Dubai-Schokolade im Visier: Kritik, Tests und Verbrauchertäuschung
Dubai-Schokolade erfreut sich aktuell großer Beliebtheit. Doch hinter dem glänzenden Image verbergen sich Qualitätsprobleme und Verbrauchertäuschung, wie Tests staatlicher Lebensmittelprüfer zeigen.
Der Hype um Dubai-Schokolade
In kürzester Zeit hat sich ein Hype um die sogenannte „Dubai-Schokolade“ entwickelt. Sie wird mit hochwertigen Zutaten wie Schokolade und Pistazien in großen Mengen und zu hohen Preisen angeboten. Es ist erstaunlich, wie schnell wir uns von Social Media einwickeln lassen. Aber mal ehrlich: Was ist an dieser Schokolade wirklich so besonders? Die Wahrheit ist, dass es hier nicht um Geschmack oder Qualität geht. Nein, es geht um das Image. Dubai-Schokolade klingt nach Luxus, nach Exotik, nach einem Hauch von "1001 Nacht". Am Ende ist das Ganze ein ausgeklügeltes Marketing-Manöver. Vier Buchstaben fassen den Hype perfekt zusammen: FOMO - die "Fear of Missing Out" (zu Deutsch: Angst, etwas zu verpassen). Es genügt, wenn ein paar Influencer ihre glamourösen Unboxing-Videos posten, und schon fühlen sich alle, als ob sie etwas verpassen, wenn sie diese Schokolade nicht besitzen. Die Schokolade wird zum Statussymbol: "Schaut her, ich habe eine, ich war der Erste!" Das erinnert fast an die Aldi-Computer der 90er oder die ersten iPhones der 2000er. Dubai steht für Luxus, Überfluss und den Wunsch, sich von der Masse abzuheben. Und wenn wir ehrlich sind, kaufen viele von uns das Gefühl mit: das Gefühl, sich etwas Besonderes leisten zu können, dazuzugehören. Die Dubai-Schokolade ist letztlich eine perfekte Fallstudie dafür, wie leicht wir uns vom oberflächlichen Glamour verführen lassen.
Staatliche Lebensmittelprüfer schlagen Alarm
Nun sind einige importierte Proben bei Tests staatlicher Lebensmittelprüfer negativ aufgefallen. Unter anderem das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt Stuttgart (CVUA) hat die im Trend liegende „Dubai-Schokolade“ genauer unter die Lupe genommen. Erste Proben der Lebensmittelüberwachung zeigen gesundheitsschädliche Auffälligkeiten. Baden-Württembergs Verbraucherminister Peter Hauk (CDU) kritisierte: "Von Betrug bis Gesundheitsschädlichkeit wurde in den ersten Importproben von Dubai-Schokolade alles gefunden". Wo Dubai-Schokolade draufsteht, ist offensichtlich nicht immer Dubai-Schokolade drin.
Ergebnisse der Untersuchungen
Das CVUA untersuchte in Zusammenarbeit mit den CVUAs Freiburg (Labor für Allergene) und Sigmaringen (Labor für Mykotoxine) inzwischen acht Proben „Dubai-Schokolade“ aus Drittländern. Fünf Proben entstammen unterschiedlichen Chargen Importwarte vom selben Hersteller aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, drei Proben verschiedenen Herstellern aus der Türkei.
Die Ergebnisse sind alarmierend:
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- Fremdfett statt Schokolade: In fünf Proben aus den Vereinigten Arabischen Emiraten war demnach Fremdfett statt echter Schokolade enthalten: ein klarer Fall von Verbrauchertäuschung.
- Gesundheitsschädliche Verunreinigungen: Die Proben aus den Vereinigten Arabischen Emiraten waren aufgrund von herstellungsbedingten Kontaminanten ohnehin nicht für den menschlichen Verzehr geeignet. Vermutlich sind diese gesundheitlich bedenklichen Stoffe über verunreinigtes Palmöl in die Dubai-Schokolade gelangt. Palmöl ist besonders anfällig für die Bildung von 3-MCPD- und Glycidylfettsäureestern.
