Dubai-Schokolade: Vom Hype in den Supermarkt – und die Schattenseiten des Trends

Die Dubai-Schokolade hat in den letzten Monaten für Furore gesorgt. Was als süßer Hype in den sozialen Medien begann, fand schnell seinen Weg in die Regale deutscher Supermärkte, darunter auch bei Discountern wie Aldi Süd und Lidl. Doch der rasante Aufstieg der Dubai-Schokolade brachte auch einige Schattenseiten mit sich, von rechtlichen Problemen über Qualitätsbedenken bis hin zu einem bereits abflauenden Trend.

Der Ursprung des Hypes: Social Media und innovative Schokoladenkreationen

Vor etwas mehr als drei Jahren brachte Sarah Hamouda (38) die Dubai-Schokolade in Dubai auf den Markt und löste damit einen Hype aus, der dank Social Media schnell auch Deutschland eroberte. Der Ursprung des Trends liegt in den innovativen und edlen Schokoladenkreationen von Fix Dessert Chocolatier, einer Marke, die für ihre außergewöhnlichen Geschmackskombinationen bekannt ist. Die Dubai-Schokolade zeichnet sich durch ihre zartschmelzende Hülle aus dunkler, Vollmilch- oder weißer Schokolade aus, die einen überraschenden Kern umschließt. Dieser Kern besteht aus einer Mischung von Pistaziencreme und feinen türkischen Teigfäden, auch bekannt als Engelshaar oder Kadayif. Kadayif ist eine süße Spezialität, die ihren Ursprung in der Balkan- und Orient-Region hat und traditionell aus feinen Teigfäden mit einer Füllung aus Mandeln oder Walnüssen und Zuckersirup zubereitet wird.

Besonders diese Füllung hat sich als geschmacklicher Volltreffer erwiesen und dafür gesorgt, dass die Schokolade in den sozialen Medien viral ging. Influencer und Food-Blogger lobten die Süßigkeit in den höchsten Tönen, was zu einer immensen Nachfrage führte. Im November 2024 erreichte die Bekanntheit der Schokoladenkreation neue Höhen, als ein Mann verhaftet wurde, weil er 45 kg davon nach Deutschland schmuggeln wollte. Kurz darauf biss Markus Söder auf Instagram genüsslich in ein Stück der Schokolade und die Nachfrage stieg weiter an.

Dubai-Schokolade im Supermarkt: Strategien und Preise

Angesichts des viralen Hypes ist es kein Wunder, dass die Dubai-Schokolade nun auch in deutschen Supermärkten Einzug hält. Lidl brachte Mitte Dezember seine Dubai-Schokolade der Eigenmarke Deluxe in zwei Varianten (Vollmilch und Zartbitter) auf den Markt und bot damit ein "begehrtes" Produkt zum günstigen Lidl-Preis. Um die Vorfreude auf die Dubai-Schokolade zu erhöhen, veranstaltete der Discounter sogar ein Event in einer Berliner Filiale, bei dem 500 Schokoladentafeln der Eigenmarke Fin Carré an Kunden verschenkt wurden, wobei eine Tafel Dubai-Schokolade enthielt, deren Finder zusätzlich einen Lidl-Einkaufsgutschein im Wert von 250 Euro erhielt.

Für Supermärkte bietet die Dubai-Schokolade eine hervorragende Gelegenheit, vom aktuellen Trend zu profitieren und gleichzeitig den Kunden ein außergewöhnliches Produkt zu bieten. Smarte Händler nutzen den Trend auf verschiedene Weisen, beispielsweise durch strategische Platzierung im Bereich der Premium-Süßwaren oder an Aktionsflächen, gezielte Promotionen in Form von In-Store-Werbung und Social Media-Aktionen sowie die Erweiterung des Sortiments um weitere exotische oder trendige Schokoladenkreationen. Food-Influencer wie "Kikis Kitchen" haben sogar ihre eigene Version kreiert und verkaufen sie online und in Supermärkten, darunter einige selbstständige Rewe-Händler.

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Der Preis für die Dubai-Schokolade in deutschen Supermärkten variiert je nach Hersteller und Händler. Teilweise werden Preise von 8 Euro, 15 Euro und mehr pro Tafel aufgerufen. Ein Spar in Wien bietet eine Variante für 3,49 Euro an. Angesichts des Preises machen sich Kunden die Schokolade gerne auch selbst, was zuweilen sogar zu Engpässen bei Pistaziencreme in Supermärkten geführt hat.

