Zu viel Zucker am Abend: Folgen und Auswirkungen auf die Gesundheit
Zucker ist ein allgegenwärtiger Bestandteil unserer Ernährung, doch ein übermäßiger Konsum, besonders am Abend, kann negative Folgen für unsere Gesundheit haben. Zucker steht im Verdacht, zahlreiche Volkskrankheiten wie Diabetes, Adipositas, Depressionen und Alzheimer zu begünstigen. Viele Menschen konsumieren deutlich mehr Zucker als empfohlen, was fatale Auswirkungen haben kann.
Die Rolle von Zucker in unserer Ernährung
Zucker begleitet unser Leben jeden Tag, denn er steckt in fast allen Lebensmitteln. Zucker kann uns süchtig und gleichzeitig glücklich machen. Sein Ruf ist seit den letzten zwei Jahrzehnten schlecht, doch Zucker an sich nicht „böse“, denn wie so häufig macht die Dosis das Gift.
Ein Zuviel an Zucker ist ungesund und macht dick. Durch einen hohen Zuckerkonsum - mehr als 50 Gramm pro Tag, das sind circa 200 Kilokalorien in Form von Haushaltszucker - schaden wir nicht nur unserem Gewicht, sondern auch der Gesundheit. Allerdings benötigt der menschliche Organismus wiederum Kohlenhydrate, sprich Zucker, um zu überleben, denn Glukose ist der wichtigste Energielieferant. Hierbei gilt: Zucker ist nicht gleich Zucker. „Natürlicher Zucker, der in Obst, Früchten und Gemüse vorkommt, oder auch komplexer Zucker, also Kohlenhydrate in Kartoffeln, Vollkornreis und Hülsenfrüchten, sind für unseren Körper wichtige Energie- und Ballaststoffquellen und gesundheitsfördernd. Demgegenüber ist zugesetzter Zucker in Backwaren, Softdrinks, Fruchtsäften und Süßigkeiten in zu hohen Mengen schon schädlich“, warnt Birgit Tollkühn-Prott, Leitende Diätassistentin des Ernährungs- und Diabetesteams (PEDT) an der Uniklinik RWTH Aachen.
Empfohlene Zuckermenge
Der jährliche Zuckerkonsum nimmt weltweit kontinuierlich zu, sodass die Menschheit inzwischen jährlich über 186 Millionen Tonnen des süßen Guts verbraucht. Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt, die Tagesdosis von 25 bis maximal 50 Gramm Haushaltszucker pro Tag und Kopf nicht zu überschreiten. Die Realität sieht jedoch anders aus: In Deutschland kommt jeder durchschnittlich auf mehr als 100 Gramm Zucker pro Tag - das entspricht bis zu einem Vierfachen der empfohlenen Menge!
Gesundheitliche Risiken durch übermäßigen Zuckerkonsum
„Meist kommt uns zuallererst Karies als Folge von zu hohem Zuckerkonsum in den Sinn“, so die Ernährungsberaterin. Doch Karies ist in Wirklichkeit noch die harmloseste aller Krankheiten, die mit überhöhtem Zuckerkonsum und schlechter Zahnpflege einhergeht. Übermäßiger Verzehr von Zucker wird für eine Reihe ernährungsbedingter Krankheiten wie Adipositas, Diabetes Typ 2, Herz-Kreislauferkrankungen, Depressionen, Schlafstörungen und Konzentrationsschwäche verantwortlich gemacht. „Wir belasten damit unseren gesamten Körper. Es treten vermehrt Entzündungen auf und unser Immunsystem wird geschwächt. Das macht uns anfälliger für Krankheiten“, sagt Tollkühn-Prott. Auch die Darmflora leidet unter dem hohen Verzehr von Zucker. „Ist unser Darm nicht im Gleichgewicht, leiden zugleich die Psyche und das körperliche Wohlbefinden.“
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Die Rolle von Fruktose
Vor allem die Zuckerart Fruktose gilt als besonders bedenklich. Sie wird in der Leber teilweise zu Fett umgebaut und kann neben Diabetes und Herz-Kreislauferkrankungen auch Gicht fördern. „Besonders Süßspeisen, Gelees und Fruchtsäfte enthalten in der Regel viel Fruktose“, sagt Tollkühn-Prott. So enthält Apfelsaft beispielsweise genauso viel Zucker wie Cola - nämlich vier Stücke Würfelzucker auf 100 Milliliter! „Das mag im ersten Moment absurd klingen, ist aber die bittere Wahrheit.“ „Das bedeutet aber nicht, dass Sie Früchte und Obst ab sofort meiden sollten, denn zwei Portionen am Tag sind empfehlenswert“, so die Expertin. Zwar enthalten sie tatsächlich Fruchtzucker, doch die Reichhaltigkeit an Mineralien und Vitaminen ist für den Körper ausgesprochen förderlich. Zudem reduzieren die im Obst enthaltenen Ballaststoffe das schnelle Anfluten des Zuckers im Blut und somit auch die Umwandlung von Zucker zu Körperfett.
