Die Geschichte der Halloren Schokolade: Von den Anfängen bis zur modernen Produktion
Die Geschichte der Halloren Schokolade ist eng mit der Stadt Halle an der Saale verbunden und reicht bis ins frühe 19. Jahrhundert zurück. Was als kleine Konditorei begann, entwickelte sich zu Deutschlands ältester Schokoladenfabrik mit einer bewegten Vergangenheit und einem reichen Erbe.
Die Anfänge: Eine Konditorei legt den Grundstein (1804-1851)
Der Grundstein für die heutige Halloren Schokoladenfabrik wurde im Jahr 1804 gelegt. Der Konditor und Pfefferküchler Friedrich August Miethe eröffnete in der Geist- und Wallstraße in Halle eine Konditorei und Honigkuchenbäckerei. Diese gilt als Stammhaus der späteren Schokoladenfabrik. Mit seiner Geschäftsanzeige im "Halleschen Patriotischen Wochenblatt" im September 1804 begann die Geschichte.
Friedrich David übernimmt und expandiert (1851-1900)
Im Jahr 1851 übernahm Friedrich David das Geschäft und führte einen großzügigen Umbau durch. Unter seiner Führung florierte das Unternehmen. Ab 1854 beschäftigte die Firma "Friedrich David & Söhne" bereits fünfzig Arbeiter. 1870 wurde am Moritzburgring ein neues Gebäude errichtet, das bis weit ins 20. Jahrhundert genutzt wurde.
Ein entscheidender Schritt für den Erfolg des Unternehmens war die Kreation der "Mignon"-Praline im Jahr 1880. Der Unternehmer und Opernliebhaber Friedrich David entwickelte dieses neue Produkt, das so erfolgreich war, dass es zum Markenzeichen für eine ganze Produktpalette wurde. Die Marke DE1106836 "Mignon" ist auch heute noch eingetragen. Nach diesem Erfolg entschloss sich die Familie, weiter zu expandieren. In den Jahren 1895/96 wurde ein großes Grundstück an der Delitzscher Straße gekauft und dort ein neues Fabrikgebäude errichtet, das mit modernsten Produktionsanlagen ausgestattet wurde. Um die Jahrhundertwende erlangte die Firma "David und Söhne" einen erstklassigen Ruf als Hersteller hochwertiger Pralinés.
Die Zeit der Aktiengesellschaften und der Nationalsozialismus (1900-1945)
Im Jahr 1905 wurde der Betrieb in die Aktiengesellschaft "David & Söhne AG" umgewandelt. Zu diesem Zeitpunkt arbeiteten bereits 500 Mitarbeiter in der Fabrik, und die tägliche Produktionsmenge lag bei 1,5 Tonnen. Im Jahr 1912 wurden die Pferdefuhrwerke im Unternehmen durch das erste Lieferauto ersetzt. Das Unternehmen zählte bald zu einem der wichtigsten deutschen Schokoladenproduzenten.
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Die Machtergreifung der Nationalsozialisten führte zu deutlichen Umsatzeinbußen und Boykottaufrufen, da man das Familienunternehmen fälschlicherweise für ein jüdisches Unternehmen hielt. Als Reaktion darauf wurde die Firma 1934 in "Mignon Schokoladenwerke AG" umbenannt. In den 30er Jahren war den neuen Machthabern der jüdische Name "David" ein Dorn im Auge. Während des Zweiten Weltkrieges kam die Schokoladenherstellung völlig zum Erliegen. Im Jahr 1943 wurde die Fabrik per Stilllegungsbefehl geschlossen, und die letzten Rohstoffe wurden konfisziert. Wenige Monate später wurden Teile des Betriebs als Außenstelle dem Flugzeughersteller Siebel zugeordnet.
