Heinz Hoenig: Warum ein bekannter Schauspieler keine Krankenversicherung hat

Die Nachricht, dass der bekannte Schauspieler Heinz Hoenig dringend eine Herzoperation benötigt und seine Familie um Spenden bittet, hat viele Menschen in Deutschland aufgerüttelt. Dieser Artikel beleuchtet die Hintergründe, warum Hoenig keine Krankenversicherung hat und welche Konsequenzen dies für ihn und andere Betroffene hat.

Der Fall Heinz Hoenig

Heinz Hoenig, der das deutsche Fernsehen über Jahrzehnte geprägt hat, steht nun vor einer Herausforderung, die nicht auf der Bühne bewältigt werden kann. Eine bakterielle Entzündung hat einen Stent in Hoenigs Herz beschädigt und sich auf die Aorta ausgeweitet, zudem klafft ein Loch in seiner Speiseröhre. Er wurde mit einem Rettungshubschrauber in die Klinik gebracht und zwischenzeitlich ins künstliche Koma versetzt. Seine Familie steht vor der enormen Aufgabe, eine sechsstellige Summe für seine Herzoperation aufzubringen, da er keine Krankenversicherung besitzt. Als Spendenziel für Heinz Hoenigs Behandlung wurden auf einer Crowdfunding-Plattform 150.000 Euro angesetzt.

Krankenversicherungspflicht in Deutschland

Die gesetzliche Krankenversicherungspflicht in Deutschland soll eigentlich jeden Bürger vor genau solchen finanziellen Katastrophen schützen. Seit 2009 sind alle Personen mit Wohnsitz in Deutschland verpflichtet, eine Krankheitskostenversicherung abzuschließen. Doch es gibt immer wieder Einzelfälle, in denen Menschen durch das Raster fallen.

Gründe für fehlende Krankenversicherung

Es gibt verschiedene Gründe, warum Menschen in Deutschland keine Krankenversicherung haben:

  • Selbstständigkeit und prekäre Verhältnisse: Selbstständige, Freiberufler oder Personen mit geringem Einkommen sind besonders gefährdet, ohne Krankenversicherung dazustehen. Zeiten der Beschäftigung wechseln sich ab mit Zeiten der Erwerbslosigkeit, wodurch sie in kein Schema passen und zwischen allen Versicherungszweigen stehen.
  • Beitragsschulden: Ein häufiges Problem sind Beitragsschulden, beispielsweise wenn man selbstständig ist und Privatinsolvenz anmelden muss. Dann rutscht man in einen sogenannten Notlagentarif.
  • Fehlender legaler Aufenthaltsstatus: Menschen ohne legalen Aufenthaltsstatus haben keinen Zugang zum Gesundheitssystem.
  • Sparmaßnahmen: Vor 2009 bestand keine allgemeine Versicherungspflicht, was dazu führte, dass einige gut verdienende Menschen auf eine Versicherung verzichteten, um Beiträge zu sparen.

Sophie Pauligk, Vorstandsmitglied in der Bundesarbeitsgemeinschaft Anonyme Behandlungsscheine und Clearingstellen für Menschen ohne Krankenversicherung, schätzt die Zahl der Betroffenen auf eine halbe bis eine Million.

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Das zweigeteilte Krankenversicherungssystem

Deutschland leistet sich neben den Niederlanden in ganz Europa ein zweigeteiltes Krankenversicherungssystem. Grundsätzlich gilt: Wer abhängig beschäftigt ist, ist Mitglied der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung. Selbstständige müssen sich bei den privaten Krankenversicherungs-Gesellschaften anmelden.

Probleme mit der privaten Krankenversicherung (PKV)

Heinz Hoenig war privat krankenversichert und konnte aus finanziellen Gründen die monatlichen Prämien nicht mehr zahlen. Die Kosten für seine Operationen muss er selbst tragen. So wie ihm geht es nicht wenigen Menschen in Deutschland, die ihre privaten Krankenversicherungsprämien nicht mehr zahlen können.

  • Steigende Beiträge: Die Beiträge zur privaten Krankenversicherung steigen mit zunehmendem Alter, auch wenn die Versicherten kein Erwerbseinkommen mehr haben. Seniorinnen und Senioren haben dann häufiger Probleme, die Beiträge zu bezahlen.
  • Wechsel in die GKV erschwert: Heinz Hoenig ist über 55 Jahre alt und konnte trotz der Bemühungen seiner Frau nicht in die gesetzliche Krankenversicherung wechseln. Wer nicht vor dem 55. Lebensjahr in die gesetzliche Krankenversicherung wechselte, hat es schwer.

