Woher kommt der Honig? Eine Reise von der Blüte zum Glas

Honig, ein weltweit geschätztes und beliebtes Produkt, ist mehr als nur ein süßer Brotaufstrich. Seine Entstehung ist ein faszinierender Prozess, der das Ergebnis der fleißigen Arbeit von Honigbienen und der genialen Tricks der Natur ist. Dieser Artikel beleuchtet den Weg des Honigs von den Blüten bis zum fertigen Produkt, die verschiedenen Honigsorten und die Aspekte, die beim Kauf zu beachten sind.

Die fleißigen Sammlerinnen: Wie Bienen Honig "machen"

Der Begriff "machen" impliziert eine Herstellung oder Produktion. Tatsächlich stellen Bienen Honig her, aber die Natur spielt dabei eine entscheidende Rolle. Pflanzen locken mit ihrem Nektar Insekten wie Honigbienen an, um die Bestäubung zu sichern. Die Bienen wiederum sammeln Nektar und Pollen, um daraus ihre Nahrung herzustellen und Überschüsse für schlechte Zeiten einzulagern.

Für die Herstellung von 500 g Blütenhonig müssen Bienen etwa 2 Millionen Pflanzen anfliegen. Schon beim Aufsammeln werden Nektar und Honigtau durch die Bienen verarbeitet und mit körpereigenen Sekreten angereichert. Im Bienenstock transportiert die Stockbiene das Sammelgut von einer Wabenzelle zur anderen und entzieht dem Honig durch Verdunstung Wasser. Zusätzliches Wasser verdunstet durch nächtliches Fächeln des Bienenvolkes.

Vom Nektar zum Honig: Ein chemischer Prozess

Die Bienen saugen den Nektar mit ihrem Rüssel auf und speichern ihn in ihrer Honigblase. Zurück im Bienenstock wird der Nektar an die Stockbienen übergeben, die ihn mehrfach aufsaugen und wieder abgeben. Bei diesem Vorgang wird der Nektar mit Enzymen, Proteinen, Säuren und anderen bieneneigenen Substanzen angereichert. Die Bienen wissen instinktiv, wann der Wassergehalt bei rund 30 bis 40 Prozent liegt und beginnen mit der Einlagerung.

Reifung und Lagerung: Die Perfektionierung des Honigs

Der verdickte Saft wird in leere Wabenzellen gefüllt, wobei darauf geachtet wird, dass genügend Verdunstungsfläche vorhanden ist. Durch das Fächeln mit den Flügeln erzeugen die Bienen einen Luftstrom, der die Verdunstung beschleunigt. Erstaunlicherweise reduzieren die Bienen den Wassergehalt von anfangs rund 75 Prozent auf unter 20 Prozent.

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Ist der Honig fertig, wird die Zelle mit einem luftundurchlässigen Wachsdeckel verschlossen. Der Imker kann anhand dieser Verdeckelung erkennen, ob der Honig reif ist. Verantwortungsvolle Imker nehmen den Bienen nicht den gesamten Honig weg, sondern geben ihnen stattdessen Zuckerwasser oder ähnliches als Nahrungsreserve.

Die Vielfalt des Honigs: Sorten und ihre Besonderheiten

Honig ist nicht gleich Honig. Je nach Herkunft des Nektars oder Honigtaus und den regionalen Gegebenheiten variieren Farbe, Aroma, Geschmack und Konsistenz. Man unterscheidet grundsätzlich zwischen Blütenhonig und Honigtauhonig.

Blütenhonig: Die Essenz der Blütenvielfalt

Blütenhonig wird aus dem Nektar verschiedener Pflanzenarten gewonnen. Sein Duft kann Anteile von bis zu 500 verschiedenen Pflanzen enthalten. Aufgrund der großen Blütenvielfalt variieren Farbe, Bukett und Konsistenz sehr stark, mit einem meist feinen Aroma.

