Wieviel Zucker am Tag für Jugendliche? Empfehlungen und Fakten

Der Zuckerkonsum bei Kindern und Jugendlichen ist ein viel diskutiertes Thema. Einerseits lieben Kinder Süßes, andererseits birgt ein hoher Zuckerkonsum gesundheitliche Risiken. Dieser Artikel beleuchtet, wie viel Zucker Jugendliche am Tag zu sich nehmen sollten, welche Gefahren ein zu hoher Konsum birgt und wie Eltern einen gesunden Umgang mit Zucker fördern können.

Ist Zucker schädlich?

Zucker an sich ist nicht schädlich. Aber wenn man zu viel davon in Relation zu anderen Nährstoffen aufnimmt, ist er ungesund. Denn etliche Kinder, die viel zuckerhaltige Lebensmittel essen, nehmen zu wenig Obst, Gemüse, Vollkornprodukte und fettarme Milchprodukte zu sich. "Der Zucker verdrängt andere Nährstoffe", erklärt Prof.

Empfehlungen für die tägliche Zuckerzufuhr

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfehlen, dass Kinder und Jugendliche weniger als zehn Prozent ihrer täglichen Energiezufuhr durch Zucker abdecken sollten. Besser wäre eine Energiemenge von unter fünf Prozent. Zu diesen "freien Zuckern" zählen zugesetzter Zucker in Lebensmitteln sowie der Zuckergehalt in Honig, Sirup und Fruchtsäften. Der natürlich in Früchten vorkommende Zucker (Fruktose) wird hierbei nicht berücksichtigt.

Konkret bedeutet das laut dem Berufsverband für Kinder- und Jugendärzte: Mehr als 25 Gramm Zucker pro Tag sollten es für Kinder nicht sein. Anhaltspunkte liefern zum Beispiel die Mengenangaben vom FKE der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin in Bochum. So entsprechen den weniger als 10 Prozent der täglichen Energiezufuhr mit Zucker für vier- bis sechsjährige Kinder: etwa fünf Teelöffel Zucker, zwei Kugeln Eis, zirka 2,5 Esslöffel Marmelade, ein Viertel Liter Limonade oder zwei Riegel Schokolade.

Aktueller Zuckerkonsum in Deutschland

Trotz eines Rückgangs des Zuckerkonsums im Vergleich zu früher nehmen Kinder und Jugendliche in Deutschland immer noch zu viel Zucker zu sich. Eine Analyse der Universität Bonn hat die Aufnahme von freiem Zucker im Alter von 3 bis 18 Jahren ausgewertet und festgestellt, dass die Zufuhr im Median bei rund 11,7 Prozent der Gesamtenergiezufuhr pro Tag liegt. Allerdings vermuten die Forscher, dass der tatsächliche Konsum aufgrund von Selbstberichten und verändertem Verhalten während Studien höher sein könnte.

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Die Bundesregierung kommt in ihrer Antwort auf eine Kleine Anfrage der AfD-Fraktion zu dem Schluss, dass die Zuckerzufuhr bei Kindern und Jugendlichen im Alter von sechs bis 17 Jahren in Deutschland zu hoch ist. Demnach beträgt die mittlere tägliche Zufuhr bei sechs- bis elfjährigen Kindern rund 70 bis 90 Gramm. Zwölf- bis 17-jährige Jungen und Mädchen würden im Mittel teilweise deutlich über 100 Gramm Zucker pro Tag zu sich nehmen. Im Durchschnitt entspreche der über den Gesamtzucker aufgenommene Anteil an der täglichen Energiezufuhr etwa 20 Prozent.

Ursachen für hohen Zuckerkonsum

  • Versteckter Zucker: Viele Lebensmittel, insbesondere Fertigprodukte, enthalten versteckten Zucker. Dazu gehören Süßwaren (36 Prozent), zuckerhaltige Getränke wie Fruchtsäfte und Nektar (26 Prozent) sowie Limonaden (12 Prozent). Auch in salzig-herzhaften Lebensmitteln wie Ketchup (bis zu 20 Prozent Zuckeranteil) oder Thunfisch-Pizza (etwa 15 Gramm Zucker) ist oft Zucker enthalten.
  • Irreführende Kennzeichnungen: Produkte, die als "zuckerfrei" oder "weniger süß" beworben werden, können trotzdem viel Zucker enthalten. Statt Haushaltszucker werden oft andere Zuckerarten wie Glukosesirup, Süßmolkenpulver oder Malzextrakt verwendet.
  • Gewohnheit: Kindern wird die Vorliebe für Süßes oft schon in die Wiege gelegt. Muttermilch schmeckt leicht süßlich, und viele Kinder werden früh an zuckerhaltige Getränke und Süßigkeiten gewöhnt.
  • Mangelnde Alternativen: Viele Kinder, die sehr zuckerhaltige Lebensmittel essen, nehmen gleichzeitig zu wenig Obst, Gemüse, Vollkornprodukte und fettarme Milchprodukte zu sich.

