Pralinen und Baden-Baden: Eine süße Geschichte
Baden-Baden, eine Stadt, die für ihre Eleganz und Geschichte bekannt ist, bietet weit mehr als nur Kasinos und Thermalbäder. Ein Spaziergang durch die autofreie Innenstadt, vorbei am Kurpark und der Lichtentaler Allee, offenbart eine Welt voller Charme und Tradition. Die Lichtentaler Allee, eine riesige Gartenanlage, die einst von Adel und Intellektuellen als Flaniermeile genutzt wurde, führt direkt zu einigen der bemerkenswertesten Orte der Stadt.
Das Café König: Eine Institution seit 1898
Am nördlichen Ende der Lichtentaler Allee gelegen, ist das Café König eine Institution, die seit 1898 besteht und zu den renommiertesten Kaffeehäusern Europas zählt. In diesem altehrwürdigen Kaffeehaus scheint die Zeit stillzustehen. Zu Nostalgie und Charme wird höchste Produktqualität serviert, unter der Regie der Confiserie Gmeiner. Das 1898 gegründete Familienunternehmen Gmeiner hat 2020 mit der Confiserie im Rumpelmayer eine weitere renommierte Adresse in Baden-Badens Kurhaus-Kolonnaden übernommen. Gmeiner zählt zu den besten Konditoren und Chocolatiers Europas.
Die Confiserie Rumpelmayer selbst ist seit über 100 Jahren ein Umschlagplatz für die besten Schokoladen der Stadt. Vor einigen Jahren wurde das entzückende Süßwarengeschäft von der Gmeiner Konfiserie übernommen. Legendäre Roulettekugel-Pralinen oder feine Kurgarten-Kastanien kann man hier immer noch kosten.
Museen an der Lichtentaler Allee: Kunst und Kultur
Direkt an der Lichtentaler Allee befinden sich einige tolle Museen, darunter das Museum Frieder Burda und die Staatliche Kunsthalle. Das Museum Frieder Burda ist ein Garant für super Ausstellungen moderner Kunst aus dem 20. und 21. Jahrhundert. Das lichtdurchflutete Haus wurde 2004 von Richard Meier realisiert und passt optisch perfekt in die Parklandschaft. In der Kunsthalle gleich nebenan liegt der Fokus ebenfalls auf Gegenwartskunst.
Der Merkurberg: Panoramablick über Baden-Baden
Die Merkur Bergbahn hantelt sich seit 1913 auf den Merkurgipfel. Oben angekommen, erklettert man am besten gleich den Merkurturm oder lässt sich mit dem Aufzug die 23 Meter in die Höhe kutschieren. Von oben hat man eine bombastische Aussicht über die Stadt, die Rheinebene und das Murgtal. Am Gipfel des Merkurbergs gibt es auch einen netten Biergarten zum Pausemachen.
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Das Casino Baden-Baden: Mehr als nur Glücksspiel
Mit Bling-Bling und protzenden Oligarchen hat das Casino Baden-Baden reichlich wenig am Hut. Hier fühlt man sich eher wie in einem französischen Schloss. Das Casino ist eines der schönsten in Deutschland und das Flair innen drinnen einzigartig: Die Wände sind rot ausgesamtet, von der Decke hängen riesige Kronleuchter über den Poker- und Roulettetischen. Gültigen Reisepass oder Personalausweis und eine passende Garderobe braucht man aber auf jeden Fall, um hinein zu kommen. Männer können sich zur Not ein Sakko am Eingang ausborgen.
Das Neue Schloss: Eine Aussichtsterrasse für sich allein
Das Neue Schloss ist privat, also ist der Zutritt leider nicht erlaubt. Die gute Nachricht ist aber, dass es oben eine feine Aussichtsterrasse gibt, zu der sich nur ganz wenige TouristInnen verirren, die man also fast immer ganz für sich alleine hat. Schloss und Terrasse befinden sich auf dem mediterranen Florentinerberg mitten in der Altstadt. Hinauf kommt man am besten über die wunderschöne, alte Fußgängertreppe "Schloßstaffeln".
