Wie kann ich testen, ob ich Zucker habe? Testmethoden zur Früherkennung von Diabetes

In Deutschland leiden mehr als 10 Prozent der Bevölkerung an Typ-2-Diabetes, wobei eine hohe Dunkelziffer vermutet wird, da die Krankheit oft lange unbemerkt bleibt. Daher ist es entscheidend, frühzeitig einen möglichen Verdacht abzuklären und eine eindeutige Diagnose zu erhalten.

Anzeichen und Symptome

Oftmals wird ein Diabetes mellitus Typ 2 zufällig bei einer Routineuntersuchung entdeckt, wenn im nüchternen Zustand erhöhte Blutzuckerwerte festgestellt werden. Es gibt aber auch Fälle, in denen Patienten Symptome wie starkes Durstgefühl, häufiges Wasserlassen oder Missempfindungen in den Gliedmaßen beklagen. Diese Symptome können erste Hinweise auf eine mögliche Diabetes-Erkrankung geben und sollten ärztlich abgeklärt werden.

Testmethoden zur Diagnose von Diabetes

Um einen Diabetes mellitus Typ 2 auszuschließen oder zu bestätigen, werden in der Regel verschiedene Testmethoden eingesetzt, die sich häufig ergänzen:

1. Nüchternblutzuckertest

Dieser Test ist aufgrund seiner Einfachheit ein wichtiger Bestandteil der Diabetes-Diagnostik. Für die Untersuchung muss der Patient nüchtern beim Arzt erscheinen, idealerweise morgens. Es ist ratsam, acht bis zwölf Stunden zuvor nichts zu essen. Auch kalorienreiche oder koffeinhaltige Getränke wie Kaffee, schwarzer Tee oder Mate-Tee sowie Nikotin sollten vermieden werden, da sie das Ergebnis verfälschen können.

Zur Bestimmung des Blutzuckerwertes wird Blut aus der Vene entnommen. Kapillarblut aus der Fingerbeere, wie es bei Blutzuckermessgeräten zur Selbstkontrolle verwendet wird, kann niedrigere Werte aufweisen.

Lesen Sie auch: Die Wahrheit über Schokolade und Verdauung

Die Interpretation der Ergebnisse gestaltet sich wie folgt:

  • Unter 100 mg/dl: Normaler Bereich. Risikopersonen sollten den Blutzucker dennoch regelmäßig kontrollieren lassen.
  • 100 bis 125 mg/dl: Hinweis auf Prädiabetes, eine Vorstufe von Diabetes. Regelmäßige Kontrollen sind erforderlich.
  • Mindestens 126 mg/dl: In der Regel Diagnose von Typ-2-Diabetes. Der Arzt empfiehlt eine medikamentöse Therapie sowie unterstützende Maßnahmen wie Ernährungsumstellung und Bewegung. Um Falschdiagnosen auszuschließen, werden möglicherweise weitere Tests durchgeführt.

2. HbA1c-Test (Langzeitblutzucker)

HbA1c steht für Hämoglobin A1c, den roten Blutfarbstoff, der Sauerstoff im Körper transportiert. HbA1c ist glykiertes Hämoglobin, was bedeutet, dass es mit Glukose (Zucker) verbunden ist. Der in Prozent angegebene Wert dient als "Blutzucker-Langzeitgedächtnis", da er den Durchschnitt der Blutzuckerwerte der letzten zwei bis drei Monate widerspiegelt.

Die Interpretation der Ergebnisse:

  • Unter 5,7 Prozent: In der Regel kein Diabetes.
  • 5,7 bis 6,4 Prozent: Verdacht auf Prädiabetes. Der Arzt wird weitere Untersuchungen anordnen.

Der HbA1c-Wert ist jedoch nicht allein für eine definitive Diagnose geeignet, da verschiedene Faktoren ihn beeinflussen können. So können Medikamente zur Behandlung von Eisen- oder Vitaminmangelanämie den HbA1c-Wert senken, während das Vorliegen einer Anämie aufgrund von Eisen- oder Vitaminmangel ihn erhöhen kann. Auch das Alter kann den HbA1c-Wert beeinflussen.

