Medizinischer Honig: Anwendungsgebiete und Wirkungsweise

Honig ist weit mehr als nur ein süßer Brotaufstrich oder eine Zutat für Tee. Seit Jahrtausenden wird er in verschiedenen Kulturen aufgrund seiner heilenden Eigenschaften geschätzt. Die moderne Wissenschaft bestätigt nun, was die alten Ägypter und Griechen bereits wussten: Honig besitzt antibakterielle und entzündungshemmende Wirkungen und kann in der Medizin vielfältig eingesetzt werden.

Die heilenden Kräfte des Honigs

Die hohe Zuckerkonzentration (etwa 85 % Fructose und Glucose) im Honig ist ein wesentlicher Faktor für seine Wirksamkeit. Sie entzieht dem Wundbett aktiv Flüssigkeit, was als osmotischer Effekt bezeichnet wird. Dieser Effekt fördert das autolytische Debridement, einen natürlichen Prozess, bei dem abgestorbenes Gewebe abgebaut wird.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die antibakterielle Aktivität des Honigs, die jedoch je nach Herkunft (Bienenvolk, Trachtpflanzen) und Verarbeitung variieren kann. Das Enzym Glucoseoxidase, das aus der Futtersaftdrüse der Bienen stammt, spielt hierbei eine zentrale Rolle. In Anwesenheit von Wasser setzt es kontinuierlich kleinste Mengen an Wasserstoffperoxid aus Glucose frei. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass Wärme und Licht die Glucoseoxidase schädigen und somit die Produktion von Wasserstoffperoxid reduzieren können.

Besonders hervorzuheben ist Manuka-Honig, der aus dem Nektar der Südseemyrte (Leptospermum scoparium) gewonnen wird. Ihm werden antimikrobielle und heilende Eigenschaften zugeschrieben. Die antibakterielle Aktivität von Manuka-Honig wird hauptsächlich dem Inhaltsstoff Methylglyoxal (MGO) zugeschrieben, der aus Dihydroxyaceton (DHA) entsteht, das in den Blüten des Manuka-Strauchs vorkommt. Medizinischer Manuka-Honig kann, vor allem aufgrund des enthaltenen MGOs, eine Vielzahl von Bakterien hemmen, einschließlich einiger antibiotikaresistenter Stämme. Darüber hinaus soll er die Bildung von Biofilmen auf Wunden verhindern und bestehende Biofilme auflösen.

Anwendungsgebiete von medizinischem Honig

Medizinischer Honig findet in verschiedenen Bereichen Anwendung, insbesondere in der Wundversorgung:

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  • Akute Wunden: Schnitte, Abschürfungen und chirurgische Wunden können mit medizinischem Honig sauber gehalten, Infektionen vorgebeugt und die Heilung begünstigt werden.
  • Chronische Wunden: Beinulzera und Dekubiti (Druckgeschwüre) können durch medizinischen Honig in ihrer Heilung stimuliert und sauber gehalten werden.
  • Infizierte Wunden: Medizinischer Honig kann helfen, die Infektion einzudämmen.
  • Verbrennungswunden: Die entzündungshemmenden Effekte des Honigs lindern Schmerzen und fördern die Regeneration.
  • Kathetereintrittsstellen: Infektionen und Entzündungen können vermieden werden.
  • Diabetisches Fußsyndrom und Druckgeschwüre (Dekubitus): Spezielle Empfehlung.

Erste positive Erfahrungsberichte liegen auch bei immunsupprimierten, pädiatrisch-onkologischen Patienten und bei Patienten mit venösen Ulzera vor.

Vorteile von medizinischem Honig

  • Natürliche Wundversorgung: Medizinischer Honig stellt eine effektive und natürliche Option in der professionellen Wundversorgung dar.
  • Antioxidative Wirkung: Der Gehalt an wasserlöslichen Antioxidantien fördert die Granulation und Epithelisierung des Gewebes, was den Heilungsprozess beschleunigt.
  • Gute Verträglichkeit: Honig ist in der Regel gut verträglich und kann auch bei Patienten mit empfindlicher Haut eingesetzt werden. Allergische Reaktionen sind selten.
  • Dreifache Wirkung: Optimaler Wundschutz, Wundreinigung und Wundheilung.
  • Wirksamkeit gegen resistente Erreger: Die antimikrobiellen Eigenschaften von Honig werden zunehmend anerkannt, insbesondere gegen antibiotikaresistente Erreger wie Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus und Pseudomonas aeruginosa.

Worauf ist bei der Anwendung zu achten?

