Peter Honig Stuttgart: Enthüllungen über Qualität und Reinheit

Der Holzgerlinger Hobbyimker Peter Sohns ist fassungslos über offenbar gepanschten Honig in Supermärkten. Bei Bier wird größter Wert auf Reinheit gelegt, bei Honig findet alles Mögliche seinen Weg ins Glas. Was steckt wirklich im Glas Honig, und welche Konsequenzen hat dies für Imker und Verbraucher?

Die Faszination des Imkers für Honig

Honig ist die große Leidenschaft von Peter Sohns. Seit 2013 hat der Hobbyimker aus Holzgerlingen eigene Bienenvölker und stellt Honig her. Er schwärmt vom beruhigenden Summen der kleinen Insekten, wenn sie mit ihren Pollenhöschen in die Bienenstöcke ein- und wieder ausfliegen, und davon, wie sich ein Volk aus bis zu 60 000 Bienen perfekt organisiert. „Wenn man das sieht, da ist man so was von fasziniert“, sagt Sohns. Vom Ergebnis der fleißigen Bienenarbeit, dem Honig, ist der Hobbyimker nicht minder begeistert. Es sei ein hochwertiges Produkt, das viele Mineralstoffe enthalte und antibakterielle Wirkung habe. Und die Bienen, sie seien essenziell für unser Ökosystem.

Kurzum: Sohns hat viele Argumente dafür, warum die Arbeit der Imker wertvoll ist und warum Honig ein hochwertiges Produkt ist, das es zu schützen gilt - und zwar in seiner Reinheit. Deshalb macht es ihn fassungslos, dass offenbar große Teile jener Honige, die es im Supermarkt zu kaufen gibt und die nicht von deutschen Imkern stammen, mit Zuckersirup gestreckt werden.

Enthüllungen über gepanschten Honig

Sohns bezieht sich dabei auf eine Untersuchung, die der Deutsche Berufs- und Erwerbsimkerbund (DBIB) im Oktober veröffentlicht hat, wonach Supermarkt-Honig in großem Stil gepanscht wird. „Das ist nichts Neues, gepanscht wird seit Jahren, aber jetzt ist es nachgewiesen“, sagt der 68-Jährige, der sich an unsere Zeitung gewandt hat, damit mehr Menschen davon erfahren.

Für die Untersuchung war der Deutsche Imkerbund zusammen mit dem Europäischen Berufsimkerbund (EPBA) nach Estland gereist, um dort Proben von Honigen aus deutschen Supermärkten untersuchen zu lassen. Die Reise nach Estland war nötig, weil dort eine spezielle DNA-Analyse entwickelt wurde, mit der die Zusammensetzung des Honigs offengelegt werden kann. Das kürzlich veröffentlichte Ergebnis war ernüchternd: Von 30 untersuchten Honigen waren 25 gestreckt, vermutlich mit Zuckersirup. „Das ist eine große Sauerei“, wettert Sohns. „Zum Teil hat der Honig nie eine Biene gesehen.

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Sohns besorgt, dass die Entdeckung keine breite Öffentlichkeit findet. „Leider machen solche Meldungen fast ausschließlich in der Imkerszene die Runde. Die Bevölkerung kauft weiterhin Honige im Supermarkt, die mit Honig nichts zu tun haben.“ Natürlich gebe es Leute mit wenig Geld, die von billigen Preisen gelockt würden, aber es dürfe nicht so getan werden, als sei die gelbe Masse im Glas von Bienen hergestellt worden.

Die wirtschaftlichen Folgen für Imker

„Ein 500-Gramm-Glas für 1,99 Euro, das kann nicht sein“, sagt der Betriebswirt. Das seien „Kampfpreise“, die den Markt kaputt machen würden. Die Imker blieben auf ihren Gläsern sitzen. Für einen Hobbyimker sei das schmerzlich - für einen Berufsimker, von denen es in Deutschland ohnehin nur wenige gebe, gar existenzgefährdend. Peter Sohns stellt Blütenhonig und Sommerblütenhonig her.

Was ihn zornig macht, ist sein Eindruck, dass seitens der Politik zu wenig für die Imker getan werde, selbst nach den Ergebnissen aus Estland. „Die Regierung reagiert nicht, sie nimmt die Imker nicht Ernst“, klagt Sohns. Er fordert, dass Honig, der nicht von zertifizierten deutschen Imkern stammt, stärker geprüft wird und die DNA-Sequenzierung standardmäßig eingeführt wird. Nur so könnten die Imker geschützt werden. Das sei dringend nötig, denn: „Imkervereine machen sehr gute Arbeit, aber irgendwann laufen ihnen die Leute davon.“

Die Perspektive des Imkervereins Böblingen

Beim Imkerverein Böblingen hat das Untersuchungsergebnis aus Estland für wenig Aufruhr gesorgt, sagt der Vorsitzende Thomas Immel. „Es bestätigt, was wir schon lange vermutet haben“, sagt er. Gleichwohl ist auch er schockiert von dem Schindluder, das mit Honig getrieben wird. „Gepanschter Honig sieht so aus und riecht so wie echter Honig. Als Laie kann man ihn nicht unterscheiden“, sagt Immel. „Aber der gesunde Anteil, die Vitamine, die Spurenelemente und Enzyme, fehlen.“ Für manche Verbraucher sei das vielleicht in Ordnung, „aber es sollte dann auf dem Glas nicht ,Honig‘ stehen, sondern ,Zucker‘“, findet Immel.

Forderungen nach mehr Kontrollen und Transparenz

Gleichzeitig glaubt der Vereinsvorsitzende nicht, dass künftig jedes Honigglas kontrolliert werden sollte. Das würde den Imkerhonig weiter verteuern. Deutschen Hobbyimkern könne man vertrauen - zu panschen würde sich in ihrem kleinen Rahmen gar nicht lohnen. „Aber bei großen Produktionen, wo Tonnen importiert werden, da könnte man genauer hinschauen“, sagt Immel und freut sich, dass sich wenigstens eine Sache verbessern soll: die Kennzeichnungspflicht. Laut der neuen EU-Honigrichtlinie müssen ab 2026 alle Herkunftsländer in prozentualer Rangfolge auf den Etiketten aufgeführt werden. Die schwammige Angabe „aus EU- und Nicht-EU-Ländern“ ist dann nicht mehr ausreichend.

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Immels Rat an alle Verbraucher, denen echter, reiner Honig wichtig ist: „Kauft Honig bei regionalen Imkern, dann wisst ihr, wo er herkommt und was drin ist.“ Auch Peter Sohns hat all jenen einen Tipp, denen der höhere Preis der Imkergläser nicht schmeckt: Ihn nicht täglich aufs Brot schmieren. „Ich selbst frühstücke Honig nur am Wochenende. Er ist was Besonderes.“

Kritik an der Kritik des Honig-Verbandes

Gegenposition Der Honig-Verband, der die deutschen Honigimporteure und -abfüller vertritt, kritisiert in einer Stellungnahme, die Vorgehensweisen des Deutschen Imkerbundes seien wissenschaftlich nicht validiert und „dienen nicht der Aufklärung, sondern schaden dem Image des Naturprodukts Honig“. Die Aussage, 80 Prozent der Honige seien gefälscht, sei unseriös und nicht zutreffend. Alle importierten Honige würden nach dem Stand der neuesten Technik und mit der Unterstützung von Speziallaboren untersucht. Mischen Verbraucher würden gleichbleibenden Geschmack erwarten, was nur durch Mischung von Honigen „verschiedener botanischer oder geografischer Herkünfte“ erreicht werde, so der Verband.

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