Versteckter Zucker in Lebensmitteln
Ein großes Problem sind die sogenannten „versteckten“ Zucker. „Diese zu erkennen, ist gar nicht so einfach“, weiß Tollkühn-Prott. Glukose, Saccharose, Dextrose, Zuckersirup, Laktose, Traubenfruchtsüße, Süßmolkenpulver, Gerstenmalz: Die Namen, hinter denen sich Zucker versteckt, sind vielfältig - über 70 verschiedene Bezeichnungen gibt es. „Für den Otto-Normal-Verbraucher ist es so nur schwer möglich, herauszufinden, wie viel Zucker ein Lebensmittel tatsächlich enthält.“ Seit Dezember 2016 müssen Lebensmittelhersteller auf verpackten Lebensmitteln die Nährwerte kennzeichnen. Darunter befindet sich neben Fett und Eiweiß der Zuckergehalt. „Schauen Sie daher immer genau hin, an welcher Stelle der Zucker in der Zutatenliste steht und wie oft der Zucker genannt wird“, empfiehlt die Ernährungsexpertin. Wer genussvoll mäßig Zucker isst, fördert die Gesundheit und verzichtet nicht.
Alltägliche Zuckerfallen
Ebenso ist es ein Irrglaube, dass der Großteil des Zuckers in den Süßigkeiten, die wir essen, wie Schokolade, Kuchen oder Eis, steckt. „Zwei Drittel des durchschnittlichen Jahresverbrauchs werden industriell in Backwaren, Brotaufstrichen, Getränken und Milchprodukten verarbeitet“, erklärt Tollkühn-Prott. Vor allem Fertiggerichte enthalten große Zuckermengen.
Die Auswirkungen von Zucker am Abend
Späte Abendmahlzeiten treiben die Blutzuckerwerte erheblich in die Höhe. Für Diabetiker ist das besonders ungünstig. Forschende heben herausgefunden, dass ein zentraler Taktgeber des Biorhythmus dahintersteckt: das Schlafhormon Melatonin. Bei bestimmten genetischen Varianten fällt der Effekt besonders stark ins Gewicht.
"Wir wollten herausfinden, ob spätes Essen, das in der Regel mit einem erhöhten Melatonin-Spiegel einhergeht, eine gestörte Blutzuckerkontrolle zur Folge hat", erklärt Richa Saxena vom Center for Genomic Medicine am Massachusetts General Hospital (MGH).
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Um das herauszufinden, ließ der Forscher gemeinsam mit spanischen Kolleginnen und Kollegen 845 Frauen und Männer zunächst jeweils acht Stunden fasten und anschließend ein Glas Zuckerlösung trinken - einmal kurz vor der üblichen Schlafenszeit und an einem weiteren Abend mit einem deutlichen Abstand zum Zubettgehen.
Gestörte Blutzuckerkontrolle nach späten Mahlzeiten
Über einen Zeitraum von zwei Stunden nach dem Trinken der Lösung beobachteten die Forschenden, wie sich die Blutzuckerwerte der Teilnehmenden entwickelten. "Wir haben festgestellt, dass das späte Essen die Blutzuckerkontrolle in der gesamten Gruppe gestört hat“, berichtet Marta Garaulet, Professorin für Physiologie und Ernährung an der Universität von Murcia. Nach einem späten Zuckerdrink stiegen die Werte bei allen Teilnehmern deutlich stärker an als nach einer frühen Abendmahlzeit.
