Honig ohne Zuckerfütterung: Unterschiede und Auswirkungen auf Bienengesundheit

Die Frage, ob und wie Honig als alleiniges Winterfutter für Bienen im Vergleich zur Zuckerfütterung geeignet ist, beschäftigt Imker seit langem. Moderne Literatur bietet hierzu wenig konkrete Anleitungen, insbesondere wenn es darum geht, wie man Bienenvölker im Spätsommer oder Herbst ausschließlich mit Honig anstelle von Zucker aufpäppeln kann. Dieser Artikel beleuchtet die Unterschiede zwischen Honig- und Zuckerfütterung und untersucht die Auswirkungen auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der Bienen.

Honig als alternatives Winterfutter

Die Idee, älteren Blütenhonig zur Einfütterung zu verwenden, ist grundsätzlich gut. Um Honig als Futter nutzbar zu machen, muss dieser zunächst verflüssigt und verdünnt werden. Kristallisierter Honig wird durch Erwärmung verflüssigt und anschließend mit Wasser vermischt, um eine Konsistenz ähnlich einer Zucker-Wasser-Lösung (3:2) oder handelsüblichem Sirup (ca. 30 % Wassergehalt) zu erreichen. Da Blütenhonig etwa 18 % Wasser enthält, sollte dieser auf etwa 30 % aufgemischt werden. Dies entspricht einem Mischungsverhältnis von etwa 1 kg Honig zu 250 ml Wasser. Durch die nochmalige Verarbeitung (Zuckerspaltung) durch die Bienen sinkt die Kristallisationsneigung.

Es gibt zwei Fütterungsmethoden:

  1. Honig ausstechen und in Futtergeschirre geben. Korkschwimmer oder ähnliches verhindern, dass die Bienen im Honig ertrinken, da sich der Honig durch die Belagerung der Bienen verflüssigen kann.
  2. Verflüssigten Honig in Futtertaschen oder Futtergläsern anbieten.

Es ist zu beachten, dass Honigfütterung immer mit einem erhöhten Risiko von Räuberei verbunden ist.

Die Bedeutung des Fettkörpers der Honigbiene

Der Fettkörper der Honigbiene spielt eine zentrale Rolle für ihre Gesundheit und Widerstandsfähigkeit. Er ist ein Multifunktionsorgan, das Energie speichert, Schadstoffe abbaut, Hormone und Abwehrstoffe bildet und Baustoffe für den Futtersaft bereitstellt. Ein optimal entwickelter Fettkörper ermöglicht es Bienen, bis zu 300 Tage zu leben.

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Eine ausreichende Eiweißversorgung ist entscheidend für die Entwicklung des Fettkörpers. Ein Ungleichgewicht zwischen Protein und Zucker in der Ernährung, wie es bei der Winterauffütterung mit Zucker auftreten kann, kann sogar zum Abbau des Fettkörpers führen, um den Proteinhaushalt auszugleichen.

Pollen als essenzieller Nahrungsbestandteil

Pollen ist die essentielle Eiweiß-Komponente in der Bienennahrung. Aus Pollen stellen die Ammenbienen den Futtersaft zur Versorgung der Bienenlarven her. Ohne Pollen keine Brut! Pollen müssen die Bienen vollständig in der Natur sammeln, denn er ist durch keinerlei menschliches Erzeugnis ersetzbar.

Miklos Sorfozo, Imker, Agraringenieur und Ökologe aus Ungarn, betont die Bedeutung der Pollenversorgung und beklagt den Verlust des Lebensraums der Honigbienen. Er entwickelte einen Pollenersatz, der den natürlichen Pollen möglichst genau nachahmt und eine gute Proteinversorgung der Bienen sicherstellt.

Bernhard Heuvel, Vizepräsident des Deutschen Berufs- und Erwerbsimker Bund, betont, dass Bienen in die Lage versetzt werden müssen, aus eigener Kraft mit Krankheiten, Parasiten, Schlechtwetterperioden und Hungerzeiten zurechtzukommen.

Eine zusätzliche Eiweißfütterung ist im zeitigen Frühjahr und in den Sommermonaten bei Trachtlücken sinnvoll. Fette Bienen hören im September auf zu brüten und beginnen ihre Winterpause, während zu dünne Bienen noch bis zu zwei Monate weiterbrüten, um ihren Fettkörper aufzubauen.

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Zuckerwasser vs. Nektar: Unterschiede in der Zusammensetzung

Nektar besteht hauptsächlich aus Wasser und Zuckerarten, die von den Bienen invertiert und mit Enzymen, Sekreten und Spurenelementen angereichert werden. Zuckerwasser hingegen enthält hauptsächlich Saccharose, die von den Bienen in Einfachzucker zerlegt wird.

