Zuckerersatz beim Backen: Eine umfassende Betrachtung
Backen ohne Zucker klingt verlockend: Kuchen ohne Kariesrisiko, Süßen ohne Kalorien und Naschen ohne Auswirkungen auf den Insulinspiegel. Doch lässt sich Zucker in Backrezepten tatsächlich ersetzen, ohne dass Geschmack und Konsistenz darunter leiden? Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Aspekte des Themas Zuckerersatz beim Backen, von den Gründen für den Verzicht auf Zucker bis hin zu den geeigneten Alternativen und deren Anwendung.
Gründe für den Verzicht auf Haushaltszucker
Es gibt vielfältige Gründe, um weißen Haushaltszucker zu reduzieren oder ganz zu vermeiden. Dazu gehören Unverträglichkeiten, Diabetes, Übergewicht, ein stark schwankender Blutzuckerspiegel oder einfach eine bewusstere Ernährungsweise. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, dass die tägliche Menge Zucker höchstens 10 Prozent der Gesamtenergiezufuhr betragen soll, was bei einem Erwachsenen mit einem Energiebedarf von etwa 2000 kcal etwa 50 g Zucker pro Tag entspricht. Auch für Kinder ist ein geringerer Zuckerkonsum von Vorteil, um das Kariesrisiko zu senken und das Risiko für Übergewicht zu verringern. Zuckerkonsum kann zudem zu schnellen Blutzuckerschwankungen führen, was sich negativ auf den Blutzuckerspiegel auswirken kann.
Unterschiede zwischen Haushaltszucker und Zuckeralternativen
Industrieller Zucker und -alternativen unterscheiden sich in Herkunft, Verarbeitung und Wirkung auf den Körper. Während herkömmlicher Zucker aus Zuckerrüben oder Zuckerrohr gewonnen und stark raffiniert wird, stammen Zuckeralternativen oft aus natürlichen Quellen wie Früchten, Pflanzen oder Honig. Sie durchlaufen weniger Verarbeitungsschritte und sind oft nährstoffreicher.
- Chemische Zusammensetzung: Zuckeralternativen haben oft eine vielfältigere Struktur und bestehen aus unterschiedlichen Zuckerarten wie Fruktose oder Glukose, während Haushaltszucker fast ausschließlich aus Saccharose besteht.
- Nährstoffgehalt: Raffinierter Zucker liefert keine Vitamine oder Mineralstoffe, sondern nur leere Kalorien. Alternativen wie Ahornsirup oder Kokosblütenzucker enthalten hingegen noch kleine Mengen an Nährstoffen wie Mineralstoffe oder Antioxidantien.
- Einfluss auf den Blutzucker: Haushaltszucker führt zu einem schnellen Anstieg des Blutzuckerspiegels. Zuckeralternativen wie Agavendicksaft oder Erythrit haben oft einen niedrigeren glykämischen Index, was zu einer langsameren Freisetzung von Zucker ins Blut führt.
- Kaloriengehalt: Einige Zuckeralternativen, wie Stevia oder Erythrit, sind kalorienfrei oder haben einen deutlich geringeren Kaloriengehalt als herkömmlicher Zucker.
Geeignete Zuckeralternativen zum Backen
Im Supermarktregal finden sich zahlreiche süße Ersatzstoffe, die sich zum Backen eignen. Es gibt natürliche Alternativen wie Honig, Trockenfrüchte oder Ahornsirup, aber auch künstliche Zuckeraustauschstoffe wie Erythrit und Xylit. Die Unterschiede sind groß, daher sollte die passende Zuckeralternative je nach Rezept und Geschmack gewählt werden. Nicht alle Zuckeralternativen können eins zu eins ersetzt werden, da sie sich in Eigengeschmack und Backeigenschaften unterscheiden.
Natürliche Zuckeralternativen
Honig: Honig ist ein natürliches Süßungsmittel, das je nach Pflanzenart und Herkunftsort in vielen verschiedenen Aromen und Konsistenzen erhältlich ist. Er enthält Mineralstoffe, Vitamine und Enzyme, die jedoch beim Erhitzen verloren gehen. Beim Backen mit Honig sollte die Flüssigkeitsmenge um etwa ein Fünftel reduziert und die Backpulvermenge um einen halben Teelöffel erhöht werden.
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Dicksäfte und Sirupe: Dicksäfte und Sirupe sind eingedickte, konzentrierte Pflanzensäfte wie Agavendicksaft, Ahornsirup, Reissirup, Zuckerrübensirup, Dattelsirup oder Tapioka-Sirup. Sie haben weniger Kalorien als Haushaltszucker, da sie Wasser enthalten.
Früchte und Trockenfrüchte: Früchte und Trockenfrüchte wie Sultaninen, Pflaumen, Aprikosen oder Datteln sind klassische Alternativen zum Haushaltszucker. Sie können im Ganzen benutzt oder als Püree in Teig oder Füllungen verarbeitet werden. Reife, gestampfte Bananen oder Apfelmus eignen sich ebenfalls gut für fruchtige Rührkuchen.
Kokosblütenzucker: Kokosblütenzucker ist der getrocknete, gemahlene Nektar aus Blüten der Kokospalme. Er hat einen niedrigeren glykämischen Index und erinnert geschmacklich an Karamell und Malz.
Vollrohrzucker: Vollrohrzucker ist der direkt gewonnene, unraffinierte Zucker aus Zuckerrohr. Er enthält noch einige Mineralstoffe und Vitamine.
