Dubai-Schokolade: Vom Hype zum Verkaufsverbot – Gründe und Kontroversen

Die Dubai-Schokolade erlebte in den sozialen Netzwerken einen beispiellosen Hype, der sich schnell in den Supermärkten und Discountern widerspiegelte. Videos mit Aussagen wie "Es sieht so lecker aus, oh mein Gott!" oder "Wer das nicht probiert - ihr macht was falsch" verbreiteten sich rasant und befeuerten die Nachfrage. Doch die Euphorie wich schnell Ernüchterung, begleitet von Negativschlagzeilen, Rechtsstreitigkeiten und Warnungen vor Gesundheitsrisiken. Dieser Artikel beleuchtet die Gründe für den rapiden Aufstieg und Fall der Dubai-Schokolade, von der exklusiven Delikatesse zum potenziell gesundheitsschädlichen Tankstellen-Mitbringsel.

Der kometenhafte Aufstieg der Dubai-Schokolade

Im Herbst letzten Jahres sprangen Supermärkte und Discounter auf den Trend auf und boten eigene Versionen der Dubai-Schokolade an. Sogar der renommierte Schokoladenhersteller Lindt lancierte Mitte November eine eigene Variante für rund 15 Euro pro Tafel, was zu langen Schlangen vor den Filialen führte. Der Hype erreichte seinen Höhepunkt, doch bereits kurze Zeit später zeichneten sich erste Anzeichen für ein Abebben ab.

Ernüchterung und sinkende Kaufbereitschaft

Das Augsburger Institut für Generationenforschung ermittelte in einer Trendstudie, dass 60 Prozent der Befragten keine Dubai-Schokolade mehr kaufen wollten. Markensoziologe Oliver Errichiello beobachtete, dass die Schokolade inzwischen an jeder Tankstelle angeboten wurde. Er erklärte den Hype mit einem konsumpsychologischen Hintergrund: "Wir sind erst einmal neugierig", doch diese Neugierde ebbe schnell wieder ab.

Rechtliche Auseinandersetzungen und irreführende Werbung

Bereits Ende letzten Jahres brachen die ersten Rechtsstreitigkeiten über die sogenannte Dubai-Schokolade aus. Der Schokoladenhersteller Wilmers mahnte im Dezember 2024 Lindt ab, da das Unternehmen mit dem Verkauf seiner Dubai-Schokolade gegen das Markenrecht verstoßen habe. Der Grund: Die Schokolade wurde entgegen ihrer Bezeichnung nicht in Dubai produziert. Wilmers ging auch gegen weitere Vertreiber der Dubai-Schokolade vor, darunter Lidl und Aldi.

Das Landgericht Köln entschied zugunsten von Wilmers (LG Köln vom 06.01.2025, Az. 33 O 544/24) und untersagte Aldi den Verkauf seiner Dubai-Schokolade. Zwar war auf der Verpackungsrückseite angegeben, dass die Schokolade in der Türkei produziert wurde, dennoch trug sie die Bezeichnung „Alyan Dubai Handmade Chocolate“. Diese Formulierung könne den Verbraucher zu der Annahme verleiten, dass die Schokolade tatsächlich in Dubai hergestellt wurde. Damit verstieß Aldi gegen das Verbot irreführender Werbung.

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Überraschenderweise entschied das LG Frankfurt (Az. 2-06 O 18/25) im Fall von Lidl anders. Obwohl auch Lidls Produkt die Bezeichnung „Dubai“ enthielt, sah das Gericht darin keine irreführende Werbung und somit keinen Verstoß gegen § 127 Markengesetz (MarkenG). Der Begriff habe sich inzwischen zu einer Gattungsbezeichnung gewandelt. Verbraucher würden daher nicht mehr automatisch davon ausgehen, dass es sich um eine in Dubai hergestellte Süßware handelt.

Die unterschiedlichen Entscheidungen der Gerichte zeigen, dass die Frage, ob es sich um irreführende Werbung handelt oder nicht, oft auf einem schmalen Grat verläuft. Im Aldi-Fall legte das Gericht Wert darauf, dass die Bezeichnung "Dubai Handmade Chocolate" den Eindruck erwecke, die Schokolade stamme tatsächlich aus Dubai. Im Gegensatz dazu argumentierte das LG Frankfurt im Fall von Lidl, dass der Begriff "Dubai" inzwischen als Gattungsbezeichnung für eine bestimmte Art von Schokolade wahrgenommen werde.

Gesundheitsrisiken und Qualitätsmängel

Ein weiterer Faktor, der zum Rückgang des Interesses an der Dubai-Schokolade beitrug, waren Warnungen vor Gesundheitsrisiken und Qualitätsmängeln. Einige Hersteller hatten die Zutaten auf den Packungen nicht vollumfänglich angegeben, was insbesondere für Allergiker problematisch war. In anderen Fällen wurde statt der deklarierten Kakaobutter Palmöl verwendet.

Das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt Stuttgart (CVUA) veröffentlichte im Dezember 2024 einen Bericht, der ein kritisches Licht auf importierte Dubai-Schokolade warf. Acht Proben - darunter fünf aus den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) und drei aus der Türkei - wurden untersucht. Das Ergebnis war erschreckend:

  • Gefährliche Kontaminanten: Hohe Mengen an 3-MCPD- und Glycidylfettsäureester, die als „wahrscheinlich krebserregend“ gelten, wurden in Proben aus den VAE nachgewiesen.
  • Versteckte Zutaten: In türkischen Proben wurde nicht deklarierter Sesam gefunden, der für Allergiker gefährlich sein kann.
  • Ersatzstoffe statt echter Schokolade: Fremdfette wie Palmöl und künstliche Farbstoffe täuschen hochwertige Zutaten vor.

Verbraucherschützer warnten daher vor dem Verzehr und stuften fünf der acht getesteten Proben als „nicht zum Verzehr geeignet“ ein. Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg wies zudem auf das Risiko einer Belastung durch Salmonellen oder Mykotoxine hin, die von Schimmelpilzen produziert werden und sehr gefährlich für Menschen sind.

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Das Ende eines Hypes?

Markensoziologe Oliver Errichiello meint, dass die Negativschlagzeilen und Qualitätsmängel den "letzten Todesstoß" für einen Trend darstellen, der ohnehin bereits am Auslaufen war. Der Hersteller Lindt hat den Preis mittlerweile um ein Drittel reduziert, und vereinzelt gibt es noch Dubai-Schokoladen in Supermärkten und Discountern zu kaufen.

Die Rezeptur als entscheidender Faktor

Der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie sieht die Bezeichnung „Dubai-Schokolade“ jedoch nicht als Herkunftsnachweis, sondern als Beschreibung einer besonderen Rezeptur der Schokoladenfüllung. Das bedeutet: Dubai-Schokolade darf überall auf der Welt hergestellt werden - egal ob in Dubai, der Türkei oder Deutschland.

Diese Auffassung wird auch von einigen Gerichten geteilt, die den Begriff "Dubai-Schokolade" als Gattungsbezeichnung für eine Schokolade mit Pistaziencreme und Kadayif (sogenanntes Engelshaar) ansehen.

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