Die Forschergruppe sieht hier einen Zusammenhang mit hohen Spiegeln des Schlafhormons Melatonin kurz vor der Bettzeit: Die Werte, die die Forschergruppe ermittelt hatten, lagen dann um rund das 3,5-Fache höher als früher am Abend.
Dass das den Blutzuckerspiegel erheblich beeinflussen kann, überrascht nicht. Denn Melatonin stimmt nicht nur den Körper auf die Nachtruhe ein, es spielt auch eine zentrale Rolle im Zuckerstoffwechsel.
Genetische Variante verstärkt den Effekt
Besonders gravierend wirkt sich der Einfluss später Mahlzeiten aber offenbar auf Menschen mit einer bestimmten genetischen Variante des Melatonin-Rezeptors aus. Dieser befindet sich an der Oberfläche von Zellen und dient als Andockstelle für den Botenstoff.
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Bei Menschen mit der Variante MTNR1B G hatten frühere Untersuchungen bereits im Vorfeld ein erhöhtes Risiko für Typ-2-Diabetes festgestellt. Grund für die hohen Blutzuckerwerte war eine gestörte Insulinausschüttung. Offenbar bremsen hohe Melatoninwerte die Produktion des Zuckerhormons.
„Bei Trägern dieser genetischen Risikovariante konnten wir beobachten, dass der Effekt später Mahlzeiten besonders stark ausgefallen ist“, sagt die Hauptautorin. In der untersuchten Gruppe habe das auf etwa die Hälfte der Teilnehmenden zugetroffen.
Frühes Abendessen schützt vor Übergewicht und Diabetes
Die Studienergebnisse könnten bei der Vorbeugung und Behandlung von Typ-2-Diabetes, aber auch bei Übergewicht helfen. Denn hohe Blutzuckerspiegel in der Nacht begünstigen Gewichtszunahme und behindern den Fettabbau.
Auch für die Allgemeinbevölkerung könnte es ratsam sein, zumindest einige Stunden vor dem Schlafengehen nichts mehr zu essen. "Unsere Ergebnisse gelten für jenes Drittel der Bevölkerung der Industrieländer, das kurz vor dem Schlafengehen Nahrung zu sich nimmt“, sagt Saxena. Es betrifft somit auch jene, die nach dem eigentlichen Abendessen noch etwas knabbern oder naschen.
Stärker betroffen sein dürften auch Schichtarbeiter, Menschen mit Jetlag oder nächtlichen Essstörungen. Aber auch, wer bereits früher am Abend wegen Schlafstörungen ein Melatoninpräparat einnimmt, sollte einen Abstand zur letzten Mahlzeit einhalten.
Künftig könnten genetische Untersuchungen auf die problematische Variante des Melatonin-Rezeptors jene Personen identifizieren, für die spätes Essen besonders ungünstig ist.
Tipps zur Stabilisierung des Blutzuckerspiegels
Nach einer Heißhungerattacke oder zu viel Kuchen, verspüren viele ein unangenehmes Gefühl im Körper. Um diesem Kreislauf zu entkommen, sollte die nächste Mahlzeit darauf ausgelegt sein, den Blutzucker zu stabilisieren. Das bedeutet: Proteine, Ballaststoffe sowie gesunde Fette sind angesagt.
Diese drei Komponenten verlangsamen die Geschwindigkeit, mit der Nährstoffe in den Blutkreislauf gelangen. „Ich setze auf Kürbiskerne, Linsen und Avocados“, erklärt Nielsen. Was dem Körper außerdem gut tut: Eine Kombination aus reichlich Wasser und vielen Ballaststoffen. Außerdem fühlt man sich länger satt, wodurch man am nächsten Tag eine bessere Kontrolle über das Essverhalten hat. In den Tag startet man daher idealerweise mit ballaststoffreichen Kohlenhydraten wie Vollkornprodukten. Oder noch besser: Man wehrt das Verlangen nach Süßigkeiten gezielt ab, indem man auf süße, entzündungshemmende Beeren setzt. „Eine zu hohe Zuckeraufnahme kann auch zu Übelkeit führen und eine ungutes Gefühl in der Magengegend auslösen“, weiß Nielsen.
