Honigschleudern: Ein umfassender Leitfaden zur Honigernte
Die Honigernte ist ein aufregender und lohnender Prozess für Imker. Es ist der Höhepunkt der harten Arbeit der Bienen während der Trachtzeit und bietet die Möglichkeit, den süßen Nektar zu ernten, den sie gesammelt haben. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Leitfaden zum Honigschleudern, von den Vorbereitungen vor der Ernte bis zur Lagerung des fertigen Produkts.
Vorbereitung auf die Honigernte
Bevor mit dem Honigschleudern begonnen werden kann, sind einige wichtige Vorbereitungen zu treffen. Diese Schritte tragen dazu bei, die Qualität des Honigs zu gewährleisten und die Gesundheit der Bienenvölker zu erhalten.
Gesundheit der Bienenvölker überprüfen: Es ist wichtig sicherzustellen, dass die Bienenvölker gesund und frei von Krankheiten oder Parasiten sind. Eine Krankheit oder ein Parasitenbefall kann den Honigertrag beeinträchtigen und die Gesundheit der Bienen gefährden.
Honigvorrat kontrollieren: Vor der Honigernte sollte sichergestellt werden, dass die Bienen genügend Honigvorräte für den Winter haben. Es sollte nur so viel Honig entnommen werden, wie von den Bienen nicht mehr benötigt wird, um den Winter zu überstehen. Genügend Honig muss in den Waben verbleiben, damit die Bienen ausreichend Nahrung für den Winter haben.
Werkzeuge reinigen: Bevor mit der Honigernte gestartet werden kann, sollte sichergestellt werden, dass die Werkzeuge und Geräte sauber und desinfiziert sind, um eine Kontamination des Honigs zu vermeiden.
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Überschüssigen Honig aus den Waben entfernen: Um sicherzustellen, dass der Honig von höchster Qualität ist, sollte überschüssiger Honig aus den Waben entfernt werden. Dadurch wird verhindert, dass überschüssiger Honig in den entnommenen Waben verbleibt, was zu einer Vermischung von altem und neuem Honig führen kann.
Waben auf Wachsmottenbefall überprüfen: Wachsmotten können Waben und Honigvorräte zerstören. Daher sollten die Waben sorgfältig auf Anzeichen von Wachsmottenbefall überprüft und das Problem gegebenenfalls vor der Honigernte behandelt werden.
Bienen beruhigen: Bevor mit der Honigernte begonnen werden kann, sollten die Bienen beruhigt werden, um Verletzungen zu vermeiden. Rauch oder spezielle Imker-Substanzen können verwendet werden, um die Bienen zu beruhigen.
Der Ablauf der Honigernte
Der Ablauf der Honigernte umfasst mehrere Schritte, die sorgfältige Planung und Ausführung erfordern.
1. Vorbereitung:
- Alle Arbeitsgeräte (Schleuder, Siebe, Behälter) und die Imkerkleidung müssen gründlich gereinigt werden, da bei der Honigernte strenge Hygienevorschriften gelten.
- Die Bienenvölker werden auf ihre Gesundheit überprüft und es wird sichergestellt, dass ausreichend Honig für die Bienen im Stock verbleibt, damit sie den Winter überstehen.
- Der richtige Erntezeitpunkt ist entscheidend: Der Honig muss reif sein, was sich an einem niedrigen Wassergehalt (meist unter 18%) und an verdeckelten Waben erkennen lässt. Zur Kontrolle kann ein Refraktometer oder eine Spritzprobe verwendet werden.
- Am Vortag der Ernte wird meist eine Bienenflucht eingesetzt, damit die Honigwaben am Erntetag möglichst bienenfrei sind.
2. Entnahme der Honigwaben:
- Die Honigwaben werden am besten am Morgen oder Vormittag entnommen, da dann weniger frischer Nektar in den Waben ist.
- Bienen, die noch auf den Waben sitzen, werden vorsichtig mit einem Bienenbesen oder einer Feder abgekehrt.
- Die bienenfreien Waben werden in eine Leerzarge oder eine verschließbare Box gehängt, um Räuberei zu verhindern.
3. Entdeckeln:
- Die Waben sind mit einer dünnen Wachsschicht (Deckel) verschlossen, die entfernt werden muss.
- Zum Entdeckeln werden spezielle Werkzeuge wie Entdeckelungsgabeln oder Wabenmesser verwendet.
- Die entdeckelten Waben werden direkt zur Weiterverarbeitung gebracht, um Qualitätsverluste zu vermeiden.
4. Schleudern:
- Die entdeckelten Waben werden senkrecht in die Honigschleuder gestellt.
