Bio-Naturjoghurt im Test: Qualität, Tierwohl und Inhaltsstoffe unter der Lupe

Einführung

Bio-Naturjoghurt erfreut sich großer Beliebtheit, da Käuferinnen und Käufer höhere Qualität und artgerechte Tierhaltung erwarten. Allerdings gibt es auch bei Bio-Standards gewisse Unterschiede und Schlupflöcher. Ein aktueller Test von 20 Bio-Naturjoghurts mit mindestens 3,5 Prozent Fettgehalt nimmt diese Produkte genauer unter die Lupe und bewertet Aspekte wie Tierwohl, Inhaltsstoffe und Transparenz.

Tierwohl im Fokus: Leben die Bio-Kühe wirklich besser?

Ökologische Standards schreiben grundsätzlich eine bessere Haltung von Milchkühen vor als in der konventionellen Landwirtschaft. Dies wird durch die EU-Öko-Verordnung sowie durch die Richtlinien von Bioverbänden wie Biokreis, Bioland, Demeter und Naturland gewährleistet. Dennoch ist nicht jeder Bio-Milchviehbetrieb ein Vorzeigebeispiel für artgerechte Tierhaltung.

Anbindehaltung: Ein Schlupfloch im Bio-Bereich?

Ausnahmeregelungen ermöglichen es, dass sich nicht alle Tiere in Bio-Ställen frei bewegen können. Die umstrittene Anbindehaltung, bei der Kühe monatelang an einem Fleck im Stall stehen, ist zwar im Bio-Bereich nicht erlaubt, aber es gibt Schlupflöcher. Bei elf der getesteten Marken betraf dies zumindest einen Teil der Milchlieferanten. Unter bestimmten Bedingungen dürfen die Tiere am Hals angebunden werden, wenn sie während der Vegetationsperiode Weidegang haben und in der übrigen Zeit mindestens zweimal pro Woche auf Freigelände dürfen.

Die Bundesregierung hat Ende Mai 2024 eine Gesetzesänderung auf den Weg gebracht, um vor allem der ganzjährigen Anbindehaltung einen Riegel vorzuschieben. Demnach müssen Tiere zumindest in Laufställen gehalten werden, in denen sie sich frei zwischen Futterstelle, Melkstand und Liegeplatz bewegen können. Nach einer zehnjährigen Übergangsfrist wird die Kombinationshaltung auch für konventionelle Kleinbetriebe die letzte legale Möglichkeit für Anbindehaltung sein.

Weidegang: Nicht immer eine Selbstverständlichkeit

Nach den Kriterien der Bio-Verbände muss Weidegang zumindest während der Vegetationszeit möglich sein. Allerdings verwässern auch hier Ausnahmen die Tierwohlvorgaben. Wenn ein Betrieb inmitten einer Ortschaft liegt und dem Landwirt kein Weideland zur Verfügung steht, reicht es aus, Auslauf im Hof zu ermöglichen.

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Kuhgebundene Kälberaufzucht: Ein Schritt in die richtige Richtung

In der konventionellen Haltung werden Mutter und Kalb meist nach wenigen Tagen getrennt, um die Milch schnellstmöglich wieder verkaufen zu können. Für 15 der getesteten Produkte bestätigten die Molkereien, dass zumindest ein Teil der Kälbchen der für die Charge gelieferten Milch kuhgebunden aufgezogen wurde.

Laktationszahl: Ein Indikator für die Lebensqualität der Kühe

Eine Milchkuh ist in konventioneller Haltung in erster Linie Rohstoffproduzentin und wird daher mit Kraftfutter auf hohe Milchleistung in kurzer Lebenszeit getrimmt. Die Laktationszahl ist ein Indikator für die Qualität ihres leistungsorientierten Lebens. Bio-Kühe leben meist länger und besser und erreichen im Schnitt mehr Laktationszyklen mit geringerer Milchleistung als ihre konventionell gehaltenen Artgenossinnen. Im Test erreichten aber nur die milchliefernden Betriebe für ein Produkt im Schnitt eine hohe Laktationszahl von mehr als fünf.

Inhaltsstoffe und Qualität: Was steckt im Bio-Naturjoghurt?

Im Labor wurden die 20 Bio-Naturjoghurts auf verschiedene Aspekte untersucht:

  • Mineralölbestandteile: Alle Ergebnisse waren unauffällig.
  • Desinfektionsmittelrückstände: Alle Ergebnisse waren unauffällig.
  • Schimmelpilze und Keime: Die Untersuchung am Ende der Mindesthaltbarkeit ergab keine gesundheitlich bedenklichen Ergebnisse.
  • Omega-3-Fettsäuren: Milch von Kühen, die frisches Gras oder Heu fressen, enthält mehr Omega-3-Fettsäuren. Außerhalb der Weidesaison ist der Gehalt oft niedriger.
  • Zuckergehalt: Der Zuckergehalt variierte zwischen 3,7 und 6,9 Gramm pro 100 Gramm Joghurt.