Neuanfang und die Ära der "Halloren Kugeln" in der DDR (1945-1990)
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurden für die Versorgung der Bevölkerung Kindernährmittel, Haferflocken, Trockenkartoffeln und Trockenmöhren hergestellt. Im Jahr 1950, ein Jahr nach Gründung der sozialistischen DDR, wurde die Familie David enteignet. Im Jahr 1950 folgten die Enteignung und der Zusammenschluss mit den Firmen Most und Diamalt zum "Kombinat Süßwaren". Es erfolgte die Übernahme in die VVB (Vereinigung der Volkseigenen Betriebe) der Süß- und Dauerbackwarenindustrie. Der hallesche Betrieb wurde in „VEB Schokoladenfabrik Halloren“ umbenannt.
Im Jahr 1952 war dann die Geburtsstunde einer Pralinenkreation, die zum berühmtesten Produkt werden sollte, und nach fast siebzig Jahren immer noch das Aushängeschild der Halloren Schokoladenfabrik ist. Die Original Halloren Kugeln wurden erfunden, die die Form der Silberknöpfe am Festgewand der Halloren Salzwirkerbruderschaft übernahmen. Diese kugelige Praline, die eine Nachbildung der Trachtenknöpfe der Halleschen Salzwirker darstellt, ist halb mit Kakao und halb mit Sahnemasse gefüllt und das Ganze mit Zartbitterschokolade umhüllt. In den ersten Jahren wurde die „Original Halloren Kugel“ noch in reiner Handarbeit angefertigt, erst ab 1956 erfolgte die maschinelle Produktion. Zu Ulbrichts und Honeckers Zeiten blieb die Kugel - halb aus Sahne, halb aus Cacao-Creme - eine begehrte "Bückware".
Herausforderungen und Erfolge nach der Wiedervereinigung (1990-heute)
Das Ende der DDR brachte dann die Herausforderungen der Marktwirtschaft. Nach dem Zusammenbruch der DDR und der Vereinigung der beiden deutschen Staaten wurde das Unternehmen in eine GmbH umgewandelt und von der Treuhand verwaltet. Die Fabrik war, aufgrund fehlender Investitionen in der DDR, in einem miserablen Zustand. Die Mittel für Investitionen fehlten allerdings. Hinzu kam, dass das Interesse der Kunden für die Ostprodukte deutlich sank. Halloren fehlten die Aufträge. Der Hannoveraner Wirtschaftsprüfer Paul Morzynski übernahm die Firma von der Treuhand und legte damit den Grundstein für den späteren wirtschaftlichen Erfolg.
Nach einer notwendigen Gebäudesanierung ging 1995 mit der neuen Halloren Kugel-Produktionsanlagen eine der modernsten Produktionsanlagen Europas in Betrieb. Wichtiger Meilenstein ist die Inbetriebnahme der neuen Produktionsstraße für Original Halloren Kugeln. Es ging wieder bergauf, doch das schnelle Wachstum stellte sich nach einer kurzen Hochphase als nicht dauerhaft tragfähig heraus.
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Seit 1997 hält Klaus Lellé als Geschäftsführer die „Schokoladen“-Fäden in den Händen, und die Halloren Kugeln rollen erfolgreich ins 21. Jahrhundert. Mittlerweile ist die Halloren AG seit drei Jahren an der Frankfurter Börse notiert. Am Stammsitz in Halle wird Dank der Übernahme der Confiserie Dreher erstmals auch eine Mozartkugel produziert. Heute gibt es die süße Versuchung in unzähligen Varianten: von Pfefferminz-Creme und Pfirsich-Vanille-Creme bis Schoko-Eierlikör-Creme reichen die verführerischen Geschmacksnuancen.
Innovation und Expansion im 21. Jahrhundert
Auf Basis der Umwandlung in eine Aktiengesellschaft Ende 2006 erfolgte am 11. Mai 2007 der Börsenstart der Halloren Aktie. Auf über 3.500 m² entstand eine neue Produktionshalle mit modernsten Maschinen und Anlagen zur Fertigung von hochwertigen Confiserieartikeln. Darüber hinaus wurde das Halloren Schokoladenmuseum im Jahr 2007 auf über 750 m² umfassend erweitert. Die aufwendigen Renovierungsarbeiten am alten Fabrikgebäude finden ihren Abschluss. Halloren feiert mit einem großen Festakt das 200-jährige Firmenjubiläum. Im selben Jahr wird im Schokoladenmuseum das einzigartige Schokoladenzimmer eröffnet. 1400 kg Schokolade und 300 kg Marzipan werden im Schokoladenzimmer verarbeitet. Die Gestaltung im Stil der Biedermeierzeit schlägt eine Brücke zur Gründungsphase des Unternehmens im 19. Jahrhundert.
