Wo Kakao Angepflanzt Wird: Anbaugebiete und Herausforderungen

Der Kakaobaum (Theobroma Cacao L.) ist eine anspruchsvolle Pflanze, deren Anbau an spezifische klimatische Bedingungen gebunden ist. Diese Bedingungen finden sich im sogenannten Kakaogürtel, einem Gebiet zwischen dem 23. Grad nördlicher und südlicher Breite, das sich rund um den Globus zieht. Innerhalb dieses Gürtels herrschen die notwendigen hohen Temperaturen, hohe Luftfeuchtigkeit und ausreichenden Niederschläge.

Der Kakaogürtel: Geografische Verteilung des Kakaoanbaus

Der Kakaogürtel erstreckt sich über vier Kontinente, wobei die Anbauregionen sich historisch und wirtschaftlich unterschiedlich entwickelt haben.

Amerika: Ursprung und Edelkakao

Die Ursprungsregion des Kakaos liegt in Mittel- und Südamerika. Archäologische Funde in Santa Ana La Florida in Ecuador belegen, dass Kakao hier bereits vor etwa 5.000 Jahren von den Ureinwohnern genutzt und konsumiert wurde. Diese Region ist heute vor allem für ihren Edelkakao bekannt, auch „fine flavor cocoa“ genannt. Sorten wie Nacional, Porcelana und Chuao zeichnen sich durch besondere Geschmacksnoten aus. Der Trinitario, ein Hybridgewächs, ist ebenfalls in Mittel- und Südamerika verbreitet.

Die Kakaobauern in dieser Region wenden spezielle Techniken zur Fermentierung und Verarbeitung der geernteten Kakaofrüchte an. Die frische Pulpe wird auf den Farmen in hölzernen Boxen fermentiert, wobei die Temperatur sorgfältig überwacht wird. Die Trocknung der fermentierten Bohnen erfolgt auf langen Tischen, die vor Regen geschützt sind.

Afrika: Dominanz in Westafrika

Afrika, insbesondere Westafrika, trat erst Ende des 19. Jahrhunderts auf die Kakaolandkarte. Portugiesen brachten 1824 die ersten Kakaopflanzen von Brasilien nach Sao Tomé und Gabun. Ende des 19. Jahrhunderts breitete sich der Kakaoanbau zunächst nach Ghana und Nigeria aus, bevor 1905 die ersten Pflanzungen in der Côte d‘Ivoire angelegt wurden.

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Heute werden in der Côte d’Ivoire und Ghana rund 63 Prozent aller weltweit angebauten Kakaobohnen produziert, insgesamt mehr als 3 Millionen Tonnen pro Jahr. Die Côte d’Ivoire allein erzeugt rund 43 Prozent. Auch Kamerun und Nigeria haben sich als bedeutende Anbauländer etabliert. In kleinerem Maße produzieren Sierra Leone, Benin, Kongo, Sierra Leone, Uganda und Tansania die begehrte Kakaobohne.

Westafrika bietet der Kakaopflanze nahezu perfekte Anbaubedingungen. Hier wird primär die Sorte „Forastero“ angebaut, die sich durch ein harmonisches Geschmacksprofil auszeichnet. Der Kakaoanbau in Westafrika ist geprägt von kleinbäuerlichen Strukturen, mit Anbauflächen von durchschnittlich zwei bis sieben Hektar. Neben Kakao bauen die Familienbetriebe unter anderem noch Maniok, Bananen oder Ananas an, die auf lokalen Märkten verkauft werden. Auch in Afrika ist Kakaoanbau vor allem Handarbeit. Anders als in Lateinamerika werden die Bohnen mit der Haufen-Methode fermentiert.

Asien und Ozeanien: Aufstrebende Regionen

Der Kakaoanbau in Asien ist deutlich jünger als in Amerika und Afrika. Erst seit den 1980er-Jahren steigt die Erntemenge signifikant an. Heute wird in Indonesien die drittgrößte Kakao Tonnage weltweit produziert und andere asiatische Länder ziehen nach. In Asien wächst der Hunger nach Schokolade kontinuierlich Jahr für Jahr. In Indonesien wird vor allem Criollo gepflanzt.

Östlich von Australien, mitten im pazifischen Ozean liegen die Inselgruppen Ozeaniens. Auch in diesen Regionen wird Kakao angebaut, vor allem in Papua Neuguinea.

Herausforderungen im Kakaoanbau

Der Kakaoanbau steht vor großen Herausforderungen, die sowohl ökologischer als auch sozialer Natur sind.

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Umweltzerstörung

Im konventionellen Kakaoanbau werden häufig Monokulturen angelegt, in denen Kakaobäume fast ohne Schattenbäume wachsen. Unterwuchs wird entweder arbeitsintensiv von Hand oder mit schädlichen Ackergiften bekämpft. Die Anbauflächen werden meist durch Brandrodung von Regenwäldern gewonnen.