Baden-Baden als Bäderstadt: Entspannung pur
Wenn man in Baden-Baden ist, muss man zumindest einmal baden gehen. Die Stadt sprudelt nämlich nur so von heilendem Thermalwasser. Eine der zwei großen Thermen ist die Caracalla Therme (Nummer zwei ist das Friedrichsbad). Keine fünf Minuten im Heißwasserbecken und jegliche Muskelverspannung ist dahin. Danach hüpft man am besten ins Kaltwasserbecken und von hier dann direkt in die Solekammer. Zwischendurch sollte man unbedingt ein Nickerchen machen oder zumindest kurz in der Meditationssauna relaxen! Das Thermalwasser kommt übrigens aus 2000 Metern Tiefe und ist eines der mineralreichsten Wasser in Baden-Württemberg. Ach ja, unbedingt Badesachen und Handtuch einpacken.
Das Festspielhaus Baden-Baden: Weltklasse-Musik
Das Festspielhaus in Baden-Baden kann locker mit den großen Häusern auf dieser Welt mithalten. Es ist das größte Opernhaus in Deutschland und gehört zu den absoluten Topadressen für klassische Musik in Europa. Der Pianist Grigory Sokolov und die Jazzlegende Cassandra Wilson gehen hier praktisch ein und aus. Auch der Moskauer Kathedralchor war schon da, Anna Netrebko, Anne Sophie Mutter, die Berliner Philharmoniker. Ballett und viele andere Shows stehen auf am Programm. Tickets für die Vorstellungen organisiert man sich am besten schon ein paar Tage im Voraus.
Das Rebland: Weinbaugebiete rund um Baden-Baden
Das Rebland, das Baden-Baden umgibt, ist ein herrliches Platzerl für einen kurzen Ausflug und zählt zu den größten Weinbaugebieten in Deutschland. Hier wächst der beste Wein der Umgebung und viele WinzerInnen betreiben feine Vinotheken und schöne Weingüter, die man besuchen kann. Eine Liste mit schönen Weinkellereien findet man hier, darunter auch das Schloss Neuweier mit dem tollen Restaurant und das Weingut Nägelsförst. Genussdreieck nennen die Locals übrigens die drei Weindörfer Varnhalt, Steinbach und Neuweier.
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Die Battertfelsen: Wanderungen mit Aussicht
Zirka eine Stunde dauert die Wanderung von der Innenstadt auf die Battertfelsen. Das Alte Schloss, das sich an seinen westlichen Abhängen befindet, ist so alt, dass es schon ohne Dach auskommen muss und eigentlich eine Ruine ist. Diese sehr, sehr schöne Ruine strahlt aber auch viel Kraft aus. Wenn man durch das Alte Schloss dem kleinen Trampelpfad folgt, kommt man direkt auf den Batterfelsen Rundweg. Der Weg führt idyllisch durch den Wald und hat immer wieder kleinen Abzweigungen zu irren Aussichtspunkten mit Blicken über die Stadt und in den Schwarzwald hinein. Die Runde selbst dauert nochmal zwei Stunden. P.S. Man kann zum Alten Schloss auch mit dem Auto anrollen.
Pralinenmanufakturen und ihre Geschichten
Neben den bekannten Confiserien gibt es auch kleine, feine Pralinenmanufakturen, die mit regionalen Zutaten und viel Liebe zum Detail hochwertige Köstlichkeiten herstellen. Ein Beispiel hierfür ist die Geschichte von Egbert Laifer und seiner Moospfaff-Praline.
Die Geschichte der Moospfaff-Kugel
In einem kleinen Dorf im Kinzigtal wird seit fünf Jahren hochwertiges Naschwerk in Deutschlands wohl kleinster Pralinenmanufaktur hergestellt. Für Koch und Konditor Egbert Laifer sind die runden Köstlichkeiten eine Liebeserklärung an seine Heimat, für seine Kunden sind sie ganz einfach ein Genuss. Die Geschichte der Sagengestalt aus Nordrach im Kinzigtal wurde zu Egbert Laifers ganz persönlicher Erfolgsgeschichte. Bereits die Großmutter erzählte ihm die Sage vom Moospfaff, einem Mönch, der in den Wäldern der Moos, dem Gebirgszug, der das Renchtal vom Kinzigtal trennt, sein Unwesen treiben würde.