Schlafstörungen durch Zucker
Die meisten Menschen schlafen weniger als die empfohlenen 7 bis 8 Stunden. Manche weil sie einfach zu spät ins Bett gehen. Es gibt sehr viele Gründe, die zur Schlaflosigkeit führen können: Sorgen, Ängste, Krankheiten, Trauer, Vitalstoffmängel, Medikamente, Störungen im Hormon- oder Serotoninhaushalt, der Krimi vor dem Schlafengehen - oder auch einfach die falschen Lebensmittel, die man tagsüber gegessen hat und die in der Nacht den Schlaf vergraulen. Natürlich kann das Meiden der folgenden Lebensmittel nicht bei jedem die vorhandenen Schlafstörungen sofort und umfassend beseitigen.
Zucker führt zu Blutzuckerschwankungen. Der Spiegel steigt zunächst, was aufputscht und das Einschlafen erschwert. Essen Sie daher in den Stunden vor dem Zubettgehen besser nichts Gezuckertes und auch keine anderen Speisen, die ähnlich schnell wie Zucker den Blutzuckerspiegel beeinflussen. Dazu gehören alle Lebensmittel mit hoher glykämischer Last, wie z. B. Weissmehlspeisen, Honig, Ahornsirup, Obst aus der Dose, Kekse, Cornflakes, Marmelade, Kakaogetränke, Puffreis, Popcorn etc.
Negative Spätfolgen bei Jugendlichen
Zu viel Zucker ist ungesund. Besonders wenn Jugendlichen übermäßig viel Zucker zu sich nehmen, kann das negative Spätfolgen haben. Das zeigt eine kleine Studie der Universität Paderborn mit 252 Probanden. Die Forscher untersuchten, wie sich der abendliche Verzehr von Zucker auf das spätere Diabetes-Risiko auswirkt.
Das Ergebnis zeigt: Jugendliche, die regelmäßig viele leicht verdauliche Kohlenhydrate zu sich nehmen, hatten als Erwachsene erhöhte Stoffwechselparameter, die auf Diabetes hinweisen. Dazu zählen beispielsweise ein erhöhter Fettleber- oder Entzündungswert.
Durch den häufigen Verzehr hochglykämischer Kohlenhydrate wie zum Beispiel Pizza , Weißbrot oder Gummibärchen wurden außerdem ihre Zellen insulinresistenter. Probanden, die abends keine oder wenig dieser hochglykämischen Kohlenhydrate aßen, waren hingegen deutlich gesünder.
Den Wissenschaftlern zufolge spielt hierbei der 24-Stundenrhythmus der Hormone eine entscheidende Rolle. Dieser beeinflusst auch das körpereigene Insulin - das Hormon, das den Zuckerhaushalt reguliert. So ist die Stoffwechselreaktion auf Kohlenhydrate abends wesentlich geringer als morgens.
Die Sucht nach Zucker
Was haben Alkohol, Nikotin und Zucker gemeinsam? Das Gehirn will immer mehr davon. Jeder Deutsche verbraucht aktuell insgesamt knapp 35 Kilogramm allein an Haushaltszucker pro Jahr. Doch wir nehmen noch mehr Zucker zu uns - und wissen es oft noch nicht einmal: als Honig, in Form von Sirup, Glukose oder Fruktose in Obst und Säften. Dabei braucht unser Körper gar keine Extra-Zufuhr an Zucker. Kohlenhydrate aus Brot oder Nudeln liefern die Energie, die wir benötigten. Als Energielieferanten reichen etwa Brot und Nudeln vollkommen. Zucker liefert unserem Körper also nichts als überflüssige Kalorien, die uns bekanntermaßen dick werden lassen, weil dadurch die Fettverbrennung blockiert wird.