Einige alternative "Experten" sehen Zuckerwasser als "ungesund" an, da es im Vergleich zu Nektar weniger Enzyme und Spurenelemente enthält. Nektar durchläuft viele kleine Honigmägen, wodurch er mit zusätzlichen Stoffen angereichert wird, während Zuckerwasser nur kurz getrocknet werden muss.

Es gibt etwa 40 verschiedene Zuckerarten, und das Zuckerspektrum von Nektar ist nicht dasselbe wie das von angerührtem Zuckerwasser. Nektar enthält immer auch kleine Mengen an Enzymen.

Die Umwandlung von Zuckerwasser durch Bienen

Bienen wandeln gefüttertes Zuckerwasser um, indem sie Saccharose in Einfachzucker zersetzen. Futtersirupvarianten enthalten im besten Fall 1/3 Saccharose und jeweils 1/3 Glukose und Fruktose und sind somit bereits teilweise vorgespalten. Honig enthält neben Enzymen noch Mineralien und Spurenelemente, die aus dem Nektar und den Bienen selbst stammen, sowie einen geringen Teil an Mehrfachzuckern und Aromastoffen.

Nektar ist der Siebröhrensaft der Pflanze, der den Stoffaustausch ermöglicht. Die Enzyme im Magen der Bienen spalten Saccharose überwiegend in Glukose und Fruktose. Nektar enthält meist keine/kaum Saccharose, da dies der Speicherzucker der Zuckerrübe ist.

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Die Vor- und Nachteile der Zuckerfütterung

Die einschlägigen Bieneninstitute empfehlen uneingeschränkt die Winterfütterung mit Zucker, da die Überwinterung auf natürlichen Futtervorräten die Bienen stärker belasten kann. Honig kann im Verdauungstrakt größere Mengen Rückstände hinterlassen als Zucker, was zu übervollen Kotblasen und Bienenschäden führen kann. Dieses Problem tritt vor allem bei späten Honigtau-Trachten auf. Einige Honigsorten können so fest auskristallisieren, dass sie für Bienen im Winter nicht verfügbar sind.

Die Erkenntnis, dass Bienen auf Futterzucker besser überwintern, ist überraschend, da Honig ein von Menschen geschätzter natürlicher Stoff ist. Honig variiert jedoch in Menge und Qualität je nach Tracht und von Jahr zu Jahr erheblich, was sich unterschiedlich auf die Überwinterung auswirken kann.

Die kontrollierte Gabe von standardisiertem Futter kann Schwankungen der natürlichen Honigmengen ausgleichen. In den Sommermonaten kommt es immer wieder zu Trachtmangel, wodurch Bienen ohne Fütterung keine Chance hätten, den Winter zu überstehen.

Die Form des Futterzuckers

Rübenzucker wird häufig verwendet, um mit Trinkwasser eine Zuckerlösung zum Füttern anzumischen. Es gibt auch fertigen Zuckersirup, der industriell aus Weizen- oder Maisstärke oder aus Rübenzucker hergestellt wird.

Pollenversorgung als Grundlage für die Bienengesundheit

Die kontinuierliche und artenreiche Pollenversorgung ist eine wichtige Grundlage für die Gesundheit der Bienenvölker. Der Lebensraum der Bienenvölker und das dortige Pollenangebot sind entscheidend. Zucker kann durch Fütterung leicht ergänzt werden, aber Pollen nicht.

Die Auswirkungen von Ersatzfutter auf die Bienengesundheit

Mirjanic et al. untersuchten die Auswirkungen verschiedener Futtermittel auf die Lebensdauer der Honigbienen. Sie fanden heraus, dass Honig keine negativen Auswirkungen auf die Darmgesundheit der Bienen hatte und diese bei Honigfütterung am längsten lebten. Der größte Schaden für die Epithelzellen im Darm und für die Lebensdauer der Bienen wurde durch "sauren" Invert-Zuckersirup verursacht.

Forscher der Universität in Illinois, USA, zeigten, dass sich die Aktivität von mehr als hundert Genen deutlich unterscheidet, wenn Bienen mit Honig, Saccharose- oder Fructosesirup gefüttert werden. Betroffen sind unter anderem Gene, die für den Eiweißstoffwechsel, die Weiterleitung von Signalen der Nervenbahnen und das Immunsystem zuständig sind. Honig enthält wichtige Bestandteile, die die Abwehrkräfte der Bienen verbessern.