An einem Dezembertag im Jahr 2008 wurde der damals 41-Jährige von seiner Tante - zu dieser Zeit Tourismusbeauftragte von Nordrach - gefragt, ob er nicht eine Moospfaff-Praline entwickeln könnte. Im März 2013 präsentierte der Konditor seine Moospfaff-Kugel: eine Vollmilch Ganache mit Honig, Nuss-Nougat und Walnusslikör, ummantelt von Pistaziensplittern, die das Moos im Namen widerspiegeln sollen, im Gaumen aber wesentlich geschmacklicher daherkommen. Nur sieben Monate später eröffnete Egbert Laifer das Geschäft „Choco-L“ in seinem Heimatort.
Choco-L: Eine Puppenstube voller Köstlichkeiten
Beim Hineingehen zieht man reflexartig den Kopf ein, bevor man die Treppenstufe in das etwa 20 Quadratmeter Ladengeschäft hinabsteigt. Und plötzlich steht man in einer prallgefüllten Puppenstube: antike Holzkommoden lehnen sich an rustikale Bauernschränke, darauf und darin stehen regionale Liköre und Schnäpse neben Töpferware und Dekoartikeln aus der Nachbarschaft. Überall begegnet einem die Gestalt des Moospfaffs. An den Wänden dokumentieren in große Rahmen gefasste Fotografien, wer schon alles in den Genuss von Laifers kleinen Köstlichkeiten gekommen ist. Am hinteren Ende der „Puppenstube“ sind die Köstlichkeiten aufgereiht, nach denen es im ganzen Laden duftet: Laifers Pralinensortiment.
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Regionale Zutaten und Handarbeit
Zusammen mit seinem Team produziert und verkauft Egbert Laifer seine Pralinen täglich frisch. Die Zutaten kommen, soweit möglich, aus der Region, die 70 prozentige Zartbitter-Kuvertüre aus Belgien. Konservierungsstoffe, künstliche Aromen, Farbstoffe und sogenannter Läuterzucker haben in den Laifer Pralinen nichts verloren.
Kunst und Kuchen: Das Café König und seine Geschichte
Ein weiteres Kapitel in der Geschichte der Baden-Badener Kaffeehauskultur ist die des Café König und seines ehemaligen Besitzers Alfred Greisinger. Greisinger hatte ein Rezept, das er schon im Augsburger „Café Drexl“ ausprobiert hatte: Kunst und Kuchen nennt er das Konzept seiner Ausstellungs-Gastronomie für den gehobenen Kunden. Er kaufte Werke von Beuys, Cragg, Droese, Judd, Warhol. Kunst und Kuchen; die Alliteration macht das Programm gleich doppelt edel.
Leider mundete die eigenwillige Mischung der Zutaten den gehobenen Kunden des ausgehenden zwanzigsten Jahrhunderts nicht so, wie der Kaffeehauskünstler sich das vorgestellt hatte. Die Tortenesser interessierten sich nur für die Torten, und die Größen des Kunstmarktes hielten Diät. Fernsehschauspieler schauten weiterhin im „Café König“ vorbei, wohl wahr. Der Espresso ist einzigartig, die heiße Schokolade fantastisch. Der gründerzeitliche Raum, ausgeschmückt mit allerlei Plüschdekor, hat noch jeden Banausen beeindruckt. Nicht zu vergessen die Torten. Aber Baden-Badens Millionäre mochten den Beuys nicht, den Droese und den Judd nicht. Kunst im Kaffeehaus, muss das sein? Antiquitäten aus dem 18. und 19. Jahrhundert, gewiss! Die Modernen sind abgehängt, eine Büste Napoleons steht über dem Kamin. Der Kaffeehauskünstler hat seine Sammlung zum richtigen Zeitpunkt verkauft.
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