- Nicht deklarierte Allergene: Nach bisherigen Untersuchungsergebnissen war in den drei türkischen Proben nicht deklarierter Sesam enthalten. Insbesondere für Sesam-Allergiker ist dies gesundheitsschädlich.
- Irreführende Farbstoffe: Fast alle Proben haben mit künstlichen Farbstoffen einen höheren Anteil an wertgebenden Zutaten vorgetäuscht. Sieben Proben enthalten nicht deklarierte künstliche Farbstoffe in den streifenförmigen Dekorierungen auf der braunen Tafel und in den Füllungen. In den Füllungen wird durch die Farbstoffe ein höherer Anteil an wertgebenden Zutaten (Pistazien, Erdbeer) vorgetäuscht. Nur eine Probe konnte nicht auf Farbstoffe untersucht werden, weil der Anteil an gelbem Dekor zu gering war. Hier werden Nachproben angefordert und untersucht.
- Schimmelpilzgifte: Bei einem stichprobenartigen Screening seien in einer Probe mit Pistazienfüllung hohe Anteile an Schimmelpilzgiften (Mykotoxine), vor allem Aflatoxine, festgestellt worden, sagte Hauk. Der Verdacht auf eine Aflatoxin-Höchstgehaltsüberschreitung habe sich bestätigt. Aflatoxine wirken stark leberschädigend.
Die Ergebnisse haben dazu geführt, dass Baden-Württemberg ein landesweites Sonderprogramm startet. Das Ziel ist dabei, die landesweiten Angebote an Dubai-Schokolade aus Drittländern und der EU zu überprüfen und unter die Lupe zu nehmen. Von einheimischen kleinen Herstellern, Konditoreien und Confiserien produzierte Ware werde auch berücksichtigt. Die Probleme mit importierter Dubai-Schokolade hat auch die Lebensmittelüberwachung des Landes NRW auf den Plan gerufen. Mit einem kurzfristigen Sonderprogramm würden nun landesweit Proben von Dubai-Schokolade aus Drittländern und in der EU hergestellte Produkte aus dem Handel genommen und zur Untersuchung zum CVUA nach Stuttgart geschickt.
Kritik der Verbraucherschützer
Die geschickt vermarktete Schokolade hat ihren Preis - um die 15 Euro kostet das begehrte Stück. Und an diesen Kosten setzt die Kritik der Verbraucherschützer an. Die Pistaziencreme ist die Zutat, die bei der Herstellung am meisten kostet. Darum ist es wichtig genau hinzusehen, wie viel davon tatsächlich in der Tafel steckt. Die Hersteller nutzen den Hype, um die eigene Schokolade teuer zu vermarkten. Doch warum teuer kaufen, wenn man das kulinarische Erlebnis auch relativ einfach zuhause selbst herstellen kann?
DIY-Dubai-Schokolade
Inzwischen kursieren unzählige Rezepte im Internet und Youtuber erklären Schritt für Schritt, wie man die Schokolade selbst kreiert. Wer also nicht warten möchte und günstiger in den Genuss kommen möchte, findet hier passende Alternativen. Um dem Original-Geschmack möglichst nahe zu kommen, empfiehlt sich Edelvollmilchschokolade zu verwenden. Für die Füllung benötigt man noch zerkleinertes Engelshaar (Kadayif-Fäden z.B. aus türkischen Lebensmittelläden) das mit Butter oder Öl in einer Pfanne geröstet wird. Hinzu kommen noch die typische Pistazien-Creme und Tahini.
