Honig aus dem Glas: Ein umfassender Leitfaden
Honig ist ein Naturprodukt mit einer langen Geschichte. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Aspekte von Honig, von seiner Herstellung und Qualitätssicherung bis hin zu Tipps für den Kauf und die Unterstützung lokaler Imker.
Die Geschichte des "Echten Deutschen Honigs"
Vor fast einem Jahrhundert, im Jahr 1925, wurde die Kollektivmarke "Echter Deutscher Honig" (EDH) ins Leben gerufen. Der Deutsche Imkerbund (D.I.B.) ist seitdem Inhaber der Markenrechte. Die Einführung der Marke im Nachkriegsdeutschland diente dazu, den deutschen Honigmarkt zu schützen und ihn klar von Kunsthonigen aus dem Ausland und Auslandshonigen mit falschen Herkunftsangaben abzugrenzen.
Die Idee für das sogenannte "Einheitsglas" wurde 1925 konkret umgesetzt. Nachdem ein Preisausschreiben für das Logo nicht den gewünschten Erfolg brachte, wurden vermutlich Entwürfe eines nicht genannten Künstlers verwendet. Nach leichten Veränderungen in den 50er und 70er Jahren (RAL-Gütezeichen der CMA) wurde der Gewährverschluss 1994/1995, zum 70. Jahrestag der Einführung des Einheitsglases, grundlegend überarbeitet.
Ziel war es, "die jüngere Generation zum Verzehr von deutschem Honig zu gewinnen", da der "alte Gewährverschluss" als "etwas abstoßend" empfunden wurde. Damals wurde der Adler nach umfangreichen Verbraucherumfragen durch Elemente aus der Natur ersetzt: Ein Bienenkorb mit zwei Blüten und ein stilisierter Mischwald zieren nun das Glas der Verbandsmarke in den Farben Grün, Gold und Weiß.
Im Juli 2010 entschied sich das erweiterte Präsidium des D.I.B. für die Gestaltung des Gewährverschlusses in der Form, wie er auch aktuell verwendet wird. Gründe für eine Neugestaltung waren vorausgegangene Verbraucherumfragen und Befragungen bei den Mitgliedsverbänden. Es sind drei Blüten auf dem Logo zu sehen und die Farben wirken heller und moderner. Das RAL-Gütezeichen wurde aufgrund der Auflösung der CMA nicht mehr verwendet, stattdessen wurde der Aufdruck „Spitzenqualität vom Imker“ eingeführt.
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Qualitätssicherung beim "Echten Deutschen Honig"
Echter Deutscher Honig unterliegt einer nachhaltigen Qualitätssicherung: Es finden stichprobenartig unabhängige Kontrollen nach einem bundesweit einheitlichen Standard statt. Die festgelegten Qualitätsmerkmale müssen strengeren als in der Honigverordnung gesetzlich festgeschriebenen Anforderungen entsprechen.
Die Bedeutung der Honigbienen
Honigbienen sind die einzigen Blütenbestäuber, die als Staat überwintern. Sie sind im Frühjahr daher die ersten blütenbestäubenden Insekten, die in großer Zahl ausfliegen. Die Bienen bestäuben auf ihren Flügen zahlreiche Obst- und andere Nutzpflanzen in unserer Umgebung, was deren Erträge und Qualitätsmerkmale wie Gewicht, Gestalt, Zucker-Säure-Gehalt, Keimkraft, Fruchtbarkeit und Lagerfähigkeit deutlich steigert. Außerdem werden zahlreiche Wildpflanzen von Bienen bestäubt.
Unsere Honigbienen sind von Frühjahr bis Herbst auf ein möglichst durchgängiges Blütenangebot angewiesen. Mit einer bienenfreundlichen Gestaltung unserer Balkone, Terrassen und Gärten können wir alle für die Honigbienen, aber auch für andere blütenbestäubende Insekten wie z. B. Wildbienen und Schmetterlinge etwas tun.
Der Deutsche Imkerbund setzt sich für Natur- und Artenschutz ein und vertritt über seine Mitgliedsverbände derzeit ca. 138.000 Imker mit rund 900.000 Bienenvölkern. Hinter jedem Glas Imkerhonig stehen engagierte Bienenhalter*innen, regionale Blütenlandschaften und viel Handarbeit. Im Gegensatz zu industriell hergestellten Honigen bewahrt Imkerhonig den ursprünglichen Charakter und die Aromen des Bienenstocks. Die handwerkliche Verarbeitung, die regionale Herkunft und der Respekt vor den Bienen machen Imkerhonig zu einem besonderen Genuss.
Die Herstellung von Imkerhonig
Imker*innen verbringen viel Zeit mit ihren Völkern: Sie kontrollieren den Zustand der Bienen, achten auf Krankheitsprävention, stellen Trachtplätze bereit und sorgen dafür, dass die Tiere ausreichend Nahrung finden. Diese Arbeit ist in der Regel saisonal geprägt - von der Frühjahrsblüte bis zum spätsommerlichen Waldhonig. Das Wissen über Bienenhaltung wird häufig über Generationen weitergegeben und mit modernen Erkenntnissen kombiniert. Dadurch entsteht eine Kombination aus Tradition und Innovation.