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben in den vergangenen Jahren immer mehr Nachweise dafür gefunden, dass zu viel Zucker uns sogar krank machen kann. Saccharose (Haushaltszucker) besteht zum einen Teil aus Glukose, auch Traubenzucker genannt. Der andere Teil ist Fruktose - also Fruchtzucker. Die beiden Stoffe werden in unserem Körper unterschiedlich verarbeitet:
- Traubenzucker (Glukose): Geht ins Blut. Der Körper verwertet ihn dann mithilfe des Hormons Insulin. Insulin sorgt dafür, dass Glukose von den Zellen überhaupt aufgenommen werden kann. Dort dient er als schneller Energielieferant. Überschüssige Energie lagert der Körper aber als Fett ein. Essen wir ständig Zucker, steigen auch der Blutzuckerspiegel und die Insulinausschüttung ständig an. Und das wiederum führt irgendwann zu einer Insulinresistenz: Die Zellen werden unempfindlich gegenüber dem Hormon. Diabetes Typ 2 entsteht.
- Fruchtzucker (Fruktose): Wirkt weniger auf den Blutzuckerspiegel und kann die Leber schädigen. Denn über die Leber wird er verstoffwechselt. Kommt dort mehr Fruktose an, als das Organ verwerten kann, wandelt es den Zucker in Fett um. Das wird in der Leber eingelagert und fördert Entzündungen. Forschungsergebnisse deuten zudem auf eine besondere Gefahr im Zusammenhang mit Fruchtzucker hin: Er soll weniger satt machen als anderer Zucker, was dazu führen kann, dass wir mehr davon essen. Schon Kinder können durch zu viel Zuckeraufnahme eine Fettleber entwickeln, ähnlich wie Alkoholiker. Sie kann ein frühes Anzeichen des Metabolischen Syndroms sein, einem ganzen Bündel von Krankheiten: Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlaganfall und Adipositas.
Bereits jetzt haben etwa sieben bis acht Prozent aller Menschen in Deutschland einen Diabetes mellitus Typ 2. Dennoch werden immer mehr Produkte mit Fruchtzucker gesüßt - Ketchup, Fertiggerichte, Soßen oder Müslis beispielsweise. Das Wort "Frucht" lässt den Zucker harmlos erscheinen. Deshalb werben manche Hersteller damit. Manchmal ist der Fruchtzucker aber auch gar nicht ausgewiesen. Eine spezielle Kennzeichnungspflicht gibt es bisher nämlich nicht.
Die Gefahr von "dicken Dünnen"
Ist es in Ordnung, einfach weiter Zucker zu essen, solange man nicht dick wird? Nicht unbedingt, denn auch bei schlanken Menschen kann der Insulinhaushalt gestört sein. Es gibt auch sogenannte dicke Dünne. Sie sind äußerlich schlank. Aber bei ihnen sind dann die inneren Organe von ungesunden Fettschichten ummantelt.
Viele Menschen unterschätzen besonders den Zuckergehalt von Fruchtsäften und Smoothies. Manche Smoothies enthalten, je nach Fruchtart, sogar mehr Zucker als Cola, denn sie bestehen aus Früchten in hochkonzentrierter Form mitsamt ihrem natürlichen Zuckergehalt. Doch so viele Früchte, wie in Säften oder Smoothies enthalten sind, kann man gar nicht essen. Wer Obst isst, statt Saft zu trinken, nimmt deshalb weniger Trauben- und Fruchtzucker auf. Zudem ist Obst auch schwerer verdaulich als Saft. Smoothies also am besten wie Süßigkeiten nur in Maßen genießen oder noch besser stattdessen Früchte ganz verzehren. Aber auch manche Obstsorten wie kernlose Weintrauben lieber nur in Maßen essen, weil sie besonders viel Zucker enthalten. Man kann sie schon fast als Süßigkeiten ansehen.
Süßer Geschmack verkauft sich gut, deshalb enthalten fast alle Fertiggerichte Zucker als Geschmacksverstärker. Zudem dient er der Lebensmittelindustrie als billiger Füllstoff. Doch Zucker kann im Gehirn die gleichen Regionen wie Alkohol oder Nikotin anregen. Es gibt Hinweise darauf, dass Zucker süchtig machen kann.
Empfehlungen der WHO
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt seit 2015 möglichst nicht mehr als etwa 25 Gramm "freien Zucker" pro Tag zu sich zu nehmen. Damit ist zugesetzter Zucker gemeint. Es geht also nicht nur um das Stück Würfelzucker, mit dem Kaffee gesüßt wird, sondern um die gesamten Zuckerarten, die wir im Laufe des Tages über Fruchtjoghurts, Fertiggerichte, Ketchup, Müsli oder Marmelade zu uns nehmen. Zusätzlicher Zucker (neben dem natürlicherweise in Obst, Milch und anderen Lebensmitteln vorkommenden) sollte maximal 10 Prozent der täglichen Energiemenge ausmachen. Das entspricht bei einem durchschnittlichen Erwachsenen einer Obergrenze von etwa 50 Gramm, bei Kindern deutlich weniger.
Die WHO empfiehlt zudem, den Verzehr von Zucker auf unter 5 Prozent der täglichen Energiemenge zu reduzieren. In vielen Fertigprodukten und in Fast Food ist reichlich Zucker enthalten. Zum Beispiel stecken sechs Stück Würfelzucker in einer Tiefkühl-Salami-Pizza, 39 Stück Würfelzucker in einem sogenannten Fitness-Müsli oder neun Stück in einer Packung Kartoffelsalat aus dem Kühlregal. Zucker dient in verarbeiteten Lebensmitteln oft als chemisches Bindemittel, Konservierungsstoff oder als Kompensation bei fettarmen Light-Produkten. Denn wenn wenig Fett drin ist, schmeckt das Produkt nicht, deshalb fügen die Hersteller Zucker hinzu. Die Aufschrift "reduzierter Zuckergehalt" bedeutet nur, dass in einem Produkt 30 Prozent weniger Zucker als in vergleichbaren Produkten steckt. Darum sollte man lieber auf absolute Mengenangaben in der Zutatenliste achten. Auch "alternative Süßungsmittel" wie Ahornsirup, Agaven- oder Birnen-Dicksaft und Apfelsüße bestehen größtenteils aus Zucker, enthalten oft große Mengen Fruchtzucker. Sie bieten zwar mehr Mineralstoffe, aber kaum weniger Kalorien und sind deutlich teurer als Zucker. Genau wie Kokosblütenzucker, der aus dem Saft der Kokosblüte gewonnen wird, und 70 bis 90 Prozent Saccarose, also Haushaltszucker, enthält. Allerdings gibt es Hinweise, dass der Blutzuckerspiegel nach dem Verzehr von Kokosblütenzucker etwas langsamer ansteigt. Yaconzucker, der aus der peruanischen Yaconwurzel hergestellt wird, besteht anders als herkömmlicher Zucker nicht nur aus zwei Bausteinen, sondern aus einer längeren Molekülkette. Damit gehört er eher zu den Ballaststoffen.
Anzeichen für einen zu hohen Zuckerkonsum
Zahlen zeigen, dass die meisten von uns weit mehr Zucker konsumieren, als gesund ist. Über die Nahrung aufgenommener Zucker gilt als einer der wichtigsten Auslöser von Diabetes mellitus - eine Krankheit, die uns fünf bis zehn Jahre früher sterben lässt.
Der Pro-Kopf-Verbrauch von Zucker in Deutschland lag im Jahr 2023 bei 90 Gramm Zucker pro Tag. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) sollte die empfohlene Zuckermenge pro Tag jedoch unter 50 Gramm liegen. Das entspricht fünf bis zehn Teelöffeln Zucker. Nun schieben wir uns den Zucker in der Regel nicht Löffelweise in den Mund, er versteckt sich v. a. in verarbeiteten Produkten. Das erschwärt uns, richtig einzuschätzen, wie viel wir unserem Körper wirklich zumuten.
Einen Anhaltspunkt gibt eine Zahl der Deutschen Gesellschaft für Ernährung: Um es mit dem Zucker nicht zu übertreiben, müsste jeder Deutsche seinen Zuckerverzehr um mindestens 25 Prozent senken.
Die Anzeichen für einen zu hohen Zuckerkonsum sind sehr individuell und vielfältig. Beispielsweise können Hautunreinheiten, Müdigkeit, häufiger Durst oder Kopfschmerzen Symptome dafür sein, dass wir zu viel Zucker im System haben.
