Operation Zucker: Jagdgesellschaft Fortsetzung Teil 2 – Eine Analyse der Handlung und der erschütternden Realität
Der Fernsehfilm "Jagdgesellschaft", eine Fortsetzung von "Operation Zucker", behandelt erneut das brisante Thema Kinderprostitution in Deutschland. Der Film schildert eine fiktive Geschichte, die jedoch auf erschütternden Fakten und jahrelanger Recherche basiert. Dieser Artikel beleuchtet die Handlung des Films, die Hintergründe und die damit verbundene Realität des Kinderhandels und sexuellen Missbrauchs in Deutschland.
Handlung
Karin Wegemann (Nadja Uhl), ehemals LKA-Beamtin, arbeitet nach den Ereignissen von "Operation Zucker" als Dozentin an einer Polizeischule. Ihre Vergangenheit holt sie ein, als sie den Journalisten Maik Fellner (André Szymanski) trifft. Fellner, der seit Jahren über Kinderhandel recherchiert, setzt Wegemann unter Druck. Er erzählt ihr von einer 14-jährigen Zeugin, die ihn auf die Spur eines Kinderhändlerrings in Potsdam gebracht hat. Wegemann kehrt zum LKA zurück und lässt sich nach Brandenburg versetzen, um mit ihrem Potsdamer Kollegen Ronald Krug (Mišel Matičević) zu ermitteln.
Die Ermittlungen führen Wegemann zu dem angesehenen Bauunternehmer Kai Voss, der mit seiner Frau ein scheinbar perfektes Familienleben führt. Doch hinter der Fassade verbirgt sich ein grausames Geheimnis: Die beiden Mädchen, die bei ihnen leben, sind nicht ihre Töchter, sondern Opfer eines Kinderhändlerrings. Sie werden für Sex-Partys missbraucht.
Mit Hilfe von Victor, dessen Freundin Laura ebenfalls in den Kinderhändlerring verwickelt ist, wird Wegemann auf die zehnjährige Lucy aufmerksam. Das Mädchen sitzt auffällig geschminkt am Bahnsteig, als Kai Voss auftaucht und sich als ihr Vater ausgibt. Obwohl Krug und Staatsanwalt Mack für Voss bürgen, ahnt Wegemann, dass etwas nicht stimmt.
Hintergrund und Realität
"Jagdgesellschaft" ist nicht nur ein fiktiver Krimi, sondern basiert auf jahrelanger Recherche der Drehbuchautorin Ina Jung, die seit 28 Jahren beim Bayerischen Rundfunk arbeitet und sich intensiv mit den Themen Misshandlung und sexueller Missbrauch auseinandersetzt. Jung betont, dass der Film die Realität nur andeutet und dass die tatsächlichen Verhältnisse noch viel schlimmer sind.
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Jung recherchierte jahrelang im Fall der verschwundenen Peggy Knobloch. Jungs Anschuldigungen unterstützt auch Julia von Weiler, Psychologin und Vorstand der Kinderschutzorganisation "Innocence in danger". Der Film sei sehr nah an der Realität, nur dass es eigentlich noch viel schlimmer sei, sagte sie am Mittwochabend in der Talkshow "Maischberger".
Die Autorin betont, dass es die "Jagdgesellschaft", wie sie im Film genannt wird, wirklich gibt. Kinder werden in Kofferräumen transportiert und Opfer ritueller Gewalt. Sie werden manipuliert und "programmiert", sodass sie den Missbrauch als normal empfinden und jegliche Fluchtgedanken unterdrückt werden.
Oft werden die Kinder Zeugen von Gewalt und Mord, um sie gefügig zu machen. Die Täter sind nicht nur Pädophile oder Satanisten, sondern Menschen, die Macht ausüben, andere klein halten und sich durch die Zerstörung von Kinderseelen besser fühlen wollen.
Jung berichtet, dass Familien ihre Kinder an die Peiniger verkaufen oder sie explizit für den Menschenhandel zeugen. Die Kinder werden zu einer Ware, die nur für den Missbrauch geboren wird. Dies ist keine Geschichte, die nur in anderen Ländern stattfindet, sondern ein Problem, das es überall gibt.
Konkrete Zahlen über die Anzahl der Kinder, die in Deutschland zur Prostitution gezwungen werden, liegen nicht vor. Laut Kriminalstatistik wird in Deutschland alle 37 Minuten ein Kind missbraucht. 2014 wurden pro Woche zwei Kinder Opfer eines Tötungsdeliktes. Jung hält diese Zahlen für viel zu niedrig, da die Dunkelziffer bei Missbrauchsfällen riesig ist.
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Selbst wenn sich die Opfer öffnen, stoßen sie oft auf Widerstand. Im Schnitt müssen die Kinder mit sechs bis acht Personen sprechen, bis ihnen geglaubt wird. Viele entwickeln eine dissoziative Persönlichkeit, um den Missbrauch ertragen zu können.
Die Herausforderungen der Ermittlung und der Kampf gegen das Netzwerk
Die Produzentin Gabriela Sperl betont, dass das Thema Kinderprostitution in Deutschland einen politischen Nerv trifft. Nach dem Erfolg von "Operation Zucker" stellte sich die Frage, wo der neue Schmerzpunkt ist und wo man insistiert. Es sollte keine einfache Krimireihe etabliert werden, sondern ein Film, der ein Bewusstsein für Frauen- und Kinderschutz schafft.
Sperl fühlte "fast eine moralische Verpflichtung", das Thema nicht ruhen zu lassen.
Die Journalistin Ina Jung bezeichnet das Netzwerk hinter der Pädophilen-Gewalt als Imperium, das viel größer und einflussreicher ist, als man denkt. Menschen, die dieses Netzwerk bekämpfen wollen, verlieren oft ihren Job, werden versetzt oder krank.
Der Film bietet am Ende einen kleinen Hoffnungsschimmer, dass die Täter gefasst werden. Dies sei jedoch das einzig Fiktionale an der Geschichte, so Jung. Sie glaubt, dass man die Täter niemals stoppen kann, weil sie zu einflussreich und gut vernetzt sind. Es wird immer an Beweisen fehlen.
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Die Hoffnung, das Treiben zu beenden, hat die Journalistin schon lange nicht mehr. Das Einzige, was man tun kann, ist, den Opfern zu helfen und ihnen eine Stimme zu geben. Der Film soll dazu beitragen, dass den Kindern eher geglaubt wird und sie nicht mehr als Einzelfälle abgetan werden. Er soll auch dem Täterkreis zeigen, dass sie erkannt sind und dass es Namen gibt, die in Tresoren bei Rechtsanwälten liegen und publik gemacht werden können.
Stilmittel und Intention
Regisseurin Sherry Hormann und ihr Cast legen Wert darauf, "Berührungsängste abzubauen, zum Hinschauen zu verführen". Sie ist sich bewusst, dass der Blick in die Abgründe der eigenen Gesellschaft schmerzhaft ist, betont aber, dass sich nichts ändern wird, wenn man wegschaut.
Den Produzentinnen ist es wichtig, dass der Film weder gefühlig-schmalzig noch voyeuristisch-reißerisch daherkommt. Sie setzen auf Nüchternheit, um die Zuschauer nicht zu überfordern, sondern zum Nachdenken anzuregen.
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