Rechtliche Probleme und Qualitätsbedenken: Die Schattenseiten des Hypes

Die rasante Verbreitung des Trends brachte jedoch auch einige rechtliche Probleme und Qualitätsbedenken mit sich. Aktuell darf Aldi Süd eine bestimmte Schokolade, die als "Dubai-Schokolade" vermarktet wurde, gemäß einem Beschluss des Kölner Landgerichts (Az. 33 O 544/24) nicht mehr verkaufen. Das Gericht stellte fest, dass die Bezeichnung irreführend sei, da die Schokolade nicht in Dubai, sondern in der Türkei hergestellt wird. Geklagt hatte Süßwarenimporteur Andreas Wilmers, der in Dubai hergestellte Produkte der Marke Fex in Deutschland vertreibt. Nach deutschem Recht darf ein Produkt nur dann als "Dubai-Schokolade" bezeichnet werden, wenn es tatsächlich in Dubai produziert wurde oder einen anderen klaren geografischen Bezug zu Dubai hat. Andernfalls könnten Verbraucher getäuscht werden.

Im Dezember 2024 hatte Wilmers auch Lidl und den Süßwarenhersteller Lindt abgemahnt. Lindt erklärte daraufhin, dass der Begriff "Dubai Schokolade" eine Sortenbezeichnung für Schokolade mit typischer Pistazien-Kadayif-Füllung sei und nicht für Schokolade, die aus Dubai stammt. Laut dem Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie kann Dubai-Schokolade weltweit produziert werden.

Neben den rechtlichen Problemen gab es auch Qualitätsbedenken. Untersuchungen in Baden-Württemberg deckten Mängel auf: In einigen Tafeln wurde kostengünstiges Palmöl anstelle von Kakaobutter verwendet; außerdem waren Zutatenlisten unvollständig - ein potenzielles Risiko für Allergiker. Bei einer Stichprobe von acht Schokoladeprodukten, die als Dubai-Schokolade beworben wurden, sind bei einer Untersuchung alle durchgefallen. "Von Betrug bis Gesundheitsschädlichkeit wurde in den ersten Importproben von 'Dubai-Schokolade' alles gefunden. Das ist so nicht akzeptabel", sagte Verbraucherminister Peter Hauk (CDU). Drei Chemische und Veterinäruntersuchungsämter des Landes (CVUA) in Stuttgart, Freiburg und Sigmaringen entdeckten demnach in sämtlichen Proben Verunreinigungen, Farbstoffe, Allergene und Fremdfett in Form von Palmöl. Fast alle Proben hätten mit künstlichen Farbstoffen einen höheren Anteil an qualitativen Zutaten vorgetäuscht. Drei Proben stammten laut Mitteilung aus der Türkei und enthielten Sesam, ohne dass dies auf der Packung gestanden habe, was für Sesam-Allergiker gesundheitsschädlich sein kann. In fünf der acht Proben sei keine Schokolade enthalten gewesen, sondern Palmöl. Sie stammten den Angaben zufolge aus den Vereinigten Arabischen Emiraten und waren demnach aus unterschiedlichen Chargen vom selben Hersteller. Außerdem seien sie nicht zum Verzehr geeignet gewesen, da sie eine fast doppelt so hohe Menge wie der erlaubte Höchstwert für Glycidyl-Fettsäureester enthielten, eine Substanz, die als "wahrscheinlich krebserregend" eingestuft wird. Bei einem stichprobenartigen Screening seien in einer Probe mit Pistazienfüllung hohe Anteile an Schimmelpilzgiften (Mykotoxine), vor allem Aflatoxine, festgestellt worden. Der Verdacht auf eine Aflatoxin-Höchstgehaltsüberschreitung habe sich bestätigt.

Verbraucherminister Hauk hat aufgrund der Untersuchungsergebnisse ein landesweites Sonderprogramm gestartet, um angebotene Dubai-Schokolade genauer unter die Lupe zu nehmen. Dazu gehört auch Ware von kleinen einheimischen Firmen, Konditoreien und Confiserien sowie Proben von Pistaziencreme aus dem Großhandel.

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Abflauender Trend: Die Halbwertszeit von Social-Media-Hypes

Der Hype um die Dubai-Schokolade scheint so schnell zu verfliegen, wie er gekommen ist. Der Einzelhandel berichtet von einem Nachfragerückgang um 70 Prozent gegenüber der Hochphase Anfang November 2024. Marktforscher bestätigen das: In der "Trendstudie 2025" des Augsburger Instituts für Generationenforschung wird prognostiziert, dass 2025 kaum noch über Dubai-Schokolade gesprochen wird.

Forscher erklären den schnellen Abstieg des Trends mit dem Ankereffekt, einer kognitiven Verzerrung, bei der Konsumenten von einer initial genannten Information beeinflusst werden: Viele verbinden „Dubai“ mit Wohlstand und Luxus. Der gleiche Effekt würde nicht auftreten, wenn die Schokolade „Bukarest-Schokolade“ hieße. Hinzu kommt der Bandwagon-Effekt, bei dem Menschen einem Trend folgen, weil andere das auch tun. Der schnelle Trend auf Social Media-Plattformen führte also zwar zur raschen Viralisierung, jedoch auch zur kurzen Lebensdauer, denn mehr als die Hälfte aller Generationen probierte die Schokolade nur ein Mal.

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