Testverfahren im Detail

Für den Test wurden 20 verschiedene Bio-Naturjoghurts mit 3,5 Prozent Fett oder mehr eingekauft, vorzugsweise im Glas, ansonsten im Becher. Die Joghurts wurden im Labor auf Mineralölbestandteile und Rückstände aus der Desinfektion von Milchgewinnung und -verarbeitung (Trichlormethan, Perchlorat, Chlorat) untersucht. Auch Keime (Enterobakterien, Escherichia coli, Kontaminationskeime, koagulasepositive Staphylokokken, präsumtive Bacillus cereus, Listerien, Salmonellen), Hefen und Schimmelpilze wurden gegen Ende der Mindesthaltbarkeitsdauer geprüft. Analysiert wurden ferner die Fettsäureverteilung und der Fettgehalt.

Umfangreiche Fragebögen gingen an Inverkehrbringer, Molkereien und Landwirte, um Informationen zur Tierhaltung, Laktationszahl, Kuhkomfort und kuhgebundenen Kälberaufzucht zu erhalten. Es wurde auch nach den Stallformen, der Dauer des Weidegangs und dem Futter (Soja, EU-Soja) gefragt. Für interne und externe Tierwohlkontrollen wurden Belege angefordert. Dabei wurde auch die Bereitschaft der Unternehmen bewertet, Fragen zu beantworten und Dokumente vorzulegen. Alle Verpackungen wurden auf chlorierte Verbindungen untersucht.

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Bewertung der Tierhaltung und Transparenz

Das Testergebnis Tierhaltung und Transparenz basiert auf einer maximalen Punktzahl von 44 Punkten. Im Einzelnen wurden folgende Punkte vergeben:

  • Rückverfolgbarkeit: Ausreichend belegt ("ja") = 4 P.; teilweise belegt ("teilweise") = 2 P.; "keine Angabe" = 0 P.
  • Fragebögen und Belege: "ausführlich" (9 bis 10 P.); "überwiegend" (6 bis 8 P.); "teilweise (3 bis 5 P.); "unzureichend" (0 bis 2 P.). Als Belege sollten mindestens vorhanden sein: Liste aller Milchlieferanten der Charge mit Namen und Adressen; gültiges Bio- und/oder Verbandszertifikat oder ein anderer, aktueller Nachweis mit Namen über die Durchführung einer Tierwohlkontrolle sowie Stallplan, aktueller Weidekalender oder ein anderer unabhängig erstellter Weidenachweis, Nachweis über die Durchführung der gesetzlich geforderten Eigenkontrolle; Nachweis zur Herkunft des Sojas im Futter, sofern relevant.
  • Haltungsformen: Laufstall in 100 Prozent der Betriebe ("ja") = 4 P.; Laufstall in mehr als 50 bis 100 Prozent der Betriebe ("überwiegend") = 2 P.; "keine Angabe" = 0 P. Weidegang in 100 Prozent der Betriebe ("ja") = 4 P.; Weidegang in mehr als 50 bis 100 Prozent ("überwiegend") = 2 P.; "keine Angabe" = 0 P. Keine Anbindehaltung ("nein") = 8 P.; Anbindehaltung vorhanden ("ja") oder "keine Angabe" = 0 P.
  • Dauer des Weidegangs: "mehr als 160 Tage" = 2 P.; "mindestens 120 Tage" = 1 P.; "keine Angabe" = 0 P.
  • Unabhängige Tierwohlkontrolle: Ausreichend belegt ("ja") = 2 P.; "teilweise" belegt = 1 P.; "keine Angabe" oder "kein Nachweis" = 0 P.
  • Laktationszahl: 5 oder höher ("hoch") = 2 P.; 4 bis 5 ("akzeptabel") = 1 P.; weniger als 4 ("niedrig"), eine "unvollständige Angabe" oder "keine Angabe" = 0 P.
  • Kuhkomfort: Vorhanden ("ja") = 1 P.; "keine Angabe" = 0 P.
  • Kein Soja im Futter: ("nein") = 3 P. Geringer Sojaanteil im Futter (= weniger als 10 Prozent) in mindestens einem, aber nicht allen antwortenden Betrieben vorhanden ("teilweise") = 1 P.; geringer Sojaanteil im Futter in allen antwortenden Betrieben vorhanden ("ja") oder "keine Angabe" = 0 P.

Weitere Mängel und ihre Auswirkungen

Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führen zur Abwertung um jeweils zwei Noten:

  • Glas-Einwegverpackung
  • Fragwürdige Auslobung auf der Verpackung "Faire Preise für unsere Milchbauern", wenn der ausgezahlte Milchpreis deutlich unter dem durchschnittlichen Bio-Milchpreis lag.

Gesamturteil

Das Gesamturteil basiert zu je 50 Prozent auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe und dem Testergebnis Tierhaltung und Transparenz. Es wurde kaufmännisch gerundet. Ein Testergebnis Sensorik und Weitere Mängel, das "befriedigend" ist, verschlechtert das Testergebnis Inhaltsstoffe je um eine Note. Ein Testergebnis Sensorik, das "gut" ist, verschlechtert das Testergebnis Inhaltsstoffe nicht.

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