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Schonende Ernte und Verarbeitung
Die Honigernte ist ein sensibler Prozess. Imkerinnen und Imker warten, bis der Honig reif ist und die Bienen die Waben mit einer Wachsschicht verdeckelt haben. Anschließend werden die Waben entnommen, der Honig wird durch Schleudern gewonnen und nur grob gesiebt. Der Verzicht auf Filtration und Erhitzung unterscheidet Imkerhonig von industriellen Produkten: Der natürliche Pollenanteil bleibt erhalten, ebenso Enzyme und Aromastoffe. Falls eine kurzfristige Erwärmung nötig ist, liegt die Temperatur unter 36 °C. So bleibt der Honig roh und naturbelassen.
Regionale Blütenvielfalt und Terroir
Jeder Standort hat seine eigenen Trachtpflanzen: Obstbäume, Rapsfelder, Robinien, Linden, Kastanien oder Waldblüten. Imkerhonig spiegelt diese regionale Blütenvielfalt wider. Das macht ihn nicht nur geschmacklich einzigartig, sondern fördert auch die Biodiversität. Indem Imker*innen mit ihren Völkern wandern oder Standorte wechseln, können sie unterschiedliche Sorten erzeugen - vom cremigen Frühtracht‑Honig bis zum dunklen Waldhonig.
Wie bei Wein spielt das Terroir - die Kombination aus Boden, Klima und Vegetation - eine wichtige Rolle für den Geschmack. Honig aus sandigen Regionen schmeckt anders als Honig von kalkhaltigen Böden; Waldhonig enthält andere Mineralstoffe als Blütenhonig. Diese Unterschiede lassen sich nur erleben, wenn der Honig nicht durch Mischen verfälscht wird. Imkerhonig erlaubt dir somit eine kulinarische Reise durch verschiedene Landschaften.
Warum Imkerhonig kaufen?
Der Kauf von Imkerhonig ist eine direkte Unterstützung für Bienenhalter*innen. Diese kleinen Betriebe erhalten durch den Verkauf ihrer Produkte ein Einkommen, das ihnen ermöglicht, ihre Völker gut zu versorgen, in Bienenweiden zu investieren und Wissen weiterzugeben. Gerade in Zeiten, in denen Honigimporte und Billigangebote den Markt überschwemmen, ist dies ein wichtiges Zeichen für Wertschätzung regionaler Handwerksarbeit.
Lokale Imkereien arbeiten oft nachhaltiger als Großproduzenten. Sie verzichten auf chemische Pestizide, nutzen organische Säuren zur Varroa‑Behandlung und legen Blühflächen für ihre Bienen an. Die Pflege der Landschaft und das Angebot vielfältiger Trachtquellen tragen zur Gesundheit der Bienenvölker bei. Mit dem Kauf von Imkerhonig unterstützt du die ökologische Landwirtschaft und förderst Biodiversität.
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Imkerhonig bietet eine Geschmacksvielfalt, die du in standardisierten Mischungen nicht findest. Ob Akazienhonig, Lindenblütenhonig, Waldhonig oder Sorten mit Haselnüssen - jedes Glas erzählt die Geschichte einer bestimmten Jahreszeit und Region. Wer Freude am Entdecken hat, kann bei Imkern verschiedene Sorten probieren und seinen persönlichen Favoriten finden.
Tipps zum Kauf von Imkerhonig
- Etikett lesen: Achte auf Angaben zur Region, zur Tracht und zur Imkerei.
- Preis und Transparenz: Guter Honig hat seinen Preis. Bei extrem billigen Angeboten solltest du misstrauisch sein.
- Direktbezug: Kaufe möglichst direkt bei Imker*innen, auf Wochenmärkten oder im Hofladen.
- Konsistenz beachten: Honig kristallisiert mit der Zeit. Das ist normal und ein Zeichen für die Naturbelassenheit. Bei Bedarf kannst du den Honig in einem warmen Wasserbad schonend verflüssigen.
Rechtliche Aspekte und Kennzeichnung von Honig
Wer Honig verkauft, braucht ein Etikett. Einige Informationen auf dem Honig-Etikett sind gesetzlich vorgeschrieben. Bezeichnungen wie „kalt geschleudert“ sind dagegen nicht erlaubt.
Notwendige Angaben auf dem Honig-Etikett
- Verkehrsbezeichnung: „Honig“ reicht als Angabe. Besser ist die präzise Sortenangabe wie Blütenhonig oder Waldhonig. Bei über 60% Nektaranteil einer Pflanze gilt der Honig als Sortenhonig.
- Ursprungsland: Die Bezeichnung „Deutscher Honig“ wie auf dem DIB-Etikett genügt. Region oder Stadt können auch genannt werden. Diese dürfen die Landes-Angabe aber nicht ersetzen.
- Name und Anschrift: Die Adresse, um Kontakt zum Imker oder Händler aufzunehmen.
- Gewicht: Zur Ermittlung des Gewichts ist eine geeichte Waage notwendig. Für die Lesbarkeit ist die Mindestgröße der Schrift vorgeschrieben.
- Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD): Wichtig ist die komplette Formulierung „Mindestens haltbar bis…“. Auf dem Honig-Etikett muss nicht das exakte Datum genannt werden, „Ende Januar 2021“ genügt. Als Imker kann man das MHD selbst bestimmen. Der D.I.B. empfiehlt eine Angabe von zwei Jahren.
- Loskennzeichnung: Dies ist eine Chargennummer zur Rückverfolgung. Bei einem tagesgenauen MHD kann die Nummer entfallen.
- Hinweis zur Aufbewahrung: Der empfohlene Wortlaut lautet hier „Trocken und vor Wärme geschützt lagern!“.
Weitere Hinweise zur Kennzeichnung
- Adjektive wie „echt“ oder „naturbelassen“ gelten ohnehin für jeden Honig. Die Honigverordnung gibt nämlich vor, dass dem Honig nichts beigemischt werden darf. Echtheit und Naturbelassenheit sind also selbstverständlich. Werbung mit Selbstverständlichkeiten gelten als Täuschung.
- Der Begriff „Echter Deutscher Honig“ des D.I.B. ist hingegen erlaubt. Der Slogan ist allerdings ein rechtlich geschützter Begriff. Er darf nur auf dem D.I.B.-Gewährverschluss verwendet werden. Zusätze wie „Auslese“ oder „Premium“ sind erlaubt.
- Der Zusatz „kalt geschleudert“ ist nicht zulässig, da Verbraucher denken könnten, es gäbe Imker, die ihren Honig warm schleudern. Das ist allerdings schon technisch nicht möglich: Die Waben werden bei Wärme instabil und würden beim Schleudern kaputtgehen.
- Eine Ausnahme ist der Begriff “Bienenhonig”. Laut Honigverordnung kann Honig nur von Honigbienen produziert werden.
- Honig bildet eine Ausnahme in der Nährwertkennzeichnung. Er braucht deshalb keine Nährwerttabelle. Dies gilt gemäß der EU-Lebensmittel-Informationsverordnung LMIV für alle unverarbeiteten Erzeugnisse, die nur aus einer Zutat bestehen. Aus diesem Grund brauchen Honig-Etiketten auch keine Zutatenliste. Gesundheitsbezogenen Aussagen wie Informationen zu Allergien sind ebenfalls nicht notwendig.
- Es ist nicht erlaubt gesundheitsbezogene Werbung für den Honig zu machen (z.B. "Honig stärkt die Abwehrkräfte").
Honigsorten und ihre Besonderheiten
Die Vielfalt der Honigsorten ist groß und jede Sorte hat ihre eigenen charakteristischen Eigenschaften. Hier einige Beispiele:
- Sommertrachthonig: Dieser Honig wird von den Bienen im Sommer von spätblühenden Pflanzen wie Linde oder Phacelia eingetragen. Er schmeckt natürlich süß und leicht malzig, da er Anteile vom dunklen, malzig schmeckenden Tauhonig des Waldes besitzt.
- Heidehonig: Dieser köstlich würzige Honig wird auch „König des Honigs“ genannt. Er hat ein volles Aroma und eine geleeartige Struktur. Guter Heidehonig ist so steif, dass man das Glas kopfüber halten kann, ohne dass der Honig ausläuft.
Honig richtig lagern
Bei mittelfristiger oder längerer Lagerung kandiert Honig; ein natürlicher Prozess und Merkmal seiner Naturbelassenheit. Honig, der schon lange lagert, kann sich in zwei Schichten trennen. Unten bildet sich eine feste Schicht, oben eine flüssige. Dies nennt man Entmischung oder Phasentrennung. Wer im Küchenschrank ein Glas entmischten Honig entdeckt, kann ihn trotzdem noch essen.
Honig trennt sich, wenn er zu lange und zu warm gelagert wurde. Eine konstante Temperatur unter 15°C ist ideal für den Honig. Größere Mengen also am besten im kühlen Keller lagern. Außerdem entmischt sich der Honig schneller, wenn Luftfeuchtigkeit hinzu kommt, etwa wenn das Glas oder der Hobbock nicht wirklich dicht verschlossen sind.
Wenn der Honig im Glas lediglich eine dünne weiße Schicht bildet, die wie Zuckerschaum aussieht, ist dies meist nur Luft. Dies mindert aber keineswegs die Qualität des Honigs.
Honigfälschungen erkennen
Ein Glas Honig für einen Verkaufspreis von knapp zwei Euro herzustellen ist nahezu unmöglich, auch außerhalb der EU. Doch die Fälschungen, wie zum Beispiel der mit Zuckersirup gestreckte Honig oder der mit falsch angegebenen Herkunftsländern, sind mittlerweile so gut, dass sie auch im Labor nur schwer nachzuweisen sind.
Eine Studie aus Estland hat gezeigt, dass viele Honigproben gestreckt waren und wenig bis gar keine Honigbienen-DNA enthielten. Regionalen Honig zu kaufen, nutzt allen und unterstützt die Imkerinnen und Imker und deren Bienen.
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