Der Notlagentarif der PKV

Seit 2013 gibt es bei den Privaten einen sogenannten Notlagentarif. Dieser kommt automatisch zum Zug, wenn keine Beiträge mehr gezahlt werden, beispielsweise bei Überschuldung oder Privatinsolvenz. Im Notlagentarif besteht Anspruch auf eine medizinische Versorgung von Akuterkrankungen, bei Schmerzen sowie rund um Schwangerschaft und Geburt. Allerdings ist dies keine Dauerlösung, sondern soll eine vorübergehende Notlage überwinden.

Die Rolle der Künstlersozialkasse (KSK)

Die Künstlersozialkasse (KSK) zahlt einen Zuschuss zur Krankenversicherung, sowohl zur PKV als auch zur GKV, sowie einen Rentenzuschuss. Allerdings sind Schauspielerinnen und Schauspieler selten in der KSK zu finden, da sie oft zwischen zeitweiser Festanstellung und Arbeitslosigkeit wechseln.

Was passiert, wenn man keine Krankenversicherung hat?

Im akuten Notfall wird zwar jeder in Deutschland behandelt, doch ohne Krankenversicherungsschutz bleibt der Patient auf den hohen Kosten sitzen. Eine Notoperation kann schnell in die Zehntausende gehen, was für die meisten Menschen ohne Versicherung nicht zu stemmen ist.

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Anwalt Ingo Lenßen erklärt, dass es zwar nicht strafbar ist, keine Krankenversicherung zu haben, aber es kann erhebliche finanzielle Konsequenzen haben. Wer nicht versichert ist, muss die Kosten der Krankheitsbehandlung selbst tragen. Auch wenn Ärzte verpflichtet sind, in Notfällen zu helfen, bedeutet dies nicht, dass die Behandlung kostenfrei ist.

Zudem laufen in der Zeit ohne Versicherung Beitragsschulden auf, die bei einer „Entdeckung“ nachzuzahlen sind, zuzüglich Säumniszuschläge. Die Nachzahlung wird ab dem Tag berechnet, an dem Versicherungspflicht bestanden hätte, also regelmäßig der 1.1.2009.

Handlungsmöglichkeiten bei fehlender Krankenversicherung

Philipp Opfermann, Versicherungsexperte bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, rät dringend: "Das Schlechteste, was man machen kann, ist, nichts zu tun. Hier gilt es wirklich, aktiv zu werden und sich darum bemühen. Auch wenn das vielleicht mit Scham behaftet ist oder die Leute Angst haben, dass sie Beiträge nachzahlen müssen."

Es gibt verschiedene Handlungsmöglichkeiten:

  • Rückkehr zur vorherigen Krankenkasse: Ehemals gesetzlich Versicherte müssen zu der Krankenkasse zurück, bei der sie zuletzt versichert waren. Diese Krankenkasse hat die Pflicht, den Rückkehrer erneut zu versichern, unabhängig von seinem Gesundheitszustand.
  • Aufnahme in den Basistarif der PKV: Private Krankenversicherungen sind verpflichtet, Menschen ohne Versicherungsschutz bei sich zum Basistarif aufzunehmen, wenn die Voraussetzungen für eine Privatversicherung vorliegen und sie zuletzt privat versichert waren.
  • Sozialleistungen: Wer mittellos ist, kann staatliche Zuschüsse zur Krankenversicherung erhalten, wie Arbeitslosengeld, Hartz IV oder Bürgergeld. Das Amt zahlt die Hälfte, maximal bis zur Höhe des Basistarifs.
  • Familienversicherung: Wer mittellos und verheiratet ist, kann in die Familienversicherung des Ehepartners schlüpfen, unabhängig vom Alter.
  • Solidargemeinschaften: Es gibt Solidargemeinschaften in Form von Vereinen oder Unterstützungskassen, die ein Mischmodell aus GKV und PKV anbieten.

Forderung nach einer Bürgerversicherung

Der Fall Heinz Hoenig zeigt, dass Deutschland dringend eine einheitliche gesetzliche Krankenversicherung als Bürgerversicherung benötigt. Rentenberater und Rechtsanwalt Peter Knöppel von rentenbescheid24.de fordert die sofortige Einführung einer Bürgerversicherung, da das System der Zweiteilung der gesetzlichen Krankenversicherung dazu führt, dass viele Menschen im Alter nicht mehr in der Lage sind, die monatlichen Prämien in der PKV zu zahlen.

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