Einige Beispiele für spezielle Sortenhonige aus Blütennektar sind:

  • Akazienhonig: Sehr hell und bleibt lange flüssig.
  • Lindenhonig: Verfügt über ein charakteristisches Aroma und eine leicht mentholartige Note.
  • Löwenzahnhonig: Intensiv gelb und cremig mit einem kräftigen Geschmack.
  • Rapshonig: Mild im Aroma und kristallisiert schnell aus.
  • Frühjahrsblütenhonig: Entstammt der ersten Schleuderung des Jahres und setzt sich im Wesentlichen aus dem Nektar von Weiden, Obstgehölzen und Ahorn zusammen.
  • Sommerblütenhonig: Wird bei der Sommerschleuderung gewonnen und enthält stark wechselnde Anteile an Nektar und Honigtau.

Honigtauhonig: Das Geheimnis der Wälder

Honigtauhonige entstammen dem Honigtau zahlreicher Baumarten und sind eine Besonderheit mit unverwechselbarem Geschmack. Es handelt sich um dunkle, flüssige Honige mit meist kräftigem, malz-würzigem Aroma und vielen Mineralstoffen. Abgerundet mit feinen Geschmacksnoten vereinzelter Blütentrachten, sind Honigtauhonige eine echte Rarität, da sie aus klimatischen Gründen nicht jedes Jahr geerntet werden können.

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Am bekanntesten sind Waldhonige, Fichten- und Tannenhonig. Die Bienen fliegen in erster Linie Nadelbäume an, wie Tannen, Fichten oder Kiefern. Sie sammeln aber auch Baumharz oder die süßen Säfte, die Läuse abgeben. All das fließt in den Waldhonig mit ein und macht ihn deshalb so aromatisch.

Regionale Unterschiede: Der Einfluss von Boden und Klima

Regionale Unterschiede wie Boden- und Klimaverhältnisse haben einen direkten Einfluss auf die Natur und somit auf das Trachtangebot (Nektar, Pollen und Honigtau) für Honigbienen. Deshalb ist Honig auch nie gleich Honig. Ähnlich wie bei einem guten Wein kann man auch beim Honig verschiedene Farben, Buketts, Geschmacksrichtungen und Aromanuancen erkennen und jeden „Jahrgang“ neu genießen.

Die Honigernte: Vom Bienenstock ins Glas

Honig wird erst dann geschleudert, wenn er reif und haltbar ist. Aufgrund der strengen Qualitätsrichtlinien bedeutet das maximal 18 % Wassergehalt für Honige, die unter der Marke "Echter Deutscher Honig" vermarktet werden sollen.

Die Honigernte erfolgt in mehreren Schritten:

  1. Entdeckeln: Zuerst müssen die Zelldeckel von den Waben entfernt werden.
  2. Schleudern: Die Honigschleuder dreht sich so schnell, dass der Honig aus den Zellen geschleudert wird. Schleuderhonig ist immer „kalt geschleudert“.
  3. Rühren: Je nach Sorte wird der Honig dann einige Tage oder Wochen lang regelmäßig gerührt, manche Sorten mehrmals am Tag.

Die Inhaltsstoffe des Honigs: Mehr als nur süß

Honig besteht nicht nur aus Zucker. Er enthält auch wertvolle Inhaltsstoffe wie:

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  • Kohlenhydrate: Finden sich in Honig mannigfach und liefern Energie.
  • Mineralstoffe: Wie zum Beispiel Kalium und Magnesium steuern die Muskel- und Nervenfunktionen.
  • Enzyme: Wandeln den Zucker im Honig um und produzieren antibakterielle Stoffe.
  • Aromastoffe: Stimulieren das Immunsystem.
  • Pollen: Enthalten wertvolle Proteine und Aminosäuren.

Honigkauf mit Bedacht: Qualität und Nachhaltigkeit

Das idyllische Bild der Honigbiene, die auf dem weiten Blumenfeld Nektar sammelt und summend zum Bienenstock zurückkehrt, um mühelos Honig zu produzieren, ist leider nicht immer die Realität. Die industrielle Honigproduktion kann konträr zum Arten- und Naturschutz laufen. Daher ist es wichtig, beim Honigkauf auf Qualität und Nachhaltigkeit zu achten.

