Pea Schokolade bei Aldi und die vegane Welt: Eine kritische Betrachtung

Die vegane Bewegung hat in den letzten Jahren enorm an Bedeutung gewonnen. Immer mehr Menschen entscheiden sich, zumindest zeitweise, für eine Ernährung ohne tierische Produkte. Gründe dafür sind vielfältig: Tierwohl, Klimaschutz und Nachhaltigkeit spielen eine zentrale Rolle. Supermärkte und Discounter reagieren auf diesen Trend mit einem stetig wachsenden Angebot an vegetarischen und veganen Produkten. Auch Aldi und Penny haben längst eigene vegane Linien ins Sortiment aufgenommen. Doch was steckt wirklich hinter diesen Produkten und wie nachhaltig sind sie tatsächlich?

"Food For Future" von Penny: Eine kritische Analyse

Penny hat mit "Food For Future" eine neue Eigenmarke mit ausschließlich pflanzlichen Produkten auf den Markt gebracht. Auf den ersten Blick ist das ein positives Signal, doch bei näherer Betrachtung offenbaren sich einige Schwachstellen.

Kritikpunkt 1: Eigenmarke oder Rebranding?

Viele der "Food For Future"-Produkte wirken vertraut. Es handelt sich oft um Produkte, die bereits bei anderen Discountern und Supermärkten erhältlich sind. Von einer echten Eigenmarke würde man mehr Exklusivität und Innovation erwarten. Ein Blick auf die Verpackungsrückseiten bestätigt diesen Eindruck: Oft stecken bekannte Hersteller hinter den Produkten, die lediglich in einer neuen Verpackung angeboten werden.

Ein Beispiel hierfür ist der "Pea Burger", der bereits zuvor bei Rewe und Penny erhältlich war. Unter dem "Food For Future"-Label wird er nun in einer neuen, blauen Verpackung angeboten, wobei es sich aber um exakt denselben Burger zum gleichen Preis handelt. Die Auswahl der Produkte ist zwar gut, doch der Claim der Pressemitteilung, es handle sich um die "erste warengruppen-übergreifende vegane Eigenmarke im Discount", wirkt angesichts dessen etwas übertrieben.

Kritikpunkt 2: Die Hersteller hinter den Produkten

Die Recherche nach den Herstellern hinter den "Food For Future"-Produkten offenbart ein weiteres Problem. Einige der Namen, die dabei auftauchen, sind durchaus kritisch zu sehen.

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Ein besonders prominentes Beispiel ist die "Wiesenhof Geflügelwurst GmbH & Co. KG", die hinter der veganen Fleischwurst von "Food For Future" steckt. Zwar ist es Wiesenhof positiv anzurechnen, dass sie sich (im Gegensatz zum Deutschen Fleischerverband) dafür aussprechen, vegane Wurst auch als solche zu bezeichnen, da sie den traditionellen Wurstprodukten im Geschmack nachempfunden ist. Allerdings ist Wiesenhof auch der größte Geflügelzüchter und -Verarbeiter Deutschlands und stand in der Vergangenheit immer wieder wegen Tierquälerei in der Kritik. Hinter Wiesenhof steht die Lohmann & Co. AG (PHW-Gruppe).

Auch die Allfein Feinkost GmbH & Co. KG, die beispielsweise die veganen Nuggets und Mini-Schnitzel von "Food For Future" herstellt, gehört zu Wiesenhof.

Kritikpunkt 3: Das Kleingedruckte und die Verfügbarkeit

Die anfängliche Begeisterung über die neue, vegane Eigenmarke von Penny wich schnell der Ernüchterung, als die Pressemitteilung genauer gelesen wurde. Viele der Produkte sind nämlich gar nicht dauerhaft im Sortiment erhältlich.

Laut Pressemitteilung sind lediglich "veganes Hack" und "vegane Burger Patties" auf Basis von Erbsenproteinen dauerhaft erhältlich. Im Oktober folgten dann "Pea Burger" und "Rice Nuggets" im Tiefkühlbereich. Andere Produkte, wie vegane Pizzen, Mini-Schnitzel oder Schokolade, sind lediglich als Aktionsprodukte erhältlich.

Vegan-Trend im Einzelhandel: Mehr als nur Moral?

Penny begründet die Einführung der veganen Eigenmarke unter anderem mit dem wachsenden Anteil an Flexitariern in der Bevölkerung. Laut des aktuellen Ernährungsreports des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft bezeichnen sich 55 Prozent der Befragten als Flexitarier und verzichten daher regelmäßig auf Fleisch und greifen zu tierfreien Lebensmitteln.

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Es regiert also das Gesetz des Marktes: Nur wer die Nachfrage bedient, kann auf dem Markt überleben. Ob Supermärkte, Discounter und andere Handelskonzerne wirklich als moralisch agierende Instanzen gesehen werden können, ist fraglich.

Die Macht des Konsumenten: Mit dem Kassenzettel zur veganen Zukunft

Die gute Nachricht ist, dass jeder Konsument durch seinen Einkauf eine Stimme hat. Durch den bewussten Kauf von veganen Produkten kann die Nachfrage gesteigert und somit das Angebot in den Supermärkten erweitert werden.

Alternativen zu Fleischersatzprodukten

Viele Fleischersatzprodukte stehen in der Kritik, da sie die Konsistenz und den Geschmack von echtem Fleisch oft nur durch den Einsatz von Fett, Salz und Aromen erreichen. Gesündere und nachhaltigere Alternativen sind selbstgemachte Gemüsebratlinge, reiner Tofu oder Produkte aus Seitan.