Es ist wichtig zu wissen, dass dieser Test als Früherkennungsuntersuchung in der Regel eine individuelle Gesundheitsleistung (IGeL) ist und selbst bezahlt werden muss.

Lesen Sie auch: Schritt-für-Schritt-Anleitung: Kuchen im Thermomix backen

3. Oraler Glukosetoleranztest (oGTT)

Der orale Glukosetoleranztest (oGTT) wird bei unklaren Diagnosen eingesetzt. Zunächst wird der Nüchternblutzuckerwert bestimmt. Liegt dieser zwischen 100 und 125 mg/dl (5,6-6,9 mmol/l), deutet dies auf eine abnorme Nüchternglukose hin, was auf einen Prädiabetes hindeuten kann.

Anschließend trinkt der Patient eine Zuckerlösung mit einer standardisierten Menge reiner Glukose (z.B. 75 Gramm). Dadurch wird eine Nahrungsaufnahme simuliert, und der Arzt kann beurteilen, wie schnell der Körper den Zucker aus dem Blut in die Zellen aufnehmen kann. Zwei Stunden nach der Einnahme der Zuckerlösung wird der Blutzucker erneut gemessen.

Dieser Test misst, wie gut der Körper eine größere Menge Zucker verarbeiten kann und wird daher auch Glukosebelastungstest genannt. Wenn der Blutzucker im Test bestimmte Werte überschreitet, kann dies darauf hindeuten, dass der Zucker nicht schnell genug von den Organen aufgenommen wird, was auf Diabetes mellitus oder Schwangerschaftsdiabetes hindeuten kann.

Glukose-Challenge-Test

Der Glukose-Challenge-Test ist eine Kurzvariante des oGTT, die zu jeder Tageszeit durchgeführt werden kann. Dabei trinkt man ein Glas mit 50 Gramm Glukose in 250 bis 300 ml Wasser. Nach einer Stunde wird der Blutzuckerwert bestimmt. Dieser Test dient als Vortest, um ein Risiko für Diabetes oder Schwangerschaftsdiabetes zu bestimmen.

Durchführung des Glukosetoleranztests

Für den Glukosetoleranztest ist es wichtig, morgens nüchtern in die Arztpraxis zu kommen. Das bedeutet, dass man nicht gefrühstückt hat und die letzte Mahlzeit am Abend zuvor eingenommen wurde. Dies gilt auch für Getränke mit Ausnahme von Wasser.

Lesen Sie auch: Effektive Tipps zur Blutzuckersenkung

Zunächst wird Blut abgenommen, um den Nüchternblutzucker zu bestimmen. Anschließend trinkt man die Zuckerlösung. Beim Verdacht auf Diabetes mellitus wird nach zwei Stunden erneut Blut abgenommen und der Blutzucker gemessen. Beim Verdacht auf Schwangerschaftsdiabetes wird 1 Stunde nach dem Trinken der Zuckerlösung und dann noch einmal nach 2 Stunden Blut abgenommen.

Es wird empfohlen, den Test im Liegen oder Sitzen durchzuführen und bis zur letzten Blutabnahme weder zu essen, noch zu trinken oder zu rauchen. In den Tagen vor dem Test sollte man sich normal ernähren, da starke Änderungen der üblichen Ernährung das Ergebnis beeinflussen können. Auch bestimmte Medikamente können das Ergebnis verzerren.

Weitere Diagnosemethoden

  • Antikörper-Bestimmung: Um festzustellen, welcher Diabetes-Typ vorliegt, kann der Arzt überprüfen, ob bestimmte Antikörper im Blut vorhanden sind. Da Typ-1-Diabetes eine Autoimmunerkrankung ist, bei der das Immunsystem Antikörper gegen die Bauchspeicheldrüse bildet, können diese nachgewiesen werden.
  • Gelegenheits-Blutzucker: Bei ersten Anzeichen einer Diabetes-Erkrankung kann der Arzt auch den Gelegenheits-Blutzucker im venösen Plasma analysieren. Liegt der Wert im nicht nüchternen Zustand bei 200 mg/dL bzw. 11,1 mmol/L oder darüber, deutet dies auf einen Diabetes mellitus hin.