Brandrodung zerstört nicht nur die Regenwälder und die Lebensgrundlage von Menschen und Tieren, sondern auch die Böden, weil Bodenorganismen vernichtet werden. In den dicht stehenden Kakaobäumen breiten sich Krankheiten und Schädlinge ungehindert aus. Zudem nimmt die Bodenfruchtbarkeit rapide ab, weil Monokulturen den Böden übermäßig Nährstoffe entziehen. Wenn Bewässerung, Pestizide und Kunstdünger nicht mehr helfen, werden neue Regenwälder gerodet.

Soziale Ungerechtigkeit

Im konventionellen Kakaoanbau sind Menschenrechtsverletzungen an der Tagesordnung. Allein in Ghana und Côte d‘Ivoire arbeiten 2,2 Millionen Kinder im Kakaosektor unter ausbeuterischen Bedingungen. Auch Erwachsene verdienen oft nur etwa 0,78 US-Dollar pro Tag, weit weniger als das existenzsichernde Einkommen.

Der Preisdruck im konventionellen Kakaoanbau führt dazu, dass kein Wert darauf gelegt wird, die Qualität des Kakaos zu steigern oder in Regenwaldschutz zu investieren. Das führt häufig dazu, dass auch bei der Weiterverarbeitung der geernteten Früchte Abstriche gemacht werden.

Klimawandel

Seit Jahren warnen Forscher:innen bereits, dass die Produktion von Kakao in Zukunft einbrechen könnte. Der Klimawandel macht landwirtschaftliche Flächen teilweise unbrauchbar. Klimaextreme wie Dürren, Starkregen und Überflutungen vernichten Ernten. Neue Pflanzenkrankheiten treten auf. Zudem schadet der globale Temperaturanstieg dem Gleichgewicht der empfindlichen Kakaopflanze.

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Das Forschungszentrum International Center for Tropical Agriculture (CIAT) prognostiziert, dass 90 Prozent der Anbauflächen in Ghana und der Elfenbeinküste im Jahr 2050 für den Kakaoanbau deutlich weniger geeignet sein werden.

Nachhaltige Alternativen

Es ist möglich, die Kakaoherstellung sozial, ökologisch und ökonomisch nachhaltig zu gestalten.

Agroforstsysteme

Das Fair-Handels-Unternehmen PERÚ PURO und sein peruanischer Partner, die Kakaobauern-Kooperative APECMU, haben sogenannte Agroforstsysteme entwickelt, in denen Kakao neben vielen anderen Pflanzen wächst. Durch die artenreichen Mischkulturen werden für die Landwirtschaft verlorene Böden wieder nutzbar gemacht und die Bodenfruchtbarkeit bleibt dauerhaft erhalten. In diesen Kakaogärten werden bis zu 70 verschiedene Baumarten gepflanzt, zwischen denen sich Kakaobäume besonders wohlfühlen.

Betrachtet man den Gesamtertrag des Agroforstsystems - also die Wertschöpfung von Kakao, die Holzproduktion, den Anbau von Früchten und Gemüse und den wegfallenden Kauf von Dünger und Pestiziden - so liegt er deutlich höher als der von konventionellen Monokulturen.

Direkter Handel und faire Preise

PERÚ PURO kauft den Kakao direkt bei der Kooperative der Kleinbauernfamilien ein und finanziert die Ernte zu Beginn des Jahres komplett vor, damit die Kooperative keine Kredite aufnehmen muss. Der gezahlte Preis orientiert sich nicht am Weltmarktpreis, sondern an der Qualität der Produkte.

Wertschöpfung vor Ort

Die Kooperative APECMU führt die Ernte-Nachbereitung, die für eine hohe Qualität entscheidend ist, zentral durch. Mit Hilfe der Schmitz-Stiftung konnte PERÚ PURO im Urubambatal eine kleine Weiterverarbeitungsanlage installieren. Alle Produkte, die zu 100 Prozent aus Kakao bestehen, wie Bohnen, Nibs, Tee und Kakaomasse, können jetzt direkt vor Ort von der Frauengruppe der Kooperative hergestellt werden.

Was können Verbraucher tun?

Verbraucher:innen können einen Beitrag zu einem nachhaltigeren Kakaoanbau leisten, indem sie:

  • Auf Nachhaltigkeitssiegel wie Bio, Fairtrade und Rainforest Alliance achten.
  • Schokolade von Initiativen kaufen, bei denen der Großteil der Wertschöpfung vor Ort stattfindet.
  • Schokolade in Maßen genießen und sie wertschätzen.
  • Sich informieren und andere über den nachhaltigen Genuss von Schokolade informieren.

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