Honig Schleudern für Anfänger: Eine detaillierte Anleitung

Das Schleudern von Honig ist ein entscheidender Schritt im Prozess der Honigernte und eine besondere Aufgabe für jeden Imker. Für Anfänger kann dieser Prozess jedoch einschüchternd wirken. Diese Anleitung bietet einen detaillierten Überblick über das Honigschleudern, von der Vorbereitung bis zur Lagerung, um sicherzustellen, dass Ihre erste Honigernte ein Erfolg wird.

Vorbereitung auf die Honigernte

Der richtige Zeitpunkt

Als Hobbyimker können Sie Honig 1-3 Mal pro Jahr ernten. Die erste Ernte, die Frühtracht, erfolgt in der Regel im Mai. Der ideale Zeitpunkt ist am Ende einer Massentracht, wenn der Honig reif ist.

Reife des Honigs prüfen

Der Wassergehalt ist das wichtigste Qualitätsmerkmal von Honig. Nach der deutschen Honigverordnung darf der Wassergehalt (mit wenigen Ausnahmen) höchstens 20 % betragen. Je höher und je weiter außen eine Wabe liegt, desto höher ist in der Regel der Wassergehalt.

Als Faustregel gilt: Honig ist reif, sobald ⅔ der Wabenfläche auf einem Rähmchen verdeckelt sind. Aber auch verdeckelter Honig kann noch zu feucht sein. Spritzt Honig aus den Wabenzellen auf die Beute, ist der Wassergehalt noch zu hoch. In diesem Fall hängen Sie die Waben wieder zurück ins Volk und warten 1-2 Wochen.

Hygiene ist das A und O

Auch wenn Sie keinen speziellen Schleuderraum haben, sollten Sie einige Hygieneaspekte beachten. Reinigen Sie die Schleuder, das Entdeckelungsgeschirr und die Entdeckelungsgabel bzw. das Entdeckelungsmesser gründlich mit fließendem Wasser.

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Die Honigernte vorbereiten

Bienen aus dem Honigraum entfernen

Um die Honigernte vorzubereiten, benötigen Sie eine Bienenflucht. Eine Bienenflucht ist eine Schleuse, die Bienen nur von oben nach unten passieren können. In die andere Richtung finden die Bienen die kleinen Eingänge nicht. Setzen Sie die Bienenflucht am Morgen oder frühen Vormittag unter die Honigräume. Im Frühjahr reichen 24 Stunden, damit fast alle Bienen aus den Honigräumen nach unten wandern. Lassen Sie die Bienenflucht jedoch nicht länger als 48 Stunden aufgesetzt.

Wichtig: Überprüfen Sie, ob Brut im Honigraum zu finden ist. Die Honigwaben sollten aus hygienischen Gründen immer unbebrütet sein.

Honigräume abnehmen

Nehmen Sie alle Honigräume einer Beute ab und stellen Sie sie zur Seite. Wenn Sie eine halbvolle Honigraumzarge haben, die noch nicht abgeerntet werden soll, setzen Sie diese jetzt auf den Brutraum (über das Absperrgitter).

Räuberei vermeiden

Achten Sie darauf, Räuberei zu vermeiden. Setzen Sie Rauch nur sehr sparsam ein und vermeiden Sie es, den Rauch direkt auf die Honigwaben zu geben. Entnehmen Sie zuerst eine Randwabe. Die Bienen sind dann mit Einbetteln beschäftigt und halten gleichzeitig die Wächterbienen am Eingang in Schach. Kehren Sie die Bienen in diesem Fall in den bereitgestellten Honigkübel. Ein Profi-Tipp: Besprühen Sie den Rand des Eimers leicht mit Wasser. Setzen Sie die entnommene Wabe in die bereitgestellte Leerzarge.

Hinweis: Seien Sie vorsichtig beim Transport im Auto, da der Honig sonst Feuchtigkeit anzieht.

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Das Entdeckeln der Honigwaben

Die Zellen der Honigwaben sind mit einem Wachsdeckel verschlossen, der vor dem Schleudern entfernt werden muss. Hierfür gibt es verschiedene Werkzeuge:

  • Entdeckelungsgabel: Mit der Entdeckelungsgabel arbeiten Sie von unten nach oben.
  • Entdeckelungsmesser: Erwärmen Sie das Messer vorher in heißem Wasser und trocknen Sie es anschließend ab.

Hinweis: Während der Honigernte dürfen keine anderen Tätigkeiten in dem Raum durchgeführt werden.