- Zunächst wird mit niedriger Drehzahl begonnen, um ein Brechen der Waben zu verhindern; danach folgt eine höhere Drehzahl, um den Honig vollständig zu lösen.
- Durch die Zentrifugalkraft wird der Honig aus den Zellen an die Trommelwand geschleudert und läuft ab.
5. Sieben:
- Der Honig wird beim Ablaufen aus der Schleuder durch ein oder mehrere Siebe (meist Grob- und Feinsieb) gefiltert, um Wachsreste und andere Partikel zu entfernen.
- Anschließend ruht der Honig in einem luftdicht verschlossenen Behälter (Hobbock), damit Luftblasen und feine Schwebstoffe an die Oberfläche steigen können.
- Nach einigen Tagen wird der entstandene Schaum (bestehend aus Wachs- und Pollenresten) abgeschöpft.
6. Reifeprozess:
- Sobald der Hobbock voll ist, wird er luftdicht verschlossen. In den ersten Tagen bildet der Honig noch eine Art Schaumschicht, die aus Wachs und Pollenresten besteht. Diese wird mit einem Schaber entfernt.
- Der Honig ruht meist mehrere Wochen, bis der Kristallisationsprozess beginnt.
- Während dieser Zeit wird der Honig regelmäßig gerührt, um eine feine, cremige Konsistenz zu erhalten und grobe Kristalle zu vermeiden.
7. Abfüllen:
- Der Honig wird in saubere, lebensmittelechte Gläser oder Behälter abgefüllt.
- Die Behälter müssen frei von Keimen und Verunreinigungen sein.
- Der abgefüllte Honig ist nun lager- und verkaufsfertig.
8. Rückgabe der Waben:
- Die leeren, ausgeschleuderten Waben werden den Bienen zurückgegeben, damit sie diese reinigen und erneut mit Honig füllen können.
- Nach der Ernte beginnt die Vorbereitung der Bienenvölker auf den Winter, inklusive Fütterung.
Detaillierte Betrachtung einzelner Schritte
Entdeckeln der Waben
Das Entdeckeln der Waben ist ein wichtiger Schritt, um den Honig aus den Zellen freizulegen. Es gibt verschiedene Werkzeuge und Techniken, die verwendet werden können, um die Wachsdeckel zu entfernen.
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- Entdeckelungsgabel: Eine Entdeckelungsgabel ist ein einfaches Werkzeug mit Zinken, die verwendet werden, um die Wachsdeckel von den Waben zu kratzen. Es ist eine gute Option für kleine Imkereien oder für Imker, die eine manuelle Methode bevorzugen.
- Entdeckelungsmesser: Ein Entdeckelungsmesser ist ein scharfes Messer, das verwendet wird, um die Wachsdeckel von den Waben zu schneiden. Es kann beheizt werden, um das Schneiden zu erleichtern. Entdeckelungsmesser sind effizienter als Entdeckelungsgabeln, erfordern aber auch mehr Übung und Vorsicht.
- Entdeckelungsmaschine: Für Großbetriebe gibt es vollautomatische Entdeckelungsmaschinen, die die Rähmchen durchlaufen und fertig entdeckelt ausgeben.
Honigschleudern
Die Honigschleuder ist ein Gerät, das die Zentrifugalkraft nutzt, um den Honig aus den Waben zu extrahieren, ohne die Waben zu beschädigen. Es gibt verschiedene Arten von Honigschleudern, jede mit ihren eigenen Vor- und Nachteilen.
- Tangentialschleuder: Bei einer Tangentialhonigschleuder stehen die Wabenrähmchen tangential zum Schleuderkessel. Das bedeutet, die Öffnung einer Wabenseite zeigt zur Kesselwand. Sie eignet sich durch diesen Aufbau auch für größere Rähmchen und der Honig kann leicht aus den Waben in den Kessel fließen. Zudem sind Tangentialhonigschleudern in der Regel am preisgünstigsten und das Risiko eines Wabenbruchs ist sehr gering. Allerdings muss der Imker die Waben zwischendurch wenden, um den gesamten Honig aus beiden Seiten der Waben zu gewinnen.
- Radialschleuder: In einer Radialhonigschleuder stehen die Rähmchen vertikal zur Drehachse. Von oben betrachtet sieht die Anordnung so ähnlich aus wie die Speichen eines Rades. Die Waben sind also Seite an Seite kreisförmig angeordnet. Auf diese Weise kann der Honig durch die Zentrifugalkraft und die natürliche Neigung der Waben beidseitig herausfließen, ohne dass der Imker diese von Hand wenden muss. Bei einer Radialschleuder ist jedoch die Gefahr etwas größer, dass die Waben brechen.
