Dürfen Pferde Honig essen? Eine umfassende Betrachtung
Pferde haben ein komplexes und empfindliches Magen-Darm-System, das anfällig für Störungen ist. Falsche Fütterung kann schnell zu Blähungen und Koliken führen. Schimmeliges Heu, zu viel Getreide, saftiger Rasenschnitt oder plötzliche Futterveränderungen können die Gesundheit gefährden. Eine willkommene Abwechslung und potenziell gesundheitliche Vorteile verspricht die Fütterung von Honig. Doch ist Honig wirklich eine geeignete Ergänzung für Pferde?
Die Zusammensetzung von Honig
Honig, von Bienen aus Nektar, Honigtau und Blütenpollen produziert, ist reich an Inhaltsstoffen. Er enthält Enzyme wie Amylase, Invertase und Glucoseoxidase, die für seine antibakteriellen Eigenschaften wichtig sind. Zudem finden sich Mineralstoffe wie Calcium, Chlor, Kalium, Magnesium, Natrium, Phosphor und Schwefel sowie Spurenelemente wie Chrom, Eisen, Fluor, Jod, Kobalt, Kupfer, Mangan, Silicium und Zink. Auch das Hormon Acetylcholin, Säuren wie Apfel-, Glucon-, Citronen- und Milchsäure, Aminosäuren sowie Inhibine, Flavonoide, Bakterizide und Aromastoffe sind enthalten.
Der Hauptbestandteil von Honig ist Zucker, etwa 86 Prozent, hauptsächlich Fruktose (20-38 %) und Glukose (28-34 %), sowie Mehrfachzucker (3-12 %). Die Qualität variiert stark, von minderwertigem Industriehonig bis zu hochwertigem Imkerhonig, wobei Siegel wie "Echter deutscher Honig" für strenge Kontrollen und Naturbelassenheit stehen. Industriehonig wird oft zu früh geerntet und überhitzt, was wichtige Inhaltsstoffe zerstört.
Die Wirkung von Honig auf Pferde
In osteuropäischen Staaten und im Nahen Osten ist die regelmäßige Gabe von Honig an Pferde als schnelle Energiequelle üblich. Honig hat im Vergleich zu raffiniertem Zucker einen niedrigeren glykämischen Index, was bedeutet, dass der Blutzuckerspiegel nicht so schnell ansteigt. Allerdings sollte Honig nicht an Pferde mit Diabetes oder Polysaccharid-Speicher-Myopathie (PSSM) verfüttert werden. Auch für Fohlen ist Honig ungeeignet, da sie anfällig für Botulismus sind.
Studien legen nahe, dass Süßstoffe in Maßen für gesunde Pferde ohne Magen- oder Verdauungsprobleme unbedenklich sind. Ein bis zwei Esslöffel Honig täglich als Kur oder gelegentliche Belohnung gelten als Richtwert. Honig kann auch zur Verabreichung von Medikamenten oder zur Steigerung der Futterakzeptanz eingesetzt werden.
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Innere Anwendung von Honig
Honig kann das Immunsystem stärken, den Stoffwechsel anregen und bei Entzündungen und Husten helfen. Ein bis zwei Esslöffel Honig unter warmes Mash gemischt können bei Erkältungen helfen. Honig beeinflusst das Verdauungssystem und die Darmflora positiv und wirkt beruhigend auf nervöse Pferde.
Äußerliche Anwendung von Honig
Der hohe Zuckergehalt im Honig hält Wunden sauber und wirkt desinfizierend. Er fördert die Bildung von Wundsekret und verhindert das Eindringen neuer Bakterien. Honig kann bei frischen Operationswunden eine schnelle Heilung fördern. Manuka-Honig, gewonnen aus dem Blütennektar der Südseemyrte, wirkt stark antibakteriell, antiviral und antimykotisch. Er eignet sich besonders zur Heilung von offenen Wunden und zur Pflege von Operationswunden.
Vorsichtshinweise und Kontraindikationen
Honig sollte nicht als Standard-Belohnung eingesetzt werden, da es viele zuckerarme Alternativen gibt. Bei Pferden mit Insulinresistenz, Übergewicht oder Stoffwechselerkrankungen ist Vorsicht geboten. Fohlen sollten keinen Honig erhalten, da ihr Verdauungstrakt noch nicht vollständig entwickelt ist und sie anfällig für Botulismus sind.
Botulismus-Gefahr bei Fohlen
Fohlen können das Bakterium Clostridium botulinum, das in Pollen enthalten sein kann, nicht neutralisieren. Dieses Bakterium produziert ein tödliches Nervengift. Daher ist eine Honig-freie Aufzucht von Fohlen wichtig, um das Risiko einer Erkrankung zu minimieren.
Zuckergehalt und Karies
Honig besteht hauptsächlich aus Zucker, der Karies verursachen kann. Allerdings können geringe Mengen das Wachstum von Kariesbakterien hemmen. Manuka-Honig kann aufgrund seiner antibakteriellen Eigenschaften und des Wirkstoffs Methylglyoxal (MGO) sogar zur Gesunderhaltung der Mundflora beitragen.
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Alternative Hausmittel für Pferde
Neben Honig gibt es weitere natürliche Helfer, die in der Pferdehaltung eingesetzt werden können:
- Apfelessig: Unterstützt das Verdauungssystem und wirkt äußerlich angewendet gegen Bakterien und Pilzsporen.
- Quark: Wirkt entzündungshemmend und kann für Quarkwickel bei Entzündungen verwendet werden.
- Zwiebeln: Wirken desinfizierend und können äußerlich bei Insektenstichen angewendet werden. Ein Zwiebel-Honig-Sud kann gegen Husten helfen.
- Kamillentee: Wirkt beruhigend und kann als Kompresse bei Verletzungen oder kleineren Wunden verwendet werden.
- Sauerkraut: Kann bei Hufgeschwüren helfen, das Horn aufzuweichen.
- Knoblauch: Schützt vor Parasiten und Fliegen sowie vor allergischen Reaktionen.
Weitere ungeeignete Futtermittel für Pferde
Neben den bereits erwähnten Risiken bei der Honigfütterung, ist es wichtig zu wissen, welche weiteren Futtermittel für Pferde ungeeignet oder sogar giftig sind:
- Zitrusfrüchte: Enthalten viel Fruchtzucker und Säure.
- Steinobst: Kann im Magen gären und Koliken verursachen. Die Kerne enthalten giftige Blausäure.
- Nachtschattengewächse: Enthalten Alkaloide, die das Nervensystem beeinträchtigen können.
- Kreuzblütlergewächse: Führen zu starken Blähungen und Koliken.
- Zwiebeln: Sind für Pferde giftig.
- Avocados: Sind sehr giftig und können zu Atemnot, Koliken und Tod führen.
- Rhabarber: Enthält Calciumoxalate, die Nierenversagen verursachen können.
- Schokolade: Enthält Theobromin, das für Pferde giftig ist.
- Brot und Backwaren: Können Verdauungsstörungen verursachen.
- Milchprodukte: Können Durchfall verursachen, da erwachsene Pferde keine Laktose verdauen können.
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