Aldi und der Vegan-Trend

Auch Aldi hat den Vegan-Trend erkannt und mit "mein Veggie Tag" eine eigene Marke ins Sortiment aufgenommen. Aldi Süd bietet über das Jahr verteilt über 600 als vegan gekennzeichnete Produktsorten an. Auch Aldi unterstützt den Veganuary seit 2020 und hat die Kampagne im Januar 2022 bereits zum dritten Mal in Folge begleitet.

Das vegane Sortiment bei Aldi erstreckt sich über nahezu alle Warenbereiche - von veganen Kokos- oder Mandeldrinks über herzhafte Brotaufstriche und pflanzliche Fleischersatzprodukte bis hin zu Weinen, Säften und Süßwaren. Unter der veganen Produktlinie "The Wonder" der Eigenmarke "Mein Veggie Tag" sind viele unterschiedliche Fleischalternativprodukte, von veganen Burger-Patties bis zu Chunks, erhältlich. Aldi wirbt damit, dass die Tiefkühl-Artikel der "The Wonder vegane Vielfalt"-Produktlinie nicht nur vegan, sondern auch klimaneutral hergestellt sind.

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Milchalternativen im Fokus

Die Handelsunternehmen führen mittlerweile eine Vielzahl an Milchalternativen. Dazu zählt bei Aldi Süd zum Beispiel der Gut bio Haferdrink und der Gut bio Mandeldrink. Die Entwicklung der letzten 12 Monate zeigt, dass die Milchalternativen sehr gefragt sind bei den Kunden, besonders der Haferdrink.

Fazit

Der Vegan-Trend ist ungebrochen und hat längst die Supermärkte und Discounter erreicht. Während das wachsende Angebot an veganen Produkten grundsätzlich positiv zu bewerten ist, ist es wichtig, kritisch zu hinterfragen, was wirklich hinter den Produkten steckt. Die Wahl der Hersteller, die Verfügbarkeit der Produkte und die Inhaltsstoffe sollten bei der Kaufentscheidung berücksichtigt werden. Letztendlich liegt es an jedem Konsumenten selbst, durch seinen Einkauf eine nachhaltige und ethisch vertretbare vegane Zukunft zu gestalten.

Ergänzungen zu Inhaltsstoffen und Zusatzstoffen

Im Kontext der veganen Ernährung und der Inhaltsstoffe von Produkten ist es sinnvoll, einige der häufig verwendeten Stoffe genauer zu betrachten:

  • Süßungsmittel (Maltit): Maltit (E 965) ist ein Zuckeraustauschstoff, der durch Hydrierung von Maltose hergestellt wird. Er wird vor allem in zuckerfreien und kalorienreduzierten Lebensmitteln verwendet. In großen Mengen kann er abführend wirken und zu Bauchschmerzen und Blähungen führen.

  • Hydrolysiertes Weizenprotein: Wird als Feuchthaltemittel und zur Verbesserung der Textur verwendet.

  • Feuchthaltemittel (Glycerin): Glycerin (auch Glycerol oder Glyzerin) ist ein Zuckeralkohol und der einfachste dreiwertige Alkohol. Er ist in allen natürlichen Fetten und fetten Ölen chemisch gebunden und spielt eine zentrale Rolle in verschiedenen Stoffwechselprozessen.

  • Erbsenprotein: Wird als pflanzliche Proteinquelle in vielen veganen Produkten verwendet.

  • Schokoladenstückchen mit Süßungsmittel (Maltit): Kakaomasse und Maltit werden kombiniert, um zuckerreduzierte Schokoladenstückchen herzustellen.

  • Gummi arabicum: Gummi arabicum wird aus dem Harz verschiedener Akazien-Bäume gewonnen und dient als Verdickungsmittel und Stabilisator.

  • Natriumcarbonate: Sie sind häufig in Backpulver enthalten und regulieren den pH-Wert von Lebensmitteln, damit sie nicht zu sauer oder zu alkalisch werden.

Die Vielfalt der Ernährungsformen

Es ist wichtig zu verstehen, dass es innerhalb des vegetarischen und veganen Spektrums unterschiedliche Ausrichtungen gibt:

  • Ovo-Lacto-Vegetarier: Sie verzehren tierische Lebensmittel von lebenden Tieren (z.B. Milch, Eier), aber kein Fleisch.
  • Pescetarier: Sie verzichten auf Fleisch, essen aber Fisch und Meeresfrüchte.
  • Veganer: Sie ernähren sich rein pflanzlich und verzichten auf alle tierischen Produkte.
  • "Pudding-Veganer": Sie ernähren sich rein pflanzlich, konsumieren aber meist stark verarbeitete Lebensmittel und Fertiggerichte.

Die Rolle des Handels

Der Handel hat eine entscheidende Rolle bei der Förderung einer nachhaltigen und ethisch vertretbaren Ernährung. Dies umfasst:

  • Transparente Kennzeichnung: Klare und verständliche Kennzeichnung von veganen Produkten.
  • Nachhaltige Beschaffung: Auswahl von Herstellern, die Wert auf Tierwohl, Umweltschutz und faire Arbeitsbedingungen legen.
  • Förderung von Bio-Produkten: Ausbau des Angebots an Bio-Produkten, die nachweislich umweltfreundlicher produziert werden.
  • Reduzierung von Lebensmittelverschwendung: Maßnahmen zur Reduzierung von Lebensmittelverschwendung entlang der gesamten Wertschöpfungskette.

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