Das Schleudern des Honigs

Vorbereitung der Schleuder

Stellen Sie sicher, dass Ihre Honigschleuder sauber und bereit für den Einsatz ist. Bei einer geraden Anzahl an Waben in der Schleuder, setzen Sie möglichst immer gleich schwere Rähmchen gegenüber. Wenden Sie die Waben wieder zurück in die erste Position.

Der Schleudervorgang

Durch die Zentrifugalkraft wird der Honig herausgeschleudert und läuft durch Siebe in den Honigeimer. Der Honig läuft nun durch den Quetschhahn durch das Doppelsieb in den Honigeimer.

Hinweis: Bei jungen Waben kann es eher einmal zu Wabenbruch kommen. Daher macht es hier ggf. Sinn, die Schleuderdrehzahl zu reduzieren. Beginnen Sie mit geringer Drehzahl und steigern Sie diese langsam.

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Nach dem Schleudern

Honig filtern und lagern

Nach dem Schleudern sollte der Honig gefiltert werden, um Wachsreste und andere Verunreinigungen zu entfernen. Luftblasen und Teilchen wie Wachs oder Pollen steigen im Honig langsam nach oben und müssen später abgeschöpft werden. Lagern Sie vor allem schnell kristallisierenden Honig kühl. Im Allgemeinen muss Honig möglichst kühl gelagert werden.

Geräte reinigen

Reinigen Sie alle Geräte, die mit Honig und Wachs in Verbindung gekommen sind, gründlich. Die Bienen entfernen dabei verbliebene Honigreste. Durch das Ausschlecken wird die Hefenbildung in den Waben bei der Einlagerung im Winter reduziert.

Honig verfeinern

Honig rühren

Mit Ausnahme von Robinien- und reinem Waldhonig sollten alle Honige gerührt und manche auch geimpft werden. Bei einer Sättigung von mehr als 32g/100g Glucose (Traubenzucker) im Honig, setzt eine Kristallisation ein. Die Anfangskristalle bilden sich an kleinsten Teilen im Honig (Pollen, Wachs, Minerale und v.a. bereits bestehende Kristalle). Durch das Rühren werden die Kristalle gleichmäßig im Honig verteilt.

Honig impfen

Besorgen Sie sich fein cremigen Honig (Impfhonig). Hierfür eignet sich besonders ein feinkristalliner Frühtrachthonig. Entweder haben Sie einen selbst auf Lager oder Sie holen sich welchen von einem Imker aus der Region. Unter Umständen müssen Sie den Impfhonig in einem Wasserbad leicht anwärmen, um ihn fein cremig zu machen. Die Menge des Impfhonigs sollte 3-10% des Eimerinhaltes betragen. Rühren Sie den Honig bis eine einheitlich gefärbte Masse entsteht. Dies geschieht nach ca. 2 Minuten. Alternativ können Sie auch 10% vom Sortenhonig nehmen und diesen mit 3-10% Impfhonig impfen.

Lagerung und Reifung

Idealerweise sollte Honig bei 14-16 Grad Celsius gelagert werden. Für Hobby-Imker ist es meist schwer, einen solchen Lagerraum zu finden. Überprüfen Sie regelmäßig, ob Sie eine Trübung im Honig erkennen können. Füllen Sie sich ein Glas mit Honig ab. Rühren Sie immer von unten nach oben und von außen nach innen, da sich viele Kristalle an den Wänden des Behälters festsetzen. Wiederholen Sie das Rühren ca. 2x am Tag. Auch gerührter Honig kann manchmal im Glas noch fest werden.

Honigwaben verarbeiten

Honig aus Waben gewinnen

Nehmen Sie eine Wabe nach der anderen aus dem Lagerbehälter und untersuchen Sie die Waben gründlich auf aufsitzende Bienen oder Brutreste. Manchmal stecken auch einzelne Bienen in leeren Wabenzellen. Entfernen Sie ggf. vorhandene Bienen oder Brutreste. Anschließend wird die Wabe von der Trägerleiste geschnitten und in einem Honigeimer gesammelt. Dort werden die Waben dann sehr klein gehackt. Zerschneiden Sie die Waben zunächst mit einem langen, stabilen Messer in kleine Stückchen. Anschließend werden sie “zermatscht”. Dafür eignet sich der Honigrührer “auf und ab” sehr gut. Alternativ können Sie auch einen stabilen Haushaltsgegenstand verwenden.

Wachs und Honig trennen

Sammeln Sie die Trägerleisten in einem weiteren Eimer. Die “Honig-Wachs-Pampe” wird anschließend durch eine einfache Sieb-Konstruktion laufen gelassen, in der sich Wachs und Honig voneinander trennen. Dazu reicht die Schwerkraft. Kleine Mengen können einfach mit einem Durchschlag (für Nudeln) gesiebt werden. Nach einigen Stunden ist bereits der größere Teil des Honigs herausgelaufen. Spätestens nach drei Tagen sollte das Sieb abgebaut werden.