- Selbstwendeschleuder: Bei einer Selbstwendeschleuder stehen die Rähmchen im Ruhezustand zunächst wie in einer Radialschleuder vertikal zur Achse. Während des Schleuderns drehen sich die Rähmchen dann automatisch nach links und rechts tangential zum Kessel. Das ermöglicht ein beidseitiges Ausschleudern des Honigs aus den Waben und der Imker muss dazu nicht manuell eingreifen.
Sieben und Lagern des Honigs
Nach dem Schleudern muss der Honig gesiebt werden, um Wachsreste und andere Partikel zu entfernen. Dies geschieht in der Regel mit einem oder mehreren Sieben unterschiedlicher Maschenweite. Anschließend wird der Honig in einem luftdichten Behälter (Hobbock) gelagert, damit Luftblasen und feine Schwebstoffe an die Oberfläche steigen können. Nach einigen Tagen wird der entstandene Schaum (bestehend aus Wachs- und Pollenresten) abgeschöpft.
Tipps für eine erfolgreiche Honigernte
- Hygiene: Achten Sie bei allen Schritten der Honigernte auf Sauberkeit und Hygiene. Dies trägt dazu bei, die Qualität des Honigs zu gewährleisten und das Risiko einer Kontamination zu minimieren.
- Reife des Honigs: Ernten Sie den Honig erst, wenn er reif ist. Reifer Honig hat einen niedrigen Wassergehalt und ist mit Wachsdeckeln verschlossen.
- Schleudertemperatur: Die Schleudertemperatur sollte nicht höher als die Temperatur im Bienenstock sein. Zu hohe Temperaturen können die Qualität des Honigs beeinträchtigen.
- Schonendes Schleudern: Schleudern Sie die Waben schonend, um Wabenbruch zu vermeiden. Beginnen Sie mit einer niedrigen Drehzahl und erhöhen Sie diese langsam.
- Lagerung: Lagern Sie den Honig an einem kühlen, trockenen und dunklen Ort. Dies trägt dazu bei, die Qualität und den Geschmack des Honigs zu erhalten.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Wann findet die Honigernte statt?
Der genaue Zeitpunkt der Honigernte hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie beispielsweise der regionalen Witterung und den Blütezeiten der Pflanzen in der Umgebung. In den meisten Fällen findet die Honigernte typischerweise im späten Frühling oder im Sommer statt.
Wie oft kann ich eine Honigernte durchführen?
In der Regel kann man einmal im Jahr eine Honigernte durchführen. Einige erfahrene Imker können unter bestimmten Bedingungen auch mehrere Honigernten pro Jahr durchführen.
Wie lagere ich den geernteten Honig am besten?
Lagern Sie den Honig an einem kühlen und trockenen Ort bei einer Temperatur zwischen 10 und 20 Grad Celsius. Bewahren Sie den Honig in einem luftdichten Behälter auf, um zu verhindern, dass Feuchtigkeit und Gerüche den Honig beeinträchtigen. Vermeiden Sie direkte Sonneneinstrahlung auf den Honig.
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Wie beeinflusst die Umgebung die Honigernte?
Die Umgebung kann einen erheblichen Einfluss auf die Honigernte haben. Faktoren wie Wetterbedingungen, Vegetation, Umweltverschmutzung und Bienenpopulation können die Honigernte beeinflussen.
Wie lange dauert der gesamte Prozess der Honigernte?
Der Prozess der Honigernte dauert in der Regel einige Tage, abhängig von der Anzahl der Bienenstöcke und der Menge des geernteten Honigs.
Warum ist die Fütterung der Bienen nach der Honigernte wichtig?
Im Winter ist der Zugang zu frischem Nektar und Pollen stark eingeschränkt. Eine Fütterung mit Zuckerwasser hilft, den Bienen ausreichend Nahrungsreserven zu geben, um die kalte Jahreszeit zu überstehen.
Was ist der Unterschied zwischen einer Frühjahrs- und einer Sommerernte?
Die Frühjahrsernte erfolgt meist nach der ersten Tracht und bringt einen leichteren, blumigeren Honig. Die Sommerernte erfolgt später im Jahr und bringt einen kräftigeren, dunkleren Honig.
Honigschleudern ohne Schleuder
Für Imker, die keine Honigschleuder besitzen, gibt es alternative Methoden zur Honigernte. Dazu gehören:
- Auspressen der Waben: Die Honigwaben können mit einer Honigpresse ausgepresst werden. Diese Methode ist jedoch weniger effizient als das Schleudern und kann die Waben beschädigen.
- Zerkleinern und Sieben der Waben: Die Waben können zerkleinert und anschließend durch ein Sieb gegeben werden, um den Honig zu gewinnen. Diese Methode ist ebenfalls weniger effizient als das Schleudern und kann zu einem höheren Wachsanteil im Honig führen.
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