Künstliche Zuckeralternativen
Erythrit: Erythrit ist ein Zuckeralkohol, der beinahe kalorienfrei und zahnfreundlich ist. Er beeinflusst den Insulinspiegel kaum und ist somit für Diabetiker geeignet. Erythrit süßt nicht so stark wie Zucker, daher sollten 100 Gramm Zucker im Rezept durch etwa 130 Gramm Erythrit ersetzt werden. Die Menge des Süßstoffes sollte nicht mehr als 20 Prozent aller Backzutaten ausmachen.
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Xylit: Xylit, auch Birkenzucker genannt, ist ebenfalls ein Zuckeralkohol. Er enthält rund 40 Prozent weniger Kalorien als Haushaltszucker und beeinflusst den Blutzuckerspiegel kaum. Xylit ist gut für die Zahngesundheit, da er die Bildung von Plaque und schädlichen Säuren hemmt. Er ist hitzebeständig und kristallisiert nicht.
Stevia: Stevia wird aus einer südamerikanischen Pflanze gewonnen und ist 300-mal so süß wie weißer Haushaltszucker. Stevia ist kalorienarm, zahnschonend und für Diabetiker geeignet. Da Stevia ein deutlich geringeres Volumen, aber eine sehr viel höhere Süßkraft als Haushaltszucker aufweist, lässt es sich nicht einfach eins zu eins ersetzen. Der Geschmack von Stevia ist markant und kann in größeren Mengen als bitter oder lakritz-ähnlich wahrgenommen werden.
Sorbit: Sorbit ist ein weiterer Zuckeraustauschstoff, der auf der Basis von Mais- und Weizenstärke hergestellt wird. Er enthält nur rund 60 Prozent der Kalorien von Zucker, süßt allerdings auch nur halb so stark.
Praktische Tipps zum Backen ohne Zucker
Haushaltszucker süßt nicht nur, sondern spielt auch eine wichtige Rolle in Bezug auf Volumen, Textur und Feuchtigkeit. Wenn Zucker durch Alternativen ersetzt wird, ändert sich oft das Verhalten des Teigs oder der Masse. Viele Zuckeralternativen karamellisieren nicht so gut wie klassischer Zucker, was Bräunung und Textur beeinflussen kann.
- Flüssigkeit anpassen: Bei Verwendung von Honig oder Agavendicksaft sollte die Menge an anderer Flüssigkeit wie Milch oder Wasser um etwa ein Fünftel reduziert werden.
- Backtemperatur reduzieren: Oft ist es ratsam, die Temperatur zu reduzieren und die Backzeit zu verlängern, um eine gleichmäßige Bräunung zu erreichen, ohne dass das Gebäck zu trocken wird.
- Wasser und Fett ergänzen: Erythrit und Xylit können das Gebäck fester machen, weshalb zusätzliche Feuchtigkeit oder Fett notwendig sein kann, um den Teig geschmeidiger zu halten.
- Gut lagern: Gebäck mit Haushaltszucker bleibt für gewöhnlich länger saftig als Gebäck mit Zuckeralternativen.
Rezeptideen für Kuchen und Gebäck ohne Zucker
Auch ohne Zucker lassen sich sowohl Kuchenklassiker als auch innovative Kuchen-Kreationen backen.
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- Bananenkuchen: Dank der natürlichen Süße der Bananen ist dieser Kuchen schön saftig und aromatisch.
- Schokokuchen: Für Schokogenuss ohne Reue können Datteln oder Kokosblütenzucker verwendet werden.
- Früchtebrot: Trockenfrüchte und Nüsse sind bewährte Backzutaten, die keine zusätzliche Süße benötigen.
- Karottenkuchen: Karotten bringen eine natürliche Süße und Feuchtigkeit, weshalb Möhrenkuchen besonders lecker und saftig sind.
- Käsekuchen: Anstelle von Zucker können Birkenzucker oder Erythrit verwendet werden.
- Zitronenkuchen: Natürliche Süßungsmittel wie Xylit oder Erythrit eignen sich gut für die Zubereitung von Zitronenkuchen ohne Zucker.
- Haferkekse: Haferkekse können mit Agavendicksaft anstelle von Rohrzucker gesüßt werden.
- Plätzchen: Bei den meisten Plätzchenrezepten lässt sich Haushaltszucker oder Rohrzucker mit alternativen Süßungsmitteln wie Honig oder Birkenzucker ersetzen.
- Schokokekse: Mit hochwertigen Kakaobohnen und einer Süße aus Datteln oder Erythrit lassen sich leckere Schokoladenkekse ganz ohne Zucker backen.
- Brot: Hefeteig kann auch ohne Zuckerzugabe aufgehen, benötigt aber eventuell etwas länger.
- Waffeln: Waffeln lassen sich zuckerfrei mit Früchten, Nüssen oder Ahornsirup als natürlicher Süße genießen.
Clean Baking
Clean Baking bedeutet Backen mit natürlichen und möglichst unverarbeiteten Zutaten. Besonders wichtig ist der Verzicht auf raffinierten Zucker, stattdessen kommen natürliche Süßungsmittel wie Honig, Ahornsirup oder Datteln zum Einsatz. Das klassische weiße Mehl wird oft durch Vollkornmehl oder glutenfreie Alternativen wie Nuss-, Mandel- oder Kokosmehl ersetzt. Zudem werden häufig vegane Alternativen anstelle von Eiern, Milch oder Butter verwendet. Generell ist das Ziel, möglichst auf künstliche Zusatzstoffe, Konservierungsmittel und unnötige Fette zu verzichten.
Süßen mit Salz
Salz hebt den Geschmack von Zucker in fast jeder Speise hervor.
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