Siebvorgang beschleunigen

Wer keine Möglichkeit hat, das Tuch aufzuhängen, kann dazu z.B. einen Wäscheständer verwenden.

Erntegewicht und Ertrag

Eine volle Honigwabe wiegt ca. 2 kg. Bei den 12 Waben einer Bienenkiste liegt das Brutto-Erntegewicht bei etwa 25 kg, wenn der Honigraum ganz vollgetragen ist. Sie können dann mit einem Reinertrag von 20 kg gesiebten Honig rechnen. Es bleiben ca. weitere 3 kg Honig im Wachs hängen, die nicht geerntet werden können. Das Gewicht des Bienenwachses liegt bei ca. 2 kg.

Zusätzliche Tipps für Anfänger

Bienen schonend behandeln

Die Bienen werden mit einem speziellen Besen sanft von den Rähmchen gefegt. Die vollen Waben kommen dann in eine Transportkiste und in die Honigküche.

Honig kristallisiert

Der jeweilige Honig enthält verschiedene Zuckerarten, die u.a. dafür sorgen, dass der Honig schnell oder langsam kristallisiert. Frühtracht Honig kristallisiert innerhalb weniger Tage, Sommertracht Honig nach wenigen Wochen und Sommertracht mit Linde nach einigen Monaten. Ab Beginn des kristallisierens wird der Honig gerührt, damit er eine schöne cremige Konsistenz erhält.

Etikettenvorschriften

Für die Etiketten gibt es genaue Vorschriften.

Honig als Hausmittel

Viele Menschen nutzen den Honig bei Erkältungen und spüren eine Linderung bei Husten. Manche trinken den Honig in der warmen Milch, bevorzugt Sommertracht mit Linde, da er etwas herber, mit einem Minzgeschmack ist.

Abfüllen und Lagern

Im letzten Akt wird der flüssige oder cremig gerührte Honig (Sortenabhängig) in die Gläser gefüllt. Honig ist völlig unbehandelt und ein reines Naturprodukt. Deshalb dürfen Kinder ihn erst nach vollendetem 2. Lebensjahr essen.

Persönliche Planung und Ratschläge

Es ist verständlich, dass Anfänger sich durch die vielen unterschiedlichen Meinungen und Methoden verunsichert fühlen. Ein roter Faden ist hilfreich, um den Überblick zu behalten. Es ist ratsam, sich von erfahrenen Imkern beraten zu lassen und Kurse zu besuchen, um praktische Erfahrungen zu sammeln.

Transport der Honigwaben

Die Honigwaben lassen sich viel besser in den Honigzargen transportieren als in irgendwelchen lebensmitteltauglichen verschließbaren Kunststoffboxen. Sobald ein Rähmchen an das andere schrubbert, fließt die gelbe Suppe aus den Waben. Beim Transport in der Zarge passiert da nichts.

Wassergehalt messen

Der Wassergehalt am Donnerstag Abend ist für den Samstag schon fast uninteressant, da haben die Bienen viel zu viel Zeit, Unsinn anzustellen. Besser direkt beim Schleudern messen und evtl die Schleuderung abbrechen und die Waben nochmal aufsetzen zum nachtrocknen lassen.

Drehrichtungsänderung beim Schleudern

Drehrichtungsänderung bei Rad-/Radialschleuder ist Mumpitz: Sobald die Beschleunigungsphase beendet ist, die Schleuder mit konstanter Drehzahl läuft, wirkt die Zentrifugalkraft exakt senkrecht nach außen, also in die gleiche Richtung wie nach dem Richtungswechsel.

Leerzargen aufsetzen

Warum die leeren Honigzargen auf den Fütterer aufsetzten?

Entdeckelungswachs

Das Entdeckelungswachs sollte nach der Ernte aus dem Entdecklungsgeschirr in das Spitzsieb gegeben werden und dann über Nacht austropfen. Dieser Honig ist für den Imker bestimmt.

Reinigung der Schleuder

Die Schleuder sollte am Tag vor dem Schleudern mit Wasser ausgewischt (und trocknen gelassen) werden und dann nach dem Schleudern auch, kaltes/lauwarmes Wasser, damit sich Wachs nicht geschmolzen wird und als Wachsfilm in der Schleuder bleibt. Schleuder mit Wasser fluten und laufen lassen ist nicht nötig.

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