Heute arbeiten 482 Mitarbeiter in der Halloren Schokoladenfabrik Halle. Jährlich verlassen bis zu 17.000 Tonnen Pralinen, Trüffel und andere Spezialitäten die Saalestadt. Besonders gefragt sind die Halloren Kugeln in den USA und den skandinavischen Ländern.
Das Halloren Schokoladenmuseum: Ein Fenster in die Vergangenheit und Gegenwart
Ein wichtiger Bestandteil der Halloren Erlebniswelt ist das Schokoladenmuseum, das 2002 eröffnet wurde. Es erfreut sich sehr großer Beliebtheit und ist jedes Jahr aufs Neue ein Höhepunkt der Halleschen Museumsnacht. Das Museum wurde im Laufe der Jahre stetig erweitert und verbessert. So wurde ein neuer Kinobereich geschaffen, in welchem man über die Geschichte der Schokolade und der Schokoladenfabrik informiert wird. Dieses Projekt „Reaktivierung Alte Schokoladenfabrik" wurde mit dem Nachwuchsförderpreis Süßwaren des Bundesverbandes des Süßwaren Groß- und Außenhandels und der Dr. Hans-Riegel-Stiftung ausgezeichnet, die höchste Auszeichnung der „süßen" Branche.
Unter der Leitung von Ingo Beljan wurde das Schokoladenmuseum erweitert und verschönert und erhielt ein eigenes Museumsarchiv. Ingo Beljan ist Diplom-Kulturpädagoge und leitet das Halloren Schokoladenmuseum seit vielen Jahren. Gemeinsam mit Claudia Bock dokumentiert er mit rund 160 faszinierenden Ansichten den Arbeitsalltag in der Halloren Schokoladenfabrik und die Geschichte des Unternehmens. Claudia Bock studierte germanistische Literaturwissenschaft und Kunstgeschichte und arbeitet seit 2010 im Halloren Schokoladenmuseum.
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Das Museum präsentiert historische Abbildungen, zahlreiche Fotos aus dem Produktionsalltag und von früheren Verpackungen. Ausführlich wird auch die Umgestaltung des neuen Schokoladenzimmers dokumentiert, das am 24. März 2017 feierlich eröffnet wurde.
Das Schokoladenzimmer: Ein süßer Traum in Biedermeier-Optik
Das Schokoladenzimmer ist ein besonderes Highlight des Museums. Es ist ein 27 Quadratmeter großes Zimmer, das ganz aus Schokolade besteht. Auf einem Grundanstrich aus Vollmilchkuvertüre sind bis zu einer Höhe von cirka 1,30 Meter drei übereinander gelagerte Kassetten-Ornamente angebracht, die durch ihr Wechselspiel aus Vollmilch- und Zartbitterkuvertüre ein dezentes Farbspiel ergeben. Die größten Platten besitzen ein Gewicht von 20 Kilogramm, die mittleren sind 12 Kilo schwer und selbst die kleinsten Platten sind aus 6 Kilogramm leckerer Schokolade gegossen worden. Die Decke ist ganz nach der Tradition der Biedermeier-Zeit mit Stuckelementen versehen. Diese bestehen bei Halloren natürlich nicht aus Gips, sondern aus Marzipan.
Konditorin Claudia Heimann schuf meisterliche Kreationen, wie zum Beispiel die Porträtbilder der Wanddekoration. Sie sind, bis auf die Bilderrahmen, in der Anmutung von historischen Scherenschnitten ebenfalls aus Schokolade gearbeitet. Eines zeigt den Komponisten Georg Friedrich Händel, den 1685 geborenen, berühmtesten Sohn der Saalestadt Halle. Dieser ist übrigens auch als große Büste auf dem wundervollen Kamin aus Schokolade zu bewundern.
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