Nachhaltigkeitsbedenken
Bei den ganzen Trends stellt sich die Frage, was der steigende Pistazien-Konsum für die Umwelt bedeutet. Pistazien sind ein klassisches Importgut z.B. aus dem Iran, Kalifornien, Spanien oder der Türkei. Die Nachfrage weltweit ist groß und steigend. Dies wiederum verlangt nach mehr Anbauflächen. Pistazienbäume sind zwar anpassungsfähig und trockenresistent, allerdings benötigen die Plantagen viel Wasser. Die Bewässerungsmenge an den Anbauorten übertrifft sogar die der wasserintensiven Kulturen von Avocados und Mandeln. Im Iran wird hierfür auch das Grundwasser abgepumpt, was zu regelrechten Wasserkrisen führt. Hinzu kommt noch der Anbau als Monokulturen und der damit verbundene Einsatz von chemischen Düngemitteln und Pestiziden sowie die langen Transportwege des begehrten grünen Schatzes. Dadurch bekommt die leckere Pistaziencreme der überteuerten Dubai-Schokolade einen weiteren, wahrlich bitteren Beigeschmack.
Dubai-Schokolade vs. Normale Schokolade: Ein Vergleich
Das lässt pauschal nicht beantworten, es kommt auf das Rezept bzw. die Inhaltsstoffe an. Greift man z.B. zu einer Schokolade mit hohem Kakaoanteil, reduziert sich der Zuckergehalt entsprechend. Pistaziencreme kann generell gesunde Fette und Proteine enthalten, wobei die Dubai-Schokolade häufig nicht mehr als 10 Prozent davon enthält. Die in Fett gebratenen Teigfäden sind eher ungesund. Die Zufuhr an Kalorien, Zucker und Fetten unterscheidet also auch bei dieser Schokoladenvariante nicht groß von anderen. Dunkle Schokolade mit einem Kakaoanteil von über 85 % gilt hingegen als gesünder - in Studien zeigt der regelmäßige Verzehr u.a. positive Effekte auf den Cholesterinspiegel. Hier fehlen allerdings die aufregende Vermarktung und die geschmackliche Variation.
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Stiftung Warentest enttäuscht
Dubai-Schokolade war Ende 2024 der letzte Schrei - Qualität egal, Hauptsache man bekam eine Tafel. Die in der Vorweihnachtszeit so gehypte Dubai-Schokolade hält laut Stiftung Warentest nicht, was sie verspricht: "Einzigartigen Geschmack oder herausragende Qualität fanden wir nicht", erklärten die Tester am Dienstag. Stiftung Warentest prüfte sechs Dubai-Schokoladen im Preis von rund sieben bis 25 Euro pro 100 Gramm. Zwei davon stammten aus Dubai, eine aus der Türkei, eine aus den Niederlanden und zwei aus Deutschland. Einen kräftigen Pistaziengeschmack beschrieben die Prüfenden den Angaben zufolge aber nur einmal beim Produkt von Le Damas - die anderen fünf Schokoladen schmeckten "nur nussig". Der höchste deklarierte Pistazienanteil lag bei 19 Prozent. Daneben bestehen die Füllungen laut Stiftung Warentest vor allem aus Zucker und Pflanzenöl, zum Teil sind auch Aroma- und Farbstoffe enthalten. Dafür fand Stiftung Warentest in den zwei Schokoladen aus Dubai die Fettschadstoffe 3-Monochlorpropandiol - und Glycidyl-Ester. Beide Stoffe sind demnach als möglicherweise krebserregend eingestuft. Sie kämen häufig in raffiniertem Palmöl vor, das auch in diesen beiden Tafel steckt.
Die Kakaoverordnung: Was darf in Schokolade drinstecken?
Was genau in einer Schokolade drinstecken darf, ist genau geregelt. Und zwar in der so genannten Kakaoverordnung. Laut dieser Kakaoverordnung müssen in einer Schokolade mindestens 35 Prozent Kakaotrockenmasse sein. Kakaotrockenmasse ist das, was entsteht, wenn Kakaobohnen gepresst werden: also Kakaopulver und Kakaobutter. Produkte, die anstatt Kakaobutter andere pflanzliche Fette enthalten - die günstiger sind - sind keine Schokolade.
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