Kontinuierliche Glukosemessung (CGM)

Die kontinuierliche Glukosemessung (CGM) stellt eine moderne Alternative zur herkömmlichen Blutzuckermessung dar. Dabei wird ein kleiner Sensor unter die Haut am Oberarm platziert, der kontinuierlich den Glukosewert im Gewebe misst. Die Daten werden an ein Lesegerät oder ein Smartphone übertragen, sodass der Patient seinen Blutzuckerspiegel jederzeit im Blick hat.

Die CGM bietet folgende Vorteile:

  • Kontinuierliche Überwachung: Der Blutzuckerspiegel wird rund um die Uhr überwacht, ohne dass wiederholte Fingerstiche erforderlich sind.
  • Frühzeitige Warnung vor Abweichungen: Das System kann vor zu hohen oder zu niedrigen Blutzuckerwerten warnen, sodass der Patient rechtzeitig Maßnahmen ergreifen kann.
  • Besseres Verständnis des Blutzuckerverlaufs: Die CGM liefert detaillierte Informationen über den Blutzuckerverlauf im Tagesverlauf, was dem Patienten und dem Arzt hilft, die Therapie besser anzupassen.

Allerdings ist die CGM nicht für jeden Patienten geeignet. Insbesondere bei Patienten ohne Insulintherapie oder aus ökonomischen Gründen wird häufig die kapilläre Blutglukosemessung (SMBG) bevorzugt.

Kapilläre Blutglukosemessung (SMBG)

Die kapilläre Blutglukosemessung (SMBG) ist eine invasive Methode, bei der eine kleine Blutprobe aus der Fingerbeere entnommen wird. Die darin enthaltene Glukose wird mithilfe von Biokatalysatoren chemisch umgewandelt. Moderne Systeme benötigen nur noch sehr geringe Blutmengen (≤ 0,5 µl) und liefern Messergebnisse in wenigen Sekunden (≤ 5s).

Die SMBG hat sich in den letzten Jahrzehnten deutlich weiterentwickelt. Es werden überwiegend Teststreifen mit Glukosedehydrogenase (GDH) genutzt, da es bei der Messung mit Glukoseoxidase (GOD) zu Interferenzen mit reduzierenden Substanzen und Medikamenten kommen kann.

Die Genauigkeit der Blutglukosemesssysteme ist wichtig, damit Therapieentscheidungen getroffen werden können. Die Hersteller müssen die Norm zur Systemgenauigkeit, die ISO 15197:2015 einhalten.

Innovationen bei der Blutglukosemessung

Neben der eigentlichen Messtechnik gibt es auch Innovationen bei den Messgeräten selbst. Dazu gehören Softwarelösungen, insbesondere Smartphone-Apps, die eine einfache Auswertung und Beurteilung der Daten ermöglichen. Auch die Hilfsmittel zur Blutentnahme wurden verbessert, beispielsweise Lanzetten mit Facettenanschliff und Stechhilfen, die eine schmerzarme Blutentnahme ermöglichen.

Die Rolle des Arztes und des Diabetologen

Erster Ansprechpartner bei Verdacht auf Diabetes ist in der Regel der Hausarzt. Da dieser jedoch oft nicht genügend Zeit hat, sich umfassend um einen an Diabetes erkrankten Patienten zu kümmern, ist es ratsam, sich zusätzlich in die Behandlung eines Diabetologen zu begeben. Dort ist sichergestellt, dass man umfassend über die Erkrankung und die Therapie aufgeklärt wird.

Je nach Schwere der Erkrankung spielt die tägliche Kontrolle und Steuerung des Blutzuckers eine wichtige Rolle. Um dies richtig zu bewerkstelligen, sind Schulungen erforderlich, die häufig von Diabetesberatern durchgeführt werden. Ideal ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Hausarzt und Diabetologen.

Was tun bei Verdacht auf Diabetes?

Wenn Sie Symptome wie starkes Durstgefühl, häufiges Wasserlassen oder ungewollten Gewichtsverlust bemerken oder Risikofaktoren für Diabetes aufweisen, sollten Sie einen Arzt aufsuchen und sich auf Diabetes testen lassen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können helfen, Komplikationen zu vermeiden und die Lebensqualität zu erhalten.

tags: #wie #kann #ich #testen #ob #ich

Populäre Artikel: