben.
Immer strengere Vorschriften, wie zuletzt die Kennzeichnungspflichten für mögliche Allergene und demnächst die Kalorienzahl, erschweren das Geschäft. Eine genaue Berechnung, wie viel von welcher Zutat mit welchem Brennwert in einem Trüffel enthalten ist, könnte das Ende aller handgefertigten Pralinen bedeuten, befürchtet Stoffel.
Die Chocolaterie in Mannheim
Die Chocolaterie Stoffel in der Heinrich-Vetter-Passage in O7 in Mannheim ist ein Geheimtipp für Schokoladenliebhaber und Naschkatzen. Das kleine Schokoladenparadies lädt zu einer Zeitreise ein. Das Geschäft ist mit nostalgischen Holzvertäfelungen, einer antiken Registrierkasse und dekorativen Flohmarktartikeln ausgestattet. Ein Schokoladenbrunnen in Form eines Wasserturms ist ein besonderer Blickfang.
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Das Sortiment wird liebevoll und detailverliebt auf Etageren angerichtet. Jede Praline ist ein handgefertigtes Unikat aus der Produktion in Bobenheim am Berg. Besonders beliebt in Mannheim sind die Champagner Trüffel Pralinen.
Philippe Passeron, der hauseigene Chocolatier aus Nizza, ist sehr experimentierfreudig und kreiert immer wieder besondere Spezialitäten, wie zum Beispiel Acai-Trüffel-Pralinen. Zusätzlich produziert er Bruchschokolade, Trüffel und kandierte Früchte. Die Auswahl ist sehr vielfältig und reicht von Fleur de Sel über Martini Trüffel bis hin zur Macadamia Marzipan Praline. Ein Geheimtipp ist die Negroni Trüffel Praline nach einer besonderen Rezeptur aus Gin, Campari und Wermut.
Tradition und Innovation
Die Chocolaterie Stoffel besteht seit 125 Jahren und wird inzwischen in der fünften Generation in Bobenheim am Berg geführt. Vor 30 Jahren wurde das Geschäft nach Mannheim verlegt, die Manufaktur befindet sich aber weiterhin in Bobenheim. Zunächst wurden die Produkte auf dem Weihnachtsmarkt auf den Kapuzinerplanken angeboten. Aufgrund der großen Nachfrage wurde dann das erste Ladengeschäft in Mannheim eröffnet. Die Resonanz ist sehr gut, und einige Kunden kommen bereits seit 30 Jahren.
Elmira Sadeghi arbeitet seit zehn Jahren in der Chocolaterie und ist für den Vertrieb und die Social-Media-Kanäle zuständig. Ihre Begeisterung für Schokolade hat ihr den Spitznamen "Schoko-Elli" eingebracht: "Das Arbeiten mit Schokolade macht mir sehr viel Spaß, weil es ein Produkt ist, das fast alle Menschen lieben. Man kann jemandem damit eine große Freude bereiten und unendlich viele Kreationen herstellen."
Mannemer Dreck: Eine regionale Spezialität
Der Mannheimer Wasserturm wird noch von Herrn Stoffel persönlich hergestellt. Der absolute Verkaufsschlager ist die Bruchschokolade, besonders beliebt sind die Sorten Haselnuss bitter und Mandel bitter. Auch das Mannheimer Kultgebäck, der "Mannemer Dreck", darf natürlich nicht fehlen. Es gibt keine Standardrezeptur, sondern verschiedene Varianten. Der "Mannemer Dreck" der Chocolaterie ist eine Eigenkreation der Inhaber und enthält Marzipan mit einem dickeren Schokoladenüberzug aus Dickschokolade. Was den Heidelbergern der Studentenkuss ist, ist den Mannheimern der Mannemer Dreck.
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