  • Ausschließlich medizinischen Honig verwenden: Im Gegensatz zu Haushaltshonig wird medizinischer Honig sterilisiert und aufbereitet, um Verunreinigungen zu vermeiden. Produkte aus dem Supermarkt (auch Bioprodukte) sind Lebensmittel und dürfen per Gesetz nicht für medizinische Zwecke verwendet werden. Die Qualitätsmerkmale der verwendeten Honige sowie die Qualitätsstandards bei der Herstellung medizinischer Honige sind wesentlich höher als für Lebensmittel, und die medizinischen Produkte müssen im Gegensatz zu Lebensmitteln auch sterilisiert werden. Weiterhin werden nicht alle Mittel als Medizinprodukte zugelassen, da strenge Vorgaben erfüllt werden müssen.
  • Anwendung: Der Honig sollte die gesamte Wundfläche bedecken. Luftblasen oder trockene Stellen können die Effektivität reduzieren. Bei Wunden, Hautverletzungen und Verbrennungen auf den gereinigten Wundbereich auftragen und mit einem sterilen Verband abdecken.
  • Wechselintervalle: Je nach Exsudatbildung kann der Verband bis zu sieben Tage auf der Wunde verbleiben. In der Regel sollte zumindest am Anfang der Verband täglich gewechselt werden. Sollte sich herausstellen, dass noch genügend Produkt auf der Wunde ist, kann man den Verband auch einen zweiten oder gar dritten Tag auf der Wunde belassen. Längere Zeiträume werden in deutschen Kliniken normalerweise nicht angewendet.
  • Mazeration vermeiden: Tritt eine Mazeration des Wundrandes auf, ist ein häufigerer Verbandswechsel notwendig.
  • Lagerung: Honig als Lebensmittel sollte an einem kühlen, trockenen und dunklen Ort aufbewahren, da er hitze- und lichtempfindlich ist. Von einer Lagerung im Kühlschrank wird abgeraten, da Honig bei Kälte kristallisiert und wieder erhitzt werden muss, um flüssig zu werden. Bei zu hoher Hitze besteht die Gefahr, dass die Enzymaktivität und somit die gesundheitsfördernden Eigenschaften beeinträchtigt werden.

Mögliche Nebenwirkungen

In seltenen Fällen wird von einem Brennen berichtet, welches dann i. d. R. nach einer kurzen Zeit vergeht. Manchmal persistiert der Schmerz allerdings und in solchen Fällen hängt es vom Patienten ab, ob er den Schmerz ertragen kann oder lieber ein anderes Produkt verwenden möchte. In solch einem Fall ist die Wunde vorher zu reinigen. Der Schmerz, falls er denn auftritt, kommt wahrscheinlich durch die saure Natur (pH ~ 3,6) des Produkts zustande und/oder durch die hohe Zuckerkonzentration, welche Feuchtigkeit aus dem Wundgewebe „saugt“. Er ist nach allen Erfahrungen allerdings nicht als gefährlich oder nachteilig für den Heilungsprozess zu bewerten.

Medizinischer Honig bei Pilzinfektionen

Honig hat das Interesse von Wissenschaftlern geweckt. Honig besitzt antibakterielle Eigenschaften gegenüber Bakterien, die resistent gegenüber Antibiotika sind, sowie gegenüber Pilzen wie Candida spp. und Aspergillus spp. Neuseeländischer Manuka-Honig hat in der Vergangenheit eine signifikante antimykotische Wirkung ohne Peroxid gegen eine Reihe von Pilzen gezeigt, die die Haut befallen können. Manuka-Honig wurde als der effektivste nicht-peroxidische Honig mit antimykotischer Wirkung identifiziert. Studien haben ergeben, dass Manuka-Honig als Antimykotikum nützlich sein könnte. Die Anwendung von Manuka-Honig bei Pilzinfektionen bietet mehr als nur potenzielle Vorteile, da er auch bei der Wund- und Narbenheilung, der Hautgesundheit und dem allgemeinen Wohlbefinden eingesetzt wird.

Idealerweise wird Manuka-Honig direkt auf Pilzinfektionen aufgetragen. Bei Infektionen an schwer zugänglichen Körperstellen kann dies jedoch schwierig sein.

Manuka-Honig kann eine natürliche Aknebehandlung sein. Sie können versuchen, den Honig lokal aufzutragen, um seine antibakterielle und antimikrobielle Wirkung bei der Behandlung von Pilzakne zu nutzen, oder Sie können ihn essen, um Ihr Immunsystem zu stärken und Ihr Wohlbefinden zu verbessern.

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Honigsalbe

Honigsalbe wird seit Jahrhunderten verwendet, um die Wundheilung zu unterstützen und Entzündungen zu reduzieren. Honig hat eine antibakterielle und antimykotische Wirkung, wodurch er sich ideal für die Wundheilung eignet. Honigsalbe ist ein Gel auf Honigbasis. Die Salbe ist hautfreundlich und unterstützt die schnellere Heilung von Wunden. Sie wird häufig bei der Heilung von Wunden verwendet, insbesondere wenn diese mit Bakterien infiziert sind. Während der Entzündungsphase der Wunde kann Honigsalbe aufgetragen werden. Honig wirkt bakterientötend, was auf den hohen osmotischen Druck zurückzuführen ist. Dieser entzieht Wasser aus Quellen wie Geweben und Bakterien. Honigsalbe besitzt entzündungshemmende Eigenschaften, was sie besonders geeignet macht für die Behandlung von Wunden und Hautreizungen. Zusätzlich neutralisiert die Salbe häufig unangenehme Gerüche von Wunden und hält die Haut hydratisiert. Honigsalbe kann juckreizstillend wirken, insbesondere bei Hautreizungen und Ekzemen. Honigsalbe kann sicher auf offenen Wunden verwendet werden, sofern die Wunde vor dem Auftragen der Salbe gründlich gereinigt wird. Tragen Sie die Salbe ein- bis zweimal täglich auf die Wunde oder die betroffene Hautstelle auf. Wenn die Haut gereizt ist, sollte die Salbe gut einmassiert werden.

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