Häufige Symptome und Anzeichen
- Schlechter Insulinspiegel und Blutzuckerspiegel: Der Blutzuckerspiegel kann noch normal sein, während der Körper jedoch bereits extrem viel Insulin benötigt, um den Blutzuckerspiegel so niedrig zu halten (wir sind hier im prädiabetischen Bereich). Uwe Schröder empfiehlt, den nüchternen Blutzucker beim Arzt bestimmen zu lassen. Eine andere Möglichkeit wäre, den Blutzuckerspiegel wie ein Diabetiker mehrmals am Tag mit einem Messgerät aus der Apotheke zu messen. „Dann sieht man, ob nach einer zuckerreichen Mahlzeit der Blutzuckerspiegel sehr lange deutlich erhöht bleibt. Wenn das der Fall ist, isst man schon so viel Zucker, dass die Zellen abgestumpft sind“, sagt Schröder zu FITBOOK. Falle der Blutzuckerspiegel allerdings immer wieder ab, reagiere man noch sensitiv auf Insulin.
- Übergewicht und Fettleber: Zu viel Zucker kann in Verbindung mit zu vielen weiteren Kohlenhydraten zu Übergewicht führen. Aber nicht nur das: Durch die Einlagerungen des süßen Stoffes in der Leber kann es auch zu einer Fettleber kommen. Schröder gibt den Tipp, beim Verdacht auf eine verfettende Leber zum Arzt zu gehen. Der könne beim Ultraschall erste Anzeichen für eine Fettleber erkennen und die Leberwerte bestimmten lassen.
- Heißhungerattacken: Ein weiteres Symptom für zu viel Zucker können Heißhungerattacken nach dem unmittelbaren Konsum von Süßem sein. „Dann reagiert man zwar sehr gut darauf, aber es kann sich um eine Art psychische Abhängigkeit von Zucker handeln, wenn Heißhungerattacken auftreten“, warnt Schröder. Er empfiehlt, Buch zu führen, wann man Zucker und zuckerhaltige Lebensmittel am Tag konsumiert hat. Ideal sei es in diesem Fall, „Insulin-Pausen“ einzulegen, also einen möglichst großen Abstand zwischen zwei zuckerhaltigen Mahlzeiten zu haben.
- Darmprobleme: Verstopfung, Durchfall, Blähungen, Reizdarmsyndrom, Leaky Gut: Darmprobleme sind laut Schröder der Klassiker bei dauerhaft zu hohem Zuckerkonsum. Wer es mit dem Zucker übertreibt, füttert schlechte Darmbakterien und Hefepilze wie Candida, während gute Darmbakterien zurückgedrängt werden.
- Geschwächtes Immunsystem: „Es gibt Zuckersubstanzen, die von Darmbakterien stammen und direkt durch diese offenen Stellen in der Darmwand gehen, sogenannte Lipopolysaccharide. Diese reizen das Immunsystem, worauf es stark reagiert“, sagt Schröder. Der Zucker spiele auch für einige Blutzellen eine Rolle. Sei er ständig in hoher Konzentration im Blut vorhanden, „kann der Energiestoffwechsel nicht mehr so gut funktionieren“.
- Denkblockaden und Vergesslichkeit: Dauerhaft hoher Zuckerkonsum kann Konzentrationsprobleme verursachen und mit einer sogenannten zentralnervösen Insulinresistenz in Verbindung stehen. Bei dieser verlieren die Hirnzellen ihre Insulinsensitivität. Reagiert das Gehirn schlechter auf Insulin, bekommt es nicht genügend Glukose - trotz hoher Blutzuckerwerte. Das kann zu Denkblockaden, mentaler Erschöpfung und auch Stimmungsschwankungen führen.
- Karies: Zum Schluss das wohl bekannte Anzeichen eines zu hohen Zuckerkonsums, Karies. Zahnschmerzen oder sichtbare Löcher sind tatsächlich ein Anzeichen fortgeschrittener Karies. Besser ist, es frühe Anzeichen zu kennen: Weiße oder braune Flecken auf den Zähnen. Sie sind Zeichen einer beginnenden Entmineralisierung des Zahnschmelzes.
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