Wann beginnt die Lebkuchenzeit? Eine Reise durch Tradition und Kommerz

Die Frage, wann die Lebkuchenzeit beginnt, spaltet die Gemüter. Während die einen sehnsüchtig auf den Duft von Zimt und Nelken warten, können es andere kaum erwarten, die süßen Köstlichkeiten wieder aus den Regalen verschwinden zu sehen. Dieser Artikel beleuchtet die Geschichte des Lebkuchens, seine regionale Bedeutung und den Einfluss des Handels auf den Verkaufsstart der beliebten Weihnachtsleckerei.

Ein Blick in die Geschichte des Lebkuchens

Die Ursprünge des Lebkuchens reichen weit zurück. Bereits 350 v. Chr. wurden gewürzte Honiggebäcke schriftlich erwähnt. Archäologische Funde belegen, dass schon die alten Ägypter ähnliche Gebäckstücke als Grabbeigaben nutzten. Im Mittelalter entwickelten sich im Bäckerhandwerk unterschiedliche Spezialisierungen, darunter die der Pfefferkuchenbäcker, auch Lebküchler, Lebzelter oder Lebküchner genannt. Bis 1990 war der Pfefferkuchenbäcker sogar ein eigenständiger Ausbildungsberuf in der DDR.

Vielfalt der Namen und Macharten

Lebkuchen sind unter vielen Namen bekannt, darunter Pfefferkuchen, Printen, Lebzelten, Magenbrot oder Honigkuchen. Grundsätzlich werden zwei Macharten unterschieden: Braune Lebkuchen und Oblatenlebkuchen. Braune Lebkuchen werden direkt aus Teig geformt und gebacken, während Oblatenlebkuchen auf Oblaten gebacken werden. Typisch für alle Lebkuchen ist ein hoher Anteil an Süßungsmitteln, traditionell Honig, sowie kräftige Gewürze wie Anis, Fenchel, Ingwer, Kardamom, Koriander, Macis, Muskat, Nelken, Piment und Zimt.

Nürnberg als Lebkuchen-Hochburg

Nürnberg hat sich im Laufe der Jahrhunderte zu einer Hochburg der Lebkuchenherstellung entwickelt. Urkundlich wurde ein Nürnberger Lebküchner bereits im Jahr 1395 erwähnt. Im Jahr 1487 lud Kaiser Friedrich III. alle Nürnberger Kinder zu einer großen Bewirtung auf die Kaiserburg ein und beschenkte sie mit Lebkuchen, auf denen sein Bildnis abgedruckt war. Im 17. Jahrhundert wurde das Lebkuchengewerbe offiziell als eigenständiges Handwerk anerkannt.

Der Niedergang und die Wiederauferstehung

Der Dreißigjährige Krieg brachte einen schweren Niedergang für die Nürnberger Lebküchner, da sie keine Gewürze mehr erhielten. Die Gewerbefreiheit im Jahr 1867 brachte eine glückliche Wende, obwohl der Übergang von der handwerklichen zur industriellen Herstellung nicht sofort erfolgte. Die beiden Weltkriege stellten die Nürnberger Lebkuchenindustrie erneut vor große Herausforderungen. Im Ersten Weltkrieg herrschte Rohstoffknappheit, und im Dezember 1916 wurde das Backen feiner Lebkuchensorten als Luxus untersagt. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Nürnberger Lebkuchenindustrie stark beschädigt.

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Nürnberger Lebkuchen im Fernhandel

Die Nürnberger Lebküchner buken nicht nur für den lokalen Bedarf, sondern auch für den Fernhandel. Auf alten Handelsstraßen gelangten Nürnberger Lebkuchen "in alle Land" und trugen so zum guten Ruf der Stadt bei.

Der Elisenlebkuchen und seine Legende

Der Elisenlebkuchen ist eine besondere Spezialität, um die sich zahlreiche Mythen ranken. Der Sage nach hat er seinen Namen von Elisabeth, der Tochter eines Nürnberger Lebküchners, der für sie in ihrer Krankheit einen besonderen Lebkuchen kreierte. Damit aus einem Lebkuchen eine Elise wird, muss er zu großen Teilen aus Haselnüssen, Walnüssen und Mandeln bestehen. Ihr Mehlanteil darf maximal 10 % betragen. Kleine Lebküchnereien backen ihre Elisenlebkuchen häufig ganz ohne Mehl und mit einem sehr hohen Nussanteil.

Warum Nürnberg?