Gesundheitliche Folgen von zu viel Zucker

Ein zu hoher Zuckerkonsum kann verschiedene gesundheitliche Folgen haben:

  • Übergewicht und Adipositas: Zuckerhaltige Lebensmittel haben oft eine hohe Kaloriendichte und sättigen nicht gut. Dies kann zu einer übermäßigen Kalorienzufuhr und in der Folge zu Übergewicht führen.
  • Diabetes mellitus Typ 2: Übergewicht ist ein Risikofaktor für Typ-2-Diabetes. Ein hoher Zuckerkonsum kann die Entwicklung dieser Krankheit begünstigen.
  • Karies: Zucker ist die Hauptnahrungsquelle für Kariesbakterien. Ein hoher Zuckerkonsum erhöht das Kariesrisiko.
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Langfristig kann ein hoher Zuckerkonsum das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck oder Herzinfarkt erhöhen.
  • Rheumatische Erkrankungen: Auch rheumatische Erkrankungen wie Gicht können häufiger auftreten.

Tipps für Eltern: Wie den Zuckerkonsum reduzieren?

  • Bewusstsein schaffen: Informieren Sie sich über versteckten Zucker in Lebensmitteln und achten Sie auf die Zutatenliste.
  • Vorbild sein: Essen Sie selbst weniger Süßigkeiten und greifen Sie zu gesünderen Alternativen.
  • Alternativen anbieten: Bieten Sie Obst, Gemüse, Joghurt oder Nüsse als gesunde Snacks an.
  • Süßigkeiten bewusst einsetzen: Süßigkeiten sollten etwas Besonderes sein und nicht als Belohnung oder Trost dienen. Vereinbaren Sie feste Zeiten für Süßigkeiten.
  • Zucker reduzieren: Verwenden Sie beim Kochen und Backen weniger Zucker als im Rezept angegeben. Verdünnen Sie süße Getränke mit Wasser.
  • Nicht verbieten: Verbote machen Süßes nur noch attraktiver. Erklären Sie Ihrem Kind altersgerecht, warum natürliche Lebensmittel die bessere Wahl sind.
  • Geschmack verändern: Gewöhnen Sie Ihr Kind langsam an weniger süße Speisen und Getränke. Der Geschmackssinn passt sich an.
  • Aufklärung: Sprechen Sie mit anderen Bezugspersonen (Großeltern, Freunde) über das Thema Zucker und bitten Sie um Unterstützung.
  • Politische Maßnahmen: Fordern Sie von der Politik Maßnahmen zur Reduzierung des Zuckergehalts in Lebensmitteln und zur Einschränkung von Werbung für ungesunde Produkte.

Maßnahmen der Bundesregierung

Die Bundesregierung hat Ende 2018 die Nationalen Reduktions- und Innovationsstrategie für Zucker, Fette und Salz in Fertigprodukten (NRI) beschlossen, um das Problem anzugehen. Eine weitere Maßnahme ist der Nutri-Score, der mit einer Farb-Buchstaben-Kombination auf der Vorderseite von Lebensmittelverpackungen die Nährwertqualität eines Lebensmittels angibt.

Die Rolle der Politik

Ernährungsminister Özdemir hat einen Plan für ein Werbeverbot für ungesunde Lebensmittel vorgestellt. Kita- und Schulkantinen sollen künftig weniger Fleisch und zuckerhaltige Lebensmittel, dafür aber mehr Obst und Gemüse anbieten. Die Verbraucherorganisation foodwatch fordert zudem eine Limo-Steuer nach dem Vorbild Großbritanniens und verpflichtende Qualitätsstandards für die Schul- und Kitaverpflegung.

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