Die Problematik der Massenproduktion

Ein Großteil des Supermarkt-Honigs wird im Ausland produziert, wo oft Massentierhaltung betrieben wird. Die Bienen werden in Magazinen gehalten, die auf riesigen Honigfarmen stehen und leicht transportiert werden können. Dieser Transport bedeutet für die Bienen Stress und unnatürliche Lebensbedingungen. Zudem werden die Flügel der Königinnen gestutzt, um sie am Verlassen des Bienenstocks zu hindern. Bei der Honigentnahme werden die Bienen oft verletzt oder getötet. In konventionellen Honigbetrieben werden die Tiere mit einer billigen Zuckerlösung ernährt, was sie anfälliger für Krankheiten macht.

Tipps für einen bienenfreundlichen Honigkauf

Um die Bienen zu schützen, sollten Sie beim Honigkauf folgende Aspekte berücksichtigen:

  • Deutscher Honig: Unterliegt strengen Auflagen und Kontrollen und ist daher in Bio-Qualität ein relativ sicheres Produkt. Achten Sie auf das Siegel "Echter deutscher Honig", das auf ein komplett in Deutschland hergestelltes Produkt verweist.
  • Regionale Imker: Kaufen Sie Honig direkt vom Imker in Ihrer Region. So unterstützen Sie die lokale Imkerei und können sich von der artgerechten Haltung der Bienen überzeugen.
  • Bio-Honig: Achten Sie auf Bio-Siegel, die eine ökologische Bienenhaltung garantieren.
  • Mischung von Honig: Vermeiden Sie Honig mit dem Zusatz "Mischung von Honig", da dieser oft aus industrieller Produktion stammt.

Wildbienen fördern: Ein aktiver Beitrag zum Artenschutz

Wildbienen sind die verwandte Art der Honigbiene, die für die industrielle Honigproduktion eingesetzt wird. Wildbienen bestäuben erfolgreicher und sind weniger anfällig für Milbenbefall und andere Bienenkrankheiten. Allerdings ist ihre Honigproduktion viel geringer, weswegen sie für die großen Imker uninteressant sind. Sie können Wildbienen unterstützen, indem Sie Nisthilfen in Ihrem Garten bauen oder im Freiland stehende Insektenhotels aufstellen.

Das Bienenvolk: Eine komplexe soziale Organisation

Das Bienenvolk ist ein hoch sozial organisierter Insektenstaat mit ausgeprägter Arbeitsteilung. Jede Biene hat einen ganz bestimmten Job, von der Pflege der Larven über die Verteidigung des Nests bis zur Nahrungsbeschaffung.

Die Aufgaben der Bienen

  • Ammenbienen: Kümmern sich um die Larven und füttern sie mit Gelée Royale.
  • Baubienen: Bauen aus Wachs die typischen Wabenzellen.
  • Sammelbienen: Sammeln Pollen und Nektar, um daraus Honig zu machen.
  • Stockbienen: Verarbeiten den Nektar im Bienenstock und lagern ihn ein.
  • Drohnen: Männliche Bienen, die die Königin befruchten.
  • Königin: Legt die Eier und sorgt für den Fortbestand des Bienenvolkes.

Die Kommunikation der Bienen

Bienen kommunizieren auf vielfältige Weise miteinander. Eine wichtige Form der Kommunikation ist der Bienentanz. Hat eine Erkundungsbiene eine reichhaltige Nektarquelle entdeckt, "erzählt" sie per Bienentanz ihren Artgenossen davon. So fliegen alle Sammelbienen des Stockes zu dieser Tracht, um den Nektar der Pflanzen zu holen.

Die Bedeutung der Bienen für unser Ökosystem

Bienen sind essentiell für unser Ökosystem. Sie bestäuben einen Großteil unserer Nutzpflanzen und tragen so zur Sicherung unserer Ernährung bei. Ein Drittel von allem, was wir essen, hängt von der Bestäubungsleistung der Bienen ab.

Die Bedrohung der Bienen

Leider sind die Bienenbestände weltweit bedroht. Monokulturanbau und Pestizideinsatz, die Klimaerwärmung, Parasiten und Milben sind hauptverantwortlich für den dramatischen Rückgang der Bienenbestände auf unserer Erde.

Was wir tun können

Jeder kann einen Beitrag zum Schutz der Bienen leisten. Indem wir bienenfreundliche Gärten anlegen, auf Pestizide verzichten und regionalen Honig kaufen, können wir die Bienen unterstützen und ihre wichtige Rolle in unserem Ökosystem erhalten.

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