Die zentrale Lage Nürnbergs an wichtigen Handelsrouten ermöglichte den Zugang zu einer Vielzahl von Gewürzen, die im Mittelalter eine Seltenheit waren. Zudem war die Region reich an Honig, einem wichtigen Bestandteil der Lebkuchen. Die Rezepte für Lebkuchen waren den Mönchen der Gegend bekannt, die den haltbaren Honigkuchen zur Stärkung im Winter aßen.

Der frühe Verkaufsstart: EinBalanceakt zwischen Tradition und Kommerz

Heutzutage beginnt die Lebkuchenzeit in den Supermärkten oft schon im August. Dies führt regelmäßig zu Diskussionen unter den Verbrauchern. Zwei Drittel lehnen einen Verkaufsstart im August ab, wie eine Umfrage zeigt. Die Produktion der Lebkuchen läuft jedoch bereits seit dem Sommer, um die Süßigkeiten pünktlich ausliefern zu können.

Wirtschaftliche Aspekte des frühen Verkaufsstarts

Der Handel argumentiert, dass der frühe Verkaufsstart auf eine steigende Nachfrage der Verbraucher zurückzuführen ist. Mit dem Ende der Urlaubszeit steige das Interesse an Weihnachtsartikeln. Einige Händler berichten, dass sie in den Monaten September und Oktober deutlich mehr Weihnachtsgebäck verkaufen als im Dezember.

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Produktionszahlen und Export

Im Jahr 2023 wurden in Deutschland rund 86.800 Tonnen Lebkuchen hergestellt. Ein Drittel davon wurde zwischen Juli und September produziert. Knapp 22.500 Tonnen wurden exportiert, hauptsächlich nach Österreich, Polen und Frankreich.

Auswirkungen auf Preis und Qualität

Die gestiegenen Kosten für Zutaten, Energie und Logistik könnten sich auf die Preise für Weihnachtsgebäck auswirken. Ob die Lebkuchen in diesem Jahr teurer werden als im Vorjahr, bleibt abzuwarten. Geschmacklich gibt es jedoch keinen Unterschied, ob die Produkte im September oder im Dezember erworben werden.

Lebkuchen selbst backen: Ein Rezept für Sofort-Genuss

Wer dem Trubel des frühen Verkaufsstarts entgehen möchte, kann Lebkuchen auch selbst backen. Hier ist ein einfaches Rezept, das sofort weiche und saftige Lebkuchen garantiert:

Zutaten:

  • 300 Gramm Weizenmehl
  • 40 Stück Lebkuchenoblaten (ca. 5 cm Durchmesser)
  • 150 Milliliter Kaffee
  • 100 Gramm Orangeat / Zitronat (je ca. 50g)
  • 40 Gramm Butter (weich)
  • 200 Gramm brauner Zucker oder Vollrohrzucker
  • 2 mittelgroße Eier
  • 80 Gramm Honig (eher flüssige Sorte)
  • 200 Gramm gemahlene Mandeln oder Haselnüsse
  • 15 Gramm Lebkuchengewürz
  • 1 Esslöffel Kakaopulver
  • 3 Tropfen Bittermandelaroma
  • 2 Esslöffel Sonnenblumenöl oder Kokosöl
  • 3 Gramm Hirschhornsalz (⅕ Pck.)

Zubereitung:

  1. Kaffee machen und abkühlen lassen. Orangeat/Zitronat fein hacken.
  2. Weiche Butter mit Zucker verrühren, Eier einzeln unterrühren, Honig dazugeben.
  3. Mandeln, Lebkuchengewürz, Kakao, Bittermandelöl und Sonnenblumenöl zusammen mit dem Orangeat-Zitronat-Mix ebenfalls unterrühren.
  4. Hirschhornsalz in 1 Teelöffel kaltem Wasser auflösen und zum Kaffee geben.
  5. Kalte Kaffeemischung im Wechsel mit dem Mehl unter die Masse rühren.
  6. Teig in einer Schüssel oder Form mit Deckel einige Stunden, am besten über Nacht, im Kühlschrank ruhen lassen.
  7. Am nächsten Tag Ofen auf 180 Grad Ober- und Unterhitze vorheizen.
  8. Teig mithilfe einer Lebkuchenglocke auf die Obladen setzen oder mit einem Messer aufstreichen.
  9. Mit Abstand zueinander aufs Blech setzen und 15-16 Minuten backen.
  10. Lebkuchen abkühlen lassen und mit Schokoladenglasur oder Kuvertüre überziehen. Mit Zuckerdekor verzieren.

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