Vásquez et al. (2012) fanden in den Honigmägen von wilden Honigbienen eine ähnliche Zusammensetzung von Milchsäurebakterien, die Bakterien wie das Faulbrut-Bakterium bekämpfen können. Sie vermuten, dass diese Milchsäurebakterien das fehlende Glied zum Verständnis der Honigbienenverluste darstellen könnten.

Die Forschergruppe vermutet, dass den Zuchttieren der natürliche Schutz durch die Milchsäurebakterien fehlt. Die Ursache könnten die Antibiotika-Gaben (USA) sowie die Fütterung mit synthetischem Zucker (USA/Europa) sein, die zu einer Abwehrschwäche der Honigbienen führen können.

Pollen stellt die Hauptquelle von Proteinen, Aminosäuren, Fetten, Stärke, Sterolen, Vitaminen und Mineralien dar und ist von daher ein Hauptfaktor für die Langlebigkeit der einzelnen Bienen. Fehlt der Pollen, bricht die Brutaufzucht ein.

Di Pasquale et al. (2013) haben sich ausführlich mit der Frage beschäftigt, ob die Faktoren „Qualität von Pollen verschiedener Pflanzenarten“ und Diversität von Pollen Einfluss auf die Gesundheit der Honigbienen haben. Pollen unterschiedlicher Pflanzenarten haben signifikante Effekte auf die Physiologie der Ammenbienen. Die Qualität des Pollens beeinflusst die Robustheit der Bienen gegenüber Krankheitserregern.

DeGrandi-Hoffmann et al. (2010) haben den Zusammenhang „Protein aus Pollen“ und „Aktivität des Immunsystems“ beleuchtet. Die Fütterung von Pollen scheint den Titer des Flügeldeformationsvirus (DWV) zu beeinflussen.

Soziale Immunität und Selbstmedikation

Die Gensequenzierung der Honigbiene zeigte, dass die Honigbiene im Vergleich zu anderen Insekten ein kleineres Genset für Immunreaktionen aufweist. Sie haben Mechanismen auf der Ebene der Einzelbiene (Individuelle Immunität) wie auch auf der Ebene des Bienenvolkes (Soziale Immunität) ausgebildet. Dazu gehören das Hygienische Verhalten, das Sammeln von Propolis und das Sammeln von Nektar verschiedener Pflanzen.

Erler et al. (2014) erforschten die Hypothese, nach der der Honig auch für die Bienen selbst eine Hausapotheke zur Bekämpfung von Viren, Bakterien, Pilzen und anderen Pathogenen darstellen könnte. Sie verglichen verschiedene Honige auf die Fähigkeit, das Wachstum der Bakterien der Amerikanischen (AFB) sowie der Europäischen (EFB) Faulbrut zu verhindern. Sie zeigten, dass verschiedene Pflanzen ganz verschiedene antibakterielle Substanzen zur Verfügung stellen.

Im Laufe eines Jahres sammeln die Honigbienen verschiedenste Nektare und verstauen diese als Honig im Honigkranz. Auf diese Weise steht ihnen eine große Bandbreite von unterschiedlichsten „Arzneien“ für die Aufrechterhaltung ihrer Gesundheit zur Verfügung, die sie wahrscheinlich je nach Krankheitskeimen zur Fütterung aussuchen.

Die hannoversche Imkertradition

Früher fütterten die hannoverschen Imker ihre Bienen ausschließlich mit reinem Honig und vermieden Mehl, Stärkezucker, Ei oder Milch.

Die Demeter-Imkerei Fischermühle

In der Demeter Imkerei Fischermühle dürfen einige Bienenvölker auf ihrem eigenen Honig überwintern. Die anderen Völker werden nach der Honigernte mit Demeter-Futter gefüttert, das aus Demeter-Rüben- oder Demeter-Rohr-Zucker, eigenem Demeter-Honig, Wasser, Kamillentee und Salz besteht.

Die Auswirkungen von Zuckerfütterung auf die Genexpression

Wheeler und Robinson (2014) untersuchten den Einfluss von Honig, HFCS (Maissirup) und Rübenzucker auf die Genexpression im Fettköper von Bienen. Im Fettkörper von Bienen, die mit Honig gefüttert wurden, waren über 100 Gene mehr aktiviert als bei denjenigen, die nur HFCS erhielten. Im Vergleich mit Rübenzucker gefütterten waren es sogar mehr als 220 Gene. Durch die „chemisch reinen“ Sirup- oder Zuckerlösungen wurde also eine grosse Zahl von Genen stillgelegt.

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